Lebenswonnen
Auf hohen Bergesgipfeln stehn,
Einen geliebten Freund umschlingen,
Hinauf zu den Wolken jubeln und singen
Und hinab zu den Thälern und Seen;
Einander im seligen Taumel schwören,
Sich in Leben und Tod zu gehören,
Große Thaten dereinst zu vollbringen
Oder im Ringen unterzugehn;
Im leichten sturmgeschaukelten Boot
Ueber das Meer dahingetrieben,
Mit der einen, die wir lieben,
Ruhen beim flammenden Abendrot;
Lippen und Herz aneinander pressen
Und, der Erd' und des Lebens vergessen,
[363]Durch der Wellen Schäumen und Stieben
Entgegenjauchzen dem leuchtenden Tod;
Nachts sich unter dem Sternenzelt
In dem wogenden Lichtglanz sonnen,
Der aus dem unergründlichen Bronnen
Der Ewigkeit niederschauert und -fällt,
Bis die Seele im trunknen Gesichte
Eins sich fühlt mit dem ewigen Lichte –
O wie schwindet nach solchen Wonnen
Alle Freude und Größe der Welt!