Vergänglichkeit
Streck deine Beine, mein hübscher Genoß;
Deine schwarzen Strümpfe aus Fil d'Ecosse
Reichen dir weit bis über die Kniee,
Wenn ich sie dir nicht noch höher ziehe. –
Sie sind das Verfänglichste wohl an dir,
Deine schwarzen Strümpfe; ich sterbe dafür.
Hell schimmert die Haut durch die weiten Maschen,
Man möchte von außen schon daran naschen.
Dabei legst du deine Füße so friedlich
Übereinander, die blanken Lackschuhe appetitlich
Gestreckt – die Seligkeit, sie dir zu binden,
Kann im Himmel nicht ihresgleichen finden.
Dein schwarzer Lockenkopf, deine blassen Wangen,
Dein splitternackter Mund, deine bangen
Tiefschwarzen Augen sind eine Pracht,
Doch haben nicht sie mich verrückt gemacht.
Deine Unwiderstehlichkeit liegt in den Beinen.
Seh ich dich kommen, so möcht ich weinen.
Du hebst die Knie in einem Takt,
Der würgend mich an der Kehle packt.
Ich will dir zum ewigen Angedenken
Ein Paar Strumpfbänder in zartem Lila schenken
Mit goldenem Wappen, denn du bist in der Tat
Ein Mädchen und ein junger Aristokrat.
Ein Knabe, der in seiner Anmut nicht leidet,
Wenn er sich zuweilen als Mädchen verkleidet;
Aber deine Mutter sagt mir, du seist
Durchdrungen von ritterlichem Geist.
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Du bestehest mit Glanz die schwierigsten Examen
Und schwärmest auch schon für die allerreizendsten Damen.
Niemand glaubt mir in dieser Welt,
Wie mir das an dir, meinem Schützling gefällt.
Noch bist du Cherub. Wenige Wochen,
Dann ist wohl die Knospe schon aufgebrochen;
Dann blickst du mit grimmem Schauder auf mich,
Der dir so zärtlich die Locken strich.
Wie schade, daß alles Schöne vergeht,
Auch deine Hoheit. Die Pubertät
Macht dich den übrigen Flegeln ähnlich.
Der Duft ist hin und du wirst gewöhnlich.