[188] 31. Auff den Käyser Zeno
Fußnoten
1 Als weil er sich jetz und zum erstenmahl erkant. Mich dünckt, es stecke mehr Witz und Verstand in diesem einfältigen Schluss, als wenn man in demselben auff weit her gesuchte Gründe, ein Wort gegen das andere, und den Verstand derselben, so zu sagen, wider die gesunde Vernunfft gehetzet hätte. Nichts wäre bey dieser Ungemeinen Begebenheit leichter als dieses gewesen. Zeno war in seinem Pallast allezeit voll, und ward nicht ehe nüchtern, als biss er in seine Grufft getragen worden. Wie viel wunderbahre Schlüsse könte man nicht hieraus machen, als zum Beweiss:
Dass da das Grab sonsten die Könige andern Menschen gleich, so hätte es hier den König erst zu einem Menschen gemachet.
Dass Zeno zu leben angefangen an dem Ort, wo alle andre ihr Leben enden.
Dass sich alle vor Zeno auff dem Thron, er aber im Grabe vor sich selbsten gescheuet habe.
Dass als er im Grabe nüchtern geworden, und folgends seinen Zustand betrachtet, so habe er sich darüber so sehr entsetzet, dass man sagen können, er sey darum nur zu seinem Sinnen gekommen, damit er derselben gäntzlich beraubet würde.
Oder, er sey darüber so sehr erschrocken, dass er mehr einer Leiche als einem lebendigen Menschen ähnlich gewesen, und folgends hernach mehr todt aus der Grufft, als lebendig hinein getragen worden.
Ob nun gleich dergleichen Einfälle in einer Uberschrifft nicht allein erduldet, sondern auch ihre sonderliche Annehmlichkeit haben, so hat man dennoch oberwehnten Schluss allen andern vorgezogen, theils weil er ohne Zwang von der Natur der Sache geflossen, theils weil er mehr saget, als er gleich Anfangs zu sagen scheinet, und folgends einem nachdenklichen Leser so zu sagen die Ehre der Erfindung lässt. Quaedam non prolata, majora videntur, et potius in suspicione relicta. Nonnulla relinquenda auditori, quae suo marte colligat. Demet. Phal. de Elocut.