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Nach dem Tode des letzten Grafen Otto von Ravensberg lebte dessen Witwe Sophia mit ihrer Tochter Jutta auf der Burg zu Vechta. Jutta war nicht schön, aber reich, und ihr Reichtum zog manche Bewerber um ihre Hand herbei. Unter diesen zeigte sich auch der junge Graf Konrad von Diepholz. Dem war es aber wohl mehr um die gute Tafel, als um die Hand Juttas zu tun, und da gerade Jutta ihm den Vorzug gab, spottete er hinter ihrem Rücken über ihren Mangel an Schönheit und ihre Leichtgläubigkeit. Dies ward den Frauen hinterbracht. Da stellte ihn eines Tages Gräfin Sophia zur Rede, und als er zwar seine Liebe beteuerte, aber gegen eine baldige Hochzeit allerlei Ausflüchte vorbrachte, führte ihn die Gräfin in ein Zimmer, das war schwarz behangen, und in der Mitte lag ein Sandhaufen, daneben standen ein Priester, ein Scharfrichter und einige bewaffnete Knechte. Der Priester mußte Konrad zum Tode vorbereiten, worauf der Scharfrichter demselben den Kopf abhieb. Vater und Bruder des Enthaupteten sammelten ein Heer, um ihn zu rächen. Gräfin Sophia wandte sich an ihre Lehnsleute und Burgmänner, und da diese wegen der Untat [309] wenig zur Hülfe geneigt waren, bot sie ihre Grafschaft dem Bischof zu Osnabrück an. Der aber fürchtete die Macht der Grafen von Diepholz und schlug das Anerbieten aus. Da sagte die Gräfin: »Will Peter nicht, Paul wird schon wollen« (Apostel Paulus ist Patron des Stiftes und der Diözese Münster), und wandte sich an den Bischof von Münster, der ihr Schutz gewährte und dafür die Grafschaft erhielt. (Nach Nieberding in den Mitteilungen des Histor. Ver. zu Osnabrück, Bd. III., S. 37.)