Wahre Liebe

Wenn ich so müd nach Hause komm,
zerredet und zerschrieben:
dann sitzt du da, so lieb und fromm.
Man muß, man muß dich lieben!
Die Nacht gleich einem Feste ist.
Ich weiß, daß du die Beste bist.
Und warum ist das? Nämlich:
Du bist so himmlisch dämlich.
Du hast es gut.
Du ahnst es nicht,
was Stalin jüngst gesprochen;
weißt nichts vom leipziger Reichsgericht
und nichts von Kunstepochen.
Du hältst einen Puff für ein Hotel
und Bronnen für einen lauteren Quell . . .
Ich liebe dich. Weil . . . nämlich . . .
Du bist so himmlisch dämlich!
Mein blondes Glück! Von Zeit zu Zeit
tu ich ein bißchen fremd gehn.
Die andern Frauen sind so gescheit
und lassen das noch im Hemd sehn.
Dann kehr ich reuig zu dir zurück
und genieße tief atmend das reine Glück . . .
Dumm liebt zweimal.
Nämlich:
Du bist so himmlisch dämlich –!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Tucholsky, Kurt. Werke. 1930. Wahre Liebe. Wahre Liebe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-5D26-E