641. Die Ratte.

Mündlich.


In der Ecke neben der eisernen Thüre, welche zur ersten Emporkirche bei St. Lorenzen führt, findet sich eine Ratte mit einer Wurst abgebildet. Davon erzählen die Leute noch heutiges Tags: Es war einmal ein böser Pfarrer bei St. Lorenzen, der viel Arges gethan und sich schwerer Strafe schuldig gemacht hatte. Endlich kam die Stunde des Gerichtes über ihn und wurde er verurtheilt, in der Kirche vermauert des Hungertodes zu sterben. Als dieses Urtel vollzogen war, hat seine Magd insgeheim ein Loch in die Mauer der Kirche gebrochen, dem armen Sünder alltäglich Speise gereicht und dergestalt eine Zeit lang das Leben ihres Herrn gefristet. Nun wurde aber einmal eine Ratte mit einer Wurst in der Kirche laufen [190] gesehen. Darüber verwundert, spürte man nach und entdeckte ein Loch in der Mauer, vor welchem sich ein Teller mit dem Bratwurstgeruche fand. So wurde die List der getreuen Magd verrathen. Als man darauf die Mauer geöffnet, war der unglückliche Mann noch am Leben, obwohl eher einem Gespenste als einem Menschen gleich. Er wurde frei gelassen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schöppner, Alexander. Sagen. Sagenbuch der Bayerischen Lande. Zweiter Band. 641. Die Ratte. 641. Die Ratte. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-F70D-0