[148] San Lorenzo und Bolsena

Weithin öffnet sich die Gegend,
Unten glänzt ein blauer See.
Trümmer einer alten Burg
Blicken aus dem dunkeln dichten Eppich.
Wie der Weg sich senkt,
Steigen Inseln, Felsen aus dem Wasser,
Sanft verschmolzen,
Lieblich erhellt,
Als wenn der violblaue Duft
See und Insel und Fels
Löste in lieblichen Traum.
Ja, dies sind die lichten Formen,
Die warmen, heitern Töne,
Die der Zaubrer aus Lothring
So wundervoll schafft.
Der die Natur,
[149]
Wie ein scherzendes muntres Kind
In das Wollustbad des Lichtes taucht,
Daß Wies' und Wald
Und Fels und Strom,
Meer und Luft
Nur Eine Lust und Freude sind.
Und deiner dacht' ich
Brittischer Freund,
Der mich nie verläßt,
Durch dessen Augen
Ich Welt und Menschen sehe,
Und dein blaues helles Gedicht
Twelf-Night stieg vor mir auf,
In dem sich lustberauscht
Alle Gestalten
Im hellen Azur
Scherzend bewegen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Tieck, Ludwig. Gedichte. Gedichte. Dritter Teil. Reisegedichte eines Kranken. San Lorenzo und Bolsena. San Lorenzo und Bolsena. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-56C8-B