Bei uns in Europa
Ihr schickt uns aus dem Lande von Ford
einen ziemlich miesen Menschenexport:
überschwemmt sind Paris und Griechenland
von euerm mäßigen Mittelstand.
Diese Reisenden, laut und prahlerisch,
legen geistig die Füße auf den Tisch,
fallen lästig an allen Orten;
und jeder zweite Satz beginnt mit den Worten:
»Bei uns in Amerika . . . «
Bei euch in Amerika gibts zweierlei Rechte
(für Arme und Reiche) – gibt es Gute und Schlechte;
gibt es solche und solche: Lewis und Mencken,
und Dollardiener, die in Dollars denken.
Bei euch in Amerika gibt es Republikaner
und richtende blutige Puritaner.
Ihr habt Kraft, Jugend und Silberlinge –
aber ihr seid nicht das Maß aller Dinge,
bei euch in Amerika.
Bei uns in Europa ist das Weib
keine Haremsfrau ohne Unterleib –
bei uns in Europa ist die schwarze Haut
kein Aussatz, dem man Extra-Bahnwagen baut;
bei uns in Europa kann wer ohne Geld sein
und dennoch, dennoch auf der Welt sein –
bei uns in Europa kann man bestehn,
ohne in die Sonntags-Schule zu gehn,
weil fast keiner so am Altare steht:
eine plärrende nüchterne Realität –
wie bei euch in Amerika.
Das wissen natürlich bei euch die Guten
ganz genau. Der Rest hat von Blasen und Tuten
keine Ahnung. Hört nur den Schmeichelchor
seiner news-papers; kommt sich so erstklassig vor . . .
Hör nicht hin, Arbeitsmann. Laß sie ziehn,
die Eitelkeiten der Bourgeoisien.
[335]Pässe, Fahnen und Paraden
das sind lächerliche Zementfassaden . . .
Denn die wahre Grenze, zwischen Drohnen und Fronen,
läuft quer hindurch durch alle Nationen –
bei euch in Amerika.
Wie bei uns in Europa.