Modernes Mädchen

Das ist einfach wundervoll
In unsern Tagen,
Daß man wieder tanzen soll,
Nicht nur sich plagen!
Früher bei der Handarbeit
Die schweren Glieder;
Heut streckt man sich immer wieder
Recht lang und breit.
Ging sonst ein Mädchen schwärmen,
Was gab's für ein Geschrei,
Ein Härmen, ein Lärmen,
Als wär's mit ihr vorbei.
Wenn heut die Pauken dröhnen,
Dann tanzt das Mädchen nackt.
Die Schönen gewöhnen
Sich dran in jedem Takt.
Weil kein Weib edlere Waffen hat
Im Kampf um irdisches Glück,
Als wie sie der Himmel geschaffen hat
Als höchstes Meisterstück.
Wenn's der Teufel auch streng betreibt,
Daß man zimperlich zu Hause bleibt,
Rastlos stürmen doch Weib und Welt
Immer vorwärts, wie's Gott gefällt.
Denn die Welt wie das Weib zeigt ganz
Die gleiche höchste Präponderanz
Zum Tanz.
[541]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Wedekind, Frank. Gedichte. Die vier Jahreszeiten. Winter. Tänze. Modernes Mädchen. Modernes Mädchen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-9517-C