Hans Sachs
Das heiß eysen
Ein faßnacht-spil mit 3 person

Personen

[95] Die 3 personen in das spiel.

    • Der pawr.

    • Die pewrin.

    • Die gefatterin.

[Stücktext]

[96][85]
DIE FRAW
tritt einn und spricht.
Mein man hab ich gehabt vier jar,
Der mir von erst viel lieber war.
Dieselb mein lieb ist gar erloschen
Und hat im hertzen mir außdroschen.
West geren, wes die schulde wer.
Dort geht mein alte gfatter her.
Die ist sehr alt und weiß gar viel.
Dieselbigen ich fragen wil,
Was meiner ungunst ursach sey,
Das ich werd der anfechtung frey.
DIE ALT GEFATTERIN
spricht.
Was redst so heimlich wider dich?
DIE FRAW
spricht.
Mein liebe gfatter, es kümmert mich
Mich dunckt, mein mann halt nit sein eh,
Sonder mit andern frawn umbgeh.
Des bitt ich von euch einen rath.
DIE ALT GEFATTER
spricht.
Gfatter, das ist ein schwere that.
DIE FRAW
spricht.
Da rath zu, wie ich das erfar!
[85]
DIE GEFATTER
spricht.
Ich weiß nicht, mir felt ein fürwar,
Wie man vor jaren gwonheit het,
Wenn man ein mensch was zeyhen thet,
Wenn es sein unschuld wolt beweysen,
So must es tragn ein glüend eyssen
Auff bloser hand auß einem kreiß,
Dein unschulding war es nicht heiß
Und in auff blosser hand nit prent,
Darbey sein unschuld würd erkent.
Darum hab fleiß und richt auch an,
Das diß heiß eyssen trag dein man!
Schaw, das du in könst uberreden!
DIE FRAW
spricht.
Das wil ich wol thun zwischn uns beden
Kan wain und seufftzen durch mein list,
Wenns mir schon umb das hertz nicht ist,
Das er muß als thun, was ich wil.
DIE GEFATTER SPRICHT.
So komb dem nach und schweig sonst still,
Darmit du fahest deinen lappen
Und im anstreiffst die narrenkappen!
Ytzund gebt gleich herein dein man.
Ich wil hin gehn; fah mit im an!

Die alt gefatter geht ab. Die fraw sitzt, hat den kopff in der hend.
DER MAN
kompt und spricht.
Alte, wie sitzt du so betrübt?
DIE FRAW
spricht.
Mein mann, wiß, das mich darzu übt
Ein anfechtung, welche ich hab,
Der mir kan niemandt helffen ab,
Mein hertzen-lieber man, wenn du!
DER MANN
spricht.
[86] Wenns an mir leyt, sag ich dir zu,
Helffen, es sey wormit es wöll.
DIE FRAW
spricht.
So ich die warheit sagen söll,
So dunckt mich, lieber mann, an dir,
Du helst dich nicht gar wol an mir.
Sonder bulest mit andern frawen.
DER MANN
spricht.
Thustn ein solches mir zu-trawen?
Hastu dergleich gmerckt oder gsehen?
DIE FRAW SPRICHT.
Nein, auff mein warheit mag ich jehen.
Du aber bist mir unfreuntlich gar,
Nicht lieblich, wie im ersten jar.
Derhalb mein lieb auch nimmet ab,
Das ich dich schier nicht mehr lieb hab.
Diß als ist deines bulens schuld.
DER MANN
spricht.
Mein liebes weih, du hab gedult!
Die lieb im hertzen ligt verporgen!
Mhü und arbeit und teglichs sorgen
Thut vil schertz und schimpffens vertreiben.
Meinst drumb, ich hul mit andern weiben?
Des denck nur nit! ich bin zu frumb.
DIE FRAW
spricht.
Ich halt dich vor ein bulr kurtzumb;
Bey denn sach, das du dich purgierst,
Der zicht von mir picht ledig wirst.
DER MAN
reckt 2 fingr auff, spricht.
Ich wil ein herten eyd dir schwern.
Das ich mein eh nit thet versehrn
Mit andren schönen frawen jung.
[87]
DIE FRAW
spricht.
Mein lieber man, das ist nicht gnung.
Eid schwern ist leichter, denn ruben grabn.
DER MANN
spricht.
Mein liebes weib, was wiltu denn habn?
DIE FRAW
spricht.
So trag du mir das heiß eyssen!
Darmit thu dein unschuld beweissen!
DER MANN
spricht.
Ja, fraw, das wil ich geren thon.
Geh! heiß die gfattern umbher gon,
Das sie das eyssen leg ins fewr!
Ich wil wagen die abenthewr
Und mich purgiern, weil ich leb,
Das mir die gfatter zeugnus geb.
DIE FRAW
geht auß.
Er spricht.
Mein fraw die treibt gar seltzam mucken
Und zepfft mich an mit diesen stucken,
Das ich sol tragen das heiß eyssen,
Mein unschuld hie mit zu beweissen,
Das ich nie brochen hab mein eh.
Es thut mir heimlich auff sie weh.
Ich hab sie nie bekümmert mit,
Ob sie ir eh halt oder nit.
Nun ich wil ir ein schalckheit thon,
In ermel stecken diesen spon.
Wenn ich das eyssn sol tragn dermassen,
So wil ich den span heimlich lassen
Herfür hoschen auff mein hendt,
Das ich vom eyssen bleib unprent.
Mein frömbkeit ich beweisen thu.
Da kommen sie gleich alle zu.
DIE ALT
tregt das heiß eyssen in eyner zangen und spricht.
[88] Glück zu, gfatter! das eyssn ist heiß.
Macht nur da einen weyten kreiß!
Da legt ims eyssen in die mit!
Tragt irs herauß und prent euch nit,
So ist ewer unschuld bewert,
Wie denn mein gfattern hat begert.
DER MANN
spricht.
Nimb hin! da mach ich einen kreiß.
Legt mir das glüend eyssen heiß
Daher in kreiß auff diesen stul!
Und ist es sach, und das ich bul,
Das mir das heiß eyssen als-denn
Mein rechte hand zu kolen prenn.
DER MAN
nimbt das eysen auff die hand, tregets auß dem kreiß und spricht.
Mein weib, nun bist vergwiest fort-hin,
Das ich der zicht unschuldig bin,
Das ich mein eh hab brochen nie,
Weil mich das glüend eyssen hie
Getragen hab gantz ungebrent.
DAS WEIB
spricht.
Ey, las mich vor schawen dein hendt!
DER MANN
spricht.
Se hin! da schaw mein rechte hand,
Das sie ist glat und unverprant!
DIE FRAW
schawt die hand, spricht.
Nun, du hast recht; das merck ich eben.
Man muß dir dein kü wider geben.
DER MANN
spricht.
Du must mir unschuldigen man
Vor meiner gfattern ein widerspruch than.
DIE FRAW
spricht.
[89] Nun, du bist fromb, und schweig nur still!
Nichts mehr ich dir zusachen wil.
DER MANN
spricht.
Weil du nun gnug hast an der prob,
Wil ich nun auch probieren, ob
Du dein eh biß-her habst nit prochen
Von anfang, weilt mir warst versprochen.
Mein gfatterin, thut darzu ewr stewr!
Legt das eyssn wider in das fewr.
Das es erfewr und glüend wer!
Darnach so bringt mirs wider her,
Auff das es auch mein fraw trag mir,
Darmit ir frömbkeyt ich probier!
DIE GEFATTER
spricht.
Ey, was wolt ir ewr frawen zeyhen?
Thut sie des heissen eyssens freyen!
DER MANN
spricht.
Ach, liebe gfatter, was ziech sie mich?
DIE FRAW
spricht.
Mein hertz-lieber mann, wiß, das ich
Das hab auß lauter einfalt than!
DER MANN
spricht.
Gfatter, legt bald das eyssen an!
Darfür hilfft weder fleh noch bit.

Die gefatterin geht hin mit dem eyssen.
DIE FRAW
spricht.
Mein lieber mann, weistu dann nit?
Ich hab dich lieb im hertzen grundt.
DER MANN
spricht.
Dein that laut anders, denn dein mundt,
Da ich das heiß eyssen müst tragen.
DIE FRAW
spricht.
[90] Ach mein mann, thu nicht weyter fragen.
Sonder mir glauben und vertrawen
Ab einer auß den frömbsten frawen!
Laß mich das heiß eyssen nicht tragen!
DAR MANN
spricht.
Was darffst dich lang weren und klagen?
Bist unschuldig, so ists schon fried.
So prent dich das heiß eyssen nit
Und hast probiert dein weiblich ehr.
Derhalb schweig nur und bitt nicht mehr!
DIE GFATTER
bringt das glüent eysen, legts auff den stul im kreiß, spricht.
Gfatterin, da liegt das glüend eyssen,
Ewer unschuld damit zu beweisen
DER MANN
spricht.
Nun, geh zum eyssen! greiff es an!
DIE FRAW
spricht.
Ich bitt dich, mein hertzlieber man,
Mein schuld will ich dir hie verjehen,
Das ich mich verd hab ubersehen
Heimlich mit unserem caplan.
Dasselbig wölstu mir nach lan,
Das michs eyssn nit drumb prennen thu.
DER MANN
spricht.
Ja, ja, da schlag der teuffel zu!
Hastu selber brochen dein eh?
Nimb flucks das eyssen hin und geh!
Wil dir gleich den pfaffen noch geben.
DIE FRAW
spricht.
Mein lieber mann, ich bit darneben,
Wölst mein in aller trew gedencken,
Zum pfaffn mir noch zwen männer schencken,
Mit dem ich mein eh brechen hab.
[91]
DER MANN
spricht.
Nötten nam dein lieb gen mir ab,
Weil du ir drey hast lieber, dann mich?
Ey schem des in dein hertze dich,
Der du wolst sein so keusch und frumb
Und triebst mich mit dem eyssen umb!
Doch wil ich dirs all drey nach lon.
Nimb flucks das eyssn und komb darvon!
DIE FRAW
hebt die hend auff, spricht.
Mein mann, ich hab ye noch ein bitt:
Ich hab ein schatz, den weistu nicht.
Vier gulden zwölffer, die ich doch hart
Hab selb an meinem maul erspart,
Den schatz wil ich auch geben dir.
Las mir noch nach der männer vir!
Als denn wil ichs heiß eyssen tragen.
DER MANN
spricht.
Was sol ich von dem schlepsack sagen?
Pfuy, schem dich vor der gfattern dein!
Hastu denn bulschafft hinder mein
Heimlich mit so viel mannen trieben?
DIE FRAW
spricht.
Wie thust? nun sind ir an dich ye nur siehn!
DER MANN
spricht.
Es soltn ir leicht ein dutzet sein.
Nun ich wil auch nichts reden drein
Umb diese sieben und on mich,
Solt mit den eyssn purgieren dich
Auff erden sonst vor alle man.
DIE FRAW
spricht.
Ja lieber man, das wil ich than.
Jedoch in dieser männer summen
Sind die jungen gselln außgenummen.
[92] Vor die das eyssen ich nicht trag.
DER MANN
spricht.
Schweig und kein wort darwider sag!
Flucks nimb das eyssn, weil es ist heiß,
Und trag es sittlich auß dem kreiß,
Das ich darbey mög nemen ab,
Was vor ein frommes weib ich hab!
DIE FRAW
spricht.
O gfatter, tragt das eysen vor mich!
DIE GEFATTER
spricht.
O es taug nit; darzu würd ich
Am eysen mein hend prennen zwar,
Das mir würd abgehn haut und har.
Ich war vor jaren auch nicht rein.
DER MANN
spricht.
Flucks nimb das eyssn und trags allein,
Du zunichtiger pubensack!
Oder ich leg dir auff dein nack
Mein faust, das dir das liecht erlischt.
DIE FRAW
spricht.
Das eyssen ist heiß, das es zischt.
Nun weil es mag nicht anderst sein,
So ergieb ich mich dultig drein.

Die fraw hebt das eissen auff, wil gehn und thut ein lauten schrey, lest das eyssen fallen, spricht.

Auwe, auwe der meinen hend!
Wie übel hat michs eyssen prent
Von meiner hende har und hawt!
DER MANN
spricht.
Schaw, du unflat! hast mir nicht trawt,
Und so mans bey dem liecht besicht,
Bist selbs an hawt und har entwicht.
[93] Ich dörfft dir wol dein hawt vol schlagen
DIE FRAW
spricht.
So wolt ichs meinen brüdern klagen.
DIE GEFATTER
spricht.
O gfatter, trollt euch und schweigt still!
Ir habt hie ein verloren spiel.
Ir habt ein handel, ist mistfaul.
Darumb nembt nur süßholtz ins maul!
Ziecht auff gut saiten widerumb,
Auff das nicht heint sant Kolbman kumb
Und euch umb ewer unzucht straff!

Die fraw get auß.
DER MAN
spricht.
Mein fraw meint, ich wer gar ein schaff,
Stellt sich so fromb und keusch (versteht!),
Sams nie kein wasser trübet het,
Wolt mich nur treibn in ein bockshorn,
Biß ich doch auch bin innen worn
Irer frömbkeyt, drein sie sich bracht
Mit iren eyffern tag und nacht,
Des sie mit ehrn wol het geschwiegen.
DIE GEFATTER
spricht.
Mein gfatter, lasts best bey euch liegen!
Wölt meiner gfattern vergeben das!
Wer ist der, der sich nie vergaß?
Kompt! wir wöllen dran giessn ein wein!
DER MANN
spricht.
Nun, es sol ir verziehen sein!
Mein fraw bricht häfn, so brich ich krüg.
Und wo ich anderst redt, ich lüg.
Doch, gfatter, wenn ir bürg wolt werden,
Dieweil mein weib lebt auff erden,
Das sie solches gar nimmer thu.
DIE GEFATTER
spricht.
[94] Ey ja, glück zu, gfatter! glück zu!
Ich wil euch gleich das glait heimgeben.
Und wöllen heint in freuden leben
Und auff ein newes hochzeyt halten
Und gar urlaub geben der alten.
Das kein unrat weyter drauß wachs
Durch das heiß eyssen, wünscht Hans Sachs.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Sachs, Hans. Dramen. Das heyß Eysen. Das heyß Eysen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B188-A