[43] Die Jungfrau unter den Propyläen
Wie wunderbar umfängst mich
Allliebend,
Heiliges Licht?
Aus jungem Grün hebt
Dunkel-einsam, wie ein Geist,
Grau verwittert Gestein,
Säul' an Säule
Sich empor:
Webt um alte Wölbung
Weich-schwellend, umstrickend,
Wie ein lächelnd Kind
Um den ernsten Vater,
Liebend-innig Epheugeblätter,
Drängt hinan
Flüsternd zu alter Trümmer
[44]Ehrwürdigen Gipfeln:
Und die Sonne faßt
Alllebend, umquillend,
Laubgrün, säulengrau,
Füllet alles,
Mit Liebe, mit Liebe!
Fort drängt mich's
Im schwellenden Busen!
Ach wohin?
Wie du weh'st
Auf luftiger Höh',
Um Wang' und Locken,
Lieblicher Wind!
Ahnest du, weinest du,
Liebend Herz?
Bist so lauter und mild
In deines Blau's
Unendlicher Fülle,
Heiterer Himmel!
Alleinig liebt und webt
Und treibt und keimt
Alles, deine Kinder alle,
Die dich schauen, lieben,
Heilige Sonne,
[45]Auge des Himmels,
An der alten Erde
Keuschem, wärmendem Busen.
Du bist's! Du bist's!
Bildende! Liebende!
Fassest mich, ziehest mich
Ganz zu dir!
Hinüber!
Ueber das Hellgrün
Und graue Trümmer,
Ueber Berg und Meer,
Ueber die blauen Inseln!
Hinüber! hinüber!
Ach! verschwimmen
Ganz in dich,
Du heiterer Himmel!