2.

Alle sieben Jahre läßt sich am Johannistage Mittags zwischen 11 und 12 Uhr in dem Heiligengeist-Busche die weiße Jungfrau sehen. Sie geht bei brennender Sonnenhitze über das Feld hin nach der Kapelle bei dem Armenhause, wo sie verschwindet. Wer Mittags zwischen 11 und 12 Uhr dahin kommt, dem winkt sie; in der Hand hat sie drei Blumen: eine Lilie, eine Rose, ein Vergißmeinnicht, an der Seite ein Bund Schlüssel. Leistet man dem Wink Folge und geht hin zu ihr, so muß man sich eine Blume wählen. Die eine heißt Blume des Todes, die andere Blume des Schatzes, die dritte Blume der himmlischen Güter. Wer die Blume des Todes wählt, muß gleich sterben; wer die Blume des Schatzes wählt, erhält viele Güter; wer die Blume der himmlischen Güter wählt, erhält die ewige Seligkeit. Wer sie erlösen will, muß sie dann dreimal um den Heiligengeist-Busch herumtragen. Hat er dieses glücklich vollbracht, so entsteht ein lauter Knall und ein großes, schönes Schloß steht urplötzlich da. Vor der Schloßthür aber steht ein großer Topf und darin liegt eine große Schlange; diese muß er dreimal auf den Schwanz schlagen, dann wird aus der Schlange lauter Geld.

Einst ging ein Mann von der Wolperstraße Namens Bense im Mittage dahin und erblickte sie. Sie winkte ihm und da er ein furchtloser und starker Mann war, so ging er auch hin zu ihr und wollte sie erlösen. Nun trug er sie um den Busch herum, aber beim dritten Male ging ihm die Kraft aus und er ließ sie fallen. Da fing sie an zu weinen und zu schreien: nun müsse sie wieder tausend Jahre »wallen«, ehe wieder einer geboren werde, der sie erlösen könne, und verschwand.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schambach, Georg. Märchen und Sagen. Niedersächsische Sagen und Märchen. A. Sagen. 117. Die weiße Jungfrau bei und in Einbeck. 2. [Alle sieben Jahre läßt sich am Johannistage Mittags zwischen 11]. 2. [Alle sieben Jahre läßt sich am Johannistage Mittags zwischen 11]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-BF4C-4