Der baurenschinder

In des Müglings hofton.


27. april 1546.

1.
Zu Ertfurt ein juriste saß,
den man schickt auf das lande,
da er den bauren tückisch strelt
um ir bar gelt
am gricht unter der linden.
Eins tags zog er hinaus sein straß,
sein nachbaur wol bekande
sprach: »wo wölt ir hinaus so stil?«
er sprach: »ich wil
aufs lant und bauren schinden.«
Eins mals der nachbaur vor dem tor
spazieret on geferde,
ein bauer hielt zunechst darvor
mit einem toten pferde,
der fragt nachs schelmenschinders haus:
»das mir daraus
mein pfert geschunden werde.«
2.
Der nachbaur mit dem bauren ging
für des juristen hause,
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sprach zum bauren: »da sitzt der man;
klopf weidlich an,
wan er sitzt weit dahinden.«
Der bauer zu klopfen anfing
der jurist gutzt herause,
fragt in unwirs, was er begert.
er sprach: »mein pfert
bring ich euch hie zu schinden.«
Er sprach: »heb dich hinweg, du narr!
wer hat dich her geheißen?«
der bauer sprach: »nit also scharr!«
tet auf den nachbaur weisen.
der jurist droet im gar wol
und sprach: »dich sol
der teufel noch zerreißen!«
3.
Zu morgens in vor gricht verklagt
für sölich schmach und schande,
sprach in um dreißig gulden an;
da sprach der man:
»mein unschult wirt sich finden!
Weil der jurist nun selber sagt,
er wolt hinaus aufs lande
und bauren schinden hin und her,
so dacht ich, er
künt tote roß auch schinden.«
Billich schunt der auch tote pfert,
der also on erbarmen
den lebendigen schint auf ert.
wer bei in tut erwarmen,
dem schinden sie ab haut und har,
sein geltlich bar,
und muß durch sie verarmen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Sachs, Hans. Gedichte. Geistliche und weltliche Lieder. Der baurenschinder. Der baurenschinder. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-B108-C