Die Espe

Als den Herrn ans Kreuz geschlagen
Nun des Feldes Bäume sahn,
Kam ein Zittern und ein Zagen
Allen fernen, allen nah'n.
Nur der Espe Krone
Ließ die Blätter ohne
Beben in die Lüfte ragen,
Gleich als ging sie das nicht an.
Damals ward der Fluch gesprochen,
Und ihn hörte Berg und Kluft:
»Daß dir sei dein Stolz gebrochen,
Zittre künftig jeder Luft!
Andre Bäume zittern
Nur in Ungewittern,
Zitternd soll das Herz dir pochen,
Wenn im Wald ein Vogel ruft.
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Zittre, wo im Erdenkreise
Künftig du entkeimst dem Staub!
Jedes Blatt soll zittern leise,
Bis es wird des Herbstwinds Raub.
Und in allen Tagen
Soll man hören sagen
Dir zur Strafe sprichwortweise:
Zittern wie ein Espenlaub!«

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Gedichte. Lyrische Gedichte. Viertes Buch. Haus und Jahr. Dritte Reihe. Des Dorfamtmannsohns Kinderjahre. Die Espe. Die Espe. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-AB1A-8