[91] Ad notam

Daß edle Saaten stets nur langsam reifen
Und Eins ist mit Verzichten jedes Streben –
Daß heil'ger Schmerz nur weiht ein Künstlerleben:
Ihr könnt es heute nimmermehr begreifen.
Nach hohen Zielen wollt ihr hastig schweifen,
Ihr fordert Wein von kaum gepflanzten Reben;
Lohn wollt ihr und Genuß – und auch daneben
Mit flücht'ger Hand des Ruhmes Purpur weifen.
Ich aber sag' euch, die ihr arg verblendet:
Noch hat, ob manches auch die Zeit beschnitten,
Das eherne Gesetz sich nicht gewendet:
»Errungen wird der Lorbeer und erstritten
Und nur von dem, der sich ihm ganz vepfändet,
Für ihn geblutet und den Tod erlitten.«

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Erstes Buch. Sonette. Ad notam. Ad notam. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AE04-F