610. Das steinern Kreuz bei Selb.

VonPhilipp Zapf.


In dem nächtlich finstern Walde steht ein einsam steinern Mal
Kaiserliche liegen dort und Schweden sammt dem General.
Stille ist es hier am Tage, nur im Wind die Fichte ächzt,
Nur der Hirsch streift durch die Büsche, und der scheue Rabe krächzt.
Aber Nachts flieht Hirsch und Rabe angstvoll oft den finstern Wald,
Wenn da tobt ein wilder Lärm und schauerlich die Trommel schallt!
[156] Denn die tapfern Schweden steigen aus dem kühlen Grab hervor,
Mit den Schwertern, mit den Büchsen, und die Fahne fliegt empor.
Und die Kaiserlichen eilen schrecklich auf zum wilden Kampf,
Krieger stürzen, Pferde schnauben, Schwerter klirren durch den Dampf!
Sieh', da sinkt der General, der tapf're, von dem hohen Roß!
Rache schnauben alle Schweden, Feinde jubeln dem Geschoß!
Doch, wie eitle Nebelbilder, scheucht sie all' die Morgenluft,
Wieder wird es einsam still, die Helden sinken in die Gruft.
Wie unheimlich wird dem Wandrer bei dem wildumkränzten Mal,
Wo die Schweden nimmer ruh'n, zu rächen ihren General!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Zweiter Band. 610. Das steinern Kreuz bei Selb. 610. Das steinern Kreuz bei Selb. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-FCD3-A