[124] Resurrectio

Flut, die in Nebeln steigt.
Flut, die versinkt.
O Glück: das große Wasser,
das mein Leben überschwemmte, sinkt, ertrinkt.
Schon wollen Hügel vor. Schon bricht gesänftigt
aus geklärten Strudeln Fels und Land.
Bald wehen Birkenwimpel
über windgesträhltem Strand.
O langes Dunkel.
Stumme Fahrten zwischen Wolke, Nacht und Meer.
Nun wird die Erde neu.
Nun gibt der Himmel aller Formen zarten Umriß her.
Herzlicht von Sonne,
das sich noch auf gelben Wellen bäumt –
Bald kommt die Stunde,
wo dein Gold in grünen Frühlingsmulden schäumt –
Schon tanzt im Feuerbogen,
den der Morgen übern Himmel schlägt,
Die Taube,
die im Mund das Ölblatt der Verheißung trägt.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Stadler, Ernst. Gedichte. Der Aufbruch. Die Flucht. Resurrectio. Resurrectio. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0005-14EE-7