[211] An das Glück
Ob du auch,
Seit jeher abgewendet von mir,
Über Würdige und Unwürdige
Ausgossest deines Füllhorns Reichthum,
Und taub bliebst
Für meines Herzens bescheidene Sehnsucht:
Dennoch, wahllos spendendes Glück,
Sing' ich dir heute des Dankes Hymnus!
Denn da du mich preisgabst
Den rauhen Mächten des Lebens,
Lernt ich es kennen,
Und da ich mich,
Ohne deines Schutzes Asbestkleid,
Ringen mußte durch Irrthum und Schuld,
Lernt ich verstehen, verzeihen.
Und so entbrennt heute mein Lied
Als reinste Naphtaflamme der Mitempfindung –
[212]Und nicht als qualmender Docht
Im mißduftenden Öle
Schnöder Poëtaster-Eitelkeit.
Darum auch, gegen mich so karges Glück,
Sing' ich dir heute des Dankes Hymnus.