Abschied

Glück und Segen und alles Gute
Gieß dir hernieder ein schützender Stern;
Könnt ich's erkaufen mit meinem Blute,
Oh, wie erkauft ich es dir so gern.
Freu dich sorglos der sonnigen Tage!
Klarblauer Himmel verkläret den Blick;
Aber mit weicher melodischer Klage
Dämpfe die Schmerzen im Mißgeschick.
Durch die Täler und über die Höhen
Wandr ich indessen die steinige Bahn;
Fernher winkendes Wiedersehen
Spornt die ermüdeten Schritte an.
Breitet sich abends dann mir zu Füßen
Reich die herrliche Lenzesflur,
Drüben die dunklen Berge grüßen
Und der Flüsse leuchtende Spur.
Seh ich's alles weit übergossen
Von der sinkenden Sonne Glut,
Oh, wie wird mir das Herz erschlossen,
Dein gedenkend mit neuem Mut.
Dein gedenkend, steig ich zu Tale,
Nacht umfängt mich mit düstren Wehn;
Aber im Morgensonnenstrahle
Weiß ich ein freudiges Wiedersehn.
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Wedekind, Frank. Gedichte. Die vier Jahreszeiten. Sommer. Abschied. Abschied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9532-E