[87] Kunst und Liebe
In der Ferne geht die Liebe
Ungekannt durch Nacht und Schatten;
Ach! wozu, daß ich hier bliebe
Auf den vaterländschen Matten?
Wie mit süßen Flötenstimmen
Rufen alle goldnen Sterne:
»Weit muß manche Woge schwimmen,
Deine Lieb' ist in der Ferne.
Jenes Bild vor dem du knietest,
Dich ihm ganz zu eigen gabst,
Ihm mit allen Sinnen glühtest,
An dem Schatten dich erlabst. –
Was dein Geist als Zukunft dachte,
Dein Entzücken Kunst genannt,
Was als Morgenroth dir lachte,
Oft sich wieder abgewandt:
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Sie nur ist es! Dein Verzagen
Hat sie fort von dir gescheucht,
Willst du es nur männlich wagen,
Wird das Ziel noch einst erreicht.
Alle Ketten sind gesprungen,
Und befreit ist dann dein Geist.
Jeder Knechtschaft kühn entschwungen
Fühlst du dich nicht mehr verwaist.
Rückwärts flieht das zage Bangen,
Und die Muse reicht die Hand,
Führet sicher das Verlangen
In der Götter Himmelsland.«
Ja, wer darf mit Kunst und Liebe
Von den Sterblichen sich messen?
In dem schönvermählten Triebe
Wird der Himmel selbst besessen!