3.
Auf dem Donnersberge nächst Oberviechtach hauste ein Schneider. Dieser war einmal auf der Stehr und arbeitete bis tief in die heilige Christnacht, während die Leute alle schon in die Metten gegangen waren.
Wie er nun fertig war, machte er sich gerade unter der Metten nach Hause, und da er einige Zeit gegangen war, kam ein gläsernes Faß daher, spiegelnd wie der feinste Krystall, bis zu seinen Füßen. Er fürchtete sich und wollte umkehren; aber auch da rollte das Faß vor seinen Füßen.
So entschloß er sich lieber den Weg nach Hause fortzusetzen, und ging das Faß immer vor seinen Füßen her, und er sah in demselben mehrere Todentruhen und Männer daneben, welche er gar wohl kannte, da sie zur Zeit noch am Leben waren; auch sah er sich selbst bey dem letzten Sarge stehen.
Nun ergriff ihn solche Angst, daß er besinnungslos[274] niederfiel, und Leute, die von der Metten heimkehrten, ihn nach Hause bringen mußten. Krank legte er sich zu Bette; Alle, die er durch das Faß gesehen, starben noch selbigen Jahres – der letzte, der starb, war der Schneider.