Steuerabzug

Die Dame, die im kleinen Häuschen
dort residiert am Lützowplatz,
den Männern dient, den kleinen Mäuschen
(in Klasse I und II), die hats
von nun an schwer in ihrem Leben:
Sie muß dem Staat an Steuern geben
von ihrem Geld am Monatsend
10% –! 10% –!
Die Jungfrau liegt in ihrem Bettchen.
Nicht weit davon der Kavalier.
Sie ist ein emsig-braves Mättchen
(sie denkt: Wie du mir, so ich dir . . . )
Er blecht. Sie seufzt. Sie muß es lassen.
Auch sie zahlt in die Steuerkassen
von dem, was man das Strumpfgeld nennt,
10% –! 10% –!
[381]
Herr Weismann setzt in seine Presse
den bösen Bolschewistenspuk.
Aufreißt der Redakteur die Fresse.
Herrn Weismann ists noch nicht genug.
Laßt euch nur nicht die Ruhe rauben!
Ist das auch wahr? Muß man das glauben,
was uns erzählt ein Spitzelgent?
10% –! 10% –!
Der Fiskus lüpft die Steuerlarve.
Dem Dichter zieht man auch was ab?
Ich fall vor Schreck in meine Harfe.
Das ist der Stein zu meinem Grab!
Die Sorgen nagen täglich schlimmer.
Verdient denn unsereiner immer
als Obermusenpräsident
10% –? 10%?

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1920. Steuerabzug. Steuerabzug. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-617B-4