6.
Ein alter, armer, aber frommer Mann ging eines Abends von Winklarn nach Hause, und wie er auf das Frauensteinerholz zukömmt, hatte es ihn verführt. Wie er nun so geht, erblickt er plötzlich ein herrliches Gebäude vor sich, dessen Fenster alle erleuchtet waren, gleich als gäbe es ein grosses Fest. Er trat ein, und sah lauter festlich gekleidete Menschen, vornehmen Standes, im Zimmer: so getraute er sich nicht hineinzugehen, sondern setzte sich vor dem Thore auf eine Bank nieder, in der Absicht, wenn Jemand herauskäme, um Nachtherberge anzusuchen. Darüber verfiel er in einen tiefen Schlaf. Nicht lange, so weckte ihn heftiges Krachen und Zusammenstürzen, und er befand sich in einem Gewölbe, von Finsterniß umgeben. Allmälig erblickte er eine Helle, er ging darauf zu, gelangte so in's Freye und befand sich innerhalb der Trümmer der Burg Frauenstein. Schon war es Mittag. [144] Da wollte er, vor der Sonne sich zu schützen, in das Gewölbe zurück; es war nicht mehr zu sehen.