144. Gedeihen der Haustiere.
Wenn der Hausvater mit seiner Frau zum heiligen Abendmahl gewesen ist, pflegt die Frau sofort nach ihrer Rückkehr ins Haus den Kühen Heu zum Fressen vorzuwerfen; sie gedeihen dann besser (Oldenburg). – Eine Kuh, die das erste Mal gekalbt hat, muß man das erste Mal stillschweigend melken, dann wird sie fromm (Blexen). – Wenn die Kühe die Kälber zu früh werfen, muß man das nicht ausgetragene Kalb auf einem Kreuzwege vergraben um Mitternacht, dann hört die Plage auf. – Die Nachgeburt der Pferde muß man an einen Baum hängen, dann trägt das Füllen den Kopf hoch – sonst stirbt das Füllen oder gedeiht wenigstens nicht. Viele sagen (Dötlgn.), [123] der Baum müsse eine Esche, andere (Schönemoor) eine Eiche sein; in den Marschen, wo es keine Eichen gibt, wählt man regelmäßig eine Esche. Die Nachgeburt hängt bis zum nächsten Jahre. Das Kopfhochtragen wird auch so erklärt, das Füllen werde eine vorteilhafte stolze Haltung annehmen. Der Gebrauch des Aufhängens der Nachgeburt ist nachzuweisen in Butjadingen, Friesische Wede bis in Ostfriesland hinein, Goldenstedt und dem benachbarten Hannover, Kneheim bei Cloppenburg. An mehreren Orten ist der Gebrauch jetzt unbekannt, aber früher bekannt gewesen (Oythe, Großenkneten usw.). In Goldenstedt wählt man einen Baum, der einen passenden abgestorbenen Zweig trägt und dieser wird dann Jahr auf Jahr benutzt. Die Nachgeburt bleibt darauf hängen, bis sie von selbst verschwindet. Wer den Gebrauch nicht kennt und sieht zum ersten Male die Nachgeburt in den Baumzweigen, glaubt, altes verwittertes Leder wäre dort aufgehängt. (Vgl. 55.) – Wenn eine Sau beim Eber gewesen ist, muß man ihr so viel Hände voll Hafer in den Trog werfen, als man Ferkel wünscht (Jeverld.).