Kaiser Karl

Herr Kaiser Karl, der fromme Mann,
Ließ viele Menschen zu Tode schlahn;
Er schlug sie tot um das Christentum:
Das brachte ihm ungeheuren Ruhm.
Und saß zu Aachen in seiner Pracht,
Im Wams aus Otternfell gemacht;
Und alle Völker nah und fern,
Die beugten sich dem gewalt'gen Herrn
Und brachten Geschenke aus aller Welt,
Viel Gold und Seiden und Gezelt;
Ihm bracht der Kalif aus Morgenland
Eine Uhr und einen Elefant.
Doch Kaiser Karl, der fromme Held,
Er sprach: »Was nutzt mir Gold und Geld,
Was soll der fremde Elefant? –
Hab schönre Dinge im eignen Land!«
Und zog hinauf den grünen Rhein,
Und pflanzte die Rebe zu Ingelheim;
Und pflegte sie mit derselben Hand,
Die hundert Völker überwand,
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Ja pflegte sie mit der blutroten Hand,
Die hundert Völker überwand –
Und dies ist der Grund, daß zu Ingelheim
Noch heute wächst der blutrote Wein.
[262]

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TextGrid Repository (2012). Weerth, Georg. Gedichte. Ausgewählte Gedichte. Kaiser Karl. Kaiser Karl. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-965F-4