5.
Die Nêgenkàmer oberhalb des kleinen Dorfes Dögerode ist früher ein verwünschtes Schloß gewesen. In der neunten [246] Kammer befand sich eine Prinzessin, die dahin verwünscht war; sie saß dort auf einem Stuhle an einer steinernen Tafel, auf welcher ein Stock lag. – Einst hatte der Kuhhirt in Dögerode einen Traum, worin er aufgefordert wurde vor Tage dahin zu gehn und von einer bestimmten Stelle einen Gutengroschen zu holen. Er ging auch hin und fand richtig an der bezeichneten Stelle einen Gutengroschen. Nun ging er lange Zeit an jedem Morgen vor Tage dahin und jedesmal lag der Gutegroschen da. Eines Morgens aber muste er erst Brot backen und verspätete sich dadurch etwas; als er nun hinkam, waren da drei Vögel zusammengebunden und oben an den Stein gehängt, wo sonst der Gutegroschen gelegen hatte. Zugleich ließ sich eine Stimme hören: er solle machen, daß er fortkomme; in der Kammer selbst aber erhob sich ein lauter Schrei. Der Hirt eilte nun fort und ging nicht wieder dahin. Er hätte die Jungfrau erlösen können, wenn er immer pünktlich dahin gegangen wäre, um den Gutengroschen zu holen.
Vor etwa zwölf Jahren arbeitete ein Leineweber aus Sebexen, Namens Trillert, als Geselle in Dögerode. Eines Tages wollte dieser bei der Nêgenkâmer Holz sammeln, als er plötzlich darin ein furchtbares Getöse und Gezische hörte; er ging dahin, um zu sehen was das wäre, ward aber völlig betäubt, und eine unsichtbare Stimme rief: Mittwochen! Was dieser Ruf aber bedeuten sollte, das hat er nicht erfahren.