23. Brief

Erlaube, daß mein Blat sich in dein Zimmer wagt,
Und dir, o Fürstinn nur von meiner Ehrfurcht sagt.
Dein himmlicher Verstand, dein gnädiges Bezeigen
Will meine Vorstellung bey weitem übersteigen.
Durchlauchtigste, du kennst so Kunst als Wissenschaft,
Der Dichtkunst reinen Thon, Geist, Feuer, Nachdruck, Kraft.
So laß mich dieses mal ein gnädig Auge finden.
Mich soll itzt nicht der Zwang gesuchter Worte binden.
Bloß Fürstinn, dein Befehl soll mein Gesetze seyn.
Der spricht mir selbst den Muth dir zu gehorchen ein;
Weil sich dein hoher Blick nach meinen Schriften lenket,
Und ihnen Glanz und Werth durch diese Gnade schenket,
Dein Beyfall, Fürstinn, ist vor mich der gröste Schatz.
Den Büchern gönne nur auch den geringsten Platz.
Durchlauchtigste, könnt ich das Glück vor sie geniessen,
In Unterthänigkeit dir Hand und Rock zu küssen.
Itzt nehm ich einen Freund zu meinem Beystand an
Der mir dein Gnädig seyn zum ersten kund gethan;
Und wenn es dir gefällt, so wirst du von ihm hören,
Daß deine Huld mich zwingt dich ewig zu verehren.
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Ziegler, Christiana Mariana von. Gedichte. Gedichte. Briefe. 23. Brief. 23. Brief. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-B115-0