115.
Als verschwundene Sitte wird aus dem Saterlande mitgeteilt: Der Hausvater setzte sich in der Neujahrsnacht an das Herdfeuer, das Gesicht der Flamme zugewandt, auf dem Kopfe einen dreieckigen Hut, zur Rechten eine Hängelampe, die an allen drei Ecken brannte, in der Hand eine Wäperraut (298). So saß er und betete, und wenn er den rechten Augenblick gekommen glaubte, schleuderte er die Rute rücklings über den Kopf auf den Dielenraum. Wohin die Rute mit der Spitze zeigte, daher kam im Laufe des Jahres die Braut seines großjährigen Sohnes, oder dahin zog seine erwachsene Tochter als Frau; wenn sich das Zeichen dreimal wiederholte, galt die Erfüllung als ausgemacht. – Gleichfalls als verschwundene satersche Sitte wird angeführt: Man setzte sich in der Neujahrsnacht vor das Herdfeuer und warf den Schuh oder Holzschuh des rechten Fußes rückwärts über den Kopf auf die Diele. Zeigte die Spitze des Schuhes nach der Tür, so war dies ein Zeichen, daß der Werfer im Laufe des Jahres als Leiche werde aus dem Hause getragen werden. Damit stimmt eine Mitteilung aus dem Stedingerlande: Man wirft über einen andern, der vor der Türe steht (z.B. eine Frau über einen Mann, den sie gern los wäre) seinen Schuh; steht die Spitze nach dem Hause, so lebt jener noch lange, steht sie vom Hause ab, so stirbt er bald.