[96] Fluch

Es ist des Menschen Fluch und sein Verhängniß,
Daß seine Fehler sicher wirkend schreiten
Und, offenkundig rings, ihm gleich bereiten
Jedweden Schmerz und jegliche Bedrängniß.
Sein Bestes aber lebt wie im Gefängniß
Und seine Tugenden sind Heimlichkeiten;
Er selber muß sie zweifelnd oft bestreiten,
Rauh überlassen seiner Herzensbängniß.
Denn diese Welt, so rasch im Schulderkennen,
So gern bereit, werkthätig sich zu zeigen,
Sobald es gilt, ein Schandmal aufzubrennen:
Sie hüllt sich allsogleich in starres Schweigen,
Soll sie ein ächt Verdienst beim Namen nennen
Und einem hohen Wollen sich verneigen.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Saar, Ferdinand von. Gedichte. Gedichte. Erstes Buch. Sonette. Fluch. Fluch. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-ADB2-D