36. Das Rüsthaus

September 1775.


Das Herz im Leibe thut mir weh,
Wenn ich der Väter Rüstung seh;
Ich seh zugleich mit nassem Blick
In unsrer Väter Zeit zurück!
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Ich greife gleich nach Schwert und Speer,
Doch Speer und Schwert sind mir zu schwer!
Ich lege traurig ungespannt
Den Bogen aus der schwachen Hand.
Des Panzers und des Helmes Last,
Der Schild, den ihre Hand gefaßt,
Des breiten Beiles langer Schaft
Zeugt von der Väter Riesen-Kraft!
Geschwenkt von eines Helden Arm
Hat dieses Panner manchen Schwarm
Der stolzen Feind', in mancher Schlacht
Wie scheues Wildpret weggejagt.
Sie flohn und warfen aus der Faust
Die Fahnen, vom Gewühl zerzaust;
Die sammelte des Siegers Hand
Und hing sie auf an diese Wand.
Viel andre Beute hänget noch
Und zeugt vom abgeworfnen Joch,
Von der Burgunder Heeres- Macht
Und Übermut und eitler Pracht!
Mit diesen Stricken wollten sie
Der Schweizer Hände binden früh,
Und eh' die Sonne sank ins Thal
Beschien sie noch der Stolzen Fall!
So focht der Väter Helden-Mut,
Es floß für uns ihr teures Blut!
Sie sind des Enkel-Dankes wert,
Wohl dem, der sie durch Thaten ehrt!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu. Gedichte. Gedichte. 36. Das Rüsthaus. 36. Das Rüsthaus. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1B0C-F