An Habsburgs Adler

Adler, der du hast genistet
Lang' auf deutscher Eiche Stamm,
Bis von Schlangen überlistet
Du heruntersankst zum Schlamm:
Willst nicht in den alten Kronen,
Alter Adler, wieder wohnen?
Warum blickst du ungeduldig,
Deutscher Adler, südwärts nur,
Wo dir Früchte fremd und guldig
Winken auf ital'scher Flur?
Willst in Wäldern von Zitronen,
Deutscher Eichenadler, wohnen?
In den süßen Blütendüften
Findest du dich nicht zu Haus,
Von den weichen welschen Lüften
Gehen dir die Federn aus.
Willst nicht in den heim'schen Zonen,
Wo du groß geworden, wohnen?
Nicht die fremde Pomeranze
Ist's, die dir gehört zunächst,
Der Reichsapfel, der im Glanze
Hier an deutscher Eiche wächst.
Willst bei Apfel, Stab und Kronen
Nicht auf unsrer Eiche wohnen?
Willst du einen andern lassen
Auf der deutschen Eiche baun?
Oder soll sie gar verlassen
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Bleiben, ohne Schirm und Zaun?
Willst nicht in den alten Kronen,
Alter Adler, wieder wohnen?

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Rückert, Friedrich. Gedichte. Lyrische Gedichte. Erstes Buch. Vaterland. Zweites Kapitel. Zeitgedichte. 1814. 1815. An Habsburgs Adler. An Habsburgs Adler. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-A7F5-9