Die Steinlacherin und der Russe
Dort steht der fremde Feldhauptmann
Den Mägden zu Gefallen,
Er sieht sich keck die Weiber an,
Die aus der Kirche wallen.
Ein Mägdlein tritt zuletzt heraus,
Die schönst' im ganzen Flecken,
Sie schickt die blauen Augen aus,
Und ruft sie heim vor Schrecken.
Es säumt geheimnißvoll der Flor
Die langen Augenlider,
Es drängt die keusche Brust hervor
Das weiche Scharlachmieder.
Auf blanken Spitzen lagern sich
Des Haares braune Flechten,
Die linke Hand liegt tugendlich
Am Gürtel auf der rechten.
Sie schreitet fürder mit dem Buch
Zu Hause fromm und munter,
Noch ferne glänzt das blaue Tuch,
Es wallt den Leib herunter.
Der Kriegsmann geht, im Blicke Glut,
Wie tiefdurchglühte Kohlen,
Dem Wirt befiehlt sein Uebermut,
Die junge Magd zu holen.
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Die bärt'ge Lippe rühret er
Zu raschem, kurzem Worte,
Da trägt der Wirt ein Herz gar schwer
Zu seines Nachbars Pforte.
Der graue Vater hört's mit Harm,
Hat seinen Gram verborgen:
»Komm,« spricht er, »Kind, an meinem Arm;
Laß den im Himmel sorgen!«
So führt er sie dem Hause zu,
Er wappnet sich zum Streite:
»Nach meinem Kind, Herr, fragtest du?
Hier steht es mir zur Seite.«
Die Jungfrau lehnt sich an den Greis,
Mit zagendem Vertrauen,
Es war an seiner Locken Eis
Ihr Blütenhaupt zu schauen.
Der Jüngling aber stellt sich fern,
Er scheut, sie zu verletzen,
Er winkt mit regem Augenstern,
Bis sie sich beide setzen.
Dann setzt er sich zu unterst an,
Wo er im Sonnenlichte
Sich recht ergehn und laben kann
Auf ihrem Angesichte.
Er blickt in ihrer Wangen Blut,
In ihrer Augen Bläue,
Die Hand ihm auf der Stirne ruht,
Er schaut, und schaut auf's Neue.
Da weicht aus seiner Brust die Pein,
Da wird sein Auge milde,
Sein Sinn wird still, sein Herz wird rein
Vor Gottes Ebenbilde.
Es läßt sein Mund aus rauhem Bart
Ein kindlich Lächeln schauen,
Bethränte Blicke weben zart
Sich unter dunkeln Brauen.
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Dann steht er auf und reißt sich los,
Langt nach des Vaters Händen,
Warf einen Ring ihm in den Schoos,
Und thät sich schweigend wenden.