Dembinski

Blauer Niemen, blauer Niemen,
Wie viel Blut hast du getrunken,
Blut wie vieler edlen Polen,
Die an dir dahingesunken!
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An dein Ufer wankt Dembinski,
Auf der Brust die Sterbewunde;
Trauernd um den Feldherrn drängen
Sich die Krieger in der Runde.
»Legt mich nieder! Nicht erreich' ich
Mehr den Jenseitstrand, ihr Lieben;
Doch das eine laßt mich wissen,
Ob er unser noch geblieben!«
Und dem Winke folgen drei;
An den Fluß dahingetreten,
Blasen sie das Lied der Polen
Auf den rostigen Drommeten.
Stille dann, und alle lauschen,
Lauschen bang, – zu ihren Ohren,
Horch! von drüben schallt es da:
»Noch ist Polen nicht verloren!«
Freudeweinend liegen alle
Sich in Armen fest umschlungen;
Aufgerichtet steht der Feldherr,
Bis das teure Lied verklungen.
Dann zur Erde sinkt er nieder:
»O, nun mag mein Herzblut fließen!
Nun ich diesen Klang vernommen,
Will ich gern die Augen schließen.«

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Gedichte. Gedichte. 3. Romanzen und Balladen. Dembinski. Dembinski. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B70A-9