18.
Zur Zeit, wo es noch Bären gab, war zu Rittsteig ein Bärenjäger. Einmal in der Walburgisnacht ging er aus auf Bären; da gerieth er unversehens in ein Steingespreng, in welchem er sich nicht mehr aus kannte; auch erschien ihm die ganze Gegend fremd, obwohl er darin auf seinen früheren Jagden oft herumgestreift hatte.
Nach langem Herumirren kam er endlich auf einen schönen freyen Platz, in dessen Mitte ein blaulichtes Feuer matten Schein warf. Er ging darauf zu, und wie er näher kam, sah er einen ungeheuren Hund auf den Hinterbeinen sitzen, und rings um das Feuer viele kleinere Thiere, die er nicht erkennen mochte. Auch hörte er Musik, ohne Musikanten zu gewahren. In einem grossen Kreise aber tanzten eine Menge weiblicher Wesen mit fliegenden Haaren einzeln herum. Beherzt, wie er war, ging er gerade auf sie los; der Hund[384] aber gab einen Laut, worauf Alles verschwand. Er wollte nun sehen, ob das Feuer keine Gluth hinterlassen habe, fand aber nur einen schwarzen Haufen, von dem er nicht wußte, was es seyn sollte, und ein weisses Tuch mit eingemerktem Namen. Er wußte auch, wem es gehöre; denn der Name lautete gerade auf jenes Weib seines Ortes, welche im Rufe stand, eine Hexe zu seyn.
Er behielt dieses aber bey sich und sagte Niemanden etwas, bis das Weib starb. So oft sie ihm begegnet war, hatte sie ihm ganz sonderbare falsche Augen gemacht.
Der Mann aber starb, es ist noch nicht lange her, mehr als hundert Jahres alt.