Reklame

Ich wollte von gar nichts wissen.
Da habe ich eine Reklame erblickt,
Die hat mich in die Augen gezwickt
Und ins Gedächtnis gebissen.
Sie predigte mir von früh bis spät
Laut öffentlich wie im stillen
Von der vorzüglichen Qualität
Gewisser Bettnässer-Pillen.
Ich sagte: »Mag sein! Doch für mich nicht! Nein, nein!
Mein Bett und mein Gewissen sind rein!«
Doch sie lief weiter hinter mir her.
Sie folgte mir bis an die Brille.
Sie kam mir aus jedem Journal in die Quer
Und säuselte: »Bettnässer-Pille.«
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Sie war bald rosa, bald lieblich grün.
Sie sprach in Reimen von Dichtem.
Sie fuhr in der Trambahn und kletterte kühn
Nachts auf die Dächer mit Lichtern.
Und weil sie so zähe und künstlerisch
Blieb, war ich ihr endlich zu Willen.
Es liegen auf meinem Frühstückstisch
Nun täglich zwei Bettnässer-Pillen.
Die ißt meine Frau als »Entfettungsbonbon«.
Ich habe die Frau belogen.
Ein holder Frieden ist in den Salon
Meiner Seele eingezogen.

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TextGrid Repository (2012). Ringelnatz, Joachim. Gedichte. Allerdings. Reklame. Reklame. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-9854-E