[78] 37. Die Trümmer

1775.


Hier siehst du eines Zwingherrn Haus
Gestürzt in Moder und in Graus,
Der Uhu hauset drinnen!
Auf dieser Stätte ruht sein Fluch,
Hier sprach er manchen feilen Spruch,
Ließ Blut und Thränen rinnen!
Er hat in mancher Taumel-Nacht
Den Raub des Tages durchgebracht,
Geschmauset bis es tagte!
Des Abends stand einmal allhier
Vor seines Schlosses stolzer Thür
Ein armes Weib und klagte:
»Der Herr ist Gott! der Herr ist Gott!
Er hört des stolzen Frevlers Spott,
Und hört der Witwe Klage!
Er wog den Dränger und das Land;
Die Himmel sahn – in Gottes Hand
Die fürchterliche Wage!«
Ein gottgesandter Schauer schleicht,
Da seine leichte Schale steigt,
In des Tyrannen Glieder!
Ihm fällt der Becher aus der Faust;
Da's bang in seinen Ohren saust!
Getroffen stürzt er nieder!
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Die Rache Gottes eilte schnell,
Sie rüstete den großen Tell,
Das Vaterland zu retten;
Die Dränger fielen! dieses Schloß
In Schutt versenkt, bedeckt mit Moos,
Zeugt von zerbrochnen Ketten!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Stolberg, Friedrich Leopold Graf zu. Gedichte. Gedichte. 37. Die Trümmer. 37. Die Trümmer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-1A7D-A