[320] Auf dem einfältig verliebten Simplicium
Wie läufft Simplicius durch alle Straß- und Gassen,
Der Hahn kan warlich nicht so auf die Hühner passen.
Seht! wie der arme Tropff nach seiner Göttin rennt,
Und vor Begierde recht wie warmer Grütze brennt.
Geschicht es, daß er nicht sein Mägdgen kan erblicken,
So heist die Sehnsucht ihn nach ihr viel Seuffzer schicken,
Sein halb verwelcktes Hertz bricht in die Klagen aus:
Ach Engel, sieh doch nur zu deinen Fenster raus!
Er suchet ihrer Magd beweglich zu erzehlen,
Wie sich sein matter Geist muß um Rosildgen quälen,
Und spricht in voller Angst: Nimmt sie sich meiner an,
So fordre sie davor, womit ich dienen kan.
[321]Vernimmt Rosildgen denn sein toll verliebt Beginnen,
So weiß sie alsobald ein Mittel auszusinnen,
Damit sie seine Pein und ihre Lust vermehrt,
Eh ihm der Haasen-Schroth noch das Gehirn versehrt.
Sie macht, daß alsobald ein Hauben-Stock erscheinet,
Und weil der tolle Geck in seinen Hertzen meynet,
Daß diß die Schöne sey, so schwenckt er seinen Hut
So tieff, daß er damit dem Pflaster Schaden thut;
Doch wann er sich erhohlt und zu sich selber kommen,
So zweifelt er, ob sie den Gruß wohl aufgenommen;
Warum? er mercket erst, daß sie sich nicht geneigt,
So tieff er doch vor ihr im Scharrfuß sich gebeugt.
Ja, weil er vollends gar zu seinen Schimpff ersiehet,
Daß man den Hauben-Stock mit List zurücke ziehet,
Und daß es in der That nicht sein Rosildgen ist,
So schämt er sich, daß er den Klotz so tieff gegrüßt.
[322]Er sieht sich ängstlich um, ob auch das Volck gesehen,
Was vor ein toller Streich ihm durch Betrug geschehen,
Und schleicht, diß billig ist verliebter Hasen Lohn,
Wie ein begoßner Hund, so still er kan, davon.