2.
Als noch die Ueberreste von dem alten Nonnenkloster in Fredelsloh standen, ward einer Magd von ihrer Herrschaft aufgetragen in einer Kammer zu scheuern; da sie aber das Scheuertuch vergessen hatte, so nahm sie aus einem alten Kasten, worin Kleidungsstücke der früheren Nonnen lagen, einen Lappen heraus und scheuerte damit. Als sie fertig war, hing sie den Lappen zum Trocknen auf. Wie sie aber in der Nacht darauf im Bette lag, kam eine schwarze Gestalt auf sie zu, faßte sie bei den Haaren und zog sie mit sich in den Klosterhof; dort stieß und schlug sie das Mädchen furchtbar. Diese rief laut um Hülfe. Ein Mann, der eben ins Dorf kam und ihr Rufen hörte, eilte zu der Stelle, um zu helfen, aber eine weiße Gestalt tanzte fortwährend vor ihm hin und her und wollte ihn nicht in den Klosterhof lassen. Mehrmals nahm er vergebens einen Anlauf, um über das Gitter hinüber zu springen. Bei dem letzten Versuche sprang ihm die weiße Gestalt auf den Rücken und ward so schwer, daß er niederfiel und eine Zeitlang besinnungslos da lag. Das Mädchen aber wurde am anderen Morgen ohnmächtig in der Kammer gefunden, worin es gescheuert hatte, und ihr ganzer Leib war voll blauer Flecke. Der Kasten mit den Kleidern soll noch jetzt da sein.
Nach einer anderen Ueberlieferung hatte das Mädchen den Anzug einer Nonne aus dem Kasten genommen, ihn angezogen und damit seinen Spott getrieben; dafür wurde sie Nachts von einer Nonne, die ihr erschien, arg geohrfeigt. Den Kasten mit den Kleidern der Nonnen hat man eingemauert, um eine Wiederholung solcher Dinge zu verhüten.
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