Morgen auf den Alpen

Bin ich der Erde schon entrückt? Ringsum
Schweift mir der Blick hinab ins Bodenlose;
Die Menschenwelt liegt mir zu Füßen stumm;
Nur fernher mit des Katarakts Getose
Verhallend steigt im feierlichen Chor
Der Tannenwälder Rauschen an mein Ohr.
Wie Opferdampf der betenden Natur
Seh' ich die Nebel um die Gletscherspitzen
Aufwirbeln in den leuchtenden Azur
Und durch den Rauch die Eisaltäre blitzen,
Indes in donnernder Lawinen Fall
Den Morgenhymnus singt das große All.
So unermeßlich das, so riesengroß!
Mein Geist erliegt vor dieser Welt des Hehren!
Zum Tröpfchen Tau, zum Käfer auf dem Moos
Sehn' ich zurück mich unter Ephemeren;
Hier, wo das Weltenschöpfungswerk beginnt,
Wie fühl' ich mich so ganz als Eintagskind!

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Schack, Adolf Friedrich von. Gedichte. Gedichte. 2. Aus allen Zonen. Morgen auf den Alpen. Morgen auf den Alpen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B651-F