Johannes Praetorius
Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer-Theil /

Der ietzund
Zu aller erste / wie ein Junges Küchelein / aus dem Topffe oder Schalen gekrochen / nachdem er die vergangene Ostermesse Anno 1662. ausgebrütet worden / und ihn nicht allein aus allerhand Relationen der frembden Handels-Leute; sondern auch VerAvisirungen Vornehmer und Gelahrter Schlesischer etc. Leute / zuwege gebracht hat

M. Johannes Prætorius, Palæo-Marchita, P.L.C.

Anno 1673.

Katzen Veits Vorrede

Katzen Veits Vorrede.

Zu Monsieur Rübezahlen / findet sich ungereimt der Katzen-Veit welcher hiemit sich erhebet / und wegen seines Kammerradens / ietzund allhier des Autoris Unschuld mit Spieß und Stangen verfechten wil. Nemlich er hat mit Schmertzen vernommen / daß etliche hönische Tadeler sein Rübezahlisches-Werck verachtet und vernichtet haben / theils wegen Unvollständigkeit / theils auch wegen vermeinete Unwarheit. Beyden Lästerungen gebe ich Katzen-Veit allhier die Kloppe / und sage daß solche Närrische Leute und ungeartete censores vielmehr unvollkommen am Verstande / u. unwarhafftig am Urtel seyn. Je / mein Freūd / hastu was mehrers u. was bessers von gegenwertiger Materi; so gieb es immer herrauß; Et loquere ut te videam: imóvide ut tecum loquar; Si plus, aut melius novisti, lector amice, Candidus imperti: si non, his utere mecum! Daß die gantze Sache zwar in dem etwas unvollkommen sey / und wol nach ihm auch bleiben werde; weil nemlich der Berg-Geist von etlichen Seculis her mit den Leuten seinen Spaß gehabt etc. Und solches alles unbeschrieben geblieben ist; gestehet der Autor leichte / und mustu es auch in diesen Falle mit ihm bekennen / daß du es nach ihm ebenmäßig unvollkommen verlassen must; ob du gleich noch einen gantzen Folianten hinzu thun köntest: So würdestu doch damit des Rübezahls seine Gauckel-Tasche nicht ausgeleeret haben: Ja du wirst nicht der Mann seyn / der allein die Eyer (wie man kurtzweilet /) außnehmen soll: Eleusis sibi semper aliqvid reservat, qvod revilentibus ostendat. Was den Vorwurff der begangenen Lügen anlanget / so beweise und überzeuge den Autorem der Mißhandlung. Du sagest; es stehen viel falsche und erdichtete Fratzen drinne: Und solches redest du aus Unverstand unn Unwissenheit; nur weil dir nicht alles bewust und wiederfahren ist. Höre hiervon eine merckliche Antwort. Vergangen sagte auch ein Rasen-weiser Tölpel; ich habe den Rübezahl gelesē / und habe unterschiedliche Lügen drinne gefunden: Hingegen ist solches auch unter andern drinne ausgelassē / was mir selber von Rübezahl wiederfahren ist; nemlich diß und das. Denselben Laßdünckel trieb ich also rechtschaffen ein; nemlich ich sagte und fragte von ihme! Ey mein Kerl / wer ist dabey gewesen / wie dir solches wiederfahren ist? Er sprach / ia, alleine. Ich antwortete / so ist es auch mehrentheils mit den Vorigen / und von dir zur Unbilligkeit verworfenen Historien bewandt Nemlich / es ist andern eintzeln Leuten / theils dieses /theils jenes begegnet / da du auch nicht darbey gewesen bist; welches sie aber dennoch so wol haben können beglauben / als du nimmermehr das deinige itz und. Er antwortete: Ey mein Blut / hole mich der Teuffel! ich kan drauff schweren / dz ich nicht lüge. Ich schieb wieder in seinen Busen; O guter Freund /das haben die andern auch alle können thun / wie sie es denn auch / der Warheit zu steuer / unveranlasset gethan haben; die dem Autori das ihrige theils schrifftlich / theils mündlich communiciret haben. Warumb wilstu also das selbige verwerffen / wobey du nicht gewesen bist. Gedencke wie es dir gefallen würde / wenn ein ander deine gethane Relation verdächtig und verächtig machete; weil er nicht persönlich darbey gewesen were: Was du nicht wilt daß dir die Leute thun sollen / das thue du ihnen auch zuvor und wieder nicht: Und gedencke nur / daß die übrigen angenehmen Geschichte und Gesichte (welche du nennest Gedichte /) so gewiß andern Leuten wiederfahren seyn; als dir deine eigene Erfahrung. Du must viel Dinges glauben / was du nicht klauben kanst: Experto crede Ruperto (denn also wollen auch etliche den Rübezahl nennen / wie mich allhier ein Gärtener berichtet hat) Non Lügmerto. Wilstu aber etwan eine und die andere Historie derentwegen verwerffen; weil sie dir zu schnakisch / zu kunterbund / zu unglaublich /zu unmüglich / etc. fürkömpt? so gedencke nur / daß einmal gewiß sey / daß es dem Berggeiste am Mittel nicht fehle / allerhand unvermuthliche Sachen ins Werck zu setzen: Und weissestu gleich die Mügligkeit nicht / so ist sie ihme / als einem alten Physico-Practico nicht verborgen / und wil es dir dennoch nicht zu Kopffe; so packe dich selber auffs Riesen-Gebürge hin / da wirstu es wol innen werden / was des Berg-Gottes seine curiosa physica betrifft / und was er / als ein Tausend-Künstler und Million-Meister vollbringen könne. Und bißher die erste exvesperation: Drauff folget die andere Ausfensterung / so noch andere Maußköpffe betrifft. Nemlich es lassen sich etliche verlauten / der Rübezahl werde den Autorem putzen / daß er so viel Dinges von ihm schreibe. Habe ich die vorige Feindseligkeit mit Spiessen und Stangen verfochten; so muß ich Katzen-Veit diese Albertät mit Taßecken und Flegeln kloppen und dreschen / und immer getrost mit drein singen: Du Narre / du Narre! Warumb lestu dich nit putzen? Oder bistu endlich schön gnug geputzt; so gönne doch dem garstigen Autori auch eine geringe Zierat: Weil ihn ja niemand putzen noch schmücken wil / als sein eigener unverdrossener Fleiß: Und weil es auch dieser nehrlich oder schwerlich thut; also / daß er nolens volens für gut halten muß / was jener saget; nemlich Forma viros neglecta decet: so wehre / du Neidhund / doch dem Rübezahl nicht / wenn er ungefehr dem Autori eine Putzung und Außschmückung zurichtete: verstehe aber eine solche / damit er sich ehrlich behelffē möchte / und nicht dürffte schimpffen lassen. Und warumb solte er solches gut nicht verschuldet / und auff erwiesene Wege sich nicht bey ihm wol verdienet gemacht haben? Hat er doch den Rübezahl nicht anders als einen Dæmonem Spendanem, admirabilem und injuriarum Vindicem proponiret: Er hat ihn weder vor einen Schelm / noch vor einen Dieb gescholten / wie etwan die gethan haben / so er auff verdiente Art und Weise grausam mit genommen hat; indem er ihr loses Maul nicht unbillich gestopffet. Hierzu weiß sich aber der Autor im geringsten nicht schuldig; sondern saget nochmaln / daß er eines auffrichtigen Historici Ampt vertreten / und dafür eine tüchtige Belohnung verdienet habe. Ja er thut noch ferner hinzu / daß er sich so wol verschuldet habe /sonderlich im nachfolgendē Jahre / welcher auff Römische und Cabalitische Art zu rechnen / aus diesen neuen Titul seines Wercks zu ergründen ist; welcher also lautet;


PrætorIana DæmonoLogIa RVbezaLII ELIsII.

seu

PRAETORIANA

60. 80. 1. 5. 100. 50. 80. 9. 1. 40. 1.

DAEMONOLOGIA

4. 1. 5. 30. 50. 40. 50. 20. 50. 7. 9. 1.

RVBEZALII

80. 200. 2. 5. 500. 1. 20. 9. 9.

ELIISII

5. 20. 9. 9. 90. 9. 9.

Summa 1662.


Und also wirstu gewahr / daß sich der Autor in keinem Falle scheuet / seinen Namen und datum zur Sache zugeben: Gib du ihme nur einen danckhab darfür; so ist er schon zufrieden: Wenn ja deine Filtzigkeit kein mehrers vermag. Wird nun der Autor also drauff erfahren; daß seine / so weither / angewandte Mühe angenehm gewesen; so erbeut er sich auch die versprochenen schrifftlichen Sachen (derer Erwehnung geschehen in Außgange des andern Rübezahlischen Theils:) zu befördern / und ans Tage-Liecht zu bringen. Ja über solche materien, hat er auch eine extraordinar-schöne Wochen-Comœdie zu Pappier gebracht; die er den gönstigen Leser auffs eheste zu liefern vor alle andern beflissen ist: Und über allen diese Schnacken / ist er itzt hinter die Braut-Suppen gerathen; so zu Leipzig unn anders wo mögen gekochet seyn: derer er leichtlich bey 165 in Bereitschafft hat /so er mit zimblicher Mühe / nach seiner Curiosität /zusammen schreiben lassen und / die Lustigkeit zubefördern / nicht lange hernach hervor geben wil: So ferne sich nur ein guter Verleger anbeut! Indeme es ein Werck von vier Alphabethen dürffte werden; und vor sich ein kurtzweilige Præfation, hinder sich aber Zwey außführliche Register aller cotentirten Schwäncke hält. Ja er verheißet an diesen Braut Suppen einen solchen Sinnreichen und erlustierenden Schatz; als ie am Poßierchen Büchern eins in Druck gekommen Fürwahr es werden auff allen Seiten und Blättern in grosser Menge die Grillen hüpffen und tantzen: Ja es wird dem Leser eine solche Anmuthigkeit durch zustanckern erweckē: als seine Lebe-tage der Amadis nicht hat thun können: unangesehē / ob man gleich davon zureden weiß; daß wer das gedachte Liebes-Buch einmahl in die Fäuste bekommen / nicht habe könnē zulesen aufhören; er sey dennmit allen Theilen fertig gewesen. Hie wird man allererst innn werden; was Venus unn Cupido vor Gäste seyn: und in wieviel tausenderley Gestalt sie sich vermummen können. Da wird man recht lernen / wie eine Braut zu schurigeln sey: wie man auff Hochzeiten sich ergötzen / und in Liebesschertzen paratragœdiren könne. Davon im bevorstehenden opere in grossem Uberfluß und Mannigfaltigkeit. Erwarte solches mit unnachläßlichen Verlangen; Du wirst traun nicht vergeblich thun; So ferne du ein Lepidum caput bist / und die Melancholey aus deinen Capitolio zu religiren Anlaß und Fug suchest. Schleuß auch in solchen deinen Verlangen und Bücher-Geitz nochmahlen meine promittirte Weiber Philosophi: Deren erster Theil schon zu lesen ist / mit dem Titul: Philosophia colûs. Doch wisse / daß solches Stückgen nicht das gantze Werckabsolvirt / ob es schon den Namen des gantzen hat: sondern es müssen dergleichen centurien noch bey Ein und Zwantzig erfolgen / und eintzeln zusammen erwartet werdē. Weiter hastu auch im Buchladen zuerfragen / meinen Kriechenden Wandersmann unter der Erde: drinnen allerhand verwunderliche Geschichte und Verrichtungen von Wasser-Nixen unn Berg-Männern anzutreffen / so man ie lieset und höret. Was davon zu halten / wirstu drinnen verständiget aus sehr vielen Scheifften und Discursen: dergleichen Opusculum noch vor diesen nicht ans Tage-Liecht gekommen: sondern in der dunckelen Nacht verborgen geblieben. Endlich so verspreche ich dir auch hiermit eine Podoscopiam: da man auch auß den Lineamenten der Füße so viel præstiren und ergreiffen mag; als aus den Händen oder Chiromantia: welches gleichfalls ein Werck ist mit vielen Holtzschnitten oder Stöcken / Philologicè und Magicè obtractiret; daß der tausende noch nicht gesehen hat; Ich geschweige /daß dergleichen Divinatoria disciplina vor diesen im Drucke solle gewesen seyn: ungeachtet / ob man den Titul gleich hin und wieder bey den Autoribus antrifft: Aber die Sache soll nunmehr auch auff den Schauplatz der Welt geführet werden. Vale: Datum Leipzig Anno 1662. den 22. Julii.


O Bären-HäVter Laß MICh zV FrIeDen.

Rübezahl empfängt einen Chymicum gar übel

Rübezahl empfängt einen Chymicum gar übel.

Es wird der kurtzweilige Leser im vierten Theil der Rübezahlischen Historien / etwan eine Geschichte antreffen / welche mir vom Hn. Hieronymo Sartorio gewesenem Apothecker zu Hirschberg / mündlich allhier zu Leipzig bey gebracht worden: wie nemlich der ungedultige Geist einē Wurtzel-Mann zum drittenmahl / wie er ist wieder gekommen die Weiß-wurtz aus dem Teuffels Grunde zu holen / in Stücken zurissen habe. Ein solchs hat sich auch fast begeben mit einem Chymico wie ich Anno 1664. im Anfang des Monats Julii von einem Vornehmen Manne aus Oedenburg in Ungarn allhier bin verständiget worden. Nemlich wie mich dieser Herr und vornehmer Freund seiner Zusprach würdigte; da erzehlete er mir folgende Begäbnüße welche er auch vor etliche dreyßig Jahr / als ein curioser; doch domahln ein Kriegsmann /ihme hatte beybringen lassen. Als zuföderst das einChymicus oder vilmehr Alchymista in Kundschafft gerathen sey / wie an einem gewissen Orthe auffn Riesen- und Carpatischen Gebürge / die rechte Lunaria an zutreffen stünde; welche man ihme trefflich wohl zum Goldmachē weiß zu Nutz zu machē. Unn derentwegen habe er sich gelüsten lassen / mit Gräbers Instrumenten die nachgewiesene Stelle zu suchen / umb das Gewächse aus der Erden heraus zulangē: Aber was geschicht? Wie er gleich im vollen Wercke begriffen ist / siehet er unverhofft den Rübezahl neben sich stehē: der ihn unverzögert zur Rede setzet / und mit Verdruß erfraget; was er da zu thun habe? Er soll sich bald weg machē / und ihme das Kraut stehen lassen: weil ers vor sich alleine gebrauchte / und keinem Menschen etwas davon zu nehmē gestatte. Und hiermit hat der beschämte Chymicus unverrichteter Sache / hübsch müssen abziehen / wie ein Marter vom Tauben Schlage wenn er davon verstöret wird / und seinen Muthwillen nicht vollbringen kan. Doch hat er dennoch / der abgewiesene Geld-kocher / das Wiederkommen nicht vergessen können: Sintemahl er sich nach Verlauff einer ziemlichen Frist wieder angefundē hat / umb als den seiner Begierde eine Gnüge zu leisten / und die Lunariam ihme zu compariren: Angesehen er domahln darzu wieder war veranlasset worden / daß man ein paar Jahr lang von Rübezahl bey denen Leuten nichts gehöret hat: derentwegen er in die irrige Gedācken gerathen / daß der Geist müsse von hinnen geschieden seyn / und sein Auffenthalt anderswo genommen haben: dannenhero er ihn auch in seinem Vornehmen verhoffentlich nicht verstören könte; sondern eine gewünschte Zeit zu rauben verstattet habe. Und in solchem Wahn macht er sich zum andernmahl zum wohlbewusten Ort / hebt an zu kratzen / und mit seinen Spaden das Erdreich auffzugraben: Aber in dem schürt der Hencker wieder zu / daß Rübezahl unversehens kurtz vor ihm zu stehen kömmt: derenthalben er erschrickt und über sein Zittern nicht übele parol ihme auffzurücken / sprechende: Mein Kerl wie stehen wir? Ist das unser letzter Verlaß? Ich hab dir ja gesaget / du solst zum andern mal dich nicht wieder anfinden: packe dich / und komm je zum dritten mahl nicht wieder: sonst sol es ärger ergehen / und wil ich mein procedere mit dir schärffen: denn die Lunariam laß ich mir nicht entfernen. Und hiemit hat sich der andere actus dieser Comoedie geendiget: Indem der ausgerichte Goldschmid leer vom Gebürge gezogen / und mit dem Ausputzer nach Hause gegangen war. Doch hat es noch einmahl mit ihm geheissen: Mit der Zeit vergehet das Leid: Frisch gewaget ist halb gewonen; Nam audentes qvādoq fortuna juvat. Nemlich wie drey Jahr verflossen / und nach der vorigen Ausfensterung vergangen gewesen / drinnen nicht minder das Geschrey vō Rübezahl sich geleget gehabt; Indem keiner von seiner Gegenwart was vernommen hatte: da hat sich der unbesonnene Alchymiste wieder auffgemacht / und war zu seiner All-Küh-misterey wieder auffgewachet: hoffende nunmehr endlich einen gutē Fund zu thun / und den lang-begehrten Schatz zu hebē. Und aus diesem Grunde war er zum drittenmahl in den Teuffels-Grund gekommen mit samt feinem Werckgezeug / in Willens ein exemplar: von der gewünschten Lunaria auß zu grabē: Aber es hat ihn nochmahln der gegenwärtige Geist allzu Früh-zeitig in dem propo gehindert / wie er ihn auff der That ertappet und flugs schrecklich ins Gesicht gekommen gewesen / und zwar mit diesen Dräungen: Hör / du leichtfertiger Vogel / wie reist dich der Kukuck / daß du zum dritten mahl meinem Willen widerstrebest? hab ich dich nicht gnug gewarnet / daß du mein Eigenthum solst ungehudelt lassen? Doch damit du nicht noch mehr kommest; so solstu itzt deine rechte Straffe ausstehen: Du bist nunmehr mein / und drauff wil ich dich in 1000. Stücken zureissen. Ach! hier war Lachen zu verbeissen gewesen; Denn der Rübezahl hatte seine positur auffs grausamste zugerichtet gehabt: So hatte das böse Gewissen den Mißhändler auch kein leidlichers dictiret / als was er vor Augē gesehen: doch war er schleunig vor dem Geist auff seine Knie gefallen / bittend: daß er ihme doch das Leben schencken möchte: So wolte er ihn sein lebelang nicht mehr kränckē; sondern die erzeigete Gnade allenthalben rühmen. Was geschicht? der Rübezahl lest seine zornige minen in etwas fallen /schencket den Ubertreter das Leben / und macht es wie ettliche lose Richter zu thun pflegen; Also / daß er an dem Ebræischen Worte Dam für die erste Bedeutung / welche ist Blut / die andere signification gut heisset / welche ist gut (oder vielmehr böße /) und Geld. Nemlich er hatte zur Rantzion seines Lebens 50. Rthlr. begehret / die er ihme innerhalb Vierthel Jahres Frist auff Tiburtii Tag zwischen 11. und 12. bringen sollen: welches der frey-gelassene auch mit dem Handschlag eingewilliget / und sich daneben für die erwiesene Wolthat bedancket: und damit seynd sie auff weitern Bescheid voneinander geschiedē / biß der bestimmte Tag heran genahet / da sich der Schuldener zu rechter Zeit angefunden / und das bahre Geld dem Gerichts-Herrn selber geliefert unn vorgezehlet hat. Siehe abermal was sich unverhofft hie ereiget? Nemlich es hatte sich der Erbare Rübezahl so liberal erzeiget / daß er nicht allein alles Geld seinem Debitori wieder geschencket / sondern auch noch zum Uberfluß die gehaltene parol an ihm trefflich gelobet hat /sprechende: Nun / weil ich gesehen habe / daß du deinen Worten nachkommen wollen / so nim dein Geld wieder zu dir / und behalt es; Ich wils dir hiemit wieder verehret haben. Und damit war wiederum ein jeder seinen Gang gegangen / unn hatte diese letzte scena an dem dritten actu der gespieltē Comœdie, auch ihr Auffhören gewonnen. Im übrigen hat hieraus unter andern Lehren ein Begieriger auch dieses zu fassen; daß der böse Feind niemaln so weit von uns sey / als wir uns wol einbilden / ungeachtet ob wir ihn gleich nicht sehen: sondern er schleicht uns augenblicklich und ohn unterlaß nach / wie aus dem Creutzbuche Hiobs zu ersehen ist. Man hat zwar ein Sprichwort: Wenn der Teuffel von Aach kömpt / nemlich wieAgricola in proverb. Ger. berichtet / so soll es zu Aachen in einem Thurm vor Zeiten gespücket haben /drauff aber endlich der Thurm eingefallen / und der Geist nach des närrischen gemeinen Mannes Einbildūg umbkommen und ersticket geworden: Aber wer hat davon gewisse Brieff u. Siegel / daß nunmehr kein Teuffel in der Welt sey? ungeachtet obgleich jener Abendtheuerlicher Priester auff der öffentlichen Cantzel am ersten Ostertage auffgetreten und ungescheuet vor iederman solchen Eingang seiner Predigt gehalten: rumpel de pumpel de düfel iß doot: de hölske Kappral iß nich mehr verhannen: Wie willen die Höll mit röse Saat beseyen / dat hübske wörtken wassen. Nemlich er kan auch nochwohl zum Uberfluß alludirt haben auff einen Biblischen Spruch: der Todt ist verschlungen in dem Sieg: Todt wo ist dein Stachel /Höll wo ist dein Sieg etc. Aber derentwegen hat der liebe GOtt nicht flugs mit dem Tode und Teuffel das Garaus gemacht / wenn er Ihm seinen unmässigen Vornehmen ein Ziel gesetzet hat; welchs einer leicht überschreiten mag / wenn man in der Gottlosigkeit und Ruchlosigkeit fortfähret.

Epilogus & Apologus.

Hiemit spring in die weite Welt herumb / ô Satyrischer Rübezahl / und richte aus / was ich dir befohlen habe: denn ich weiß / daß du von mir wohl so Ethisch zubereitet / und Morosisch gemachet bist / als irgend eine Sittenmeisterische Brut gewesen. Du bist gnugsam instruiret / allē Ständen ihrē Text zulesen: mache es nur erbaulich und erbarlich. Wie so / magstu / geehrter Leser sprechen? ist dieses Werck denn ein Apologus? R. Ja / wo kein bekandter / und allezeit auff einerley Art repetirter Epilogus ist / ibi subest Apologus: dessen Apologiam ich mir vorbehalten habe im restirendē Reformirten Rübezahl / nebenst hundert warhafftigen Rübezahlischen andern Geschichten /welche du gar wohl mit Verlangen erwarten kanst / so ferne du endlich einen Vergnügen dieses vollkommenen opusculi desiderirest. Im übrigen aber (damit ich dir ein noch rarers condimentum zeige / und das Maul nach was frischeren Tractamenten wässerigt mache /) hoffe mit ehesten meine Reformatam Astrologiam Cometicam, oder verblümte Vermählung des Himmels mit der Erden: Fürwahr mein köstlichstes / und noch zur Zeit bey keinem erhörtes oder vermuthetes Buch / in zweyen Tomis, cùm Theoreticô tùm Practicô, bestehend. Drinnen nunmehr handgreifflich und unfehlbar gnug berichtet wird / aus einer neulichsteninvention, was ihm eigendlich die allzeit warnenden Cometen wollen / auf was vor ein gewisses Land sie zielen / und wer zugleich das Unglück über ein Volck ausrichten werden? Vale, & pretiosissimô Thesaurô tibi gratulare.

[1]

Rübezahl ist Cromwels Præceptor gewesen

Rübezahl ist Cromwels Præceptor gewesen.

Es ist diese Sache schon allbereit im ersten Theile vorgelauffen; doch habe ich es gleichwol auch allhier nicht unterlassen können / solche Geschichte in diesem dritten Theile / und zwar zu Anfang außführlicher zu wiederholen. Nemlich es hat mir der Lübenthalische Bote Anno 1662. mense Februar. erzehlet /daß er es in seiner Heymathe selber von einem Garn-Manne / (welches Leute seyn / die in Schlesien / auff gewisse Tage / und von gewissen Leuten auß Dörffern und Flecken / das Garn / welches sie schier alle mit einander häuffig spinnen / abholen / und an solche Oertern hintragen / da es weiter zu Leinewand verbrauchet [2] wird /) gehöret; wie er unlängst auff dem Riesen-Gebürge gewesen / und droben seine Verrichtung gehabt: Da denn in eines Bauern Gestalt der Rübezahl zu ihm gekommen were / und unter andern Sachen gefraget hette: Ob er Rübezahl nicht vernommen? Oder ob er von ihm nichts besonders gehöret hette? Drauff denn der Garn Mann geantwortet: daß er und andere eine lange Zeit nichts von ihm erfahren hetten; und meyneten also in gemein / daß er sich vom Gebürge müste verlohren haben / oder davon verbannet seyn. Hierauff hat sich der Rübezahl zu erkennen gegeben / und freywillig gesaget / daß er es selber were. Die Ursache aber seines Vermissens sey diese: Nemlich / er hette sich in Engelland durch etliche Jahre auffgehalten / were zu Anfangs beym Cromwell seiner Kinder Præceptor gewesen; hernach were er deß Cromwels geheimer Rath geworden / hette alle seine Beginnen helffen vornehmen / mitteln und außführen: [2] Biß der Cromwell endlich verstorben; Da hette er sich dennoch länger allda auffgehalten / und hette den andern Rädelsführern so viel eingeblasen /als müglich gewesen / biß er endlich inne geworden /daß alles über und über gegangen / und die Parricidische Hülffes-Helffer entzeln nach einander beym Kopffe genommen; Da hette er sich zu letzte auß dem Staube gemachet / und dem jungen intronisirten Könige den Platz gelassen: Und käme nunmehr auff seine vorige Residentz wieder; von welcher Zeit an die Reysenden und Beywohner auffs neue wunderliche Rencke von ihm hören solten. Und in dem war er von dem Garnmanne geschieden / und durch einen andern Weg auff seine Clause gespatziret. Zu mercken ist hie weiter / daß der Rübezahl im vorigen discurs auch alle Personen mit Namen genennet habe / welche noch vor kurtzer Weile in Engelland sind justificiret geworden: So soll er auch alle Begebnissen bey solcher [3] execution entdecket haben; fast besser / als mans bißhero in den Avisen hat zu belesen gekrieget. Lerne hieraus / woher also des Cromwels verwunderliche Prudentz gekommen; Item: warumb er / wider das gewöhnlichepronunciatum:


Descendunt sine sangvine pauci
Ad generum Cereris, vel sicca morte Tyrauni.

Schier eines natürlichen Todes verfahren sey. Nemlich / damit der Teuffel desto mehr Blut von ihme in der Hölle auszusaugen hette; Und sein nagender plutonischer Wurm / oder Henckers Geyer desto mehr Safft in der Leber finde. Doch gnug.

Rübezahl ist ein unrichtiger Reise-Compaß

Rübezahl ist ein unrichtiger Reise-Compaß.

Es ward mir von einer glaubwürdigen Person referiret / daß vor etlichen Jahren ein Brieffträger auff dem Riesen-Gebürge des Rübezahls in bösen erwehnet hette; drauff es geschehen were / [4] daß er seiner Meynung nach zwar auff dem Wege immer fort gegangen / dennoch aber auß Verblendung der Augen schier immer an einer Stelle geblieben were / und bey einem alten verfallenen Schlosse herümb geirret / biß die sinckende Nacht drüber eingefallen; nach dem er über einen halben Tag in dem errore allda begrieffen / und sich zwar moviret aber wenig promoviret gehabt: biß er sich endlich vor Müdigkeit hat müssen niederlegen / eine weile verpausen / und den anbrechenden Morgen erwarten müssen; da er zu seiner Fürsichtigkeit wiederumb gekommen / und post varios casus, post tot discrimina rerum, den rechten Weg hat finden können. Hieher gehöret M. Wolffgang Bümer in Epitom. Hist. part. 1. von den 10. Geboten / p.m. 52. 5. 88. 89. Umb das Böhmische Gebürge soll sich offt ein Münch / den sie Rübezagel nennen /sehen lassen / und sich zu den Wanders-Leuten /denen die Straffen unbekandt sind / gesellen / sie vertrösten / [5] auff dem rechten Wege zu erhalten / oder darauff zu bringen; wenn er sie nun gar in die Irre verführet / daß weiter weder Weg noch Strasse ist /schwinget er sich auff einen Baum / reisset das Maul auff / geckset und lachet / daß es weit und fern im Walde erschallet. Was kan doch dieser Münch anders / denn der alte Hans Schadenfroh der Teuffel seyn. Ein solches Früchtlein fast / auch eines Mönches Gestalt und Form / hat sich im Heynischen Walde bey Freyberg in Meissen sehen lassen / die Leute erschrecket / auff die Hälse ihnen gehüpffet / und sich manchmal ein Feldweges tragen und trecken lassen /darvon dann ihr viel hernach kranck worden / etliche auch gestorben. Wenn es sich nun einen ziemlichen Weg hat tragen lassen / ist es auff einen Baum gehüpffet / und auch sein höltzern-Gelächter und Gequächse getrieben / die Leute habens Mutz genant /mag wol Matz-Teuffel auß der untersten Hölle gewesen seyn. Geschehen beym [6] Heynichen / zwischen Freyberg und Mitweida / Anno 1573. Doch gnug.

Rübezahl drehet einem das Genicke umb

Rübezahl drehet einem das Genicke umb.

Vor etlichen Jahren sol ein Studiosus Medicinæ mit Fleiß auff das Riesē-Gebürge gegangen seyn / allda Kräuter und Wurtzeln zu samlen: Und in deme er in der Sache begriffen gewesen / siehe da sol Rübezahl drüber zu masse gekommen seyn / etwa in eines Bauren Gestalt / fragende: was er wolle? Resp. Ich habe mir sagen lassen / daß alhier gute Kräuter anzutreffen seyn / welche ich zu meinem Studium dienlich schätze. Weme meynestu aber / daß diese Revier zustehe?Resp. Ich weiß eigendlich nicht. Und mit solchen Worten hat sich jener Studente gar lange entschuldiget; ungeachtet / daß Rübezahl immer drauff gedrungen / zu sagen / weme das Gefilde zukomme: Doch ist er endlich drüber weggegangen / und hat den Burschen verlassen. Drauff sol dieser Bursch [7] zum andern fürüber reysenden Leuten genahet seyn / in deme erherbatum gegangen: Diese haben dem fragenden geantwortet / daß er jo bey Leibe dem Geist / welcher ihn vorher geprüfet / bey seinem eigentlichen Namen nicht nennen solte / wenn er wieder käme. Was geschicht? Wie dieser curioser Studiosus noch immer seine Botanic. excoliret, da kömpt der Rübezahl zum andernmal wieder / und läst sich mit folgenden Worten herauß: Nun wie gehets? Findstu was guts vor dir? Resp. Ja ich ertappe allerhand beliebliche Sachen. Weme meynestu aber / daß dieser Platz zu eygen sey? Resp. ich weiß es eigendlich nicht. Wie er aber immer mehr und mehr drauff gedrungen / da soll endlich sich der Student verschnappet / und ungefehr gesaget haben: Die Leute berichten mir / daß derselbe Rübezahl heisse / der ihm dieses Gebürge zuschreibet. Und hiemit hat er ihn bey der Kähle gekriegt /und den Hals umbgedrehet: Wie ihn die vorigen [8] zurück gekehreten Wanders-Leute kurtz hernach todt liegend angetroffen haben. Ach behüt einen der liebe Gott / für dergleichen Fürwitz / daß man dem mißtreuen Geiste nicht zu nahe komme / etwas von seiner Clause hole / ihn zu sehen begehre / oder seinen Namen allda über die Zunge fahren lasse. Doch gnug.

Rübezahl hat einen Kampff mit dem Meer-Könige

Rübezahl hat einen Kampff mit dem Meer-Könige.

Vor Jahren soll ein schlechter Arbeits-Mann über das Riesen-Gebürge gegangen seyn: Da ihm unterwegens der Rübezahl mit einem Pferde begegnet / und drumb angesprochen hat / daß er mitgehen / das Roß halten /und ihm eine weile dienen solle. Was hat der Mann thun können? Er hat nolens volens mit gemust / und ist der Rübezahl drauff sampt ihme und dem Pferde nach dem einen Teiche hingewandert / welcher unerhört tieff soll seyn / und mit etliche hundert sich nicht mehr gründen [9] läst: Da er ein stilstehends pechschwartzes Wasser hat. Hiebey hat er (der Rübezahl) jenem Manne sein Pferd zu halten anbefohlen; Sprechende: ihr halt mir mein Roß / und bleibt so lange stille damit bestehen / biß auff weiter Bescheid. Nemlich ich hab alhier mit dem Wasser-Könige / der drinne regieret / einen hefftigen Krieg zu führen: Wirstu nun / nach dem ich eine weile vorher hinein gesprungen gewesen / vermerckend / daß etzliche Blutstropffen herauffwerts brudeln; so gedencke / daß die Sache an m einer Seite gut sey / und ich die Oberhand erhalten habe. Derentwegen bleib du so lange behalten /biß ich sieghafftig hervor komme. Wirstu aber sehen /daß etliche Blasen auffstossen / so ist es unklar; Da nimb dieses Roß / und reit so viel und weit du immer kanst / es sol dir nichts wiederfahren / und du solst das Pferd behalten. Hierauff war der Rübezahl ins Wasser hinein gesprungen: Jener aber hatte mittlerweise gedacht / ich [10] wil es doch ja sehen / wo es hinaus wil / und was endlich draus werden möchte: Doch hat es sich eine weil drauff begeben / daß über die See etliche Blutstropffen waren hervor geschwommen /darauff nach kurtzer weile der Rübezahl selber herauß gesprungen sehr blutig / erbosset und grimmig ausgesehen / sprechende: Nun ist auch endlich dieser Feind überwunden / und bin ich also ein General und vollkömlicher Herscher diesen grossen Gebürges. Du aber / nimb vor deine Auffwartung diese Pferdsäpffel in deinen Kober / und gehe damit deines Weges davon: Und in dem hilfft er den Kober auffmachen /den Pferde-Mist miteinander hinein schütten / und läst den Narren mit dem Qvarge davon schleichen; welcher aber aus Unbesonnenheit eine weile hernach den Mist hinweg geworffen / und als ein nichtiges und schändliches Ding aus seinem Kober heraus gestöbert / und damit leer nach Hause gespatzieret ist: Da er aber eigentlicher befunden / wie er solchen [11] seinen Kober zum andernmal visitiret, daß noch viel gediegen Gold hin und wieder an den Seiten behengen blieben: Dadurch er nicht allein ist veranlasset worden /dem Rübezahl für die Freygebigkeit zu danckē / sondern auch zugleich den Verlust des verschütteten Pferde-Mistes zu bedauren. Aber / O Narr / O Narr!Fronte capillata est, post hæc occasio calva. Warumb hastu den Dreck nicht besser verwahret; sondern so freventlich weg geschlenckert? Hat dich doch niemand darzu genötiget. Als wie etwan jener Albertinus noch mittelmässigen Anlaß bekommen / das seinige zu verschertzen. Nemlich da ein Ochsen-Dwalgs einmal viel Quarg-Käse eingekauffet / und damit bey einem Flusse vorbey gegangen; Da sollen die Frösche ihrer Gewonheit nach / immer ein Quacks Quacks über das ander geschryen haben / da dieser denn gemeinet / die armen Thierigen weren hungerig / und begehrten sich mit seinem Quarg zu ersättigen: Darauff [12] er denn also bald einen Quargkäse nach den andern hinein geworffen / und auß vermeinete Mitleidigkeit die Quargs-Köpffe hat zu befriedigen gedacht. Hieher gehöret auch jener Matzpumpe / der etliche Butterhosen bey sich gehabt / und in heissen oder dürren Sommer das Erdreich hin und wieder hat gespalten gefunden / da soll er auß Barmhertzigkeit bewogen worden seyn / alle seine Butter in die Klunsen zuschmieren: Gleichsamb wie das Erdreich ebenmässig hungerig were / und sich damit zu ersättigen wüntschte. Und also war dieser zwar umb seine Mäyen-Butter / jener aber umb seine Quargkässe gekommen: Doch beyde gleichwol auß erheblichen Ursachen! nemlich auß Barmhertzigkeit und Mitleidenheit. Hingegen aber hat des Rübezahls sein Bernheuter auß unbedachtsamen Verdruß das Seine verlohren / und muthwillig verschertzet. Und wiewol er wieder umbgekehret hat / solche jacturam wieder zu erholen / [13] so ist es doch verhauset gewesen: Und ist im geringsten zu nichtes wiederumb gekommen / wie etwan jener Bauer noch zu seinen Pferde auff folgende schnackische Weise. Nemlich Drebens Drumpff hat ein fahles Roß gehabt / solches were ihme im Kriegswesen durch etliche unbekante Soldaten gestohlen worden. Darüber hat er sich zum General hingemachet / sprechende; Tugendsamer Herr Juncker / euer Landsknechte haben mir meinen Hengst gestohlen. Wer hat es gethan? Mein Siele! Herr Juncker / ich weiß es nicht. Nun / nun / harre ein wenig: bleib ein bißlein allhier stehen: Ich wil mein Volck äussern / und wenn du alsdenn dein Pferd vermerckest / so sage es mir. Was geschickt? wie sich viel Reuter hatten sehen lassen / da war auch endlich der Dieb mit dem Pferde vorbey geritten: Darauff der Bauer geschrien; Ehrenvester Herr Juncker / das ist mein Gaul. Du Schelm /wie weistu es? Mein Siele / Herr Juncker / [14] ich habe es selber gezogen und gebohren. Hey du Schelm / hastu es selber gemacht / so gehe damit hin an Galgen? Doch gnug.

Rübezahl zerstöret ein Gastgebot

Rübezahl zerstöret ein Gastgebot.

Es sol unlängsten geschehen seyn / wie mir der Lübenthalische Bote berichtet hat / daß der junge Herr Schaaffgotsch (dessen glorwürdigsten Namen ich aus Bescheidenheit und Ehrerbietung alhier wil hergesetzet haben /) ein convivium auff / oder an / der Schneekuppe / oben auff dem Gebürge / (da gleich des Rübezahls sein auserkohrner Ort ist / angestellet habe / und darzu nicht alleine vornehme Weltliche / sondern auch Geistliche Personen eingeladen: Welche miteinander auff dergleichen Panqvet erschienen / und sich gäntzlich des anwesenden guten Wetters haben wollen gebrauchen / und mit stoltzem Muthe gemessen: Wie es denn auch geschehen / daß sie eine ziemliche[15] weile frölich gewesen / wacker gegessen und getruncken / und des heitern schönen Wetters genossen: Drunter es ungefehr geschehen / daß der Gast-Herr oder Convivator, auß sonderlichen einfallen / kurtzweils halben gesagt: Wir seynd hie fein gewüntscht /und in guten Muthe / auch köstlichen Sonnenschein; wer weiß / ob uns Rübezahl nicht bald möchte einen possen machen / und die gegenwertige eingebildete Fröligkeit besaltzen? Siehe was geschicht? Wie jener Herr dieses kaum außgeredet / da erhebet sich mitten auß der Schüssel / so noch voll Essens auff den Tische gestanden / ein subtiler / kransichter / und hinnauff steigender Rauch oder Dampff / der gleich wie ein Würbel / oder gekrümmete Schlange sich in die Höhe gezogen. Drauff und drauß entstehet schleunig ein solches ungestümmes Wetter / daß sie alle von grossen Regengiessen benässet worden / und keinen trockenen Faden am Leibe behalten haben: Ja Gott haben [16] müssen dancken / daß sie noch so leidlich mit gesundem Leibe vom Berge heruntergekommen seyn. Hierauß siehestu / wie es Rübezahl einem so gut mache als dem andern: Ja daß ers keinem schencke /er möge Herr oder Unterthaner seyn: Wann er nemlich seinen unverträglichen Affter-Nahmen spottsweise /und zwar auff seinen propter Gute / oder eingenommene Residentz / höret; so muß sich der Nomenclator oder Nenner leyden / herhalten / büssen / und mit des Rübezahls Plutonischen / und pluviatischen (Nam regens est cum Regen: Item quando regnet / tunc Rübezahl regnat) Scepter züchtigen lassen. Das lasset mir einen Jovem ὄμζριον oder pluvialem seyn! Doch gnug.

Rübezahl trennet ein Hurengelag

Rübezahl trennet ein Hurengelag.

Ich habe es für eine gewisse Warheit von unterschiedlichen verstanden / wie vor diesem ein Galan und leichtfertige [17] Metze / sich also beredet / daß sie zu einer gewissen Zeit / auff dem Gebürge / an einem bestimbten und wol bewusten Orte / zusammen kommen wolten; Welches denn auch geschehen; Aber wunderbarlicher Weise zu nichte geworden. Denn wie sie nunmehr sich nach geschehener Beschnabelung /fleischlicher Weise hat vermischen wollen: Siehe / da kömpt der Rübezahl in die Gestalt eines benachtbarten grossen Baumes zu sie gegangen / käuffet gleichsam zu allen Aesten herauß / als wie der Baum hundert und vielmehr Mäuler haben möchte: Bald schläget dieser / bald jener Zweig zu / und zu prügelt das leichtfertige Pack; daß eines hin / das ander dahin gesteubert wird. Über den sol er auch als ein Rächer /dem Kerl diesen Straffspossen gerissen haben; daß er ihm eingebildet / als habe er sein männlichs Glied auff der einen Knie sitzen. Dannenhero es dann auch geschehen / daß / so offte dem bethöreten Matze / das Urin lassen ankommen / er [18] immer in die Hosen gepinckelt habe; und darauff über die Knie ein Hosenband gelöset: Gleich als wolte er dadurch seine Nothdurfft thun / oder das Wasser abschlagen; welches aber ein Spann oder zwey oberwerts und allemahl vorher albereits geschehen gewesen. Der verhurten Kammerkatzen aber hat er diesen Schimpff gethan /daß sie hernach ihr Lebelang ins Bette gebruntzt habe. Dannenhero sie solle bewogen geworden seyn /ein ledern Strick vor den Pantsch zu binden; im Vermeidung der Besudelung des Bettes: Daher sie nach solchen / wie es ausgekommen / Griete Seuchbeutelein ist geheissen worden. In diesem Stücke aber hat der Rübezahl richtig die Minervam imitiret; Welcher es gleichmässig verdrossen / daß der Neptunus dieMedusam geschwächet hatte / und sie zwar in ihre Kirche zu Falle gebracht / ihr Heiligthumb beschimpffet / und den eingeweiheten Orth verunehret gehabt. [19] Daher sich der Medusæ ihr Häupthaare in Schlangen verwandelt: Den Neptunum aber / weil er ein Oehl- oder Wassergötze gewesen / ungestrafft hat müssen passiren lassen.

Rübezahl wirbet Soldaten

Rübezahl wirbet Soldaten.

Es ward mir nicht minder in diese Leipzigsche Ostermesse Anno 1662. referiret; Wie daß Rübezahl / in verwichenen Teutschen Kriegswesen sich an einem Orte für einen Werber außgegeben / und unterschiedliche Landsknechte bekommen: Denen er auch eintzeln ein richtiges Geld auff die Hand gegeben / mit drey Pferden versorget / und mit außbündigem Gewehrt / dem Scheine nach / außgemundiret gehabt. Drauff denn endlich der Tag angebrochen / da er mit sie hat fort margiren wollen / wie er nunmehr eine begehrte Anzahl besessen. Da reiten sie sämtlich in angestellte Ordnung fort / gerathen auff das Gebürge /und werden eine Compagnie [20] Feinde ansichtig / die der Rübezahl auß den anwesenden Bäumen den verblendeten Augen præsentiret. Hierüber reitzet sie der Rübezahl an / daß sie sollen getrost seyn / dapffer drauff gehē / die Mauseköpffe fällen / und mit ihnen die erste Beute davon bringen. Hierüber geben sie den Pferden die Sporen / und setzen immer im frischen Muth an ihren vermeinten Feind: Stechen / hauen und schiessen / daß es dellert; also daß sie vermeinen /wie sie den Feind gäntzlich nieder geleget / und stattlichen Raub erhalten. Aber wie sie sich recht umbsehen / da ist ihr Commendant (der gewesene Rübezahl) verschwunden: Der zermetschte Feind seynd lauter Püsche / die sie mit ihrem prangen und knütteln zerquetschet: Ihre gedachte Pferde / darauff sie gesessen / waren alte Esels und Ochsenköpffe gewesen /dran das beinerne Gerippe noch gehangen. In solcherPositur hatten sich alle Narren betroffen / und einander trefflich selber außlachen müssen / [21] wie sie die Verstellung inne geworden. Das beste war gewesen /daß sie unverletzt davon gekommen / freywillig abgedancket worden / und einen guten Heldenmuth etliche Tage dabey umbsonst gehabt.

Rübezahl betrieget eine Kräntzmacherin

Rübezahl betrieget eine Kräntzmacherin.

Ein Krämer erzehlete mir auff vergangene Messe /wie daß ein stoltzes und Nasenweises Mägdgen einsmals auß Vorwitz auff das Gebürge gegangen / daselbsten allerhand schöne Blumen (so auff den Angern wachsen /) gepflücket / einen Krantz geflochten /ihrem Liebsten zum præsent mitzubringen. Was geschicht? Wie der Krantz verfertiget gewesen / welchen sie wacker weit und groß gemacht; Da hat sie ihn in ihren Korb geleget / und ist damit nach Hause gekehret: Aber wie sie ihre verhoffte Freude damit erwecken wil / und ihrem Bulen damit beschencken; da befindet sie [22] daß die wolriechenden Blumen lauter Schweindrecker der Sauküttel gewesen; damit sie einen trefflichen Gestanck und Schimpff eingeleget. Doch war dennoch solcher Possen letztlich zur Freude und Ergetzligkeit geworden / wie man ungefehr befunden / daß des Krantzes Bügel oder Reiff / welchen sie auch auff dem Gebürge auß einem Reise geschnitzelt / Silber gewesen. Eine wunderliche Sache / daß dem guten Mägdgen die Finger nicht flugs auff dem Berge davon gestuncken / wie sie ihn gewunden gehabt; Ut enim urit maturè, quod vult urtica manere: Sic etiam, fœtet maturè, quod vult stercutius esse. Aber hievon weiß diese Geschicht nichts.

Rübezahl uberwindet einen unterirrdischen König

Rübezahl ůberwindet einen unterirrdischen König.

Man wil ingemein wenig davon halten / daß es auch unter der Erden solle Leute geben; welche ebenmässig ihre Regimentsarten [23] haben: Doch überzeiget folgende Geschichte die Zweiffelmütigen / und will die Sage /mit der Erfahrung bekräfftigen. Nemlich / es soll vormaln ein Handwercks Bursch über das Gebürge gewandert seyn / da es unter Wegens sich begeben / daß der Rübezahl in einer unbekandten Gestalt zu ihm gekommen / oder auff einen grossen Ochsen oder Brümmer zu ihn geritten; davon er balde herunter gestiegen / und sie mit einander unversehens / bey ein unerhörtes tieffes Erdenloch zu stehen gekommen; welches der Rübezahl vorher außgegraben gehabt. Hierbey hat er den Reise Gesellen mit sampt dem Ochsen stille stehen heissen; sagende: Halt mir hie meinen Brümmer / und weiche nicht von dannen: Denn ich habe allhier unter der Erde mit einem grausamen Erden-Könige zuthun / welcher mir eines Theils vor meiner Refier unlängsten hat wollen einnehmen; dafür ich ihn ietzt / oder er mich / lohnen will. Unterdessen [24] bleib du allhier behalten; und wenn du vermerckest / daß eine Ganß heraus stenget / so ist die Sache bald gut /und habe ich gewonnen Spiel: Wirstu aber inne wer den / daß eine Eule aus dem Abgrund hervor kompt /so nimb reiß aus / und reite mit dem Ochsen immer vor dich weg / so weit als du kanst / denn ich werde alsdenn das Feld verlohren haben: Und hierauff hatte der Gesell dem Rübezahl die Hand geben müssen /welcher darnach in den greulichen Abgrund gesprungen ist; Daraus er mit Verwunderung ein schreckliches Geschrey gehöret von Trommeln und Trompeten / also / daß dem guten Kerl die Haare zu Berge gestanden; wie er denn auch hierbey neben seines Lebens nicht sicher gewesen / in dem der Ochse so tyrannisch außgesehen / gebrüllet / mit den Hörnern in die Erde gestutzt / und mit den Pfoten in das außgegrabene Erdreich dermassen gescharret / daß er schier innerhalb [25] zwo Stunden die gantze Grube erfüllet / und wann es noch hätte länger sollen wären / alle Erde zu ihrem vorigen Ort gebracht hätte. Doch war es endlich geschehen / daß die Ganß hervor gefladdert gekommen / und darauff der Blutrüstige Rübezahl erfolgt; sprechende: Nun ist die Sache richtig / und habe ich meinen Widersacher in tausend Stücken zerhauen. Du aber / weil du mir so lange auffgewartet / und meine Küpper gehalten; so nimb das eine Ochsen Horn zu dir / und in deme hat er seinem Brümmer das eine Horn aus dem Kopffe gezogen / und dem Handwercks-Gesellen gegeben / welcher damit in Eyle weglauffen muste / Aber mercke / daß solches Horn sich eine Stunde oder etliche zutragen / der Mühe noch wohl verlohnet gehabt; weil der Bursche befunden / daß es hin und wieder mit Golde außgeleget / und ein köstlich Trinck-Geschirr gewesen / welches vielleicht die[26] alten Teutschen gebrauchet / und der Rübezahl von sie geerbet gehabt. Solches Hörnern Gefäß soll hernach auff eine vornehme Kunst-Kammer gekommen seyn / da dem Gesellen funfftzig Reichsthaler darvor gegeben worden. Und also hat sich dieses Horntragen noch wohl bezahlet gemacht / und der Ochsen-Dienst sich der Mühe ziemlich verlohnet.

Rübezahl macht Gold aus Erde

Rübezahl macht Gold aus Erde.

Es hat mir ein feiner Mann erzehlet / dem folgende Historie selber wiederfahren. Nemlich / er gedacht /wie er vor diesem in seiner Jugend sehr curiösisch gewesen; Derentwegen er von der Schnee-Kippe / oder von eben demselbigen Orte / da sich der Rübezahl zum öfftern habe erblicken lassen / ein wenigs Erdreich zum Angedenckē mit sich genommen / damit er nemlich hernach [27] in seiner Heymat sagen möchte / er sey auff des Rübezahls Gebiete gewesen / und habe auch zum Beweißthumb ein Bißgen Land unter seine Raritäten. Drauff soll es sich zugetragen haben / daß /wie er hernachmals in seinem Vaterlande / das mitgenommene Erdreich andern Leuten zum erstenmal hat auffweisen wollen / solches in lauter gediegen Gold verwandelt gewesen / und seiner Gütigkeit oder Geltung nach schier bey 25. Thaler werth gewesen: Welches Pfand er noch anietzt besitze / und sehr hoch hielte / nach Aussage eben desselben Experti Ruperti. Das lasset mir einen künstlichen Rübezahl seyn / der durch Lötterkehr / aus Arvum kan Aurum machen. O wie unglückselige Pocken sind wir / oder vielmehrAnagrammatisten / die wir nur die Buchstaben können versetzen / aber die Sache an sich selbsten so lassen müssen / wie wir sie antreffen.

Rübezahl verehret einem was zu seinem gewunschten Gedächtnüß

[28] Rübezahl verehret einem was zu seinem gewůnschten Gedächtnüß.

Unlängsten soll ein Studente über das Gebürge gezogen seyn / der bey sich von Hertzen gewünschet / daß ihme doch Rübezahl gütig begegnen möchte / und etwas zur Angedencke verehren. Wie er also mit dergleichen Gedancken schwanger gehet; siehe / da findet sich der Rübezähl zu ihme / doch in unerkanter Gestalt / wie ein vornehmer Mann / spatzieret eine weile mit ihm / fraget / wo der Studiosus hinaus wolle? und wie jener eine Stadt benahmet / dahin er getrachtet / da hat Rübezahl zu ihme gesaget: Ey /guter Freund / das ist wohl und recht getroffen: Ich bin eben in derselben Stadt einem gewissen Manne dieses eingewickelte Ding schuldig; Wollet ihr nicht gebeten seyn / und ihme meinetwegen solches unbeschwert überreichen? [29] Ich will euch nach diesem wiederumb eine Wolthat erzeigen. Gar recht / und sehr wol / sprach der Studente / ich wil es demselben Manne gantz richtig lieffern. Und in dem war der Rübezahl von ihm geschieden. Dem Studenten aber war etliche Stunden hernach ungefehr eingefallen / und in Sinne gekommen / wie daß die Sache vielleicht auff seine Seite seyn möchte: Item / daß es dürffte der Rübezahl gewesen seyn / welcher vorher mit ihm gesprachet: Derentwegen hatte er das Päcklein auffgelöset /und einen eisern Dolch drinne gefunden / nebenst einem Briefflein an obgedachten Manne. Wie also der Studente seiner Meynung nach betrogen gewesen / hat er auff vorige Art das Bindelein wieder zusammen gemachet / und war damit etliche Meyle / biß schier an die bewuste Stadt / gezogen: Woselbsten der Dolch aus der Massen war schwer geworden / also daß demStudioso unrecht [30] darbey gedaucht: Derentwegen er denn abermal das Bindelein auffgelöset / da er denn erstlich seines Wunsches theilhafftig geworden / in dem er mit sonderlicher Verwunderung gesehen / daß des Brieffes Uberschrifft verändert / und an ihn / gestellet gewesen. Item / daß der eyserne Dolg in pur Gold verwandelt gewesen. Drauff er den Brieff auffgebrochen / und nach der beschehenen Entsiegelung befunden / wie der Innhalt gelautet / daß er in Person dieses Geschencke behalten solte / und zum Gedächtnüß verwahren / sintemal ers verehret bekäme von dem Rübezahl / der in Gestalt eines vornehmen Mannes vor wenig Tagen mit ihme auff dem Riesen Gebürge geredet. Wer war hier lustiger gewesen als der Studente? als der zum Boten Lohne nicht nur einen schlechten Danck / sondern ein köstliches Pfand empfangen. Und zwar hat sich auch allhier noch ferner der Rübezahl / als ein [31] außbündiger / wiewohl übernatürlicher Anagrammatista erzeiget. In dem er den Dolch durch Lötterkehr zu Gold verkehret hat.

Rübezahl giebet Anlaß die Zaun-Diebe zu straffen

Rübezahl giebet Anlaß die Zaun-Diebe zu straffen.

Ein Bauer aus dem nechsten Dorffe am Riesen Gebürge / war ungefehr bey der Schneekippe zum unerkanten Rübezahl gekommen / welcher sich mit dem Bauren in Gespräch eingelassen; Und wie er vernommen /daß der gute Mann gar offt seiner Zaun Pfäle beraubet würde: da soll er zur heimlichen Züchtigung und Rachgier folgende Instruction verlassen / und an den Tag gegeben haben. Nemlich es soll der Rübezahl zum Bauren gesprochen haben / er soll den Ort sonderlich in acht nehmen / wo der Zaun Schaden litte; Da soll er etliche Pfäle unvermerckt heraus ziehen /heimliche Löcher tieff hinein bohren / [32] Pulver hinein giessen / und wieder zuspünden / auch solche Pfäle flugs an ihren gebührenden Orte in die Erde schlagen: drauff es gewiß geschehen würde / daß sich der Dieb selber straffen dürffte; wie denn es nicht gefehlet. Sintemahl / wie der Strassen Raub das Holtz zum brennen in seinen Ofen gestecket; der gantze Ofen mit sambt dem Plunder über einen Hauffen ist gestürtzt worden; also daß er nicht gewust / wie ihm gescheht. Ey / ey / ein wacker possen / der für mehr Diebe füglich und gerecht were / so fern er nur immer könte ins Werck gestellet werden!

Rübezahl verschüttet ein Huff-Eisen

Rübezahl verschüttet ein Huff-Eisen.

Vor etlichen Jahren sollen etwan vier Zimmer-Knechte über das Riesen-Gebürge gezogen seyn; welche kurtz vor sich her einen wackern Caballier reitend gesehen / hinter welchen sie [33] auch flugs drein gegangē seyn. Darbey soll es sich bald begeben habē / daß der gedachte Reuter (der Rübezahl war es aber gewesen /ein Huffeysen verlohren / oder von des Pferdes Fusse fallen lassen. Solches soll vor die lange weil der eine Bursch auffgenommen haben / zu sich gestecket / und verwahret gehalten; gedenckende: daß er noch leichte eine Kanne Bier irgendwo darvor bekommen möchte. Aber er hat die Sache höher hinaus gebracht; Denn wie er nunmehr durstig gewesen / und kein Geld zu zahlē gehabt / da hat er sein Huffeysen hervor gesucht / und den Kretzschmar / welcher es benöthigt gewesen / übergebē wollen; Aber da wird er gewar / daß es nicht mehr eysern / sondern lauter Gold gewesen: Drüber er von Hertzen erfreuet wordē / und wacker angefangen zu lachen / nach dem alten Sprickwort: Du lachest / als wenn du ein Huffeysen gefunden hättest. Hat es also sonsten Wichtigkeit / bey Erfindung der Huffeisen zu lachen / so hat es [34] sich traun der Mühe allhier wacker verlohnet; Sintemahl er ohne sonderliche Bemühunge einen grossen Schatz gehoben. Da hingegen etliche Abentheuer / durch unmässige Bemühung mit dem Huffeisen gar ein schlechtes erhalten. Nemlich / ich weis mich zu entsinnen / daß ich allhier zu Leipzig einmal einem Kerl zugesehen /welcher sich auff einen bretern Boden rücklings nieder legete / und oben über seine entblösete Brust einen grossen Mülstein legen ließ / welchen kaum vier Menschen heben könten. Ferner ließ er über den auffgelegten Mühlstein ein neues / und fürwar noch zweymal so dickes Huffeysen / als sie sonsten seyn /durch drey grosse Schmiedeknechte mitten entzwey schlagen: Drüber der unterliegende Kerl immer stille lag / und die Last trug / ohne daß der Mühlstein ein paar mal mittlerweile abgehoben ward / damit der nothleidende verpauset / wieder zu sich selber kam /und sich erqvickete: Und drauff bald den gedachten[35] Mühlstein abermal auff seine Brust legen ließ / biß das Huf-Eysen endlich in zwey Theile geschlagen ward. Vor solche Bemühung und schwere Last mochte der arme Stümper etwan ein Thaler oder sieben von den gegenwertigen Anschauern bekommen: Hingegen aber / was er für eine molestie und Angst hat außgestangen / ist leicht præsumirlich und zu ermessen. Denn vors erste war es ein greuliches und unmenschliches / den sehr schweren / dicken und breiten Mühlstein auff der blossen Brust eine lange weile zu tragen; ich geschweige die vielfältigen derben und hefftigen Hammerschläge zu erdulden / die leicht über hundertmal wiederholet wurden / ehe das Huf-Eisen getheilet ward.

Rübezahl verehret den Bettlern was

[36] Rübezahl verehret den Bettlern was.

Unlängsten sollen ihrer drey armer Leute über das Gebürge gegangen seyn / aus Böhmen in Schlesien; welche unterwegens den Rübezahl in Gestalt und Auffzuge etwan eines Grafen oder Freyherrens in einer prächtigen Kutsche fahrend angetroffen: Zu solchen haben sie sich mit einander hingemachet / demütigsuppliciret / und umb eine geringe Verehrung gebeten; darzu sich dann auch gar leichte der verstellete Rübezahl beqvemet hat: In dem er einen iedwedē insonderheit eine Gabe in Pappier eingewickelt überliefert hat / darbey erinnerde / daß sie solches nicht eröffnen möchten / ehe und bevor sie in die nechste Herberge eingekehret hätten. Aber was geschicht? Und was thut der Vorwitz nicht? Denn einem von diesen Leuten gelüstet auff dem Wege zu besehen /machts derentwegen auff; und findet [37] nichts anders als einen Zahlpfennig: Drüber er ergrimmet wird / und den Qvarck für allen Henger hinweg wirfft. Der ander / deme dieses unbewust / hält etwas ferner mit seiner Eröffnung ein: Doch kan er dennoch das Wirthshaus nicht erwarten / ob er schon nahe gewesen: sondern machet ebenmässig aus curiösität sein Geschencke vor dem Dorffe auff / und findet zwey Groschen im Papier: Welches er den andern beyden zeuget. Drauff der letztere spricht / nun das ist gut / vielleicht habe ich auch einen Trinckpfennig bekommen; Ich wills aber nicht eher besehen / als wenn ich zur Stelle gerathen bin; Da er denn in seinen Maculatur zwey Ducaten gehabt: Drüber sich die übrigen betrübet gehabt /daß sie aus Heißhungrigkeit auch ihr Glücke nicht hatten erwarten können; sondern wider des Gebers Gebot das Geschencke zu früzeitig besichtiget / und derentwegen theils wenig / theils gar nichts angetroffen hätten.

Rübezahl verführet etliche Mußqvetierer

[38] Rübezahl verführet etliche Mußqvetierer.

In verwichenen dreissig-jährigen Kriege / soll ein Werber etliche reisende Bursche angepacket / und sie zu Soldaten gemachet haben / damit er über das Gebürge zu reisen gesonnen; welches aber nicht füglich ohne Wegezeiger und Boten hat geschehen mögen /sintemal er der Strassen nicht kundig gewesen: und derenthalben hat er sich nach einen Leiter umbgethan: Darzu sich der Rübezahl hat unwissend gebrauchen lassen: Welcher auch drauff eine gute weile die Soldaten geführet; endlich aber die losen Hudler wacker verführet hat / und zwar also. Nemlich: Er ist immer forne angegangen / biß er endlich sich schleunig in einen grossen Baum verwandelt / (nachdem er sie schon allbereit auff Irrwege geführet / daran die [39] nachfolgenden Soldaten / butz / butz mit ihren Köpffen gelauffen / und wie dumme Ochsen herumb gefallen seyn / darauff sie ihrem Leibe kein Rath gewust /woher sie gekommen / und wohin sie gedächten: Sie sind auch eine lange Zeit herümb geschweiffet / und nachdem sie keinen Menschen ertappen mögen / oder auff den richtigen Steig gerathen können; Da haben die geworbene / und mit Zwang zum Soldatenwesen gebrachte Landesknechte aus desperation einen Anlaß genommen / ihren Werber und Officir an den Baum zuhengen. Wie solches geschehen; Da haben sie gar bald in der Nähe einen Pohlen ersehen / zu welchen sie gegangen seyn / und wiederumb zu rechte gekommen.

Rübezahl lässet sich den Bart abscheren

Rübezahl lässet sich den Bart abscheren.

Ein gewissenhafftiger Mann wuste mir zusagen; Wie daß der Rübezahl vor Jahren zu einem Balbierer gekommen / [40] einen grausamen grossen Bart præsentiret /und denselben habe butzen lassen. Doch hat er auff solche Art mit dem Meister accordiret; Nemlich daß er ihme die abgeschorne Haare vor die Mühe Waltung geben wolte: so ferne er zu frieden seyn würde: Doch solte er sicherlich gedencken / daß sich des Scherens noch wohl belohnen solte. Meinthalben / sagete der Meister: Ich will hoffen / der Herr wird seine Wort nicht umbsonst geredet haben: Solte sich dennoch sonsten die Zahlung nicht draus finden / so will ich mich auch auff folgende Art zur Rächung / bezahlt machen: Nemlich ich will eure Haar den Schweinen zu fressen geben. Wird nun euch solches kein Schimpff seyn / so soll mich meine begehrte Arbeit auch nicht kräncken. Nein / antwortet der unerkante Rübezahl in eines vornehmen Herrn Gestalt: Schier nur immer drauff: Ich will dir schon etwas bescheren. Und hiemit gieng das Haarscheren an: Der [41] Balbier schnitte immer in den langen stopfflichten Bart mit Macht hinein / daß das Messer immer gnurschde gnursch gieng / wie man in ein Hauffen Gesträuch hauen und rauschen mag: Biß er endlich den Mundwald herunter sebelte / und immittelst wenig grosse Läuse darinne ertappete. Drauff wie es geschehen war / gieng der gebutzte Rübezahl von dannen; gedenckende / daß es sich über eine Viertelstunde außweisen würde / was er zur richtigen Belohnung dem Meister zuwenden wolle. Was geschicht? Der Balbierer erwartet die Zeit und die Schencktage mit Verlangen: Besiehet unterdessen das abgenommene Haar in die qver und in die Läng / und befindet nichts dran / als lauter lange Sauborsten / mit dicken Läusen verposamentieret / biß er endlich ungedultig wird / und / nach Verlauff der bestimten Zeit / seinen Bengel den Qvarck auffropffen / und den Säuen vorschütten hieß: Aber da befand es sich [42] erstlick im Außkehrichte / was der Wichtigkeit war: In fine videbatur, cujus doni & toni. Nemlich wie der Junge die Haar zusammen raspelte / da befand er / daß es lauter güldene Knöpffelein vermenget dran hiengen: Worüber der Balbierer froh geworden / und bey ihme aus der deutschen Laus / ein Lateinisches Laus entstanden ist: In deme er etliche Ducaten werth an den verwandelten Läusen aus den Haaren gehabt. Hie hat also Rübezahl richtig wahr gemachet / was man sonsten im Traumbüchern lieset / denen dieses falls wenig zu trauen ist / nemlich wenn einem von Läusen träumet / daß man werde Geld bekommen / Glücke haben / und wackere Fünte thun.

Rübezahl frisst Pommerantzen

Rübezahl frisst Pommerantzen.

Ein Schlesischer Fuhrmann hat mir erzehlet / daß er vor etwan 11. Jahren über das Gebürge gegangen sey / da er [43] unterwegens zu dem Rübezahl / in eines Kauffmanns Gestalt / gerathen. Mit solchen soll er eine gute weile gegangen seyn / mit ihm geredet unn gegessen. Nemlich / er gedachte / wie der Rübezahl (den er freylich damaln nicht gekennet / ein paar Pommerantzen geschelet / das beste / den Safft nemlich / mit ihm getheilet / und die Schalen gäntzlich verehret habe: Dabey gedenckende / daß er sie auffheben solle / und wenn ihm künfftig der Bauch wehe thäte / davon essen. Was geschicht? Der Fuhrman stecket die geschenckte Schalen zu sich / und über eine kleine weile spatzieret der Rübezahl durch einen andern Weg / von ihm Bald darnach begiebt es sich / daß dem Fuhrmann sein gewöhnliches Bauchwehe betritt / da sucht er seine überkommende Schalen hervor / und wird alsbald inne / daß es nicht mehr Schalen / sondern gediegen Gold / in Schalens Form gewesen. Drüber wird er über alle massen erfreuet / und vergisset sein Bauchwehe mit [44] allen henger: Springet und hüpffet an dem Ort für Lustigkeit wie ein Ziegenbock herumb. Und also siehet man / wie auch der Mammon oderPlutus zum Æesculapium wird. Aber / magstu weiter fragen / wo bekömpt denn der Rübezahl für allen Kuckuck sein vielmahlen verehrtes Gold her; daß er sich offtermaln so liberal und magnifice erzeiget? Hierauff antwortet dir nicht allein zum Uberflusse unser erster Philologischer Rübezahls Theil; sondern auch noch weiter / der allererst herausgegebene / und zum Druck beföderte Herr Balthasar Thomas Kretschmar / in Mineralogia Montis Gigantei, oder kurtze Beschreibunge der bekantesten Berg-Arten so auff den Südölischen Gebürge und grösten Theils nahe umb Hirschberg zu finden seyn. (Gedrucket zu Wittenberg / im Jahr Christi 1662.) c. 6.

Vom Golde

Vom Golde.

In diesem Refier gibt es viel Ertz und [45] Metall / als Goldgänge. Zu Goldberg an den Katzbach seyn vor Zeiten nicht allein Goldwäschen und Seiffen gewesen / sondern auch stattliche fündige Gänge und Zechen /wie die alte Stollen und Schächt außweisen. Anno 1200. ist dieses Bergwerg so reich gewesen / das wöchendlich einkommen an dichten feinen Golde 150. Pfund zu S. Hedevvigis Zeiten ist es noch sehr gut und gänge gewesen / aber wegen der Tartarn Einfall / denen der Schlesische Fürst Henricus Pius unter andern in die 500. Berghauer entgegen geführet / in ein stecken gerathen / biß es nun gar ist liegen blieben. Da man zuvor einen köstlichen Arm und Stollen nach dem andern angetroffen / muß man sich itzo mit dem Schlich / mit dem kleinen / doch reinen Goldkörnlein und Stäubelein / als Uberbleibungen aus der Katzbach begnügen lassen.

Zu Lemberg in der Zeche seyn vor Zeiten Goldgänge gewesen.

Zu Strige seyn noch die alten Goldgruben [46] zu sehen. Der Riesen oder Goldgrundist ein Riesen-Gebürge /auff Bömisch Korkonosch genennt. Zu Venedig stehen an einem Hausse diese Wort: Korkonosch fecerunt nos Dominos. Das Risen Gebürge hat uns zu Herren gemacht. Der Besitzer des Hauses wird ohne Zweiffel / gleich wie viel andere / auff diesem reichen Gebürge viel Gold und Edelgesteine gesucht und gefunden haben. Es seyn auch noch Menschen / die dergleichen daselbst wissen. Die Natur hat den beschrienē Berggeist nicht ümbsonst dahin zum Wächter gleichsam bestimmet. Man weis / aus Historien und Berg-Chronicken / daß offtmals die reicheste Gold und Silberbergwerck ungebauet bleiben / bloß /wegen der Erdgeister: Als zu Anneberg der Rosenkrantz / wie bey Georgio Agricola zu sehen. Hingegen tragen auch offtmals die Bergleute nach dem Bergmännlein groß Verlangen / weil sie gemeiniglich Glück und grosse Gänge mit sich bringen. [47] Denn nicht alle Arten dieser Erdmännlein gifftig und böse seyn; Die meisten sein gut / sehen zu / und spielen mit der Arbeiter Werckzeug. Wie denn dieser unser Erd-Geist niemanden vor seiner Beleidigung schaden thut. Wiewohl nun Opitius diesen in seiner Hercinia unter die Höllischen Geister rechnet / so achte ich ihn doch bloß für einen Element Geist. Denn nicht nur solche Elementische Erdgeister / sondern auch Wasser Lufft und Fewer-Geister in der Natur seyn. Wer von diesen Erdgeiste mehr wissen will / der lese des Adam â Mediavillâ Buch / daß er davon geschrieben. Vor dieser Zeit seyn Goldgänge gewesen zu Langenau / Grunau /Smotseiffen / Neudorff / in der Freyheit an der Aupe beüm Johannes-Brunn. Die zu Altenburg / Reichenstein und Zuckmantel floriren noch. Körnicht Gold /Goldkörner. Im Zuckmantel auff der weissen Zehe. Zu Goldberg / Lemberg / Langen-Au / Smotseiffen und[48] Vogtsdorff. Flemnicht Gold. Gediegene Goldpfletzlein. Beym Hirschbrunn / im Riesen Grund / beym kleinen Teich / auf der Iser-Wiese. Viel Bäche und Flüsse führen Gold. Als / die Elbe / der Bober / der Zacke / die Katzbach / Iser / Goldbach bey Greiffenberg S. Georgenbach bey Hirschberg / der Gold-Schlich / ist in gedachten Wassern. Goldglimmer /geeler Glimmer / Katzen-Gold. Wird offte in Bergwercken / im Sande / beym Bober / Zacken unn etlichen Teichen unterm Kinast gefunden. Bißher hat man gegläubet / es sey nichts drinne / weil auf gemeine Weise durch starck schmeltzen nichts daraus gebracht worden. Nun aber der Modus, die Ertze leicht durch starcke Wasser zu extrahiren, bekant worden /siehet man / daß sie reich gnug seyn. Ertz das Gold in sich hält / ein grauer und Bleygläntziger Kieß so Gold hält in Reichen seyn. Ein güldiger Kieß oder Quartz. Zu Goldberg / Lemberg in der Zeche / Hirschberg [49] Eisenkieß / so Gold hält. Auff der Freyheit an der Aupe / und bey Hirschberg am Bober ist dessen so viel zu bekommen / als man begehrt Goldreicher Quartz und Spat / in welchem zu weilen sichtig Gold gespüret wird in Neudorff / etc. Doch gnug.

Rübezahl verwandelt sich zum Bileams Esel

Rübezahl verwandelt sich zum Bileams Esel.

Nachdem einsmals ein Schnackhafftiger gemeiner Bürger / der sonsten in Compagnien mit seinen possierlichen schertzen die Leute hüpsch lustig machen gekundt / im Wercke begriffen gewesen / über das Gebürge zu gehen / und zwar gar einsamb; Da hat es sich zugetragen / daß der Rübezahl unterwegens zu ihm genahet / in Gestalt eines andern schlechten Bürgermannes / bey sich habende einen hüpschen grossen Esel / darauff er geritten. Nachdem sie nun ein weilgen miteinander gewandert / da hat der Rübezahl von Mitgeferten erfraget / [50] wohin er gedächte? Wie jener nun ein gewissen Ort benant / darauff er anfänglich zukommen würde; hat der Rübezahl gesprochen: Ey das ist getroffen / und also kan ich vielleicht einen weitern Weg ersparen: Nemlich / so ihr / guter Freund / gebeten seyn wollet / und mir meinen Esel zugefallen damit hinnehmet / und diesen oder jenen / (er hatte aber einen gewissen benahmet /) Manne liefert: Ich will euch zu erst ein paar Groschen zum Trinckgelde geben: Zum andern will ich euch auch erlaubenn / daß ihr auff das Last-Thier reiten möget / und ewren Weg ohne sonderliche Müdigkeit / desto füglicher verrichten. Hierauff hat es jenen beliebet / und war nach dem der unvermerckte Rübezahl durch einen andern Weg abseits gegangen. Wie nun dieser Tropff / deme der Esel anvertrauet geworden / eine Ecke auff das Creutzthierigen geritten / und es sich etwas träg erzeiget; da hat ers mit [51] einer Spitzruthen / geschmissen und etwas weiter angereget: drüber der Esel auß Ungedult angehoben / und mit Menschlicher Stimme gesprochen: Schlag / Schelm schlag. Drüber hat sich der Bereiter entsetzet / und dennoch nach seiner gewöhnlichen kurtzweile besprochen; Du wirst so nicht gar der Teuffel seyn: Und hiermit war er noch etwas fürder gezucket: Biß der Esel abermal stutzig geworden /und auff dem Wege stehen geblieben: Da hat jene Schnacke sich wiederümb seiner Peitsche gebrauchet: Drauff der Esel dieses gesaget / halt inne Bruder /weissestu nicht / daß dich gleich jetzund in deiner Abwesenheit dein Nachbar zum Hahnrey machet? Hierüber hat sich der Reuter nunmehr recht entsetzet / und geschwinde gesprochen: Halt / halt! Nun höre ich erst recht / daß ich mit den Henger beschissen bin: Du magst deines Weges gehen / und ich will vor mich auch schon die Bahne zu finden [52] wissen; Und in deme wolte er von dem Esel hinnunter hutzschen. Aber /nein / sprach das Reformirte Bileams Pferd: So haben wir nicht gewettet: Du must mit mir / und ich mit dir: Wir müssen beyde vertrawet bey einander bleiben. Doch wie dem allen / so hatte jener zaghaffter Hase sich immer bemühet vom Esel herunter zu kommen; aber er war allezeit inne geworden / daß er gleichsam angebacken wehre / und sich durchaus nicht abzwingen möchte; wie viel gerüttelt / geschüttelt und gezopffet. Mittlerweile aber war der Esel mit dem Auffsitzer / wie das geflügelte Pferd Pegasus mit dem Bellerphontes oder Perseus, über Block / über Stock /gesprungen; also daß sie mit einander in einer Eyle eine halbe Meile verrichtet. Da es denn geschehen /daß sie an ein seichtes Bächlein gerathen / drüber der Weg gegangen: Da war der Esel zwar anfangs sichtlich mit hinein gegangen / [53] aber weiter hinwerts war er unter ihn verschwunden; und zum zimlichen Stücke schönes Leinwandes oder Schlesischen Schiers geworden: Drüber der Wanderer auffs neue theilß wieder erschrocken / theils auch erfrewet worden; Denn es war ihme nunmehr in Gedancken gekommen daß es Rübezahls gespüke und geschicke seyn möchte. Hat derohalben das unter sich befundene Pack Leinewand / getrost-als nunmehr sein eigenes genommen / und ist damit / nach der außgestandenen Angst getröstet worden / und hat seinen Weg vollends ohne Irrthum verrichtet. Ja / er hat auch bald darauff gesehen / daß die vormals geschanckten Groschen zu Ducaten waren geworden / drüber er noch mehr gejauchzet.

Rübezahl lässet einen Acker pflügen

[54] Rübezahl lässet einen Acker pflügen.

Wie der Rübezahl sonsten ingemein die Boten pfleget zu foppen; doch nicht betrieglicher / sondern vielmehr zuträglicher weise: Also hat er auch vor Jahren einem Brieffträger gethan. Nemlich / wie dieser aufm Gebürge gewesen; da war es ihm wiederfahren / daß er unversehens und unwissens an den Rübezahl gerathen /der daselbsten mit einem Pfluge geackert gehabt / vor dem Pfluge aber einen Esel / ein Pferd / einen Ochsen / und einen großen Ziegenbock vorgespannet hat. Dieser kauderwelsche Ackermann hat alsbald den Boten angeredet und gesprochen: Ey lieber / treibe mir doch ein wenig das Vieh einmahl oder zwey das Stücke hinauff / und Pflüge doch ein wenig vor mir: Du solst es nicht ümsonst thun: Ich muß aber nothwendig in das nechste Dorff ein wenig hingehen / doch will ich nicht lange [55] verziehen / sondern bald wiederkehren. Item / samle mir in währenden Pflügen / mit Fleiß alle Kieselsteine auf / so ferne du welche antriffst / und trage sie nur auf einen Orth zusammen. Was hätte der Bote thun wollen? Er hatte schon allbereit halb und halb gesehen / daß er gezwungen gewesen / und Stich halten müsse. Derentwegen hat er sich nolens volens des Pfluges angemasset / und nicht minder die gefundene Steine gesamblet / und allgemählich ein ziemlichen Hauffen gemacht: Biß endlich der gebietende Herr / der Rübezahl / wieder gekommen. Wie solches geschehen / da war jener abgedancket worden / und hatte vom Rübezahl diesen Bescheid erhalten / mit folgenden Worten: Nun / nun / gar recht: Wie ich sehe / so hast du mir nach Willen gedienet / und richtig abgewartet. Siehe da / hast du viel Steine gelesen / so magst du viel mit tragen. Und hiemit stecke mir alle Steine auf deinen Puckel / und nimb auch [56] ein wenig Erdreich vom Pflugschare mit; Siehe / hie hast du einen Sack darzu! Was solte der Bote abermahl machen? Er muste der gebietende Stimme wiederumb gehorsamen: Und schüttete alle! anwesende und zusammengetragende Feuersteine in den beschenckten Beutel / legte ihn über seinen Buckel / und margirete eine Ecke mit davon. Aber wie er was fürder gekommen; Da war ihm das Zeigck zu schwer geworden; also daß er gezwungen hatte müssen was außwerffen: damit er die Last erleichterte. Nach diesem war er abermal fürder gegangen / und hatte nicht minder auf Verlauff etwan eines Feldweges niedersetzen / und was mehres davon thun müssen: In deme es gleichmässig über alle Masse schwer geworden / und nicht hat ohne Ausschüttung aus der Stelle gehen mögen. Wie er also zum andernmahl die Bürde in etwas abgetragen; Da war er bey eine gute viertel Meile ferner gereiset /biß aufs newe [57] das Schelm zeigt sich so Blutschwer befunden / daß er schier drunter niedergefallen; Ungeachtet / daß über die helffte schon heraus gewesen. Weil er also die Unmügligkeit fortzukommen gesehen / und noch darneben immer befunden / daß es noch wie vor Steine gewesen: So hat er aus Ungedult den gantzen Plunder auff den Weg geschüttet und war mit dem leeren Sack davon getrabet: biß er endlich nach Hause drüber gerathen: Da er seine Noth und die begebnüsse geklaget: gedenckende / daß ihm der Rübezahl zweiffels ohn so geäffet habe: Von welchen er nicht mehr / als etwan nur diesen leeren Sack weggebracht: Und damit hat er ihn hervor gezogen / umbgekehret und auff den Tisch geworffen: Drüber unverhofft ein ziemlich stücke Gold / in eins vorgehabten Kiesels gestalt hervorgeportzelt / nebenst sehr vielen kleinen Körnlein gediegen Goldes. Wer war da lustiger und närrischer gewesen / [58] als dieser ungedultiger Bote: Welcher vor Freuden auffgehüpffet wie ein Rehe / vor Leid aber und reue das gäntzlich außgeleerten Sackes / mehr auß Geitzigkeit als Vergnügsamkeit / geweinet hatte: Als der auff diesen Wege viel reicher hätte können werden / wenn einer eine Partheye Steine im Sacke übrig behalten hätte. Aber /O Narrheit / meinestu alberer Schöps / daß das allergeringste von den übrigen Steinen / gleichmässig hätte mögen in deinem Sack zu Steinen plötzlich werden? Ich meines erachtens halte dafür / daß der Rübezahl selbsten / immer mit im Sack gesessen sey / und denselben so offt und lange schwer gemacht habe; biß daß endlich alle unnütze Steine haben müssen herauß geschüttet werden: Dabey er allemahl daß deputirliche beste Stücke verwahret / und mit fleiß am Sacke gehalten / damit es jo nicht möchte [59] verschüttet werden: Sondern nachgeschehene Aeffung als ein Geschencke dem Boten verbleiben.

Rübezahl lässet zur Ader

Rübezahl lässet zur Ader.

Ich kam unlängsten in der Badstuben mit einem Badergesellen zu reden / der sich auch vor diesem in der Schlesien aufgehalten: Solcher berichtete mir / daß es seinem Meister wiederfahren wäre / und sie hernach alle mit einander nicht anders dafür gehalten hätten /als daß es gäntzlich von Rübezahl müsse geschehen seyn. Nemlich / es wäre einsmahls ein vornehmer Kerls zu ihnen in die Baderey gekommen / und hätte begehret / daß seine Ader möchte geöffnet werden: Welches denn auch alsobald vorgenommen worden /und eine ziemliche Menge Bluts im Becken sey aufgefangen worden. Wie es vollbracht / da habe der Mann in seinen [60] Schiebesack gegrieffen / und sich gestellet /als hätte er kein Geld mit sich genommen: Drüber er bestürtzt angehoben: Lieber Meister / verzeihet mir /ich habe fürwahr keinen Pfennig zu mir gesteckt /davon ich auch ietzt eine Verehrung thun könte; doch geduldet euch / ich wil das Gratial richtig abgeben /ehe eine viertel Stunde vergehen sol; und hiemit war er davon gegangen. Der Meister aber hätte die Parol angenommen; und nachdem er nun eine viertel Stunde aufgewartet / und nicht ankam / so hatte er bey sich beschlossen / dem gewesenen Manne ein Possen-Schabarnack zu thun mit dem aufgefangenen Blute auf Magische Weise: Befiehlet derwegen seinem Diener das Becken zu nehmen / und das Blut ins Feuer zu giessen / damit der Kerl einen offenen Schaden sein Lebtage behielte. In dem er aber das Becken zur Hand fasset / da befindet er / daß eine ziemliche dicke Scheibe gediegenes Goldes über dem Blute geschwommen: [61] Drüber sein Herr anders Sinnes geworden / und das Schelmstück eingestellet gehabt. Lerne hieraus die Danckbarkeit deß Rübezahls / und die Arglistigkeit der Bader und ander Schadenfroh; wie sie nemlich manchmal einen Menschen können verderben / und auß ungebührlicher Rachgier Schmertzen und Wehe-Tage machen.

Rübezahl badet und schröpfet

Rübezahl badet und schröpfet.

Eben der vorige Geselle wuste mir auch vorzusagen /wie daß er anderswo in Schlesien vernommen / daß Rübezahl in einer Baderey gewesen / und drinnen nicht alleine gebadet / sondern auch habe Köpffe setzen lassen; Worauff es geschehen / daß man / wie er Abtritt genommen / in den Cucurbitulis oder Köpffgen an statt deß blutens viel gesäubertes Gold angetroffen / welches er dem Bader zu Lohne verlassen; Ungeachtet / daß er doch sonsten [62] vorher ebenmässig seine Gebürde abgestattet gehabt. Sehet und höret ihr lieben Caspel-Kinder / was diß für werckliche Historien gewesen / welche ich allhier zu Pappier gebracht; Welches aber wol würde gefehlet haben / so ferne ich (wie auch zu seiner Zeit denn der Jul. C. Scaliger die Leipzische Badstube nicht verschmähet hat. Vide Exercit. 31 p.m. 137 (nicht vergangen in die Leipzische Badstuben gewesen were / meinen Unflat abgewaschen / und ungefehr mit dem Bader-Knechte mich nicht in ein freundlich Gespräche eingelassen hätte. Doch ist es noch nicht alles vorgelauffen / was unser domahliger discurs mit sich auff die Bahne brachte; sintemal ich auch noch darzu folgende Raritäten erkundiget habe.

Rübezahl verwandelt Wasser in Gold

Rübezahl verwandelt Wasser in Gold.

Ob man schon gar schwerlich zu dem schwartzē Teiche auf dem Gebürge kommen [63] kan / drauf Rübezahl seine Lust haben solle; So hat sich dennoch einer vor diesem gelüsten lassen / ein Gefäß mit einer langen Schnur hinunter zu lassen / umb etwas Wasser einzuschöpffen / daß er unter seine rare Sachen zum Gedächtnüß setzen / und verwahren möchte: Welches er auch erlangete / und mit sich nach Hause nahm. Aber / wie es einmahl zum sonderlichen Spectacul vornehmen Leuten præsentiren wollen; da wird er gewahr /daß sich unten was Schweres im Glase gesetzet / drüber geust er das Wasser in ein ander Geschirr / und befindet / daß unterschiedliche Gold-Körner drinne gewesen in der Grösse / daß er einen schönen Ring daraus hat können machen lassen.

Rübezahl machet Erbsen zu Gold

Rübezahl machet Erbsen zu Gold.

Ein Handwercks-Gesell gehet zur dürren Sommerzeit über die Böhmische Gebürge; und wünschet vor großer [64] Mattigkeit und Durst ein wenig Labsal. Drauf wird er nicht ferne von dannen gewahr / nicht allein ein klares Bächlein / sondern auch ein Acker voll grüne Schoten. Indem gehet er also erste zum Wasser / erquicket sich da im Trincken aus dermassen sehr wohl / und nimmet auch in seine bey sich habende Flasche dergleichen Wasser aus der Quell mit sich. Ferner geräth er auch über die Schoten / und frißt erstlich seine Ramponie wacker voll / zum andern steckt er auch nicht wenig zu sich / sondern füllet seine beyde Schiebesäcke damit an / die er unterwegens mehrentheils auffschmauset / wie er auch das Wasser ziemlich außleerte: Biß er drüber in ein Wirths-Hauß geräth / und drinnen sein gehabtes Glücke mit der Speisung erzehlet. Wie solches der Wirth vernommen / nimbt es ihn sehr Wunder / und fraget / ob er nicht noch etwas davon übrig habe? Darauf antwortet der Bursch: Es wird zwar wenig [65] seyn: doch langet er zugleich erst nach dem Schiebe Sack / und zeucht vom Reste etwan noch zehen oder eilff Schoten heraus / eröffnet eine / und siehet / daß es nicht mehr grüne Erbsen / sondern klares gelbes Gold gewesen / welches er auch in den übrigen ertappet / alles miteinander verwahret: ungeachtet / daß der Wirth üm ein paar bate. Zum andern visitirete er auch mit Verwunderung seine Flaschen / und fand desselbigen gleichen / schier ein halbe Göspe voll Goldkörner / welche auß dem verbliebenen Wasser waren geworden / seiner Meynung nach. Doch war er hiemit noch nicht vergnüget /sondern kratzete den andern Tag noch in seinem Miste und Urin herüm / ob er nicht auch noch etwas mehrers außgekacket hätte / und damit seinen Reichthum vermehren möchte. Aber vergebens.

Rübezahl blutet Gold aus der Nasen

[66] Rübezahl blutet Gold aus der Nasen.

Ein Kauffmann war vor dessen einsam und allein über das Schlesische Gebürge gezogen; da er unterwegens einen Gefehrden gleiches Handels angetroffen / welches aber der Rübezahl gewesen / wie es hernach der Außgang bezeuget hat. Wie sie also miteinander gegangen waren / und geschwatzet hatten / da hätte deß Rübezahls seine Nase angefangen zu bluten / der sich denn gestellet / als hätte er kein Tüchel bey sich /daran er sich säubern und wischen möchte. Wie dieses der ander rechte Kauffmann gesehen / hat er auß mitleyden sein Schnuptuch hervor gezogen / und dem Blut-trieffenden geborget / welcher es sich denn wacker gebrauchet / und hüpische Klumpen hinein geschmieret gehabt; drauff er es jenem wieder zugestellet / üm Urlaub bittende / daß er es ihme nicht säubern [67] könte / auß Mangel deß Wassers / und der Wäscherinne / welches jener aber sich nicht hat anfechten lassen / sondern nur froh gewesen (wie er denn ein geitziger Mann war / daß er sein Nasen-Tuch wieder empfangen. Derentwegen er es denn auch zu sich gestecket / nach deme er es vorher in ein Wein bey sich tragendes Pappier gewickelt gehabt. Hierüber ist nicht lange hernach durch einen andern Weg der Rübezahl gleichsam von ihm geschieden / und hat jenem Kauff mann durch seine Strasse reisen lassen. Welcher denn zu Hause / wie er denn sein Schnuptuch der Wäscherin hat anvertrauen wollen / kein Blut / sondern Goldklümpgen gefunden / welche hin und wieder im Tüchlein geklebet hatten. Drüber der geitzige Kauffmann von Hertzen war froh geworden / weil er auch noch zum Uberfluß hat gesehen gehabt / daß sein Schnuptuch noch rein gewesen / und er der Wäscherinne nichts darvor zu reinigen hat geben [68] dörffen. Was das befundene Gold betroffen / so war er so weit zu frieden gewesen / daß er es bedauret / daß es nicht mehr gewesen: Ungeachtet / daß sich der Werth deß gegenwertigen allbereit auff 30. Thaler belauffe. O Geitzhalß! Wie kanstu so unverschämt seyn? ist dir es noch nicht gnug / daß sich der Rübezahl gegen dir einen wundersamen Physico-criticum erzeiget: In dem bey den Hebreern zwar das Wort Dæm Blut und Geld heisset; Der Rübezahl aber solches / als ein trefflicher Chymist, auch natürlich wahr gemacht hat.

Rübezahl machet einen Kukkugs-Krieg

Rübezahl machet einen Kukkugs-Krieg.

Um eine andere Zeit ist ein Schütze über das Römische Gebürge gewander / da er unterwegens ein unerhörte Menge Kukkug in der Lufft gesehen / welche sich in zwo Part getheilet / und miteinander wie recht / gestritten haben. Darauff hat er sein Rohr geladen /[69] und mitten hinein geschossen; wie wol er dennoch nur einen getroffen / der todt herunter gefallen / welchen er an ein Stricklein gebunden / und hinter sich über die Schultern geschlagen / auch damit fort gewandert ist. Wie er aber nunmehr bald zu seiner Wohnung gekommen / da war der Hengerische Kukkug immer schwerer und schwerer geworden / also / daß er nicht gewust / woher es käme / und was die Last seyn möchte. Biß er endlich sich darnach ümgeschauet /und nunmehr nicht einen Kukkuk / sondern einen grossen schweren Stein an seinem Seyl gefunden: Welchen er auß Verdruß genommen / und wider einen Felsen unbarmhertzig geworffen / also daß der Stein in hundert Stücken zersprungen; aber dennoch nicht lauter unnützlich Grieß / sondern sehr viel Goldkörner von sich geworffen / die der Schütze gesamlet /und derer auch schier bey 10. Thaler Geldes werth gefunden hat. Ob er nun [70] vieles zerstreuet / kan ich nicht wissen; weil es eben der Schütze / von deme ich es habe / nicht gewust hat.

Rübezahl isset eine Mehrte

Rübezahl isset eine Mehrte.

Ein Bauers-Mann war vor diesem auff dem Gebürge gewesen / in willens habend / aus Schlesien in Böhmen zu wandern; Da war ihm unter dem Gehen ein ander Bauer zum Gefehrden vor die Hand gekommen; mit solchem war er eine feine Ecke gemarfieret / biß ihn endlich der Durst und Hunger angekommen: Da er zum neuen Gesellen (welcher der Rübezahl gewesen /) für die lange weile gesprochen: Ey wer eine gute Mehrte hette / die solte wohl schmecken. Hierauff hat jener geantwortet: Darzu wollen wir leichte kommen /sintemahl ich alle zugehörige Mittel bey mir habe /nemlich Brodt und Bier. Und in dem hat er seinen Kober auffgethan / einen Krug / [71] und gute Kauten Brodt hervorgezogen / darbey sie sich alle beyde auf die Erde nieder gelassen / und der unerkante Rübezahl in den Krug das Brot eingekrümelt hat / davon sie miteinander gegessen und getruncken / biß sie satt geworden. Hernach hat der Rübezahl ein Stück überliche Rinde dem andern Bauren geschencket / daß er es auff weiter Bescheid zu sich stecken möchte / wenn ihn der Hunger abermal solte betreten / und war hierauff durch einen andern Weg abgeschieden. Der rechte Bauer aber / hatte das Bißlein Brodt üm eine Viertelstunde hervor gesuchet / auff dem Wege die Zeit zu vertreiben / was zu nutscheln; Da war solches aber nicht mehr Brodt gewesen / sondern ein klumpen Gold: Darauß der Bauer in Eyle erkandt / daß sein voriger Reise Gefehrde / der Geldt trächtige Rübezahl müste gewesen seyn.

Rübezahl verwandelt sich in einen Storch

[72] Rübezahl verwandelt sich in einen Storch.

Ich gerieth unlängsten zu einem Studiosum, der mich verständigte / wie er vor wenig Jahren nebenst noch zween Burschen über das Gebürge auff Apostel-Pferde geritten wäre; da er unter Wegens unverhofft einen Storch über sich fliegend vermercket / welcher zwo reiffe Federn oder Spulen habe auff die Erde fallen lassen / dieselbe habe er auffgehoben / weil sich seine Comites wenig drumb gehudelt; vermeynende / daß er sie zum Schreiben dermaleins anwenden könte / derentwegen er sie auff den Hut zu sich gestecket / biß er an seinen begehrten Ort gerathen: Da er die Spulen abgenommen / und eine zum Schreiben schneiden wollen: Uber welches Begeben er befunden / daß der Kiel in lauter Gold verendert gewesen. Drüber er über alle massen erfreuet wird / zu dem / weil er es auch an der andern Feder befunden; Sintemal er so viel [73] Geldes werth dran gehabt / daß er nicht allein rechte Gänse-Federn zur Gnüge hat können kauffen / sondern auch Bücher gnug dafür schaffen.

Rübezahl hat eine Pfaues Gestalt

Rübezahl hat eine Pfaues Gestalt.

Ein Zimmermann wuste mir in diesen Tagen / wie ich ihn auf die Rede brachte / zusagen / daß er vor sieben Jahren seinē Weg ebenmässig über das Böhmische Gebürge gehabt; da er über den Felsen beym schwartzen Teich einen stoltzen großen Pfauen gesehen / der seine Federn in domahligen schönen Sonnenschein prächtig außgebreitet / und nach der Pfauen Art sehr geschrien gehabt. Diesen Vogel / weil ihn sehr Wunder genommen / hätte er lange zugeschauet / biß er endlich sich in die Höhe erhoben / in die Lufft geflogen / und mit einem grossen Gewitter verschwunden wäre. Darauf es aus der massen gedonnert und geblitzet / welches ein paar Stunden lang gewähret / ehe es aufgehöret.

Rübezahl verstellet sich in Johannis-Würmer

[74] Rübezahl verstellet sich in Johannis-Würmer.

Wie ich vergangen meine Sporen machen ließ / nachdem sie mir auf der alten Sau zerbrochen; Da hörte ich von Sporer-Gesellen / daß er vor 80. Jahren / wie er noch ein junger Mann gewesen / über das Gebürge gezottelt sey / und weil er irre geworden / auch auf demselben habe müssen ruhen / und durch die anbrechende Nacht verpausen / biß gegen den liechten Morgen. Immittelst er also an einem Felsen geschlummert / und für Furcht / dennoch nicht recht hatte schlaffen können; Da hatte er in der finstern Nacht ungefähr nicht weit von dannen an einem Orthe vermercket / wie ein sehr Hauffen gläntzende Johannis-Würmer geflimmert / die ihme gleichsam immer näher und näher gerathen: Dadurch er sich sehr gefürchtet und grausen hat lassen / in dem er bald gemeynet / es würden solche eingebildete Würmerigen [75] seyn: Bald es müste ein Betragniß seyn / das nach ihm trachtete /und seine Kehl abgurgeln wolle. In solcher Phantasey hat er die gantze Nacht zugebracht / biß er endlich am hellen Morgen verspüret / daß es eine Hallucinatio visus deceptio optica oder Augens-Verblendung gewesen / in dem er erkannt / daß es lauter gülden Sand / und gediegen Gold / groß und klein gewesen / daß er hernach an etliche Scheffel voll gesamlet / biß er viel reicher geworden als der König Salomo gewesen: Wiewol ihme der gantze Reichthum nunmehr mit sampt seinem Alter / von gegenwertigen Seculo ferreo benommen / und Aureum drauß geworden ist? ihme aber an statt / deß Goldes als eine Sporer das Eisen verlassen hat / welches er noch heutiges Tages schmiedet unn feilet: biß er für ein grosses Stück außgepollirtes Eisen / ein kleines Stücke Gold erlange? Alldieweil man zu unsern Zeiten wenig Gold vor ein Ey gibt / ich geschweige [76] für eine eiserne Kette etliche Rosenobel / welches dennoch / nach Thomam Morùm, in Utopiâ nicht gültig ist / noch sonsten in einer Indianischen Landschafft / nach dem Boëmum in libello de moribus & ritibus gentium: Alldieweil allda die Gefangenen mit güldenen Ketten gefesselt seyn: Verstehe die Physische oder vielmehr Historische Gefangene; Sonsten weiß man ohne das wohl /daß die Sache bey uns dennoch auch nicht zu sehr unwahr sey / was die Ethische Gefangene betrifft / welche moraliter obstricti und captivati seyn; das ist / in gülden Ketten so angebunden und geschlossen seyn /daß sie kein Mensch von ihrem Geitz / auch nicht der Tod einmahl lösen unn entledigen kan; da hingegen die Sclaven / so der Türck manchmal zu uns schicket /viel freyer seyn / als mancher gefesselter Mammons-Gesell: Qui non potest resistere tot armatis, seu qui se non expedire potest ex vinculis & catenis Pluti; ut Liber animô, & liberalis manu [77] viveret erga egenum, & ad tempus compedibus ferreis miseriarum inclusum, sed sapienti sat dictum! Doch wil ich mit diesen beygefügten Salibus und Schnackereyen / der erzehlten Sache Historischen Glauben nicht verstören noch aufheben / sondern sie richtig und unleichtbar hierbey passiren lassen / und außgegeben haben.

Rübezahl giebet einem Ehrsüchtigen Anlaß

Rübezahl giebet einem Ehrsüchtigen Anlaß sein Gedächtnüß zu stifften.

Vor Jahren sol ein Laß-Dünckel einsam und allein über das Gebürge gegangen seyn; bey sich meditirende / wie er doch möchte an einem Orthe seinen Namen stifften; also / daß er in Ewigkeit zu lesen /und nicht möchte außgelöschet werden. Worbey ihme die hohen Säulen / Triumph-Bogen / Epitaphia, Pyramides, Colossi, und andere monumenta zu geringe und nichtig gedauchtet. Ja er hat auch gemeynet / daß es gleiches falls ein vergänglich Thun sey mit den ewigen [78] Feuern / so vor diesem die Alten unter der Erden gemachet: wenn man es schon aufs neue wiederum ins Werck setzen könte: Sintemahl sie dermaleins außlöschen würden. Und also ist er gesonnen gewesen / ein anders monumentum, ære & lapide perennius zu statuiren: Doch hat er nicht gewust / wie und auf was Weise es ewig stehen könte / und von der gantzen Welt zur unvergeßlichen Verwunderung möchte gezogē werden. Hierüber hat ihn der Rübezahl ertappet / freundlich zugeredet / und um sein Anliegen zu entdecken zugesprochen: Deme er denn nach geschehene schwermütige Erklärung diesen Griff zur Hand gegeben; Nemlich / sprach er: Hastu nicht neulich in des Gonsali seinem fliegenden Wandersmanne gelesen / daß eine Revier zwischen der Erde und dem Monde sey; Da weder der Erden noch des Mondes Magnetische Krafft und Würckung ein schweres corpus afficiren, noch zu sich ziehen können; Sintemahl er / [79] der Gonsalus, hüpsch drinnen geruhet / und keinen Zwang befunden. Hierinnen schleppe hinauff / oder verschaffe durch andere / daß dahin gebracht werde ein grosses schweres Corpus, daran mache eine starcke eyserne Kette / welche du biß auff unsere Erde gantz runter hengen lassen / und an dieser Ketten Ende lasse eine grosse Taffel hengen / dran du deinen Namen mit Centner Buchstaben prägen sollest / so wird solches Werck hernach allda ewig bleiben / keine Vergängligkeit leyden / und zur immerwehrenden admiration, gezogen werden. Ey /wie war dieser Kerl auf empfangene Resolution und Vorschläge so froh geworden / daß er schier vor Lustigkeit möchte auß der Haut gefahren seyn: Derentwegen er sich dennauch höchlich bey dem Rübezahl bedanckete / nicht aber vor eylfertige Verblendung /oder verblendete Ubereylung / fragete: wie ers könte ins Werck setzen: Nemlich solche lange unverrostete Kette kriegen / solches centrum gravitatis finden /und [80] folgends die Namens-Tafel erhalten solte. Und komt mir dieser Schöps eben so schnackisch vor / als des Archimedis seine Vorgabe / da er sagete: Gib mir einen Ort ausserhalb der Erden / so wil ich solche bewegen! Ja / hie hette einer / der es damahlen angehöret hat / fragen können: Woher denn die Handhaben zu nehmen wären? woher die Hebebäume zu kriegen wären: und dergleichen Instrumenta mehr / welche viel stärcker seyn müsten / als die Erde selbst; wenn man sie damit solte fortbringen.

Rübezahl machet einem die Hand schwartz

Rübezahl machet einem die Hand schwartz.

Wie ein Klügling vor wenig Jahren / im heissen Sommer über das Gebürge gewandert; da hat er ungefehr vor sich in der Erden eine Spalte oder Klufft gemercket / daraus etwas geflinckert / wie etwan ein Stück Gold / gehabt hat; drüber hat er sich verwundert / und hat nicht anders gemeynet / als wäre daselbsten ein trefflicher Schatz vergraben. Derentwegen [81] er denn sich auf die Erde niedergeleget / unn mit der Hand die in Klinse hinunter gelanget hat / hoffende: er werde einen köstlichen Fund thun; Aber siehe / wie er die Faust wieder hervor bringet / welche Pechschwartz drüber geworden war / da ziehet er nichts weiter heraus / als eine große Kröte mit feurigen Augen: Drüber er erschricket / die Kröte aus der Hand fallen lässet /und immer trabends davon läufft / biß er endlichen zum Berge hinunter gerathen / und in eine Herberge gekommen: Da er seine schwartze Hand zu waschen angefangen / und nach langer Weile und grosse Bekümmernüsse wieder weiß gemacht hat / in dem er davon große Schulffern gleichsam abgekratzet; welche aber hernach wie sie ins Wasser gefallen / zu lauter Golde sollen geworden seyn, Lerne aber / Lieber /hieraus / und zwar immer mehr und mehr / wie das Riesengebürge einen treflichen Schatz von Golde in sich haben müsse; davon der Rübezahl nur ein wenig denen spendiret / welchen [82] er es gegönnet. Mercke aber hierbey / daß es dennoch gleichsam auch anderswo viel Oerter habe / da Gold und Silber zu finden sey / obs schon nicht iederman bekant ist. Und hieher gehöret ein sonderliches arcanum, welches ich vergangen ohngefehr ertappet habe / bey einem vornehmen Manne / welcher es vor diesem in deß verstorbenen Georgii Tissenii Bibliothec gefunden / als der es in manuscripto sehr hehr aufgehoben gehabt; welches ich ietzund einem iedweden communicire, da es denn vielleicht einem also kan zu passe kommen / daß er es nicht vor 1000 Thaler missen möchte; ungeachtet /daß er mir kaum einen Thaler schuldig zu seyn sich erklären dürffte. Es ist aber gedachtes Geheimnüß dieses. Am Fichtelberge: Erstlich gegen Melissen ein Dörfflein Dassel genant / weiset einen Weg gerade an den Fichtelberg. Hierauf an das Wasser Nabel genant / kömst du an das Wasser die eine Wiesen an das Wasser / nach dem gehe an das Wasser [83] an der Nabel /biß an das erste Wasser / besser das auf der rechten Hand hinfället in die Nabel / und heisset Wemnitze. In demselben Bächlein gehe fürder hinauf / nemlich an der rechten Hand / und siehe dich üm nach dem Steinfelß / so findest du das erste Zeichen / nemlich einen Ochsen-Kopff eingehauen; Darnach gehe weiter über das Bächlein / biß so lange du ein Creutz in einem Felsen findest. Uber das schreite wieder über den Bach / darinne findest du Körner klein und groß /die lassen sich pletzen wie gut Gold. Item / gehe weiter herunter zur rechten Hand / so findest du ein Brünnichen / das decke auf / da findest du ein Loch / darinne sind Steine / die sind lauter Gold. Item gehe weiter dem alten Steinhauffen zur lincken Hand / da der Bach hinein fället / so findest du einen alten Stollen /welcher eines Spiesses lang oder tieff ist; Darauf stehet eine Buche / in demselben Stollen ist ein Silbergang. Item beym Ursprung der Nabel / [84] fallen drey Bächlein nach einander in der Nabel. In den öbersten das zur lincken Hand hinein fället; Darinnen findest du Gold / Silber und Edelgesteine. So du kömst auf den Melnissen / so gehe den nechsten Steig / den du antriffst. Zur rechten Hand so findest du ein Zeichen an einer Fichten; Alsdenn gehe fürder einen Acker lang; so findest du abermahls zwey Zeichen / darnach ein Stollen ist / ungefährlich einer Klaffter tieff / und mit Brettern darauf Rasen verdrocket: Darein fahre /so findest du einen schwartzen Gang: Ist gleich wie ein Altar / denselben suche / so findest du Goldkörner: sind sehr gut. Bischoffsgrün: Frage nach einem Bache / der weise Mann genandt: Gehe an denselben Bache hinauf / an einen Felß / so findest du zwey Creutze: Siehe dich um / so wirst du finden drey Plätze an einem Baume / unter denselben findest du einen Stollen / der ist verdecket / und nicht viel dran gearbeitet: Darinne findest du einen [85] Gang / ist Stahl und sehr gut. Dasselbe schmeltze / schlage es in einer Schmiede; Gehet nicht mehr abe denn der vierdte Theil: und darff sonst keinen Zusatz. Von Bischoffsgrün frage auf den Steig nach der weißen Stadt: So du kömst an das lange Holtz / zu demselben fleust ein Bächlein / über den Weg gehe hin zur rechten Hand /den Bach hinauf / da er entspringet: nemlich auf dem Schneeberge: da ist ein großer Brunn / darinne findest du schwartze Körner: sind sehr viel: Trage die zum Goldschmiede / gilt ein Pfund / 13. B. Meißner Grund bey dem Pollenstein. Frage erstlich gegen Stolpen / da denn sitzet der Bischoff von Meissen; Darnach gehe unter dem Gebürge hinauf / als ob du gegen der Sitta beygehen wollest: so komst du allezeit von einem Dorff aufs ander / biß zu einem Schloß / heist der Dollenstein. Und so du das Schloß aufsiehest / so gehe den Berg hinauf zur rechten Hand / auf den Weg der gegen Erckensdorff gehet / auf die hohe [86] Heyde; so wirst du kommen in ein Fichten Holtz / und durch ein Wald-Gesträuche / währet nicht lange; so kömst du zu einen Stein / heist der Wallachenstein / daran ist ein Bischoff gehauen: Darnach gehe gegen den Mittag / wol vier gewende Weges lang; so kömstu zu einem Grunde / währet nicht lange / so siehestu auf der Höhe einen Baum gestümmelt / wie ein Menschen Gewächse / die Arme außgebreitet. Unter diesen Baum ist groß Gut / klar Geld. Darnach gehe den Grund hinauf / auf die rechte Hand / so siehestu einen Baumgestalt als ein Armbrust-Schlüssel in denselbē Grund / heists Meissengrūd. Und so du darinne bist /seynd das die Warzeichen: so einer den andern ansiehet / so ist ein ieder grün und blau unter den Augen: Als so grosser Dunst gehet von den Metallen; als Gold und Silber / Schwefel und andere Species. Daselbst findest du ein grün Mooß; so du darüber gehest / deuchtet dich / du wollest versincken: und hat ein klaren Sand einer Ellen tieff: [87] In denselben Sande findest du Körner wie die Erbsen gediegen Goldes. An diesem Orth ist der Berg geschaffen als ein Schaaff das auf die Weide gehet. Und weiter wil ich dir den rechten grossen theuren Schatz im Meissen-Grunde anzeigen. Wilt du zu dem gehen / so gehe dieser Seite halbes Weges gegen der rechten Hand / siehe den Dollenstein an zur Thür hinein / darnach hinter sich /biß zum Fenster aus / und erschleiche nein durch den Thüren. Alsdenn kehre den Rücken zum Thüren / und siehe hinter sich / als du vorn bist gestanden: Und siehest du einen kleinen Berg / zu dem gehe ohne alle Furcht; Suche in dem Berge / so wirst du ein Wässerlein finden / das gehet vom Berge unter der Erden /und rauschet hart. Mercke eben und mit Fleiß darauf /findest du unten Creutze / oben dem Creutze verborgen Bach überschwencklich viel Gold: Aber es ist sehr ungeheuer / der Geister unn Gespenste halber /die der Schätze hüten / und die Menschen ohne Hülffe und Beystand des [88] Allmächtigen nicht zu lassen: Denn sie verführen die Leute / daß sie hunger sterben müssen. Aber es ist sehr viel Gut an demselben Orth. Item frage nach den Maßbach / gehe an den hinauf / und siehe / daran wirst du finden ein Crucifix in einen Felsen gehawen: Daselbst siehe dich um / so wirst du finden in einer grossen Tanne einen Buchstaben /unter der Tannen suche einen Stollen / ist verdecket mit einem grossen Steine / da findest du einen Goldgang. Item so du von Bischoffsgrün / nach dem Hohenstein gehest / und dar hinnein kömmest; so siehest du gerade die Kirche zu Bischoffsgrün: Über denselben Stein fleust ein Wasser obenhin; über den Stege zweene Steine / da findestu einen Stollen / den decke auf / darinne ist ein Silbergang / und leit eine grosse Rinden dafür / und trage das Ertz zu einem Goldschmiede / setze zu drey Pfund nicht mehr als Bley /darff sonst keinen Zusatz. Item am Fichtelberge /frage nach [89] einen Dörfflein / lieget drey Meilen von Eger / heisset der Samith / darinn ist ein Müller / dasselbige Wasserflüßlein ist bey der Eger: Darinnen sind mittelmässige Körner / lassen sich pletzen / sind halb gut Gold: So man aber recht antrifft / ist es lauter Gold. Von dem Dillenberge: Gehe auf den Dillenberg / gegen dem Niedergang der Sonnen / so kömstu zu zweyen Wasserflüsselein / in dem zur lincken Hand /welchen du nachfolgen solst / kömst du zu einem großen Felß / daran findest du ein Pilgramstab gehauen; darunter reime hinein / so findest du einen Hurte / wie eine Thüre. Mercke aber / du kanst hereinkommen am Johannis Tage des Täuffers; so thut sich die Thüre selber auf / und wenn du einen Güldenschein siehest /oder siehest eine Gestalt wie ein Creutze; so gehe ohn alle Gefahr oder Furcht. Zu Waldsachsen: von Durschreudt gegen Kalschen oder Velsen: Alsdenn gegen Berreut / zwischen diesen 2. Dörffern / gehe zur Marter oder Creutz / [90] auf den Steige der gegen Waldsachsen gehet: Dar gehe zur lincken Hand in das Bergichte; da findestu eine Grube; hat das Wasser gerissen; darinne ist eine Bürckene Strange / daran ein Creutze geschnitten: Unter dieser Stangen ist ein Loch / darinnen ist ein mächtiger Goldgang. Auf der Kutten Heyde: Gehe aus der Kutten Heyde zu S. Petri / gegen den Aufgang der Sonnen / auf ein Ackerlang; Da findest du einen hohen Felß / nahe bey einen alten Backofen / gegen Schwartzenberg; darbey ist vorzeiten eine Glaßehütten gewesen: Allda findest du ein weiß Wasser / darinnen wachsen Gold-Körner / gleich dem Arabischen Golde. Zur Dischenreudt: Frage gegen Karbeut in die Hütten / da findest du drey Steine auf einander liegen wie ein Galgen; Gehe hierüber in den Schutt / nahe darbey findest du einen Stein in einer Haselstauden / eines Backofens groß; darbey einen kleinen Stein / darinn ist ein Creutz gehauen: Den[91] hebe auff; Da findest du einen rechten Goldgang. Wießagck: Von Wießagck gehe zum Heiligen Creutz; Von der Kirchen gehe gegen dem Niedergang der Sonnen / so findest du einen hohen Berg / darnach frage nach Bartel Dischers Wiesen / so kömst du zu einem dürren Kirschbaum / auf eine Kohlstadt: Alsdenn gehe einen Ackerlang zu einer dürren Fichte /darinne ist Sonne und Mond eingehawen; Nachdem gehe ein viertel Ackerlang / so kömst du zu einem Brunnen / der ist mit Steinen ausgesetzet / unter den Stein / da das Wasser einfält / findest du ein Loch /darinne ist sehr gut Gold / und ist sehr reich. Am Stangenberge zu Nappurg: Von Nappurg frage nach Wintz / nach S. Jacob / und gegen Uffenrent zu S. Bartholomäe: Alsdenn gegen Bulreut am Stangenberge / daselbst gehe zu einem Brunnen in einen spitzigen Feltz / da siehestu ein Loch / da räume die Steine auf / darinne sind zwey Gänge / in dem zur [92] rechten ist gut Gold. Ebereich: Gehe an die Nabel an den Hornberg / frage nach Lucas Wiesen; bey dem Port stehet ein geschnittener Baum / darbey findestu eine Gruben / ist mit Holtz überleget / die räume auff / darinne ist ein gediegen Goldgang und Edelgestein. Item frage von Ebereich gegen Brand / gehe an die Nabel gegen Berg auff ein viertel Meile weges / so kömstu zu einem Bache / heist der Silber-Bach: Und da die Zweyflüßlein in ein ander fallen; da findestu ein Ahorn-Baum: Bey dem Ahornbaum findestu zweene Mulderlein / so du das Wasser zuvor außräumest /unter den Mülderlein ein Loch / darauß schöpffe das Wasser / so findestu ein sehr mächtiges in einem weissen Ertze. Zu den Hagetannen: Merck in Belgenberge / unten im Silberbach / da die zwey Flüßlein zusammen kommen; unter demselben Fluß ist ein Stein /den wirff herab / da findestu einen alten dürren Strumpff / zwischen [93] den Strumpff und Bach findest du ein Hurt / die hebe auf; daselbst ist ein Loch /darin ein gediegen Goldgang: Mercks / an den Strumpff ist eingeschnitten ein Pilgramsstab; Kanst du die Hurt nicht finden / so strampe gerings herum /biß so lange es schumblet / so findestu die Hurt. Bißhero das Metallarische Secretum; welches ich dem Leser also mitgetheilet habe / wie ich es angetroffen /habe lesen können / und geschrieben gewesen ist. Wilst du es nun auf die Probe setzen / und Inquisition darnach anstellen; so thue es nach Belieben: Aber ich getraue mir nicht / daß die vorgeschlagene Merckmale / noch alle heutiges Tages / wie sie mögen vormahlen gewesen seyn / angetroffen können werden / doch wil ich gleichwohl auch nicht dafür halten / daß das wiederholete Scriptum so gar alt seyn sol. Doch gnug hiervon. Aber siehe doch / ich hätte schier ein dergleichen Werck vergessen sollen / welches nicht minder sich hieher schicket; und ist folgendes: Mein Phil. [94] Paracelsi geheimes Inventarium, dem Erfinder treulichen geoffenbaret. Es möchte vielleicht mich einer in meinen Schrifften zu schelten wissen / warum ich öffentlich so alles an den Tag gegeben / unn nicht wie die andern Philosophi / verborgen gehalten: Ist zur Antwort: Dieweil mich Gott dermassen erhöhet / und mit dem H. Geist / dessen ich mich rühmen thue / begabet; daß ich dieser Kunst gewissen Anfang / Mittel und Ende gewust. Derohalben hat er auch gewolt /daß solches nicht weiter verdunckelt bleiben solte: Mich derohalben über meine Vernunfft darzu genöthiget / daß ich solches gethan / daß sein Lob desto mehr gepreiset werde / biß kömt der Tag Heliæ / welcher es iedermänniglich deutlich gnug weisen wird: Ich aber bin gleich einer ruffenden Stimm in der Wüsten / bereite den Weg des HErrn / und zeige auch deutlich genug an / daß ihr verstehet meine Redē. Warum ists aber also entdecket: so ist es also / daß die Alten gerne entdecket hetten das Ende / wenn sie gewust hettē dz Mittel. [95] Darumb laß sich keiner bekümmern; Denn in der Zeit vor meinem Tod wird keine Persohn Menschliches Geschlechtes erinnert / daß ich öffentlich und frey herauß / wie es gefunden wird / geredt: Sondern alles figuratè: Jetzo aber hat Gott durch mich dahin gewircket / daß ich sein Gebot verrichte: Und dieweil er mir solches vollkommen gegeben / so hat er auch gewolt / daß ich seine Gaben solte erklären / daß GOtt allein der sey / der solche Wunderwerck in die Natur und sein Geschöpffe geleget hat /die nicht zu ergründen seyn; Allein daß er darinn erkennet / geehret / gelobet und gepreiset werde in Ewigkeit! Weil mich nun der Allmächtige Gott beruffen / daß ich soll das lang verdunckelt fürtragen; Wo will ich denn hinfliehen / mich zu vertuschen / daß ich solches nicht vollbrächte. Darum ob ich schon gescholten werden von meinen Nachkommen / welche sprechen werden / warum ich solches gethan? Geb ich zur Antwort: [96] daß solches alles über die Vernunfft des Menschen / und meiner geschehen sey / solches zu vollbringen und auszubreiten: Doch verborgen / nachmals aber öffentlich. Gott wircket durch mich in dem: Der aber solches bekömpt der sol GOtt immer preisen / und sein Mund sol nicht auffhören / die Wercke seines Gottes mit David) zu loben; Denn sie sind Tugendsam / wunderbarlich / starck und kräfftig / und werden bleiben biß zu seinem Willen: Aber das Wort / welches durch die Weißheit Gottes bekräfftiget ist worden / bleibet ewig. Nach deme ich Theophrastus Paracelsus Philippus Bombast etliche Schrifften geschriebē / welche gefunden werden sollen zu seiner Zeit: Die da tractiren von deren hohen Wercken der Weisen und Alten; deren doch nicht so sehr viel seyn gewesen nach Hermeri Zeiten; Denn die drey Weisen / welche da besucheten das Kindlein Jesu / und etwan zu unsern Zeiten andere. Nū aber diese göttliche Kunst durch mich ist [97] erfunden worden / so hat mir auch GOtt seine Gnade verliehen / daß ich auch muß seine Ehre ausbreiten / darumb habe ich an mir nicht wollen erwinden lassen / sondern mehr und aber mehr als nie keiner beschrieben. Und ich Theophrast Bombast thue dir auch kund / daß noch drey Schätz vorhanden / in denen zwey den ersten hoch übertriffen: den ersten wil ich dir nennen / der da ist zu finden in den Hospital gegen Morgen / an welchen Ort du meines Perleins findest nach deinem wohlgefallen / darbey desselben fermentation, verleyhet nun Gott die Gnade dem der es findet / und deme es bescheret ist /der wird es zu geniessen haben / in alle Wege / aber Gott dafür zu ehren / zu loben / zu preisen und zu dancken. Die andern 2. aber / so ich angezogen habe /ist der erste in der Entscheidung Galliæ unn Hispaniæ bey einem Castell / darbey ein Spital / gegen Mittag. Dieser ist erhebt / und ist ein Schatz über alle Königreiche: Und ich sage dir meinen vertraweten[98] durch Gott / daß im Jahre Oesterreichisches Stammes letztes Käysers Abgang / allererst erfahren wird werden / was ich Theophrast gewesen / was ich gelehret: Da mein Leib in der Erden gegen Morgen bestätiget worden / wird dieser Schatz nicht gefunden werden von 24. oder 30. Jahren. Und mein Leib wird nicht Ruhe haben in der Erde Gott aber sey mit uns allen. Der Höchste und letzte Thesaurus Thesaurorum, nun wird in der Teutschen Nation erfunden / welches Land es aber ist / zeige ich dir nicht an üm verhütung grosses Unglücks / GOtt aber wird das an den Tag bringen zu seiner Zeit / es ist auch daß mein Leib keine Ruhe in der Erden haben wird / an welchem ich unschuldig bin / denn dadurch groß Blutvergiessen geschehen wird / dann ich den Befelch des HErrn verrichten müssen / und wird bald nach den obern gefunden werden von einer Person von 38. oder 32 Jahren /schlechtes Wesens / welche in solchen Triumph hernach geführet werden [99] wird und alle seine Freunde biß zum letzten dessen geniessen: ungläublich zu sprechen. Oho wo wird meine Galenische und Apoteckrische / Avicennische Secte bleiben / wo werden alleDoctores derselben seyn? da wird erst erkundiget werden noch aufs beste / was ich Theophrastus Paracelsus gelehret: Dieses wird alsdenn ewig bleiben: biß kömpt jener von welchen ich offt Propheceyet habe: damit ich nicht so grob gehalten werde / so will ich dir alles anzeigen: Doch daß du es also verbleiben lässest! daß es in Entscheidung Beyern und Schwaben an einen verworffenen Ort seine Wohnung hat / unn 4. stadia davon an einen andern Ort oder Castel: da selbst liegen alle Philosophische operationes so seit Adams Zeit hero von Alchymia / Philosophia, Astronomia, Cabalâ, Magiâ und andern weisen Künsten gehabt seyn worden. Diese werden gefunden werden kürtze Minuten der Grad nahe. A. die ich ohn gehülff Menschens angreiffē selb hof [100] F. mit Hülffe Gottes und seiner Creaturen dahin beschieden habe / und nicht aus zurechnen: Ein guter Anwehrung mehr als gewust mag werden; des reinestē Metalles mehr denn 7. Königreiche / in dem Edelgesteinen / darüber was Schrifften und alles was Gestein nach vermöge unschätzliche und keinen Menschen auszusprechen: Da wird erstlich in Gwissen gehabt werden / wer Theophrast gewesen sey / auff daß die Rosen nicht zu früh abgebrochen werden: so begehre ich / daß auch meinetwegen / lieber / der du diese meine Prophecey Schrifften findest / daß du stillschweigest: Ist dir das angezeigte beschaffen / so beschechts ohn unterlaß. Derowegen sey nicht gäh / sondern gedenck auff mich: sey nicht geschwindes Auffbrechens / sondern sitzsamb / daß du dein Leben nicht verschenckest: Denn wenn du solches nicht übergehest / und mir gehorchest z so wirstu ein solcher Herr / daß dir dein Hertz und all dein Menschlich Gemüth selbst wolgefallen geben wird. [101] Derohalben laß dir meine Propheceyūg in diesem Fall befohlen seyn / keinen Tyrannen in die Hand zulassen: sondern seyd damit geheim; Gott wird dich erhören / und dir aus deiner Noth helffen. Eben um diese Zeit wird in allen Landen eine Verwirrunge geschehen / und derjenige dem dieser Schatz empfohlen ist / und verwund wird; wird dadurch zu solchen hohen Dignitäten erhebet werden /und bald Europam gantz samt einen Theil Africæ überkommen. Er wird auch anfänglich nicht Adelichen Stammes seyn / doch guter Christlicher Lehre /deme beyfallen wird alles Volck / so zu Gottes Wort Lust und Gefallen hat. Wiewohl ich Theophrastus Paracelsus solches alles zugerichtet / so kan ich doch aber über das Vermögen und der Gewalt GOttes nicht. Drüm bitte ich einen ieden Christen Menschen die Schuld mir nicht zu geben: Denn was ich verlassen / das habe ich / wie gemeldet / müssen. Gott aber der Allmächtige wolle allē Feinden Freundschafft [102] verleihen / auf daß alles Glückseligen zu einen glückseligen Ende gebracht möge werden. Darzu helffe uns Gott / Amen. Zum Uberfluß bitte ich dich noch freundliches Gemüths / was ich gebeten / daß du das haltest / so von mir begehret wird: Und zu Dancke wünsche ich dir alles Glück. Jetzt wil ich dir aus rechter und guter Wohlmeynung anzeigen / was an den zweyen Orthen / als in Entscheidung Galliæ und Hispaniæ, auch in Entscheidung Bäyern und Schwaben sol gefunden werden. Ein edel Jaspis / mehr ein Carfunckel / ein Diamant / 6. Loth wegend / und ein bey anderthalb Loth / wiederum zwey Türckis bey drey Loth / mehr meiner Tinctur ein gut Theil / samt schönen colligirten Schrifften / darbey des Baums von der Tinctur des Lebens anderthalb Untz. Gott der Allmächtige / dem es bescheret ist / daß ers anlege zu Gottes Ehre / und seines Nechsten Nutz betrachte. Darzu helffe ihn die Hochgelobte Trinität / Amen!Thesaurus [103] Thesaurorum welcher in Entscheidung Beyern und Schwaben verborgen lieget: Daselbst sind vier stadia davon alle Bücher / wie ich angezeiget habe / von allerley natürlichen Fragen und Künsten: wie beschrieben / und darbey von Wort zu Wort allerPhilosophischen Heimligkeit von Anfang biß zu Ende. Dieser Schatz ist unzalbarlich / was aber in Schrifften an erwehnten Ort ist / solstu wissen / daß sieben Loth der Tinctur des Baums des Lebens allda verborgen liegen; das ist unzahlbar: Und weiter drey deutsche Marck am Gewicht der letzt gesolvirten undcöagolirten Tinctur, welche auff die Metall zu werffen ist: Wiederum ein Carfunckel / welcher besser ist denn alles / in der grösse eines Hennen-Eyes / welche kein Käyser zu bezahlen hat: Mehr 24. Perlen wiegen – – – Loht ein Saphir wieget 8. Loht: 4. Diamant / wieget einer vierthalb Loht / etlicher weniger / Etliche schöne Türckes / etliche grosse von den Adlerstein und Jaspis: [104] Ein Rubin wieget 9. Loth / dieser sind vier: Smaragt fünffe / wiegt der gröste 4. Loth / denn die andern etwas kleiner. Es sind auch andere Edelgesteine mehr daselbst / wie auch etliche Perlen derē eins eine Haselnuß groß ist: Diese Stücke alle liegē in ein Trünlein / welches ohne Menschenhand gemachet ist von lauter Edelgestein: Und Gott der Schlüssel ligt oben drauf: Und ist in ein gülden Sarg eingemachet /welcher gülden in ein silbern / und der silberne in ein zinnern begraben / und an den Ort / da es Gott will haben / verborgen lieget. Gott der Allmächtige aber wird dem / der es eröbert / in allem Glück und Sieg aus seiner göttlichen Macht / Stärcke und Gewalt verleyhen / damit alles böses untergedruckt werde / und alles gute erspriesse: Daß auch die Nothdürfftigen erhalten werden möchten; daß der den ewigen Segen erlangen samt allen Außerwehlten Gottes / durch dem der die Welt gemachet / und wieder zu brechen Macht hat / Amen!

[105] Philip. Th. Paracelsus ab Hohenheimb Bombast.

Siehe / lieber Leser / das ist auch diese Quackeleye /so ich dir aus einem manuscripto mitgetheilet habe. Welches ich gleichmäßig vor wenig Jahren bey einem nunmehr vornehmen Manne gefunden / der es nicht minder aus des verstorbenen Georgii Tissenii Bibliothecke beym Kopffe gekrieget: Der es / wie ich hernach verständiget worden / sehr hoch und theur gehalten / und unter seine bessere Raritäten aufgehoben gehalten / deren er nicht wenig besessen; Sintemal einercurioser Medicus Chymicus, Astrologus, und schierin omni scibili subactissimus homo gewesen (ohne welches zu bedauren /) daß er der gelahrten Religion zugethan gewesen / und aus Verführung seiner Vernunfft sich des Abendmahls des HErrn im Leben und starcken Tagen unwürdig geschätzet und es nur in seinem letzten Abschiede von [106] dieser Welt / als ein viaticum begehret / da er nicht weiter darauf sündigen könte. Welcher Vorsatz ihme aber / leider gefehlet; in dem er auf dem Rahthause vor der Richter-Stube / auf der Bancken sitzend / plötzliches Todes verfahren ist. Da er Anno 1653. einem Fuhrmanne ein Beutel voll Gold wohin zu bringen übergeben: welcher Schelm es aber hernachmahls / unverhofft dem guten Tisseniô, aus unerhörter Unverschamheit / in die Augen geleugnet: Derentwegen er ihn zu Rahthause verklaget / und unter die Verhörung aus grosser Betrübnüß und Hertzens-Angst vom Schlage ist gerühret worden. Und solches zwar von dem lieben GOtte nicht umsonst: sondern daß andere ein Beyspiel nehmen möchten /des liebsten Herrn Jesu sein seligmachendes Testament nach klarer Einsetzung und Gebot / fleissigr zu beobachten / und öffter zu geniessen. Doch gnug davon.

Rübezahl machet Erdbeeren zu Golde

[107] Rübezahl machet Erdbeeren zu Golde.

Es soll vor etlichen Jahren ein blutarmes Weib auff das Gebürge gegangen seyn / im willens Erdbeere drauf zu pflicken / und dieselbe hernach in einer Stadt den Leuten zuverkauffen / damit sie sich des Hungers erwehren und ernehren möchte. Was geschicht? Wie sie ihren Korb voll gesamlet gehabt / und vom Berge hinunter gewesen: Siehe / da waren es lauter Dreyer /drunter etliche Ducaten vermenget gewesen: Die sie aus Vermandelung der Erdbeeren gehabt / und hernach ihr Lebetage genutzet hat. Das heist Erdbeeren gepflicket / und sich mit Gelde bespicket. Ey / ey /wenn das Ding weiter angehen wolte / wie würde ich mich zusuchen / und in den Büschen herum kriechen daß ich dergleichen Erdbeerē nicht entbehren möchte; sondern eine ziemliche Menge erhielte! Aber jeneFraga fragen wenig nach diesem meinem Wunsche /sie achten mich [108] zu nimis humìlem; ungeachtet / daß sie auch huminascentia fraga seyn.

Rübezahl giebt einem Lästerer einen Schilling

Rübezahl giebt einem Lästerer einen Schilling.

Es soll nicht lange seyn / da ein verwegener Schuh-Knecht über das Gebürge margieret; welcher unter Wegens aus Fürwitzigkeit den Berg-Geist herauß gefodert / und geschryen gehabt: Schier dich hervor / du Hundsfüdscher Rübezal / und beweiß deine Macht gegen mir / so du Bernheuter was vermagst! Und in dem ward der grimmige Geist unversehens für ihm gestanden / hat dem bestürtzten Bengel die Hosen mit Gewalt auffgemachet / und einen greulichen product gegeben; drüber er Ach und Weh geschryen / und dem Rübezahl die begangene Unhöffligkeit auff den Knyen abgebeten; Der sich denn endlich des Lümmels erbarmet / und aus leidlicher Bestraffung ihme nur dieses weiter auffgeleget / daß er die Ruthe hat in seinen Schiebesack stecken [109] müssen / darmit er in Gegenwart war gepeitschet worden / biß er in seine Heimat käme / da er sie seinen Landsleuten zeigen solte / mit dem Bericht / daß er von dem Rübezahl einen Arsch voll damit gekrieget hätte / für seine freventliche Schnautze / die er / als ein unnützer Schuhknecht auf dem Riesen-Gebürge über dem Beherrscher gerissen. Was geschicht! Der grobe Esel muß die Reiser zu sich stecken und bey sich behalten / biß zur reiffen aufweise Zeit / da sie in gülden Drath waren verändert gewesen.

Rübezahl giebet Fieber-Saamen

Rübezahl giebet Fieber-Saamen.

Vergangene Woche ist mir von einer Bade-Magd erzehlet / wie sie in ihrer Heimath / das ist Schlesien /von einer bedürfftigen Frauen gehöret / daß sie einsmahls mit dem Fieber sehr geplaget gewesen / darwider sie keine Mittel hat erfragen und erhalten können /biß sie endlich aufs Gebürge gerathen / und von[110] einem Manne der sie begegnet / und ihre Noth erzehlet / Hülffe bekommen. Nemlich / es sol solcher Mann (welcher der Rübezahl gewesen / wie es hernach der Außgang bezeuget /) der Frauen eine Daute voll runde Körner mitgetheilet haben / die er aus seiner Ficken gezogen / davon hatte sie ein Schock verschlucken müssen / und die übrigen biß auf weiterm Bescheid behalten dürffen. Drauf es denn geschehen / daß sie des Fiebers quitt und loß geworden. Unter den übrigen Körnern aber hatte sie hernach viel Stücklein gediegen Goldes angetroffen / davon sie sich schon etliche Jahr erhalten / und damit beholffen gehabt.

Rübezahl verwandelt Honigseim

Rübezahl verwandelt Honigseim.

Eben die vorige Magd wuste mir auch zu erzehlen /wie sie von einem groben Bauer vernommen hätte /daß er einsmahls auf dem Riesen-Gebürge / in einer Felsen-Klufft / einen Schwarm [111] Immen oder Bienen gefunden / darbey er viel vermeintes Honig angetroffen / welches er zu sich genommen / und Scheibenweiß in seinen Kober gesteckt gehabt hoffende / daß er eine stattliche Außbeute erlanget / und einen hübschen Fund gethan / welchen er hernach den Bürgern durch gewöhnliche Schinderey / theuer gnug verkauffen / und anschmieren künte. Und in solchen Gedancken gehet er immer zur Stadt zu bietet seine Wahre einem reichen Manne an / und werden ihres Handels klar; Drüber der Bauerdölpel seinen Kober eröffnet /und daß vermeinte Honig heraus langen will: Aber da war es lauter Scheiße und Unflat gewesen. Drüber der Bürger den Garsthammel (weil er gedachte / daß er geäffet würde /) trefflich hat tölpeliren und abdreschen lassen; Ja / es hat sein Knecht den Kober müssen nehmen / und dem Bauren über den Kopff setzen /da ihm die Grundsuppe über das Maul und Nase geflossen: [112] Und er endlich hieraus inne geworden ist /daß man die Leute im Verkauffen nicht übersetzen solle.

Rübezahl zeichnet einen Pamphilum

Rübezahl zeichnet einen Pamphilum.

Ein Feuer-Mäuerkehrer / wie er vergangen meinen Ruß außfegete / kunte mir erzehlen: Daß er in seiner Wanderschafft in Schlesien erfahren hätte / wie einsmals ein Jungfer-Fischer und wanckelmütiger Löffel-Knecht sich zwar mit vielen redlichen Mägdgen hin und wieder verlobet / geschleppet / und in der Leute Mäuler habe bringen lassen / Aber sie alle und iede nur geäffet / bey der Nase herum geführet / auch wohl gar zu Falle gebracht / und darnach habe sitzen lassen. Dieser betrüglicher Galan wäre einsmals über das Riesengebürge gezogen / da sich unterweges eine wolgestaffirte Dame zu ihm gefunden / die lange anfänglich mit ihm geschwatzt / und endlich immer naher und naher zum Propo gekommen / biß sie ihme ihre Liebe [113] zu verstehen gegeben / darbey bittende: daß er sie nur nicht bekrigen und foppen wolte / wie er mit seinen vorigen Damen gehandelt / darum sie wohl wüste; Und wenn er sie von Hertzen meynete /(hat sie weiter fort geredet /) so solte er ihr drauf einen Kuß lieffern / und was sie für seltzame Reden mehr geführet: Dadurch sie ihn auf ihre Seite zu bringen gesonnen gewesen. Worüber aber endlich dēVenus Ritter übel gedauchtet / und Unrichtigkeit vorgekommen; Derentwegen er sich denn geweigert / und den begehrten Kuß versaget / gedenckende / daß er sein Lebetage noch kein Mägdgen betrogen hätte /wie sie erwehnete: Hierauf hat sie ihme eine Maulschell gegeben / dabey sprechende: Leug du Schelm /daß du schwartz wirst / wie er denn auch drüber nach dem alten Sprichworte schwartz geworden: darneben sie verschwunden ist / und er hernach die Schwärtze sein Lebetage nicht hat können von den Backen bringen. [114] Diese Jungfer kan nun zwar wohl der Rübezahl gewesen seyn: Aber ob solcher sich auch ausserhalb dem Gebürge anderswo auf gleichen Schlag die Löffel-Knechte zu straffen / sich in einer Jungfer verstelle / solches weiß ich eigendlich nicht zu sagen / wiewohl dergleichen Historien nicht selten seyn: In deme sich eine solche vor etwan funfftzehen Jahren hin und wider in Thüringen begeben; Da ebenmässig an vielen Orthen ein schön Weibesbild die Jungfer-Knechte gezüchtiget / gedrücket und gehertzet / daß sie drüber aus Erschrecken hernach Todes verfahren seyn. Wie denn zu Saalfeld einen Bürgers-Sohne wiederfahren /der vorher viel Mägdgen übern Stock gestossen / biß endlich dieser Jungferlicher Geist in des Kerls Abwesenheit zu seinen Eltern ins Hauß gekommen / und nach ihm gefraget: Wie aber ist berichtet worden /daß er über Feld gegangen / und da und da wäre / so hat der Teufflische Venus geantwortet: [115] Ich will ihm entgegen gehen / vielleichte begegnet er mir auf dem Wege. Wie es denn geschehen / daß sie ihn unterwegens ertappet / ihre Liebe neben einem schönen Sträußlein præsentiret / und darbey erinnert hat / er soll doch dieses Geschencke annehmen / sie lieb haben aber nicht auff solche Art betriegen / wie er mit den andern Liebsten gethan. Darauff jener etwas bestürtzet geantwortet / und sich dißmal loß geredet hat / sprechende: Wie soll ich euch nehmen / weiß ich doch nicht von euch / wer ihr seyd und woher ihr seyd? Drauff sie von ihm geschieden. Biß nach etlichen Tagen / da sie in sein Hauß gekommen / und wie sie gefraget / wo er wäre / war verständiget worden /daß er oben in seiner Kammer wäre / und etwan schlieffe da ist sie unauffhältlich zu ihm gegangen /ist ihm um den Halß gefallen / und hat ihn gehertzet. Drüber er sich sehr entsetzet / und bald drauff gestorben ist. Eben solche Außgänge sollen sich mehr um gedachte Zeit hin und [116] wieder in Thüringen und Vogt-Land begeben haben; da die Frau Venus die geylen Hengste nach Würdigkeit empfangen / und sie ihre ungeziemende Fleischliche Lüste drüber wol gebüsset haben.

Rübezahls Nahmens Ursprung

Rübezahls Nahmens Ursprung.

Ich habe im ersten Theile mich weitläufftig herausgelassen / in Erkundigung der Derivation des Rübezahlischen Wortes: Aber es will mich solches dennoch nicht begnügen / und das weitere Angedencken stillen. Derentwegen habe ich mich auffs neue abermal erkühnet / eine besondere Muthmassung allhier an den Tag zu geben / von obgedachter Etymologia des Rübezahls. Nemlich es bleibet noch einmahl darbey /daß der wohlbekandte Berg-Geist den Nahmen Rübezahl durchaus nicht vertragen noch erleiden kan / derentwegen er denn gewisse eine üblere Außdeutung[117] muß hinter sich haben / und etwas heßlichers darff heissen / als wie oben etwan hat mögen erfunden und befunden werden: Sintemahl die Etyma allda noch ziemlich gut ablieffen / und keine greuliche Dolmetschung zu verstehen gaben. Und also bilde ich mir denn billig ein / daß das Wort Rübezahl unfehlbar einen garstigen Klang und Außlösung muß hinter sich her schleppen. Im Falle es der Geist so schimpfflich und übel empfindet / wenn er damit beleget wird. Was mag denn aber wohl eigendlich der Nahme Rübezahl ihme wollen? Ich vermeyne nunmehr / daß er einen verächterischen Igel / oder hertzhafftigen Schweiffer anmelde. Nemlich es kömt mir das Wort für / als sey es zusammen geflicket aus dem Alt-Fränckischen vocabulo, Rügen / das ist in bösen Geschrey bringen / verrathen / etc. Wie es Herr Doctor Luther seel, gebrauchet hat / Matth. 1. v. 19. Joseph aber ihr Mann war fromm / und [118] wolt sie nicht Rügen / gedacht aber heimlich sie zu verlassen. Oder solte es ein ander lieber wollen entborgen / von dem andern veralteten Worte Rünen oder Raunen / so gilt es mir gleich viel. Es bedeutet aber solches nicht allein etwas heimlich Murmeln / etc. wie es von Doctor Luthern in einem Psalme gebrauchet ist: sie raunen mit einander. Sondern es heisset auch einen Hexenmeister / etc. Wie erscheinet aus D. Olai Wormii Fastis Danicis, lib. 1.cap. 1. p.m. 2. Hieraus siehet nun leichte ein ieder /was es für eine Beschaffenheit mit dem ersten Stücke des componirten Rübezahlischen Wortes habe: Nemlich es läufft beyderseits zur Unträgligkeit hinaus; Denn welcher Kukkugk wil sich gerne für einen Hexer oder Verräther schelten lassen? Und eben desselben gleichen ist auch nichts Gutes verhanden aus dem letzten Theil gedachtes Wortes / nemlich Zahl oder Zagel. Sintemal solches nit minder schimpfflich[119] und scheltig adhibiret wird. Es ist bekant / daß in Thüringen / und sonderlich zu Saalfeld der gemeine Mann nichts häuffigers im Maule habe / wenn ein großer Krusel-Wind oder Zwirbel entstehet / der alles kunterbund in einander wehet; als der Schweinzahl fähret: Womit sie / ich weiß nicht was für einen Teuffelischen Geist meynen. Ebenmässig schreyen auch die Strassen-Räckel und Gaß-Jungen / wenn sie den Drachen fahren sehen / der den Hexen Geld und andere gestohlene Sachen zuschleppet /) Schweinzahl /Schweinzahl / Schweinzahl / etc. Da sie denn mit dergleichen Geschrey und Benennung das Teufflische Geschmeiß in der Lufft ein wenig auffhalten wollen /(denn man wil es erfahren haben / daß es den Hengker verdriesse / und dessentwegen verzögern / im Fortfliehen sich aufhalte / und gleichsam über denselben Orthe im Grimme stillestehend schwebe /) und mitlerweile ersehen [120] können / was der Drache trage: ob er Geld / Korn / oder sonsten was zuführe? Weiter ist auch dieses nicht unbewust / daß eben zu Salfeld von den muthwilligen Buben / am ersten Pfingsttage die jenigen Leute / so in den Häusern am längsten geschlaffen haben / nicht alleine Pfingstzahl nachgeschryen werden; sondern es machen auch die losen Knechtgen von den Mayen- oder Bircken-Sträuchen einen Krantz / oder sonsten ein zusammen geflochtenes Gewirre / daran ein langer Schwantz herunter henget / und werffen solches Zeug den Mägden oder andern Lange-Schläffern / wenn sie früh in die Kirche gehen wollen / unvermercklich hinterwerts an den Kleidern / also / daß es hengen bleibe: (sie nennen aber solches Ding auch einen Pfingstzahl:) Und schreyen hernach immer hinterwerts drauff loß; Pfingstzahl / Pfingstzahl / Pfingstzahl / etc. Darauff sich die Leutgen ingemein ümme sehen / und ihre Kleider rücklings betrachten / ob nicht etwan [121] ein schelmischer Junge ihnen aus possen was angehenget habe. Ja / es scheuet sich auch fast ein iedweder am vermeldeten ersten Pfingstage; daß er nicht der längste im Bette sey / und billich einen Pfingstzahls Namen verdiene. Aus diesen besagten vermeine ich /daß ein jeder leicht abnehmen werde / was es für eine Beschaffenheit umb das Wort Rübezahl habe: Welches auff besagten Schlage kein gutes Haar an sich hat; sondern überaus verächtlich und widerwärtig lautet. Was sonsten noch ferner belanget die Particul Zahl oder Zagel; so ist solche gantz lästerlich: Und wird ingemein an etlichen Orten / sonderlich in Schlesien / und vor diesem in Thüringen zu Salfeld zum Scheltworte oder Schimpffs Namen angewandt. Als habe ich mir auch sagen lassen / daß noch heutiges Tages in gedachter Stadt / ein Geschlechte soll übrig seyn / darinnen der Zuname ist Lemmerzahl: Dieser Nahme kan anfänglich einem Manne ungezweiffelt aus Possen und [122] Hohn / zugeleget seyn (wie denn der gemeine Mann und der unartige Pöbel an vielen Orten / und sonderlich daselbsten mit dergleichen Oeckel-oder Affter-Namen sehr auswürffig seyn; und einem ieden gar leichte / aus einer schlechten Begebnüsse /höhnisch tituliren kan / oder einen kauderwelschen Namen anhengen) confer Harstörffern im grossen Schauplatz lustreicher Geschichte / part. 2. c. 158.p.m. 221. Da die Jungen einem nachschreyen: Eselsschwantz / etc. der vorher fürwar viel anders mag geheissen haben. Was in übrigen (damit ich wiederhole / was oben gleichsam vergessen worden) dz Wort Rügen oder Rünen betrifft; Da Abrüncken oder Alraun von her kömpt: Davon besiehe künfftig / geliebtes GOtt / mit mehren meine Weynachts-Lügen / oder hundert / und drüber Abergläubische Fratzen vom selben Feste. Also / daß endlich nunmehr nach meinen Wahn / der Name Rübezahl mir nicht anders vorkömmet; als Rügezahl oder Rünezahl.

Rübezahl schencket einem Schuldner hundert Reichsthaler

[123] Rübezahl schencket einem Schuldner hundert Reichsthaler.

Vor etwan zwölff Jahren (wie ich aus Halle von einem Saltzführer erlernet habe /) soll ein verwegener Bauer gewesen seyn: Der in bevorstehende Noth seinem Leibe keinen Raht gewust / wie er ihm gethun möchte / daß er etwas Geld zusammen brächte / und sich in begebenen Falle erhielte. Doch soll er endlich gleichsamb aus Desperation schlüssig geworden seyn auff das Riesen Gebürge zu wandern / und dem guten Rübezahl umb eine Postgeldes anzusprechen: wie er es denn auch ins Werck gesetzet / und seinen Weg zu den reichen Geist hingenommen hat; der ihme alsbald in einer besondern Gestalt erschienen / und erfragt soll haben; was sein Anliegen unn Begehren were? Drauff soll gedachter Bauer geantwortet haben: Ich wolte von Beherrscher des Riesen Gebürges freundlich gebeten haben / ob er [124] mir nicht wolte etwas Geld fürstrecken / mich in gegenwertiger Noth zu schützen: Resp. Gar wol / wie viel begehrstu denn? Und wenn wilstu es mir wieder bringen? Resp. Großmächtiger Herr / könnt ihr mir hundert Thaler borgen / so wil ich euch solches / als ich ein redlicher Mann bin /übers Jahr allhier wieder zustellen / und mich danckbarlich einfinden. Hierauff sol der Rübezahl einen Abtritt genommen haben / und umb ein weilgen wiederumb gekommen seyn / einen Beutel mit so vielen Gelde mit sich bringend / und dem Bauren zuzehlend: Da denn der Bauer solches empfangen / von Rübezahlen gegangen und sich an seinen Orte damit hingemachet hat: Ja es auch gebrauchet und zu seinen Nutzen angewandt hat / biß die bestimte Zeit herangetretten / und das Jahr verflossen gewesen / da er andere hundert Thaler genommen / und zur Abzahlung sich als ein richtiger Debitor zum RiesengebürgischenCreditorem, damit hingespatzieret ist / biß er etwan an den vorigen [125] Ort wiederumb gerathen / da er das Geld vorn Jahre ungefehr empfangen: Allwo der verstellete Rübezahl in eines andern Mannes Gestalt ihme erschienen; Derentwegen er denn etwas gestutzet / und nicht gäntzlich gewust hat / ob es der Rübezahl selber were; wiewol er dennoch gleichwol auch nicht allerdinges gezweiffelt hat; sondern es ein wenig vermuthlich gehalten: Derentwegen er denn sich auff geschehene Befragung (welche etwan gewesen war: Wo wilstu hin Bauer / und bey wem hastu hier was zu thun?) also herauß gelassen: Ich wolte zum Großmächtigen Regenten des Riesen-Gebürges / und ihme die sieben Thaler zu rechter Zeit wieder zustellen /welche ich vormahlen von ihme habe gelehnet bekommen. Drauff der verstellete Geist also geantwortet: O lieber Bauer / der Rübezahl ist lange todt: Gehe jo mit deinem Gelde wieder nach Hause und behalte es: Es ist dir gar wol gegönnet / und wird dich kein Mensch weiter darumb ansprechen. [126] Wer war da lustiger gewesen als der Bauer? Der mit Freuden nach seinem Dorffe mit dem unvermuthlichen Geschencke wieder weggegangen war. Doch gnug.

Rübezahl verblendet etliche Tuchhändler

Rübezahl verblendet etliche Tuchhändler.

Aus Halle hat mir folgendes ein glaubwürdiger Kürschner erzehlen lassen / daß etwan vor 30. Jahren drey Tuchhändler über das Riesen-Gebürge gereiset /da sie unterwegens der Rübezahl freundlich angebacket / und bescheiden gefraget hat: was ihr Gewärbe wäre / und wohin sie gedächten? Drauff sie sämtlich geantwortet: Wir haben Tuch feil / und wollen solches in Böhmen bringen; Worauff der Rübezahl begehret /daß sie ihme ihr Tuch weisen möchten; Weil er es auch bedürfftig were / und gerne davor zahlen wolte was recht und billich sey. Auff solche inständige Anhaltung sol ein ieder sein Packet auffgemachet haben: Da [127] auch der Rübezahl alsobald von einem iedweden etliche Elen Tuch gekaufft und abgehandelt gehabt: Nemlich von einem vor zwölff / vom andern vor sechzehen / vom dritten für zwantzig Thaler: Welches Geld er ihnen / dem Scheine nach an baaren guten Ducaten bezahlet hat; damit sie davon gewandert /und ihren Weg weiter haben wollen fortsetzen. Aber siehe was geschicht? Wie sie förder gekommen / und ungefehr / ich weiß nicht aus was Ursachen / die empfangene Müntze besichtigen wollen; Da befinden sie mit einander / daß die vermeineten Ducaten waren lauter Zahlpfennige gewesen: wozü er sie erschrecken / den Weg wieder zu rücke nehmen / und nach dem vorigen Ort wieder hintrachten / da sie gleichsam waren vervortheilet geworden: Wie das geschehen /da treffen sie an solcher Stelle eine Kutsche an mit 6. Pferden / drinnen vornehme Persohnen gesessen / (es war aber des Rübezahls sein Gespücke gewesen / von solchen lencket sich einer über den [128] Schlag heraus /und erfraget von dem herzunahenden Kauffleuten /was sie begehreten? diese sprachen: Wir haben vor kurtzer weile allhier an diesem Orte einem vornehmen Herrn Tuch verkauffet / dafür wir zwar unserer Meynung und Augenschein nach / Ducaten empfangen haben; Aber wie wir sie hernach zum andermal betrachtet haben / da sind wir innen geworden / daß es Zahlpfennige gewesen. Der Rübezahl antwortet: weist mir doch das Geld; Aber wie sie es heraus ziehen / da waren es nicht noch Zahlpfennige gewesen / sondern wieder Ducaten geworden; Die der Rübezahl zu sich genommen / und drauff also geredet hat: Wie ist es denn mit euch / könnet ihr denn nicht sehen / was Gold oder Messing ist? Ihr sehet es ja selber mit euren Augen / daß es gute Ducaten seyn! Doch weil ihr solches Geld nicht wollet: sehet / so wil ich euch Reichsthaler geben. Welches er denn auch gethan /und die Kauffleute damit befriediget hat hinweg gehen lassen: Aber [129] wie sie damit von neuem eine Ecke fürder gerathen / und aus curiosität das Geld noch einmal beschauet haben; da ist ihnen fürgekommen / wie sie an statt der Thaler nur Scherben hetten. Drüber sie zum andernmal bestürtzt geworden sind / und nicht minder sich auff den Rückweg gemachet haben / den vorigen Betrieger zu suchen / und besser Geld zuholen. Drauff es denn geschehen / daß sie abermal an vorige Kutsche gekommen; drauß der Bekandte her gegucket / sie angeredet / und ihr neues Anliegen zuentdecken begehret. Deme sie denn auch flugs erzehlet haben / wie ihr Geld zu lauter Scherben sey geworden / daß sie noch einmal für etwas bessers austauschen / oder ihr Tuch wieder nehmen wolten. Denen aber der Rübezahl ernstlich geantwortet: sie solten sich packen / er hette sie einmal bezahlet / und wolte ihnen gar miteinander nichts weiters geben. Sie solten nur nach Hause gehen / und sich unbekümmert lassen / er hette sie nicht betrogen / er würde schon gut werden. [130] Aber hiemit haben sie sich nicht wollen abweisen lassen / sondern demütig angehalten umb Verbesserung; Und sonderlich hat einige dergleichen Veränderung gebeten ein alter Mann unter ihnen / der kläglich vorgewendet: Er möchte ihn doch nicht betriegen / er hette zu Hause so und so viel kleine Kinder / die noch unerzogen weren / zu deme hette er auch sonsten nicht viel übriges / er möchte sich doch seiner erbarmen / und seinen Schaden nicht begehren. Drauff der Rübezahl abermal nicht anders gesprochen / als daß er solte zu frieden seyn / ihn ungehudelt lassen / und nur nach seiner Heimat gehen: Er hette keinen betrogen / es würde schon gut werden / und sich zu letzt ausweisen. Und hiemit hatten die Kauffleute (Dubii inter spem & metum,) ihr Abtrit müssen nehmen /welche doch aber alle und iede nach abgelegte Reise in ihrer Behausung befunden haben / daß die gedachten Scherben gute und gültige Reichsthaler gewesen; Drüber sie wie er erfreuet [131] geworden / und sonderlich weil sie sich besonnen / daß sie ihr voriges Tuch sehr theuer loß geworden weren / und mehr nicht alleine begehret / sondern auch empfangen hetten / als sonst von irgend einem andern. Mercke du aber / daß diese Vertheurung und unbillicher Kaufschlag vielleicht die Ursach kan gewesen seyn / daß sie der Rübezahl eine weile geäffet / und die Augen verblendet gehabt. Doch gnug.

Rübezahl zeiget einen unrichtigen Weg

Rübezahl zeiget einen unrichtigen Weg.

Ein glaubwürdiger Bürger und Kürschner zu Halle /hat mir durch einen andern beybringen lassen / wie er vor etlichen Jahren selb dritte auff dem Riesen-Gebürge gewesen / da er am Wege gezweifelt / und sich nicht hat können mit seinen Geferten zu rechte finden. Derentwegen er denn von einem andern Mann (der ihm ungefehr und unverhofft doch gewünscht begegnet. Es wars aber niemand anders als der possirliche Rübezahl gewesen /) [132] sich erkundiget / und gefraget hat: wohin die richtige Strasse gehe / daß man an jenen Ort gelangen möge? Drauff sol jener Verführer Geistmann sie umb einē Berg zu gehen angewiesen haben / sprechende: Folget nur diesen Weg / und gehet alda zur rechten hinumb / so werdet ihr nicht irren. Hierauf gehen die Wanderer den an die Hand gegebenen Weg / und gerathen nach herumbschweiffung schier eines gantzen Tages wieder an den vorigen Ort / da sie vorher gewesen: Alwo sie in eine Schencke die Nacht verweilet / unn den folgenden Morgen drauff erstlich von rechten Leuten sind auff den gewissen Weg gebracht worden. Aber gnug.

Rübezahl hütet der Pferde

Rübezahl hütet der Pferde.

Im verwichenen dreyssigjährigen gewesenen Kriege sol der Rübezahl sich wie ein Pferde-Knecht oder Junge geberdet haben / sol auff einem besondern Platze an der Heer-Strasse gelegen / oben auff dem Riesen-Gebürge / ein ziemlich Koppel [133] schöner Wallache in der Weyde gewartet / und bey sich gehabt haben /und solche zwar etliche Tage nach einander / biß es die Soldaten und domaligen Schnaphäne erfahren / so drunten nicht weit vom Gebürge ohngefehr ihr Qvartir gehabt / die sich nicht säumen / sondern eine gute Beute zu ertappen gedencken; derentwegen sich ein Trop auffmachet / und des Wegs hinauff nach den gesehenen Pferden trachtet / welche sie alle (ungeachtet der hefftigen Vorbitte des Rübezahlischen Hüters /) rauben und unter sich theilen / auch nebenst ihren mitgebrachten Pferden weg nach Hause reiten wollen. Aber was geschicht? wie sie damit zu Kohre gehen /und schier eine Ecke von der Weyde fürder gekommen waren / da beissen und reissen die Pferde so unerhört sehr / daß die Reuter gezwungen seyn geworden / solches unbendiges Vieh mit Ruten und Prügel wacker zu züchtigen / und herdurch zu karbatschen: Aber ie ärger und mehr sie drauff geschmissen / ie weher [134] hat es ihnen selber gethan / also daß grosse Striemen und Beulen auff ihren Schultern waren auffgelauffen gewesen / daß sie nicht gewust / woher es käme / und was das zu bedeuten gehabt; doch waren die gestohlenen Pferde darauff ein wenig weiter zu gehen veranlast worden / da sie eine neue Mode der Wiederspenstigkeit vorgenommen / nemlich sie sollen alle haben angefangen zu hüpffen und zu tantzē / und zwar solches auff einer stelle / rund in einem Kreyse herumb / schier dreyer Stunden lang; da die Soldatennolentes volentes alle mit ihren Pferden / haben herumb gemust; biß sie getaumelt / unn aus entstandenem grossem Schwindel herunter auff die Erde gefallen / ihre Pferde gestorben / und die tausenden drüber verschwunden seyn: Siehe / da hat es wol Hengste geheissen; Hic jacet in dreckis, qvi modo Reuter erat, Ey mein Kerl! stil nicht mehr / laß einem iedweden das Seinige / so bleibet dir auch das Deinige.

Rübezahl wird ein wunderlicher Ring-Träger

[135] Rübezahl wird ein wunderlicher Ring-Träger.

Wie vor Jahren der Graffe / oder voriger Herr von Schaaffgotsch / einen Fürsten von Liegnitz bey sich gehabt / dessen Schwester jenes Gemahlin gewesen: Da er sambt seinem Herrn Schwager Lust halben auff das Gebürge gefahren / da sie sich auff einem Teiche (drinnen Forellen seyn sollen / grösser als Ellen lang /nebenst anderer Orten Fische mehr) ergetzet: Drüber es sol geschehen seyn / daß der Fürste seinen Ring (ich weiß nicht aus was Ursachen oder Gelegenheit) ins Wasser habe fallen lassen / welcher / nach Verlauff etlicher Jahre / wiederumb zu Liegnitz in einem grossen Hecht ist gefunden worden / welchen die Fischer unter andern kleinen Fischen in einem Teiche /der bey 7. ja 8. Meilen groß ist / und etwan alle 6. Jahr einmahl gefischet wird / gefangen / und wegen wunderlicher Grösse halben / ihrem Landes Herrn zum Geschencke [136] geschicket hatten / darinnen er vom Koche war angetroffen / und dem Fürsten gelieffert worden. Diese erzehlete Sache sol auch warhafftig geschehen seyn / wie ich gleichesfalls vom vorigen Apotecker bin verständiget worden: Welcher darneben berichtet / daß der vorgemeldete schwartze Teich auff dem Gebürge / von dem Wasser zu Liegnitz bey 18. teutscher Meilen gelegen sey / da entweder durch verborgene unterirdische Gänge d' Hecht von einem Ort zum andern müste gegangen seyn / wo er nicht / auff noch verwunderliche Weise / von dem Rübezahl also ist disponiret geworden. Es gehöret aber zu dieser Histori gar fein her was Laurenberg vorbringet in Acerra Philologica, cent. 1. c. 13. p. 28. etc. Von dem grossen Glück des Polycratis. Zu Samo waren drey Brüder von fürnehmen Geschlechte / Polycrates, Pantagnotus und Syloson: der älteste unter diesenPolycrates: auff daß er allein herschen möchte zuSamo, tödtete seinen jüngsten Bruder [137] den Pantagnotum: den andern Sylosontem vertrieb er ins Elend. Es gelung aber dem Polycrati alles so wol / daß er nicht allein ein Herr ward über Samo, sondern über alle umbliegende Städte. Alles ging ihm glücklich fort was er thäte: Und wo er Krieg hatte / da gewon er allezeit. Er hielt unterdessē grosse Freundschafft mit dem Könige in Egypten / Amasis geheissen. Derselbige wie er hörete von dem grossen Glück des Polycratis, schrieb er ihm einen Brieff / darin er vermeldet /das were ihm zwar lieb / daß es ihm / als seinem Freunde wolginge / hette aber solches groß Glück sehr in Verdacht: Und rieth ihm / er solte das / welches ihm am liebsten were / also von sich werffen /daß ers nimmer wiederkriegete / zu dem Ende / daß er das grosse Glück etwas temperirete mit einem Unglück. Polycrates nimbt seinen Pitzierring / worin ein köstlicher Stein eines grossen Geldes werth: Fähret damit auffs Meer / und wirfft den Ring darein. Was geschicht? Etliche [138] wenig Tage hernach kömmen Fischer / die fahen einen grossen Fisch / den verehren sie dem Polycrati: Wie der Fisch wird auffgeschnitten / da findet man den Ring in des Fisches Bauch / und kriegt also Polycrates seinen Ring wieder. Dieses ward auch dem Amasi verständiget: Der schrieb abermahl an den Polycratem, und sagt ihm seine Freundschafft auff: Denn / sagte er / es were unmüglich daß auff solch ein groß Glück nicht endlich würde ein viel grössers Unglück erfolgen: Welches denn auch nicht lange hernach geschehen. Denn als Polycrates sich dermaleins fürnahm die Insulen des Jovischen Meers zu bekriegen. Da ist er von seiner eigen Tochter abgemahnet / er solte solches nicht thun / denn sie hätte einen Traum von ihm gehabt / wie daß er were in die Lufft gezucket: Und von dem Gott Jove gebadet / von der Sonnen aber gesalbet. Polycrates hat seiner Tochter Rath nicht wollen folgen / sondern ist hingezogen. Wie er zu Magnesium gekommen / [139] da haben ihn die Einwohner einen schändlichen Todt angethan: Und hernach an ein Creutz gehencket: Also ist seiner Tochter Traum wahr geworden / denn wenn es geregnet / ist er vom Jove gebadet: Und wenn die Sonne heiß geschienen / daß das Feist aus seinem Leibe tropffenweise geflossen / so ist er von der Sonnen gesalbei worden. Doch gnug.

Rübezahl badet drey Pfaffen wacker ab

Rübezahl badet drey Pfaffen wacker ab.

Es ist im andern Theil Erwehnung geschehen / daß die Papisten eine Kirche oder Capell auff den Riesen-Gebürge zu bauen vorgenommen haben: Drauff habe ich numehr erfahren / daß das Werck nicht fortgangen / sondern was man des Tages verrichtet gehabt habe /solches sey des Nachts umbgeworffen und verkehrt gewesen: Derentwegen denn die Catholicken ihres unterfangen eingestellet sollen haben / drüber sie in ihrer Meynung sind betrogen geworden / da sie gedacht hatten / [140] es solle eine Wahlfart dahin angestellet werden / voraus sie ihre Beutel spicken möchten; Aber vergebens; der Modus acqvirendi wil nicht fort: Das Fegefeur und die Messen müssen derenthalben und mitlerweile noch das beste thun; damit die pingvedo abdominis nicht cessire. Aber damit ich auff das vorige wiederumb komme / so habe ich gehöret / daß (wie man mit dem Kirchbau noch zu kehre gegangen /) der Landes-Herr auff eine Zeit mit etlichen Pfaffen auffs Gebürge hinauff gegangen sey: Darvon dennoch einer nicht hat mögen hinauff kommen / weil er unterwegens in pede montium war unbaß geworden: Daher der Graffe seinen mit sich genommenen Apotecker befolen / daß er den Krancken warten solle: Sprechende / die Apotecker sind fast selber halbe Pfaffen: Darumb nehmet mir diesen Pfaffen in acht / curirt und bringt ihn wieder zu rechte / wir andern wollen unterdessen auffs Gebürge spatziren: Drauff der Apotecker ihme eine [141] Weinsuppe gemachet etc. Wie aber in übrigen der Graffe mit den andern Pfaffen auff die Schneekippe gekommē / da sol er einen rauchen langen Peltz angeleget haben; der ausserhalb durchaus mit Mardern / und inwendig gleichesfalls durchaus mit guten Rauchwercke versehen gewesen; Und zwar eusserlich / damit das vermuthete Wasser glat könte ablauffen: Inwendig aber / damit ihme die darbey passirende Kälte nicht schaden möchte: Sintemal einer dafür halten wolte / daß es eine abgelegte Karte gewesen umb die Pfaffen ein wenig zu äffen; Ungeachtet /daß sich die Pfaffen und Affen nicht gerne lassen straffen. Aber nun höre was geschicht? Wie der Peltz von Graffen kaum war angezogen gewesen / da erhebet sich ein grausames Wetter mit Regen / als wenn man das Wasser mit Kannen vom Himmel gösse /welches von dem Peltze wacker war herunter geflossen und den Graffen wenig beschweret hatte: Aber der Münche ihre Kutten waren dermassen [142] durchnässet unn belästiget worden / daß sie schier hetten möchten vergehen: Wie sie denn auch hernach (als sie vom Berge herunter gewesen /) zum Apotecker heimlich sollen gesaget haben: Nun / einmal auff dem Riesen Gebürge gewesen / und darnach sein lebtage nicht mehr. So recht / mein Ehrwürdiger Pfaffe / es hat dich ja der Rübezahl müssen einweihen / und mit Weihewasser besprengen / wie du ihm zu erst die Ehre gethan / und auff seine Residentz zugesprochen hast: Thustu es doch / so einer in deine Zelle zu dir kömt /daß du die eussersten Finger ein wenig in ein Geschir vol Weihewasser tauchest unn den herannahenden Frembdling damit besprützest / ja gleichsam willkommen heissest. Warumb woltestu es denn von Rübezahl leiden; zu dem weil er eben so wol ein Münch vor diesem sol gewesen seyn als du: Etsi Clericus Clericum non ditat, tamen humectat. Ist der guteFrater dir nun etwan ein wenig zu grob gekommen /so verzeihe es doch ihme / er [143] hat es so böse nicht gemeinet / er hat dir wollen gütig thun: und nach deme er ein grosser Geherscher geworden ist / hat dich auch wollen mit grossen Tropffen besprengen / (Nam magnos, magna decet,) sonderlich weil du auch vielleichte ihme mit groben Unflate zu erste für die Augen gekommen bist / denn wie in einen grossen Klotz ein grober Keil / und auff einem grossen Topff eine gewaltige Stürtze gehöret; So findet sich auch auff dicke Sordes, oder einen Schupichten / und Sünde-grindichten Kopff ein grosses Bad: Und mit diesem Bade sey doch ja nur zu frieden / und dancke GOtt / daß du nicht ein solches Bad bekommen hast / als etwan zu Olims Zeiten der Polycrates, dessen in vorhergehender Histori Erklärung geschiehet. Mercke du weiter /lieber Leser / daß oberzehlete Histori mir gleichesfalls von Hirschbergischen Apotecker recensiret sey: Welcher mich unter andern solchendanck vorgewisserte wegen jener Histori / da etliche oder drey Studenten[144] mit dem Rübezahl hetten kegeln / und zugleich auch trincken müssen: Da (kürtzlich /) der eine einē Kegel davon gebracht / welcher des Morgens in der Herberge / wegen verwunderliche Schwerheit / war admiriret / und weil er schwartz gewesen / war geschabet worden / da aller erst der Studente war inne geworden / daß es lauter Gold gewesen. Weiter gedachte auch jener Mann / daß vor Zeiten die Böhmen und Schlesier eine Streitigkeit gehabt hetten wegen des Riesen-Gebürge / drauff solches dennoch mehrentheils den Schlesiern zugefallen / wie es noch heutiges Tages darbey bleibet: Unter wehrende Controversie aber soll die Verbannung des Rübezahls auff das Gebürge geschehen seyn / doch wuste er nicht / wie und woher? Doch gnug.

Rübezahl macht güldene Leysen

Rübezahl macht güldene Leysen.

Ein Sattler Geselle erzehlete mir in kurtz abgewichenen Tagen / daß er etwan [145] vor 5. Jahren seine Reise über die Sucletischen Berge gehabt / da ihme ein wunderlich spectaculum vor die Augen gekommen were. Nemlich / er hette eine wolgestaffirte Karete gesehen / welche von sechs Pferden war gezogen worden / davon ein iedes Pferd 3. Füsse gehabt / die Karete aber unten nur einen Rad besessen / über welches Fuhrwerck wunderseltzame Thiere geflogen. Ferner /gedachte jener Kerl / were er eilends hinter die Karrete hergegangen / das Gesichte genauer zubetrachten; da were er inne geworden / daß die orbita oder Leyse / drinnen das Rad gegangen / gantz gülden erschienen: Derentwegen er sich denn verführen lassen / und die Hand nach dem Golde ausgestrecket? Welches aber lauter schmierige Koth gewesen / das darneben heßlich gestuncken: Also daß er war froh gewesen /wie er es aus den Händen wiederumb loß geworden. Er hatte aber seine beschmierete Tatschen an ein unreines Tüchlein gewischet / so er unter andern [146] seinen Sachen in Schiebesacke bey sich geführet / welches er auch wiederumb zu sich gestecket / und seines Weges fürder gegangen / biß er nach Schmiedeberg gerathen; da er in einer Herberge seine schwartze Wäsche hat wollen reinigen lassen / und nebenst andern gedachtes Tüchlein auch hervor zeicht / solches der Wäscherin zu übergeben: Indem er aber es aus der Ficke hervor zerret; da fallen 6. Ducaten auff die Erde / welche er vorher für Unflat hinnein gewischet gehabt. Ey (denn der gute Kerl war mit gegenwertigen nicht zufrieden gewesen;) wie war es da weiter am wüntschen gegangen; indem er gesaget / er wolte / daß er biß über die Ohren nur in die vorige Scheisse gestecket hette / so würde solcher Koth nunmehr alles zu Golde geworden seyn. Mercke du aber hiebey / Tros Rutilusve fuas, du magst Hientze oder Kuntze seyn; daß der Rübezahl in diesem Falle die Cererem beym Claudiano nachgeäffet habe; Hinter wessen Wagen lauter Getreyde hervorgeschossen sol seyn.

Rübezahl spielet einen Fisch-Tantz

[147] Rübezahl spielet einen Fisch-Tantz.

Eben vorgedachter Pferdeschmückers Geselle erzehlete mir auch / daß er auff eine andere Zeit auff dem wolbekanten Gebürge gewesen / und droben Lustes halben spatzieren gegangen / da er in dem schwartzen Teiche sol mit grosser Bestürtzung gesehen haben /wie bald ein ungeheurer Hecht / bald ein grosser Karpe / bald eine mächtige Forelle / bald ein dicker Weißfisch / etc. Aus dem Wasser in die Höhe gesprungen / unn kunter bunte Täntze gemachet habe. Alle Arten Fische aber waren ihm fürgekommen wie sie gantz güldene Schuppen gehabt hetten / und silberne Floßfedern. Nach dem verrichteten Wasser-Tantze da hette er wahr genommen / daß der gantze Teich obenwerts voll lauter Fische gestanden; Welche unter einander gekribbelt und gewibbelt hetten / daß ihme die Haut bald drüber geschauret / und er auch schnelle von solchen Spectackel weggelauffen.

Rübezahl läst seine Krafft an einem Krebse sehen

[148] Rübezahl läst seine Krafft an einem Krebse sehen.

Vorgedachter Roß-Better erzehlete auch / daß ihrer etliche oben auff dem Gebürge gekrebset hetten / in einem Bächlein / so alda entspringet. Unter solchen seinen Mitgesellen hette einer endlich einen greulichen grossen Krebs gekrüget / darüber er fast selber erschrocken / und ihn auch bald wieder hette fahren lassen / wenn er ein wenig umb sich solte geknippen haben; Welches aber dennoch nicht geschehen; Weil er sich gantz blut fromb gestellet; derenthalben er ihn denn auch in seinen mit sich genommenen Kober zu den andern gestackt / und hernach im nechsten Dorffe zusammen hat absieden lassen: da er befunden / daß alle Scheren klar Gold gewesen; und über das inwendig / an statt der Steine / zweene grosse güldene Knöpffe gehabt: Die er zum Gedächtnüß auffgehoben und vielen Leuten hernach sol gezeiget haben.

Rübezahl siehet wie ein Hirsch aus

[149] Rübezahl siehet wie ein Hirsch aus.

Erst angezogener Reuter-Freund / und Caballen-Pulsterer sagte mir auch dieses / daß er in Schlesien von hören sagen hette vernommen / wie einsmals etliche Leute einen erschrecklichen grossen Hirsch auf dem Riesen-Gebürge gesehen hetten; hinter welchen ein gantz Koppel kleiner Hirschlein hergesprungen were. Alle miteinander aber sollen sie gülden Geweihe gehabt haben; daß in klaren Sonnenscheine / aus dermassen gegläntzet / und grosse Verwunderung auff sich geladen hat. Wie nun solche Leute die zugegen gewesen / die Vision gehabt; so war einer drunter gewesen / der ein fix Rohr gehabt / damit er unter das Vieh tapffer loß geschossen; und / dem Augenscheine nach / ein Stücke sol gefället haben: Darnach er auch hingelauffen / solches auffzuheben. Aber wie er zur rechten Stelle kömpt / und das Hirschelein gleich bey[150] dem Felle kriegen wil; siehe / da verschwindet es für ihm und erblicket hingegen an der Erde einen grossen Beutel voll Geld / drinnen hundert Ducaten mit einem Hirschgepräge / eines Schlages / gestackt. Die er zu sich gesteckt / und keinen Menschen was davon gesagt gehabt / ehe er vom Gebirge herunter gerathen /und an seinen gewüntschten Orth gerathen gewesen; da er sein grosses Glück unterschiedlichen beygebracht.

Rübezahl betreuget viel - die nach der Vogelstange schiessen

Rübezahl betreuget viel / die nach der Vogelstange schiessen.

Vor angezogener Sattlers-Geselle plauderte mir auch für / wie ihme ein alter Greiß in Böhmen nachfolgende Schwencke erzehlet hette; daß nemlich an einem Orte die Bürgerschafft einen Vogel von der Stange hetten wollen abschiessen / darzu sie denn flugs nach Johanni die Præparatoria gemacht / und dēn höltzern Vogel in die Höhe gebracht [151] hetten. Wie dieses geschehen / da were schleunig ein grosser Regen eingefallen / also daß die Leute ihre vorgenommene Lust etliche Tage hetten müssen weiter auffschieben / und den Vogel unterdessen im freyen Felde stehen lassen. Mitlerweile sol der Rübezahl den höltzern Vogel abgezogen haben / und sich / an dessen statt / auff die Spitze gesatzt han: Drüber es denn gut Wetter geworden / und die Bürger ihr Schiessen vorgenommen. Indeme sie nun aber drüber hergewesen / und ihre Pfeile nach dē Vogel hingeballestert; da waren solche alle in den Vogel stecken geblieben / die ihn getroffen hatten / biß daß endlich die Schützen mit grosser Verwunderung alle ihre Pfeile loß geworden / indem keiner nicht wieder hat wollen herunterfallen. Wie nun endlich der letzte Schoß geschehen / und gar kein Pfeil mehr war übrig gewesen; da war der Rübezahlische Vogel mit angepackten Pfeilen davon geflogen; und hatte den Herren Schützen die Frage hinterlassen wer nunmehr [152] unter sie den Vogel abgeschossen hette und König geworden were?

Rübezahl machet - daß aus Feuersteinen Gold geschlagen wird

Rübezahl machet / daß aus Feuersteinen Gold geschlagen wird.

Als ich vor kurtzer weile / zu einen Schmiedeknecht geriethe / der mir Seyle für ein Huffeisen gab; da hörete ich unter meinen Kauffschlagen schnackhaftige Schosen. Nemlich er hette in Mehren von einer alten Pulver-Flaschen gehöret / daß sie auff dem Riesen-Gebürge schöne angetroffene Kieselsteine zu sich gestackt / und selbige mit nach ihrer Heimat genommen. Doch hetten sie hernach die Art gehabt / daß sie kein Feuer gegeben / sondern auff alle Schläge / so auff dem Stahle gethan / güldene Körnergen gesprenget hetten; deren das alte Weib schier bey eine Puselmütze voll gesamlet gehabt: nach dem die Steine allgemählich abgenützet.

Rübezahl ist ein Ratten-Hürte

[153] Rübezahl ist ein Ratten-Hürte.

Kurtz vorher gerühmter Rebschläger sagte mir / daß er selber mit seinen sichtlichen Augen gesehen hette /da er in seiner Wanderschafft begriffen gewesen; wie er auff den Gebürge einen wunderlichen Abendtheuer angetroffen / der ein gantz Regiement Ratten vor sich hergetrieben / welche alle wie die kleinen Fercklein geqvickset hetten / und wie die Soldaten vor ihren Führer ins Glied hergelauffen weren. Wie er dieses mit Lust eine weile angeglotzet: da hette er auff jener Seiten gegen über von ferne / einen andern Kerl gesehen (es war aber der Katzen-Veit gewesen) der etliche hundert Katzen in guter Ordnung vor sich her hatte marchieren gehabt; biß so lange / daß die beyden Armeen an einander gestossen / und sich unerhört herdurch geratzt- und gekatztbalget haben; also daß ein iede Katze eine Ratte beym Kopffe gekriegt / und in einen [154] grossen Sturm / samt beyden Heers-Führern / in die Lufft geflogen seyn da das Rabenzeug miteinander verschwunden; und dem nachsehenden Göcken haben Maul und Augen auffstehen lassen.

Rübezahl verwandelt sich in eine Mauß

Rübezahl verwandelt sich in eine Mauß.

Der vorige Mensch wuste mir auch beyzubringen /wie daß der Rübezahl einmal Hechel und Mäuse-Fallen habe feil gehabt / und hin und wieder damit in den Städten herumb gezogen were; biß daß die Waare ihme allgemählig abgehandelt worden; und unter andern ein Hutstaffierer ihme auch eine Mäusefall verschaffet gehabt; Welcher dafür aber betrieglicher Weise schlimm und abgesetzt Geld gegeben; dafür hinwieder der Rübezahl ihme diesen Possen sol gerissen haben. Nemlich so offte der Meister nach der Falle gesehen; so offte war ihme fürgekommen / wie er eine grosse Mauß drinnen rasseln hörete war er aber hinangenahet / [155] so war die Mauß / witz weg gewesen / also daß er sich gar nicht hat drinnen zu schicken wissen / wie er mit der Mauß geschoren gewesen / biß er endlich ungefehr drüber einmahl in seinen Schiebesack greiffet unn mit Bestürtzung etliche Mäuse mit der Hand (du Narre ich meyne Musculos, die nennet man auch Mäuse: Es sind aber Anatomische Mäuse) heraus langt da ihm denn eben ein ander Gleichnüß wiederfahren / was sonsten einem Krebsenden; der unter den Wasser in ein tieff Uffers Loch gelanget / und eine Menschen Hand herausgezogen; drüber sich jener zwar / wie er es angehöret /verstellend gewundert hat / doch endlich die Sache so beantwortet gehabt: Das mag wol ein Schelm gewesen seyn / der sie hienein gestackt gehabt.

Rübezahl gebrauchet Bäume in Geld-Beuteln

Rübezahl gebrauchet Bäume in Geld-Beuteln.

Wie ich mir vergangen eine Zutschkanne machen ließ / da wuste mir der Kannengiesser [156] vorzulügen / daß zu Olims Zeiten / als Qvondam noch gelebet hat undAntea seine Frau noch nicht todt gewesen ein Bauer auff dem Riesen-Gebürge Holtz gehauen habe / der auff alle Hiebe einen Ducaten aus den Baume herauß gezwungen; die ihme / wie eine gebratene Taube / alle ins Maul geflohen weren: Da denn die Gusche so voll davon geworden were / daß er sie hette müssen in den Abgrund des Magens schlucken / und hernach zu Hause (wie die Störche mit den Fröschen verwahren /) wiederumb heraus gurgeln: Da er denn eine Tonne Goldes sol gekälbert haben; welche hernach von ihm geerbet hat sein Schwieger-Sohn; und zwar im Jahre /da man schrieb: Der beste BaVVr Ist eIn SCheLM.

Rübezahl wältzet sich vom Berge herunter

Rübezahl wältzet sich vom Berge herunter.

Mit Verwunderung hatte er es gesehen / sagte mir ein Roßtäuscher / daß sich [157] etwas wie ein Mensche / vom hohen Berge in den tieffesten Grund herunter / in Form eines Pflugrades / gewältzet habe: Und darnach drauff verschwunden seyn. Was kan dieses Spectackel anders gewesen seyn / als der leibhaffte Rübezahl /welchen es die Pferde Jungen hin und wieder auff den Dörffern komme / Item die Seyl-Täntzer / hernach abgeborget haben / oder er von sie / daß sie das Haupt zwischen die Beine stecken / und sich immer wie eine Boßkugel über Hals über Kopff fort bewegen: Welches / wenn es ein Thüringer seyn solte / leichtlich für eine Pretzel auffnehme / und immer zum Halse hinein frässe / weil sie sonsten ohne das schon ein Pflugrad für eine Kringel sollen verschlucket haben. Doch sey dem wie ihm wolle / ich kan es für keine gewisse Warheit ausgeben / sintemal ich mit meinen Kindern nit darbey gewesen bin: Doch muß ich dieses dennoch muthmassen / daß solcher Pretzel-Fraß / im Falle er hie zu Leipzig geschehen / müsse nach [158] Ostern / oder vor Fastnachten geschehen seyn / da einer vielleicht kan lüstern geworden seyn / und aus Mangel eines bessern / dem Pfluge das Rad beraubet / und es immer für eine Pretzel hinter geschlucket haben.

Rübezahl hält sich gar säuisch

Rübezahl hält sich gar säuisch.

Erst erwehnter Mensch kunte auch nachfolgendes hervor bringen: Daß er etwan vor sechs Jahren auff dem Gebürge gewesen / und alda eine seugende Sau gesehen / an dessen Brust sehr viel Ferckel gelegen. Es sollen aber die Wartzken an der Sauen gantz gülden geschienen habē / wie mich jener berichtete; Drauff ich denn weiter fort fuhr / und mich befragte / wie er die Wartzken so eigentlich gesehen? Ob er etwan selber unter die Ferckel mit gezutschet habe? Darauff er mir denn also begegnete / ob ich meynte / daß er eine Sau were? Oder ob ich ihn mit säuischē Augen ansehe? Drauff sprach ich: Das [159] erste halte ich gäntzlich dafür / wie ihr es mit der Sau möget gehalten haben /da ihr ihre Pitzschgen so genau wollet betrachtet haben. Nun / sprach er / was ist es denn etwan mehr? Es war eine grosse greuliche Sau / die der Henger und seine Mutter möchte gemacht haben: Ich halte nicht dafür / daß irgend ein Cantor in der weiten Welt /solche ungeheure Säu sein Lebetage gemacht habe /als die war / so ich mit güldenen Wartzgen (halt /Bruder / sagte ich / mit deinen Schweins-Augen wirstu meynen) geschauet habe.

Rübezahl wird ein Gürtler

Rübezahl wird ein Gürtler.

Der vorige alber Dieb schwatzte mir auch für / daß er einen Schäffer-Knecht gekant habe / der auff dem Gebürge einen Gürtel gefunden / welchen er flugs für Freuden über seinen Leib gespannet / und damit fürder gestoltzieret war; Drüber es sich zugetragen / daß der Gürtel dem Schaff-Matzer trefflich zu kneipen angefangen / also daß er sich nicht besinnen können /[160] wo es immer herkommen möchte / weil er den Gürtel ziemlich lose umbgeleget / und ihn endlich noch weiter machet: Welches aber dennoch nicht hilffet / sondern den Tölpel viel ärger und schmertzlicher drucket oder klemmet / daß er den Gürtel gar muß vom Leibe nehmen / und in der Hand behalten: Wie dieser aber solchen Fund in seiner Faust / wegen vermercklicher Schönheit / mehr und mehr admitiret, da schläget der Gürtel umb sich / und zu krabetzschet den Kerl / daß er viel ärger springet / als ein Tantz-Pferd: Drüber er zulauffen beginnet / und den Gürtel für allen Kuckuck von sich wirfft / welcher aber den Narren nicht verlassen wil / sondern wie eine Schlange hinter ihm herspringet / biß er ihn abermahl bey den Schaff-Peltz erhaschet / und Hosen und Wammes in tausend stücken zerreisset. Doch solches zwar darumb / weil dieser Mausekopff solches Kleid vor etlichen Tagen einem andern listig weggestolen gehabt.

Rübezahl schenckt einem einen Ball

[161] Rübezahl schenckt einem einen Ball.

Ein Apothecker Gesell wolte mir vergangen beyschwatzen / daß er in Schlesien vernommen hette /wie vor 15. Jahren etliche Studenten / über das Gebürge gewandert weren; da sie ohngefehr eine ziemliche Menge junger Pursch angetroffen / die den Ballen geschlagen. Zu solchen Hauffen weren sie aus lüstern Muthe hingespatzieret / in willens habend etwa zuzusehen: Drauff sol es geschehen seyn / daß einer unter den Hauffen sich hervorgethan / und die anwesendenSpectatores zum Spiele invitiret hat: Welche sich aber höchlichst entschuldiget. Vorwendende / es würde schier Abend werden; derentwegen sie denn Zeit hetten / sich von dem Gebürge zu machen / und drunten eine Herberge zu suchen. Hierauff sol der anredende Pursch (es war aber der Rübezahl gewesen /) ferner angehalten haben / und sie schier zum Spiel gezwungen / [162] derentwegen die Reisenden nicht hatten Umbgang nehmen können / sich des Nöthigens weiter zuentschlagen / sondern hatten sich nach Beliebung d' Compagnie, in zwey Theile absondern lassen / und (nach dem sie die Parol bekommen / es solte durchaus nicht lange wären / so würde die Kurtzweil geendiget seyn: Und könte auch mitlerweile vielleicht geschehen / daß sie was prosperirten: So dürfften sie auch nichts zusetzen / sondern es solte alles von ihnen entrichtet werden) den Ball zuschlagen / sich belieben lassen. Wie nun aber hierüber fast eine Stunde sich verlauffen / und diesen etwas bange geworden / wie sie loß kommen möchten: Da war es unverhofft geschehen /daß die gantze Anzahl verschwunden / und sie im blossen Felde alleine gestanden; Auch den Ball behalten haben / der von Stunde an zusehens in klar Gold verwandelt worden. Hierüber war nun wohl eine schleunige Freude entstanden / doch war das geschwinde Leid darbey auch nit ausgeblieben. [163] Denn erstlich waren sie zwar sehr lustig geworden / daß sie ledig und loß gewesen / und noch darzu einen trefflichen Recompens hinterlassen / empfangen hatten. Doch hatten sie bald die Traurigkeit auch zugleich mit ereignet: sintemal sie zu rauffen und schlagen gerathen waren / über den verlassenen Schatz / welchem er zustünde: Indem der eine / der ihn in seiner Faust behalten / eintzig und alleine hatte wollen Herr drüber seyn und bleiben / die übrigen aber ex æqvo habenparticipiren wollen / sich beruffende auf des einladenten Wörter: Als der gesagt habe / daß sie vielleichte nach dem Spiel eine Belohnung davon tragen könten. Hierunter waren sie nu alle zuverstehen / und nicht der einige allein. Aber dieses hat der Besitzer des Kleinodes nicht wollen gelten lassen / sondern seinJus Possessionis immer vorgewendet; biß sie sich erbärmlich zuschlagen angehoben / und auch nicht eher auffgehöret hetten / biß ihrer etliche auff den Plätze geblieben; wenn [164] nicht ein grosser ansehnlicher Mann (der abermal zweiffels ohn der Rübezahl gewesen /) drüber were zu masse gekommen / und hette sie von einander gebracht / die Ursache des Streits von sie erfraget / und durch ihn also der Hadder geschlichtet were worden. Nemlich wie sie ihm verständiget hatten daß sie ein sonderliches Glücke im Ballspielen gehabt / und drüber einen güldenen Ball gewonnen; da sol der Mann das Kleinod haben sehen wollen / welches sie ihm auch gezeiget / der es aber in vier Stücke mit seinen Fingern zubrochen / und einem ieden ein Theil zugeschantzet hat / darbey berichtende / daß die Verehrung freylich sein Absehen auf sie miteinander hette: Welches auch daraus erschiene / weil auff einem iedweden Stücke ihre Namen eintzelen stünden / die sie ja nunmehr lesen würden können / so ferne sie Augen hetten. Und nach diesem besagten war der Mann augenblicklich verschwunden / und hatte sie in Friede förder gehen lassen: Die auch [165] hernach lange /weil ihr Stücklein Goldes sollen verwahret gehalten haben / davon gedachter Apotheckers Gesell eines wolte gesehen haben.

Rübezahl lässet sich etliche hungerig schmausen

Rübezahl lässet sich etliche hungerig schmausen.

Eben der vorige mündliche Bothe sagte mir auch folgendes für / daß noch auff eine andere Zeit etlicheStudiosi über das Gebürge gereiset / vnn alda ein schönes Wirthshauß angetroffen / welches aber sonder Zweiffel von dem tausend-künstlichen GeisteGlaucomatice war gezimmert gewesen: Hierinne waren die Studenten mit stoltzem Muthe gegangen /wiewohl sie mit leeren Beutel waren angetrabet gekommen: In willens habende / einen wackern Schmauß auszuführen / und dem Wirthe dz Maul zu schmieren / weil sie sich [166] ziemlich ausgehungert gehabt / vnn im heissen Wetter aus der massen durstig waren / doch wenige Pfennige zur Bezahlung bey sich gehabt. Was geschicht? Ein Schalck kömt über den andern / vnn der Rübezahl bezahlet sie mit gleicher Müntze / wie sie ihn zu contentiren / im Hertzen gesonnen waren gewesen; Nachdem er sie vorher auff verblendete Weise lustig hatte fressen und sauffen lassen. Nemlich wie die hungerigē Wölffe numehro aus unverschämtheit / auff dem Tisch nach aller schwere hatten tragen lassen / vnn das Kalb also eingeschlagen / Tag vnn Nacht ausgetrieben / und nunmehr willens waren / Reiß aus zunehmen / und dem Gastirer das Versengeld zugeben: Da war alles verschwunden / und hatten sich im wilden Felde / in einem tieffen Schlamm / gantz hungerig vnn durstig befunden / daß[167] sie auch waren genöthiget worden das morastige Wasser in sich zu sauffen. Ey wie war den Schwelge Brüdern die köstliche Zeche bekommen! wie hatten sie sich müssē zuwaden / daß sie aus dem Sumpf gekommen / zu rechten Bauers-Leuten gerathen / und dieselben bittlich umb ein stück Brodt hatten ersuchen müssen.

Rübezahl kan aus Qvarck Gold künsteln

Rübezahl kan aus Qvarck Gold künsteln.

Der vorige Schnadriacker brachte mir auch bey / daß ein armes Bauer-Weiblein bey der Schneeküppe vorbey gegangen / und aus höchster Bedürfftigkeit alda einen Mann umb ein Stücke Brodt angeredet / der ihr zu gutem Glücke daselbsten begegnet. Jener Mann aber (welcher gewißlich der Rübezahl gewesen) hatte sich in Bauren Gestalt antreffen [168] lassen / und in der Hand einen grossen Krug voll süsse Milch getragē: Der denn die nothleidende Frau also getröstet. Seyd zu frieden vielleicht endert sich euer Unglück: Haltet euer Gefässe her / ich wil euch etwas von dieser Milch mittheilen / davon ihr erstlich euch laben könnet / das übrige und meiste aber müsset ihr auffheben / gerinnen lassen / und zum Käse machen: den solt ihr hernach theuer gnug loß werden. Folgt ihr meinen Rathschlag / und nehmet alles in acht / was ich euch befohlen habe. Wer war hie lustiger gewesen / als das gute Weiblein / welches gehoffet hat / da sonsten schwerlich was gutes von einem andern were zu hoffen gewesen? Es hatte zuförderst ihren Durst geleschet: Das übrige war auffgehaben worden / biß es oben zu Molcken / und unten zur Dicken-Milch gerathen / [169] daraus sie einen Käse formiret, solchen an die Lufft getreuget / und hernach / in ungezweiffelten Vertrauen / einem Reichen hat verkauffen wollen. Aber wie sie damit zu Göhre gehet / und den Käse aus ihrem Tüchlein heraus wircken wil / damit sie ihn füglicher dem Reichen liefere: Sihe / da war es ein grosser Klumpe Gold / welchen sie nunmehr selber behalten / und ihr Glücke damit verbessert hat.

Rübezahl lässet seinen Stall ausmisten

Rübezahl lässet seinen Stall ausmisten.

Ein Geld-begieriger Bauer-Kautz sol mit Fleiß zum Rübezahl auf seine Residentz gegangen seyn / verhoffende daß er für seine bereitwillige Dienste eine stattliche Verehrung erreichen werde. Was geschicht? Er kömt in solchen Gedancken in einen Meyerhoff /(welchen der Rübezahl nur præsentiret, [170] und auff einInterim dem Hachen eingebildet gehabt /) da er von einem Hoffmeister war angeredet worden / daß er ihme doch möchte ein Karn oder etliche helffen Mistladen / vnn auff den Acker fahren. Würde er es thun /so solte es sein Schade nicht seyn. Der Dorff-Limmel verspricht sich eine Weile Hülffe zuleisten / und gedencket mitlerweile auf seinen grossen Nutzen / den er davon tragen würde: doch war er auch zugleich getrost an die Arbeit gegangen / und hatte in kurtzer Zeit einen ziemlichen Misthauffen auff dem Hoffe helffen räumen / biß daß drüber der Abend herbey genahet / und seine bestimte Zeit erschienen / da er hat wollen Abschied wiedernehmen: Da hat der Hoffmeister den Misthansen abgedancket / und zu Lohn einen grossen Tragkorb voll Mist auff den Weg gegeben: Ihn vertröstende [171] / daß er damit vorlieb nemen wolle /biß was bessers drauff erfolgete. Der Bauer-Reckel sackt den Koth auff / gehet damit in guter Hoffnung fort / und gedencket / daß er einen mächtigen Schatz gehoben habe / derentwegen er denn auch unterwegens absetzet / vnn seine Außbeute besehen wil: Aber / war es vorher Kühemist gewesen / so war es ietzund wie Pferdemist anzusehen gewesen. Darüber er in etwas erschricket / doch dennoch von seiner Confidentz nicht gäntzlich ablässet / sondern den Qvarck abermal anpacket / und ohngefehr ein Feldweges weiter läufft / da er auffs neu lüstern wird / sein Reichthum zu beschauen: Aber da wird er innen / dz es Menschen-Schund gewesen: Drüber er gleichsfals etwas unmuths wird / weil die Sache nach seinen Wuntsch noch nit gut geworden. Doch verbleibt dennoch [172] mehrentheils seine Hoffnung steif und feste es werde dermaleins besser werden setzt also seinen Korb wieder zu rechte / und sackt ihn abermal auff /darbey es ihm aber gar unglücklich ergehet / sintemal er mit einem Fuß ausschlüppert / und allen stinckenden Unflath über seine Krause und Falt-Rock schüttete / daß er wie der Hencker ausgesehen / vnn eilends nach dem Wasser gelauffen ist / sich zu reinigen. Aber wie er nunmehr an den Ort hinan kömt / da er vorher etwan eine Pfütze erblicket / so hat er nichts angetroffen / vnn war also gezwungen worden / in dem heßlichen Wuste / und Unfläterey vom Berge zu lauffen / und im nechsten Dorffe seine Abbadung zu suchen. Wie es denn auch geschehen / daß er erstlich bey Gierßdorff Wasser angetroffen / vnn sich daselbst mit allem Heil hinein gestürtzet hat / und seine Gäcke [173] abgebadet / wie er denn seinen Kober auch nicht darbey vergessen. Nach dem solches vollbracht / war der arme Stümpffer zwar so weit froh / daß er des Gestancks loß geworden: Aber dieses kränckte ihn von Hertzen sehr / daß er vor seine getreue Dienste vom Rübezahl so schändlich belohnet worden: Und gehet hiemit gantz wehemütig zu seinem Losament / vorhabende ein ander Kleid anzuziehen / und das anhabende auszudreugen. Wie er nunmehr hierüber im Wercke ist / das Wammes herunter hatte / und die knöcherne Hosen ietzt auch gleich vom Steiffe ziehen wil sihe / da klinckerten 5. Ducaten aus seinem Hembde /daran er zuvor seine garstige Hände gewischet / wie er auff dem Wege den Qvarck verschüttet / und damit nieder zu Boden geschlagen gewesen. Ey / wer war hie froher / und geitziger gewesen / [174] als dieser Ochsen-Duallis? der zwar da gegenwertig ein zimbliches Stücke bahres Geldes unverhofft hat: Doch gleichwohl nicht minder den übrigen Verlust des Unflaths betauret / da er eine gute Parthey Goldes im Wasser möchte abgespielet haben. Hie hat es wol geheissen /wie jener Poet saget: Qvo plus sunt potæ, plus sitiuntur aqvæ.

Rübezahl machet einen gefundenen Schatz zweiffelhafftig

Rübezahl machet einen gefundenen Schatz zweiffelhafftig.

Ein frembder Wandersmann sol vor Jahren auff dem Riesen-Gebürge gegangen seyn / und unterweges sol er etwas haben blinckern gesehen / darnach er sich denn weiter bemühet / tieffer in die Erde gescharret /und einen ziemlichen Topff voll Gold heraus gehoben haben; den er zu sich genommen / [175] und mit frohem Gemüthe davon gegangen / biß er ein wenig abseits gerathen / da er in geheimb das Geld völliger hat wollen besichtigen / und miteinander hat wollen zehlen. Aber wie er wil drüber her seyn / und den Topff entdecket /da warens lauter Kohlen: Drüber er erschrickt / und nicht weiß / wie er mit dem Plunder dran ist. Doch verzweiffelt er dennoch nicht gar / sondern hoffet auff ein bessers Tandem, und gehet mit seinem Topffe immer weiter: Der aber über alle Massen schwer wird / daß er sich nicht getrauet damit fortzukommen / derentwegen er denn noch eine Inspection hält / und seinen Topff was genauer betrachtet / da er lauter Kieselsteine gewar wird: Von solchen hat er eine ziemliche Parthey verstreuet / und mit den übrigen weiter gehet /biß er vom Gebürge nunter gerathen / und zu seiner[176] Behausung gelanget: Wo er mit besserer Hoffnung und Außgange seinen Topff visitiret, und eitel Ma rien-Groschen eines Schlages bey 1500. drinnen findet. Aus diesen und vielen hundert andern Fällen mehr / gibt der Rübezahl zu erkennen / daß man es mit dem Verse des Virgilii halten solle / welcher also lautet:


Durate, & vosmet rebus servate secundis.


Das ist / man sol nicht flugs stutzigt werden / seinen hitzigen Peters Kopff auffsetzen / wenn es nit also bald von statten gehen wil: Sondern dem Glücke etwas ausdauren / und Besserung erwarten: Denn Hoffnung lässet nicht zu schanden werden. Auff diese Weise procediret der Rübezahl in gemein.

Rübezahl betreuget die vortheilhafftigen Juden

Rübezahl betreuget die vortheilhafftigen Juden.

[177] Es waren etliche Mauschel vor 20. Jahren auf dem Riesen-Gebürge gewesen / und hatten ihre Wahren dem Rübezahl unwissend für sehr viel bahres Geld verkaufft: Welches Geld sehr groß ausgesehen. Also daß es den Wucherern gut gedauchtet / wenn sie es ein wenig beschnitten: Sintemal die verzweiffelten Schelme allen Sachen eine Beschneidung müssen beybringen. Aber was geschicht? wie der eine seinen Reichsthalern am zusonsten Rande etwas benehmen wil / da fähret das scharffe Instrument zu tieff hinein /und verderbet sie unter einander / daß er sie gar nit hat können nützen und ausgeben. Dem andern geräth sein schnitthafftiges Beginnen also; Daß alles / was er von den Thalern abgeschnippelt / zu lauter Koth war geworden. Dem dritten war das beschnittene Geld an die Fäuste kleben [178] geblieben mit sambt dem Beschneide-Messer; daß er es sein Lebelang nit hat mögen wieder herunter bringen.

Rübezahl macht dauer- und sauerhafftige Schue

Rübezahl macht dauer- und sauerhafftige Schue.

Es sol für ungefehr 30. Jahren ein bedürfftiger Handwercks-Geselle über dz Gebürge gereiset seyn; Der vom Riesen Könige (denn also wil der Rübezahl von etlichen tituliret seyn /) ein paar Schue zur Verehrung haben bekommen / die ihm der mildreiche Geist mit dieser Bedingung geschencket / daß er sie zwar tragen solte / doch hernach nicht wegwerffen / wenn sie würden alt geworden seyn. Er möchte sie auch wol so lange tragen / biß er alles weg gegangen und auff die Brand-Sohlen gekommen were. Dieses nimbt der begabte Kerl in acht / und gebraucht sich der geschenckten [179] Schue etliche Jahr / biß daß er sie gar überdrüssig zu tragen wird; Sintemal sie ihme theils zu klein geworden / theils auch zu ungestalt vorgekommen / weil man umb selbe Zeit eine andere Modi gehabt / die weit anders außgesehen / als die seine. Aus diesen Ursachen war er veranlasset worden / die Schue zu zerschneiden; Da hatte er zwischen dem Leder unter die Hacken so viel Ducaten gefunden / als er sie Jahre getragen. Drüber er traurig geworden / und sein albers Vornehmen betrauret / daß er die Schue nicht länger behalten / und mehr Jahre getragen habe; weil er hierauff einen grossen Schatz dermahleins hette erlangen mögen / der ihm aber nunmehr außgeblieben were /weil er aus Hoffart seine altväterische und Rübezahlische Schue zerschnitten / ehe er sie auf die Brand-Sohlen gebracht / das heisset:


[180]

Schu non mutabis, donec plurale videbis.


Das ist:


Du solt die Schu so lang mit Baste binden /
Biß du ein neues Paar wirst wieder finden.

Rübezahl betreugt einen Korn-Juden

Rübezahl betreugt einen Korn-Juden.

Wie unlängst das Getreyde in unserm Vaterlande / so muthwillig theuer gemachet wird / in deme es von den Wuchern hinausgeschafft / und den Fremden verkauffet ward; da sol es geschehen seyn / dz ein Korn Jude etliche hundert Wispel Rocken auf seinen Boden liegen gehabt: Umb welches zuverkauffen er auch vielmal von bedürfftigen Landesleuthen angeredet ist worden: Aber vergebens; denn dem unbilligen Menschen war es noch nicht theuer genug gewesen; ungeacht / ob man es schon für 5 oder 6. Gülden verkaufft und eingekaufft: Derohalben er es [181] noch immer länger liegen zulassen gesonnen war: biß es noch mehr möchte austragen. Wie solches aber der schlaue Rübezahl vermercket hat; da sol er den Schinder also geäffet haben: Er hat ihn die Augen verblendet / daß /wie er auff seinen Boden einmahl gegangen welches denn offte gnug von ihme vorgenommen: Wenn er seine Herrligkeit admiriren wollen / und seine Seele mit jenem Biblischen Dardanario glückseelig preisen: es geschienen sol haben / wie alle Körnerichen lebendig und zu Würmen würden und nach einander zum Kapfenstern hinausflögen: den Boden aber leer verliessen. Ach wie sol der Galgenschwengel da angefangen haben zu grausen: Ja er sol bedacht gewesen seyn ietzt einem Strick zu suchen / unn seinen Schelmischen Rumpf drein zu hencken / wie man denn auch sagen wil / daß es in gegenwertigen Leufften sich anderswo begeben: Daß / wenn andere Geitzhälse vernommen / daß das Korn beginne abzuschlagen /sie gleichfalls nach [182] dem Striche sich umbgesehen /und schier in Verzweiffelung gerathen. Aber wie jener König sich ietzt stranguliren wil / und das Seil angeknüpfft gehabt: Da sol der Geist dem Henckers Gebrathens die Glutzen eröffnet haben / daß alles Getreyde noch vorhanden gewesen / derentwegen er sich denn nicht gehangen / sondern mit Freuden herunter mitten ins Korn gesprungen. Aber nichts desto minder war er in seiner Schinderey fortgefahren / hat das Korn nicht loß schlagen wollen / ob gleich viel Mangel-leidende Menschen es für einen ziemlichen bahren Pfennig begehret / solches sol dem Rübezahl verdrossen haben / daß er mit der vorigen Bedräuung den Kerl nur gestärcket / und unverhofft seine unbarmhertzige Seele verhärtet gehabt / derentwegen sol er ihn härter angegriffen haben / folgender Massen: Wie etliche Tage hernach der Wucherer abermal seine Augen-Weyde und ungebührliche Hertzens-Lust / an Beschauung des Getreydigs [183] pflegen wolte / da sol er (der Geist) sich hinder das Korn gestellet haben /indem er sich wie ein greulicher grosser Riese præsentiret / grosse Augen wie Käse-Näppe mit feurigen Strahlen erblicken lassen / und ein Maul gehabt wie ein auffgethaner Sack: In solcher Positur, sol er geschwinde alles Korn angefangen haben zu verschlingen / daß der bestürtzte Rocken-Matz vom Boden gelauffen / wie ihn der Hencker herunter jagte / und hiermit war alle seine Hoffnung aus gewesen / da doch sonsten es heisset / Spes alit agricolas; da hat diesen ungerechten Haußhalter die Cura, (qvasi cor edens) überfallen / und allgemählig gantz abgezehret / daß er für Leyd mit Ach und Weh den allerletztenVirgilischen Vers scandiren oder descendiren gelernet: Vitaqve cum gemitu fugit indignata sub umbras. O recht! Das ist die rechte Scherne / darinnen der Teuffel sein Korn ausdrischet / wenn er auff seine fasciculos mortuorum, (da hingegen der liebe [184] GOtt die seinigen in fasciculo viventium, oder Bündlein der Lebendigen / abgefasset hat:) oder höllische Bünde mit Feuer Flegeln herwischet / und sie dermassen tribuliret, daß sie in Ewigkeit büssen müssen / wie denn jener Mäyntzische Bischoff / der dockmäusigter Hatto sich gewißlich unendlich leidet. O ihr ungerechten Einerndter / kommet mit Freuden / und bringet eure Garben / so wird euch solches Unheil nicht begegnen / sondern werdet Freude die Fülle haben / und liebliches Wesen zur Rechten GOttes ewiglich. Weiter kan ich auch alhier nicht verbergen / daß ich nicht aus Hertzens Grunde solte der löblichsten Obrigkeit / an meinem geringen Theile gebürlich dancksagen / dz sie der begonnenen Schinderey weiter abzuhelffen / sich eusserstes bemühet haben: Indeme sie allhier im gantzen Lande scharffe Befehl angeschlagen / daß man das Korn im Lande behalten möchte / welches der gnädige GOTT uns allhier zum gemeinen Auskommen [185] und Erhaltung / im vorigen Jahr noch wachsen lassen. Der grundgütige GOtt erhalte sie im vorgenommenen Eyfer und väterlicher Auffsicht / damit mit dem neuen Korn / so allgemählich vom Felde angefahren und beygeleget wird / uns nicht auffs neue möge entwendet / sondern / weil es uns GOtt gönnet /mit geniessen mögen. Hingegen wolle der gerechte GOtt die heyllosen Saturninos entweder bekehren /oder in ihrer Ungerechtigkeit umbkehren / weil sie mit solchen GOttes Gaben ungebührend umbgehen / die sie gleichsam geschenckt bekommen / und zwar aus der Erde / unser aller Mutter. Was gedencken doch die boßhafftigen Schacherer / solte wohl dermaleins die liebe Erde solche verzweiffelte Söhne beherbergen / und nicht ausspeyen / wie mit etlichen Parriodis geschehen.

Rübezahl ist ein wunderlicher Spielmann

Rübezahl ist ein wunderlicher Spielmann.

Ein Fuhrknecht aus Schlesien erzehlete [186] mir vor einem Viertel Jahre / daß er auch einmahl über das Gebürge gereiset were / da er hinter sich eine liebliche Musicanten-Stimme gehöret / darnach er sich umbgesehen gehabt: Er were aber bald gewahr worden einen Harffenisten / deme die Bauren und allerhand Steine hüpffend nachgefolget / welcher eine Weile angesehen /und drüber bestürtzend in seinem Wege fort geeilet habe. Wenn er aber auffs neue aus Vorwitz sich noch einmal umbgeschauet / so habe er etliche Pfeiffende /und auff der Schalmey blasende Satyros erblicket / für welchen greulichen Gayß-Männern er gleichsfalls förder getrabet: Biß ihm noch einmahl die Lust / Rücklings umbzusehen / angekommen / da er unterschiedliche Geygende Nymphen hinder sich were gewahr worden / die gleichsam auff ihn zugeeilet / und mit dem Kopffe gewincket hetten: darüber er abermal einen Schuß gethan / den Kopff zwischen die Ohren genommen / und die Füsse auff den Nacken / und[187] immer trabends davon gesprungen: Biß er auffs neue andere Beliebung / theils aus Furcht / theils aus Furiosität bekommen / sich noch ferner umbzusehen / da er ein hauffen Bachanten mit Sack-Pfeiffen gesehen /welche unerhört mit ihren Hörnern zusammen gestutzet / und ihn noch mehr gegrauet / ferner zuzusehen /und auffs neue eine Hitze zu eilen erlanget habe / daß ihm auch der Schweiß über solchem Rennen über den gantzen Leib gelauffen: Doch hätte er es noch immer nicht können angeben / sich Rücklings umbzuschauen / da er eine Menge Eseltreiber mit Krump-Hörnern vermercket / die alle spornstreichs zu ihm zugerennet: Drüber nochmahln gezwungen worden / Reiß aus zunehmen / und / wie ihme der Kopff brennete / davon zu hüpffen. Aber dennoch hat sein lüsterens Gemüthe es nicht mögen geschehen / daß er für sich seines Weges fortgegangen were / sondern ist abermahl stehen geblieben / und hat sich nach dem Spielwunder oder Syrene, [188] umbgesehen / wie die Kuhe nach dem neuen Thore / da er denn eine grosse Anzahl Brummer gesehen / drauff Instrumenten, und Clavcordia gelegen / darbey gruntzende Sauen gesessen / bey etlichen auch mauende Katzen: Welche in die wette eine gräßliche Harmoni gezimmert und geklimpert / daß dem Fuhrmann die Ohren davon gegellet haben. Ja er gedachte auch / daß er unter diesem Troppe ein grosses Rück-Positiv were ansichtig worden / darauff nach der Reihe lauter Tachhasen oder Katzianer gesessen / erstlich alte / und hernach immer kleinere /ihre Schwäntze hat sie an stat der Clavir gebrauchen lassen / ihren Mauseköpffichten Hals aber an stat der Seithen oder Pfeiffen: An solchen Schwäntzen hette ein Küster moduliret, und solmesiret, unn eine greuliche Music zuwege gebracht / daß er / der Fuhrmann /schier erstarret were / und hievon alleine Anlaß genommen hatte / sein Festina lentè zu peitschen / und auffs neue sein Hasen-Pannier aufzuwerffen / [189] biß er eine Ecke förder gerathen / da ihn abermahl die Lust /wie den Bauren das Aderlassen / angetreten / daß er noch förder sich umbgewand: Da sol eine Compagni Qvacksalber mit Stroh-Fiedeln anmarschirend gesehen haben / die unerhört drauff zu ihm loß gespielet /daß er nicht anders vermeynet / sie würden ietzt gleich kommen / und Trinckgeld von ihm fordern: Derentwegen er denn abermahl auff Stützen seines Leibes fortgeschraubet / und wie ein Ochse von der Schlacht-Banck unauffhörlich davon gelauffen: Wer ihn sehen wil / der mag ihm nachlauffen.

Rübezahl begehet einen wunderbarlichen Kauffschlag

Rübezahl begehet einen wunderbarlichen Kauffschlag.

Hans Alberwitz von Zickelnhausen / ohngefehr dritthalb Meilen von Tripstrill bürdig / doch nicht / da die Pfütze über die Weyde henget / sondern der Stiel über die Krabatzschen / wuste mir folgende Relation zu thun: Als daß er bey der [190] Schnee-Kippe von einem Jubelierer selber gehöret hette / wie der Rübezahl einsmahls in Gestalt eines Juden zu ihm gekommen were /hette ihme wunderseltzame Edelsteine præsentiret, die er umb Geldes Mangel nicht gekaufft hette / wenn sie nicht sehr wohlfeil gewesen weren / derentwegen er sie nicht nur alleine behalten / und sein schönstes /und in die Banck gelegtes Geld darfür hervor gesucht und bezahlet hette. Nun war es drauff in einer halben Stunde geschehen / daß eine fürnehme Person vom Adel durch einen wiedrigen Weg zu den Jubelierer zu Pferde gekommen / und etliche silberne Becher und güldene Ringe begehret / die er ihm auch gelieffert gehabt: Aber die Bezahlung dafür war seine vorige Müntze gewesen / die er dem Juden außgezahlet: Derentwegen er denn bewogen worden / den Cavallier freundlich zufragen / wie er zu diesem Gelde gerathe? Darauff ihme die Antwort geworden; Er solte sich unbekümmert lassen / weil er seine richtige [191] Zahlung al hier dran hette. Was wolt der Goldschmied machen? Indeme ihme nichts dran abgieng / sondern vielmehr frohe konte seyn / weil er seinen Geld-Schatz unverhofft wieder zu besitzen bekam: Derentwegen nahm er die köstlichen Rosinobel und Thaler / und setzet sie wieder in die Kante / biß über acht Tage / da er seinen Mammon zu besuchen / bereit gewesen / aber da waren die uorigen Sorten, und Gepräge an der Müntze weg gewesen / und hatte andere schlechtere Baarschafft dafür angetroffen: Welches ihn höchlich zur Verwunderung gebracht. Indem er aber mit solchen Gryllen schwanger gehet / so war eben eine Gräffliche Person gekommen / hätte allerhand Kleinodien begehret / die er auch fürgeleget hat: Zur Bezahlung aber war ihm wiederumb sein vermissetes Geld auf den Tisch geleget worden / darüber er in Bestürtzung gerathen / doch abermahl nichts sagen dürffen / weil er gar wohl gesehen / daß der Rübezahl mit im Spiel[192] müste seyn / der ihm bey der Nase / doch ohne Verfortheilung / herumb führete.

Rübezahl wird ein Karten-Krämer

Rübezahl wird ein Karten-Krämer.

Ein Dopler sol vor Jahren im Zweiffelmuthe auffs Gebürge gangen seyn; verhoffende es werde sich Rübezahl gegen ihn / freygebig erzeigen: Wie es denn auch geschehen / daß er ihme begegnet / ihn einen Kammerrathen genandt / und mit einer Karten begabet hat. Doch sol der Geist bey solcher Verehrung dieses ausgedungen haben; daß der Dopler alle Bletter wohl auffheben müste / und keines darvon verlieren: Sintemahl es alsdenn geschehen würde / daß er ein treffliches Auffnehmen und Glück haben solte. Noch weiter müste er auch solche Karte nicht einmahl wegwerffen / wenn sie gleich alt geworden und abgenützet were: Sondern solte Blat für Blat nehmen / und eintzeln beym Taback sauffen ans Licht anzünden / verbrennen / und die Pfeiffe [193] damit anstecken. Was geschiehet? Der Spieler nimbt allen guten Rath fleissig in acht / und gewinnet anfänglich viel Geld damit: Biß sie nach Verlauff der Zeit beschmutzt worden: Daß er sich geschemt / ferner damit zu doppeln / oder sie einen ehrlichen Menschen für die Nase zu legen: Derentwegen hat er auch den letztern Bericht beobachtet / und bey seinen Taback schmauchen / die Pfeiffen mit den Blättern angefangen anzuzünden; dabey sich dieses zugetragen / daß aus den Pappier allemal viel Dropffen geschmoltzenes Gold gefallen; welches er /wie er klüger geworden / in einem Gefässe mit Wasser auffgefangen und beygeleget hät. Doch ist auch hierbey nicht zu verschweigen / daß gedachter semper lustiger und nunqvam trauriger Kautz / nur alsdenn aus den Blättern Gold distilliret, wenn er die Karten verbrant / unn bey der Pfeiffen genützet hat: Sonsten hat es ihme nicht wollen angehen; indeme er es versuchet / etliche Blätter besondern gepulvert / [194] und nur Bley herausgebracht hat. Über das gedachte distillier-Werck / und Goldmacherey; hat es der Kerl gekartet / daß er einen Scheffel voll Ducaten sol erworben haben: Dafür er im Kriege trefflich gestiegen /und endlich gar ein Rumormeister oder Hurenwebel war geworden.

Rübezahl schencket einem Kerl einen hurtigen Stab

Rübezahl schencket einem Kerl einen hurtigen Stab.

Ein guter ehrlicher Mann sol einsmals eine Bestia und dickheutigen Balck zum Weibe gehabt haben / damit er durchaus nicht können zu rechte kommen / oder sie besser machen: ungeachtet / ob er sie gleich wie ein Tantz-Pferd herumbgeprügelt / und wie ein Stembshorn schuriegelt hat; so hat es doch nichts wollen helffen; sondern ist übel immer ärger geworden. Drauff er denn sol nach den Rübezahl gespatzieret seyn / und umb eine Weiber-Wurtzel gebethen haben: Doch welche dergleichen Krafft hette / daß wenn [195] er sie damit berührete / sie ihme Folge leistete. Hierauff hatte der Rübezahl eine lange Wurtzel aus der Erden hervor gezogen / welche einem Stabe oder Krabatschen nicht unähnlich gesehen: Weiter hat er diese dem bedürfftigen Manne gegeben; darneben berichtende / er sol seine Frau nur wacker starck damit anrühren: Sie werde gerne folgen / wohin er sie nur haben wolle. Wolan / der erfreuete Kerls nimt das Geschencke verlieb / gehet damit zu seiner trotzigten Frauen ins Hauß; welche ihn den flugs anfähret / wie die Sau den Bettelsack. Hierauff aber kriegt der Mann sein Nolim tangere hervor / und rühret sie gewaltsamb an allen Orth und Enden des Leibes an / daß sie Ach und Weh geschrieen: Darneben es aber geschehen / wenn der Mann zwischen die Schläge gefraget; ob sie ihme nun folgen wolte? So war allezeit ein Ducate aus dem Stocke heraus gefallen; welchen dz Weib aber nur gesehen und zu sich unvermerckt hat auffnehmen können; derentwegen [196] sie aber ihrem Manne nit schmeidiger / sondern boßhafftiger geworden; ihn immer veranlasset / daß er mit der virgula divina oder aurea und Wüntschel-Ruthen sie mehrmahls möchte berühren: Darbey sie denn ohn unterlaß geschrieen; ich wil nicht: Doch hat sie sich nur dieser Wörter darum gebrauchet; damit sie dem Manne dergleichen mehr Wörter möchte herauslocken / und er sprechen müste; Weib wilt du folgen? Alldieweil sie vermercket / daß es bey solcher Stimme lauter Ducaten für sie geregnet; darnach sie immer mehr Beliebung gekriegt / und des Goldes nicht hat können sat werden; ungeachtet / ob sie schon greulich drüber war zu quetschet worden /ja endlich gar / nach Verlauffung eines Jahres Fristes (drinnen sie alle Tage sich einmahl oder vier hatte herdurch pritschen lassen; nur umb des Gewinstes willen /) für Schmertzen gestorben: Da denn der Mann erstlich hinder seinen Schatz gekommen / nach dem die alte Katze war todt gewesen. [197] Sehet / ihr lieben Raspel Kinder; was es für Nutzen hat / wenn man die storrichten Weiber abkobert / und abdreschet /und ihnen den Kober mit den Keulen anhänget! Traun / der vorige Mann mag leichte einen Kober voll Ducaten erhalten haben. O schmeisset immer drauff / ehe das Holtz vergehet / nutzets nichts mehr; so bekommet ihr doch dermaleins eine feine dicke Haut / von euren ungearthen Balg abzuziehen: davon ihr ein Koller / und ein paar knöcherne Hosen könnet zimmern lassen: Nun / so schmeisset immer zu; der Rübezahl wil Spißruthen zutragen: Gerber immer drauff / auff die toll und thörichten Mutzen damit das Fell sein starck und mürbe werde; und sich desto eher vom Rumpffe lasse herunterziehen; vielleicht werdet ihr Dreckaten drunter finden; welche über euere angewandte Schläge in ihre Haut gefahren. Schlaget daß ihr sat krieget: Ich bin gleich müde drüber geworden.

Rübezahl verehret einem ein prächtiges Bretspiel

[198] Rübezahl verehret einem ein prächtiges Bretspiel.

Es sol einer vorweilen trefflich gedamet haben / das aus und ein / oder Tick Tack spielen können: Deme sol der Rübezahl zur Belohnung ein Bretspiel geschencket haben; darbey berichtende / daß es wohl müste auffgehoben werden: wenn es dermaleins ersprießlich seyn solte. Nichts destoweniger aber /dürffte er drinnen / nach aller Beliebung spielen. Aber was geschicht? Es verleuret der verführte Mensch über solches spielen sein Haab und Güther / daß er auch die Asche nicht einmahl auff seinem Heerde zu eigen behelt: Drüber er denn in Verzweiffelung gefallen / und sich hat erstechen wollen. Doch damit seine Rache nit aussen bliebe / so soll er ihme erstlich vorgenommen haben / dem Rübezahl zu trotze / das Bretspiel in tausend Stücke zerschlagen / und darnach mit Feuer zuverbrennen. Indem er gleich drüber begrieffen ist / und sein [199] Mühtlein dran kühlet / auch eine Galgen-Frist dran suchet; und nunmehr die eussersten Breter zerquetschet gehabt: Siehe / da wird er innen / daß die Steine sich verwandelt gehabt: Nemlich aus den weissen waren lauter dicke Thaler geworden: aus den schwartzen dicke Goldstücke / deren eins leichte zwantzig Thaler gegolten. Wie er solchen unverhofften Schatz gehoben; hat er sein Ermorden anstehen lassen / und sich eines bessern bedacht. Doch damit die zerquetschten Breter noch in etwas weiter dafür leiden möchten; so hat er solche ins Feuer geworffen; welche aber nicht haben zerbrennen mögen; sondern in einander geschmoltzen seyn; biß ein grösser Klumpen Silber drauß geworden; der leichte bey zweyhundert Reichsthaler werth gewesen. Hiemit hat er sich wieder auffgeraffet / Busse gethan /und sein gegenwärtiges Guth besser in acht genommen das heist gedamet. Erstlich alles verlohren; hernach alles gewonnen. Corruptio est alterius [200] generatio: Si perditur alia, nascitur inde res alia. O last das Bretspiel fahren; vielleichte gehet dir es auch so /daß du Gold für Holtz erlangest.

Rübezahl wird zu Gevatter gebethen

Rübezahl wird zu Gevatter gebethen.

Ein verzweiffelter Schöps / der umb alles das seinige kommen war / und in der Bierkanne abgebrant were /wenn er seine Magens-Gluth nicht stets gedämpffet /und ohn unterlaß mit Bier geleschet hette. Solcher verzweiffelter Kerl bekehrete sich dermaleins; und wüntschete / daß ihm der liebe Gott doch auffs neue etwas bescheren möchte; so wolte er gemacher thun /eingezogener und rathsamer leben. Ja er bath Tag und Nacht / daß er doch ein Kindgen möchte kriegen: Alldieweil er gehöret; daß damit zugleich Seegen erlanget würde: Denn spricht man / bescheret GOtt ein Häsigen / so bescheret er auch ein Gräsigen. Und indem kömt eine Frau in die Wochen; drauff er ausgehet / [201] in willens / die drey ersten Leuthe / so ihm begegnen würden / zu Gefattern zubitten: Und unter solchen Vorhaben / kömt ihm auch der unerkante Rübezahl vor den er als einen Reisefertigen anredet / und einen mündlichen Gevatterbrieff zustellet. Drauff solcher sich bedancket / und entschuldiget / daß er zwar selber nit stehen könte; doch damit seine Gegenwart nicht gäntzlich aussenbliebe; so wolte er ihme hiermit ein Denckmahl übergeben haben; und löset drauff sein Knie oder Hosenband ab; zur künfftigen Windelschnur. Weiter schencket er ihme auch sein Schurtzfell / darein er das Kind wickeln solte lassen. Mit dieser Verehrung schländert der Vater nach Hause und bringet seinen Weib und Kindern mit was er bekommen. Indem er aber die Windel auffschläget; da war sie umb und umb voll lauter Böhmische Groschen gesticket gewesen: die Schnur aber hatte nach der Reihe anderthalb hunder Ducaten an sich gehabt. Das last mir ein [202] Bathen-Geschencke seyn / damit man ein Baur-Kindel Bier außrichten kan / und noch etliche Pfennige übrig behalten.

Rübezahl verehret einem eine Sparbuchse

Rübezahl verehret einem eine Sparbůchse.

Ein Excellenter Säuffer überkam einsmahls zum guten Rathe; daß er doch eine Sparbüchse zulegen möchte / und darein nur täglich einen dreyer werffen; so werde er des Jahrs über auffs wenigste etliche Gülden vor seine Kinder samlen: Damit er doch also nicht alles verschwabbeln möchte / und aurum potabile alchymistisiren. Hierauff gehet er zum Töpffer /und kaufft eine dergleichen Büchse; die ihme denn vom Rübezahl verlassen worden; als welcher sich vor einen Töpffer außgegeben. Weiter samlet auch der Durchbringer alle Tage einen Dreyer: Damit er dermahleins seinen Kindern ein tägliches Patrimonium verlassen möchte; deren er zweene gehabt / und endlich sind zu heyrathen kommen / [203] da der / noch lebende Vater / die Sparbüchse entzwey geschlagen / und ihnen das Geld getheilet: Er sol aber befunden haben /daß aus einen iedweden Dreyer ein Goldgülden worden; wie denn die Büchse auch / nach rechter Beschauung / lauter Gold gewesen.

Vnd auff solche Art hat der Vater dennoch seinen Kindern ein grosses zugewandt / ungeachtet / ob er schon alles versoffen: Du must aber wissen / daß die Sparbüchse nicht klein gewesen / sondern schier wie ein Brauer-Bottich im Umfange gewesen: Dieses Geschirr war lauter voll Gold befunden worden / nach dem der Vater bey die dreyssig Jahr drauff gesamlet /und seine Dreyer hinein gestecket. O du Asodischer Mensch folge diesem Rathschlag / so kanstu dermaleins auch einen rathsamen Schlag thun / wenn du deine trächtige Büchse eröffnen wirst.

Rübezahl schencket einem ein Blase-Rohr

[204] Rübezahl schencket einem ein Blase-Rohr.

Ein Schüler hatte sich auffs fischen und Vogelstellen gewindet / und die Schul mit den Rücken angesehen: Indeme er nichts geacht auff folgenden Vers / welcher ist: Per Pisces & aves multi periere scholares. Weil der Rübezahl aber sahe / daß es mit dem guten Kerls dermahleins möchte auß werden / so erbarmet er sich über ihn / und halff ihn zum unverhofften Mittel. Nemlich es wolte der Knabe einmal ein Blaßrohr kauffen / damit er die Spatzen desto besser putzen möchte / da bekame er von dem unerkanten Rübezahl ein dergleichen Rohr / daß alle Dönerne Kugeln zu Golde machte: Die der Knabe endlich nit mehr nach den Vogeln außbließ / sondern gegen eine Wand / daß es pufte / weil er [205] sie alda konte wieder finden / und über das sich ziemlich breit platzeten / daß er desto eher Rosinobel kunte drauß müntzen. Das heist geblasen / wo es nicht warm ist: Da hingegen mancher mit seinem unnützen Winde wenig erholet / da kriegte dieser alles.

Rübezahl machet einen Silber-Schmid

Rübezahl machet einen Silber-Schmid.

Es wolte einmahl ein Kerl gerne reich werden / und wuste umb alle Wunder nicht / wie ers solte beym rechten Loche angreiffen: Zu dem nahete ohngefehr der verstelte Rübezahl / lehret ihn / wie er müste Quecksilber nehmen / und solches mit dem Napello kochen / so würde er ein ziemlich Gewichte an Silber aussieden: Welches denn auch geschehen / wie mir ein Apotecker von Hirschberg berichtete: Welcher es aber selber wol practiciren [206] möchte: weil er solchen Mangel dran befindet / als mancher Betler an Portugaleser. Nun / wem zu rathen stehet / dem stehet auch zu helffen.

Rübezahl verwandelt sich in einen Frosch

Rübezahl verwandelt sich in einen Frosch.

Ich legete mich vergangen auff den Frosch-Mäuseler /und studirte drauß / dem Henger ein Ohr ab / doch habe ich noch dieses endlich drauß gemerckt / weil es in meinen Kram dienete / daß der Rübezahl für 380. Jahren sich als ein Frosch gestellet / und in der Weyde bey einer Kuhe herumb gehüpffet habe: Weil der aber so ein klein Putznicklichen gegen die Riesen-Gebürgische Kuhe gelassen / so habe er angefangen auffgeblasen zu werden / biß daß er sein Fell außgedehnet /und wie ein Polnischer Ochse geworden: da habe er angefangen zu [207] quaxen / daß alle Frösche drüber gestorben weren / und noch heutiges Tages keiner mehr übrig auff der Schnee-Küppe sol zu finden seyn.

Rübezahl beschert einen Bauer einen Schatz

Rübezahl beschert einen Bauer einen Schatz.

Vor vielen Jahren sol dieses geschehen seyn / daß nemlich ein Bauersmann aus Schmödeberg einen Amboß geholet / und selbigen über das Gebürge hat tragen wollen / etwan einen andern Schmiede zu Gefallen / der ihn gebrungen / und solches Instrument in seiner angerichteten Werckstadt hat nützen wollen. Wie aber der vorige Bauer unterwegens gewesen /wird endlich im Gehen das Stücke Eisen ihm auff dem Halse so schwer / daß ers nothwendig auff die Erde hat müssen fallen lassen. Wie dieses geschehen / da hatte solcher Amboß einen dergleichen Schlag in den Felsen gethan / daß es weit und breit nicht allein erschollen / sondern das Erdreich unterwerts zerborsten / und [208] er hinunterwerts einen grossen Schatz erblicket; der an der Seithe ungeheurer grosser Riesen-Gebeine im Topffe gestanden. Hierüber war der Bauer so froh und verkehret geworden / daß er den Topf mit Gelde heraus genommen; und den Amboß an dessen Stelle wiederumb hingeleget hat. Merck aber darbey weiter /daß es auch gleichwol vor zeiten auff dem bewusten Gebürge viel Riesen muß gegeben haben: Wie solches beglaubet Augustus Etzlerus in Isagoge Physico-Magico Medica. c. 1. pag. 40 Montes Saturni sunt. Huc qvoqve gigantes pertinent, qvi magnæ & proceræ staturæ montana loca incoluerunt, sicut in Silesia montano tractui nomen indiderunt, qvod ibi olim habitârint gigantes, ubi & crania majora repetiuntur: Sicut in Thessalicis montibus sæpè tempestate detectâ terrâ maxima σκέλετα inveniri testantur historici.

Et Plinius asseverat in Creta Insula [209] Montem qvendam concussum corpus detexisse humanum qvadraginta cubitorum longitudine, & in eadem Insulacranium dolii magnitudine effosum fuisse Sabellicus testatur: Sicut in Sacris Josuæ II. capite Josua extirpat Enakim, id est, Gigantes in Montanis locis habitantes, sicut etiam 14. & 17. capit. Montes incolere dicuntur. Et Satræ editos montes incolentes omnigenis arboribus ac nivibus obsitus apud qvos Oraculum Dionysii est in editissimis Montibus, teste Herodoto lib. 7.

Rübezahl leget güldene Eyer

Rübezahl leget güldene Eyer.

Ein Schösser hiesiges Orths that mir zuwissen / daß er in Schlesien in seiner Jugend vernommen hette: Wie ein Wandersmann über das Riesen-Gebürge sol gegangen seyn / da er abwegicht geworden / und in die Irre gerathen; drüber er einen Baum ertappet / indessen [210] Gipffel ein Elster Nest gewesen. Wen er nun nicht gewust sich wiederum zu recht zufinden / so war er hinauff an den Baum geklettert / theils das Nest zu besehen / theils auch sich in die ferne nach einer umbzuschauen. Indem er aber hinauff gewesen / so hat er bey zwantzig Eyer ertappet / welche er in seinen Kober gestecket / damit er sie seinen Kindern könte mitbringen / indeme er vermercket / daß sie noch alle möchten frisch seyn. Wie er hiemit fertig gewesen / da vermerckt einen andern Mann / schier eine Viertel Meile von dannen / gehen zu solchem eilet er hin / gereth wieder auff den rechten Weg / und kömmet auch endlich nach seiner Heimat: Da er seine arme Kinder mit den gefundenen Eyern erfreuen wollen. Aber was geschicht? Wie er den Kober auffmacht / da waren es lauter güldene Massæ gewesen / die eine Gestalt der Eyer an sich gehabt. Das heist was mitbringen /davon man nichts gewust / [211] O wer solche Eyer auch einmahl solte ausnehmen.

Rübezahl machet Tresp aus Weitzen

Rübezahl machet Tresp aus Weitzen.

Ein recht betrüglicher Becker sol zur wolfeilen Zeit sehr viel Scheffel Weitzen an sich gebracht haben /und gesonnen gewesen / solche etliche Jahr liegen zu lassen / damit er sie dermaleins desto theurer könte verkauffen / wenn es zur theuren Zeit hingeriethe. Aber der Rübezahl hat ihme solche ungebührliche Hoffnung besaltzen / und die intendirte Schinderey belohnet. Nemlich / wie solcher Weitzen allbereit ein paar Jahr auff dem Boden gelegen und das Getreyde allmählich angefangen auffzuschlagen / drüber sich der Becker erfreuet / und viel Geld zumachen gedacht. Aber indem er den ersten Scheffel wil vollmessen / da befindet er / daß es lauter Tresp oder Unkraut gewesen / drunter kein Körnichen guter Weitzen vorhanden. Ey / wie war es da kahl [212] abgelauffen! Da war alle Hoffnung in den Brunnen gefallen. Wer war aber mit im Spiel gewesen? Der ernsthafftige Rübezahl / der hat den ungerechten Kerl falliren lassen.

Rübezahl schneyet Gold

Rübezahl schneyet Gold.

Nachdem vor vielen Jahren ein grosser Schnee gefallen / so sol sich da bey dieses an der Schnee-Küppe zugetragen haben: Daß / nach dem der Schnee alt und verschmeltzen wollen / ein sehr grosser Klump von oben herunter in dem Thal gefallen / welcher aus dermassen helle geklungen / daß sich anwesende Leute sich sehr drüber verwundert / und nicht gewust / wo der Schall möchte herkommen: Aber eine Zeitlang hernach / wie der Schnee zu lauter Wasser geworden /ist er ans Tageliecht gekommen: Weil die nechsten Bauren dran etliche Hüte voll Ducaten sollen gefunden haben: Die sie doch ihren Kindern für Rechenpfennige / [213] damit zu spielen / gegeben. O Blindheit! kanstu nun nicht sehen / was Gold oder Messing ist? Bringe eines her / ich habe einen guten Probierstein /ich wil eins nach dem andern auffstreichen: Welche nicht wichtig sind / wil ich für die Mühe behalten /die schweren wil ich dir wieder geben: Nam nunqvam gravis ære domum mihi dextra redivit: qvia sum ex tribu Levi.

Rübezahl dinget einen Taglöhner

Rübezahl dinget einen Taglöhner.

Es sol einmahl (ich weiß aber nicht wenn / denn es mag wol lange geschehen seyn) ein Knecht aufs Gebürge gegangen seyn / damit er dem Rübezahl seine bereitwilligste Dienste præsentirte, weil er vernommen / daß viel Leute was wichtiges davon gebracht /wenn sie es treulich mit ihm gemeynet gehabt. Und in solchem Vorhaben [214] oder Gedancken hat er seinen begehrten Gerrn angetroffen / und Arbeit begehret. Darauff der Rübezahl ihme eine grosse eiserne Hacke gegeben / befehlende / daß er hiemit an einen gewissen Orth aus dem Felsen solle Steine hacken: Welches denn auch geschehen / indem der Knecht über acht Stunden eine ziemliche Menge loß gemachet / und über einen Hauffen geleget / biß es Abend drüber geworden / da der Herr des Berges zu seinem Miedling gekommen / die Arbeit besehen / und den Lohn abgeben wollen. Es war aber der Danck dieser gewesen /daß der Rübezahl dem Knechte einen gantzen Schaube Karn voll solcher Steine mitgetheilet: Die dieser Knecht vorlieb und Willen genommen / und seines Weges damit weg gefahren / aber schier alle / aus Verdruß / indem sie ihm ie mehr und [215] mehr zu schwer geworden / weggeworffen / biß auff etliche wenige /die er nach Hause gebracht / und befunden / daß sie klar Gold gewesen.

Rübezahl verwandelt sich in einen Maulwurff

Rübezahl verwandelt sich in einen Maulwurff.

Man wil sagen / daß der rechte Förder-Fuß eines Maulwurffs sehr köstlich vor vielen Dingen seyn solle / wenn man solchen stets bey sich trägt / vnn vorher stilleschweigens einem lebendigen Thierlein abgebissen: Wie ich hiervon in einer Centurie meiner Weiber Philosophi mit mehren handeln werde. Wie aber solcher Aberglaube einem Schlesischen Bauersmanne kund geworden / sol er mit Fleiß auff das Riesen-Gebürge gangen seyn / und sich alda nach einem Maulwurff umbgeschauet haben: Drauff es geschehen / daß er nach [216] Wunsch endlich einen vermercket / darnach er flugs gegraben / und ihn auch bey der Karthause gekrieget hat: Wie er denn ihme auch den fördersten rechten Fuß / Mause stockstille schweigend abgebissen und in seinem Schube-Sack verwahret. Was geschicht: Wie er einsmals unversehens solches Füßgen betrachten / und andern zeigen wil / da sol er befunden haben / daß es klamm Gold gewesen.

Rübezahl schüttet Gold für Sand in die Schuh

Rübezahl schüttet Gold für Sand in die Schuh.

Vor etlichen Jahren sol einem vornehmen Manne die Lust ankommen seyn / des Rübezahls seine Residentz zubesehen: derentwegen er denn auff das Gebürge gangen / und sich sonderlich auff der Schnee-Kippe umbgesehen / hin und wieder gegangen / biß er alles[217] wohl beobachtet. Unter solchem Gehen aber sollen ihme die Schuh voller Sand gefallen seyn / davon er zwar Noth gelitten indem es ihn gedrucket / doch dennoch hatte er sich droben der Zeit nicht nehmen wollen sich außzuziehen / und die Schuhe außzuschütten: War derentwegen mit solchem Sande herunter in eine Herberge gangen / da er sich gegen den Abend außgezogen / und befunden / daß es lauter Gold-Körner gewesen / die am Gewichte schier zwantzig Ducaten werth gewesen. Potz Schlapperment / was muß der Kerl vor Tölpische Schuhe angehabt haben / daß er so viel drinnen beherberget? Doch mögen sie forne Hörner oder grosse Schnautzen gehabt haben / darinnen man noch eine ziemliche Parthey bewirthen mag /sonderlich wenn der grosse Zehe keine Possen macht /und fein [218] klein ist / wie ein Mörseburgisch Rübichen.

Rübezahl hat mala aurea und hortum hesperidum

Rübezahl hat mala aurea und hortum hesperidum.

Die Poeten fingiren viel von den güldenen Aepfeln /die entweder sollen gewesen seyn in fortunatis Insulis, oder in des Junonis Garten auff dem Atlante in Mauritania, drüber der Hercules ein Dieb geworden: Wie denn auch nicht minder Dia Eris einen von herauß gestohlen haben / wie sie auff des Peleis seine Hochzeit einen dergleichen in die Rappuse geworffen / drüber sich Juno, Minerva und Venus gezancket /biß sie der Schäffer Paris entschieden. Ob nun aber dergleichen güldene Aepffel in rerum naturâ sein Leben gewesen seyn / oder ob man sie für Quitten und Pommerantzen halten sol / das laß [219] ich auch dahin gestellt seyn: Vom Rübezahl aber kan ich sagen / daß er güldene Bäume in seinem Lust-Garten hat / davon man nicht alleine aureum ramum excerpiren, sondern auch güldene Frucht nehmen / wie solches die folgende Geschicht bekräfftiget. Da ein armer Bauer im Herbste mit Fleiß auffs Gebürge gangen war / in willens einen grossen Korb voll Holtz-Aepffel zu suchen / und dieselbe im Winter zu geniessen. Drüber er denn auch seines Wuntsches rechtschaffen theilhafftig wird / indeme er wacker Obst antrifft / damit nach Hause gehet / und in gute Verwarsame nimbt / biß der Winter eintritte; Da sie nun nach seiner Meinung mürbe genug dürfften geworden seyn: Derentwegen er sie hervor suchet / auffschneidet / und theils kochend /theils auch rohe essen wil. Aber da war er inne geworden / [220] daß sie ausserhalb zwar wenig Fleisch oder Safft gehabt / inwendig aber hat er an stat der Kerne /grosse Gold-Körner gefunden / die er zusammen geleget / und schier bey 50. Ducaten hernacher darvor bekommen. Ey! wer der Aepffel auch eine Menge haben solte / ich wolte gerne für einen ein paar Borstörffer lieffern.

Rübezahl agiret einen Alp

Rübezahl agiret einen Alp.

Man schwatzet viel Zeuges von dem Nacht-Männlein / welches die Leute sol drucken; Item man schläget auch unterschiedliche Mittel vor / wodurch man solchen incubum vertreiben könne: wie Schwenckfeldlib. 3 Fossile Siles. pag. 370. Eine Arth Krötenstein /zu Griegisch Brontian geheissen / nit allein nennetPygmæen Stein / [221] sondern auch Albstein zweiffels ohne / weil der gemeine Mann solchen wider denEphialtem abhibiret, und noch an einen andern Orte benennet er ebenmässig ein Abergläubisches Weibermittel wider solchen Alp. Davon auch in meiner Weiber Philosophia viel Schnacken zu seiner Zeit können nachgeblättert werden. Itzund habe ich nur für / zuerzehlen / wie sich der Rübezahl in einen Alp verstellet. Nemlich ein Bothe / welcher über das Gebürge seine Verrichtung gehabt / sol sich verspätet haben; derentwegen er gezwungen worden / bey der einbrechenden finstern Nacht / sich unterwegens niederzulegen / und die Nacht über zu ruhen. Wie es nunmehr schier umb zwölff gewesen / sol der verstalte Rübezahl in figur einer rauchen Katzen heran geschlichen seyn / und den Mann sehr geängstet haben; [222] daß er gleichsam Eulen Schweiß geschwitzet: Endlich aber sol er ihm wieder verlassen haben: Drüber der Wandersmann in einen tieffen Schlaff gefallen / drauß er auch nicht eher wieder erwachet / biß es liechter Morgen gewesen. Da der Wandersmann sich auffgerichtet / vnn neben sich eine Büchse voll lauter Ducaten angetroffen: Die er zu sich gesteckt / und damit davon gangen ist. Und biß hieher von der obgedachten Historia: Worbey ich dieses noch anzufügen habe: was ich unlängst bey Herrn Michaeli Crugenero angetroffen / in seinem Chymischen auffgewickelten Gebrauche und Bereitung seiner Elixiren: capite 1. Sect. 9. pag. 38.etc. Da er über alle massen hüpsch von dem Alp discuriret: Indeme er dessen Natur und Cur zu erkennen giebt; welches miteinander zweiffels ohne den imbrünstigen Leser [223] lieb und angenehme seyn wird; daß ers auch für Augen und zu Gemüthe ungefehr bekomme. Des vorgemelten Herrn Crügneri Sermon ist folgender. Von dem Nacht-Gespenst. Ephialtes oder Incubus, das Nacht-Gespenst / oder Alp: Etliche halten diese Kranckheit für einen Vortrab der fallenden Sucht; weil in derselben der Leib dermassen beschwert / daß die Bewegung und Rede dadurch verhindert wird. Solches wiederfähret aber diesen Menschen / der auff dem Rücken lieget / vnn im Schlaff fühlet / als krieche ihm etwas von den Füssen an biß zu der Brust hinauff / und dann ihn als ein Gespenst hart beschwere und drücke. Denn der Athem und die Stimme wird verhalten: deswegen solche Leuthe biß weilen ein Winseln vnn Kirren von sich hören lassen. Etliche halten es für ein lauter Teuffels [224] Werck und Gespenst / welches von den Zaubern und Hexen herrühre: Nun ist wol zu glauben / daß es nit allzeit eine Kranckheit vnn falscher Wahn sey / dieweil etliche /die neben solchen Leuten / so der Alp vexiret / im Bette gelegen / dasselbe Gespenste kommen hören /vnn selbst / daß es rauch gewesen / gefühlet haben. Ja es ist geschehen / und geschiehet noch / daß in dem Hause / da ein Mensch also geplaget wird / alte Vetteln / alle Morgen Feuer / dadurch sie ihre Zauberey verbringen mögen / zu holenn pflegen / und nicht ablassen / biß man ihnen Feuer gebe / und ob man sie gleich abweiset / so nehmen sie es selbsten doch heimlich / mit welchen sie zwar nicht so sehr / als man es ihnen gegeben / zaubern können. Uber dieses greifft ein solch Gespenst nie allein die Schlaffenden /sondern auch die da wachen / und sich wol [225] versinnen / an. Also treibets der Teuffel / und haben die alten Vetteln ihr Spiel. Solches wiederfähret den Manns-und Weibes-Personen / sonderlich aber den jungen Wittben / die wissen nicht von weme sie also beschweret und gedruckt werden. Etliche aber die es wissen / und solchen Alp wol kennen / können dessen loß werden / denn sie wollen / von welchen wir hier nichts sagen wollen. Man findet in Tischreden Lutheri und in dem Augustino daß ein Weib in Ungarn von einem Gespenst ein Kind zur Welt gebohren habe. Wohl zu glauben ist / daß ein solch Gespenste die Melancholische Leute ehe angreiffe als andere / die nit so schwermütig Geblüte haben. Ob sich aber der Teuffel durch natürliche Mittel vertreiben läst / ist noch im Wortstreite / und disputiren viel hiervon die Gelehrten. Etliche halten davor / dieses sey ein Gauckelwerch des Gespenstes und der zauberischen Leute /und müsse durch dergleichen Gauckelwerck des Gespenstes vertrieben [226] werden mit Schelten und Fluchen. Die Papisten halten viel vom Johannis Kraut / und theilen selbigen viel Tugenden zu / daß es nebenst andern wieder mancherley Zauberey und andern Unglück diene / sonderlich wenn es zuvor geweyhet und gesegnet sey / welches Kraut sie denn an St. Johannis Tage / sambt andern Kräutern weyhen / und in die Häuser auffhengen lassen / daher gedachtes Johannis Kraut Fuga Dæmonum genennet wird. Und ich halte meines Erachtens dafür / es sey kein Aberglaube / ob man gleich solches und dergleichen andere gute Kräuter im Hause gebrauchet und auffhenget / doch sage ich diese Bedingung hierzu / daß man GOtt darbey nicht aus den Augen hindan setze / sich darauff verlasse / noch einen GOtt darauß mache. Denn wenn vor das Gespenst Wintergrün / Eisenkraut / Teuffels Abbiß / Rauten / Beyfuß / Pœlonien und rothe Corallen halten mag. Und ob gleich der Teuffel durch ein ernstes Gebeth [227] auch kan vertrieben werden / so seynd doch andere Mittel / denen er feind ist / darneben zu gebrauchen / auch nicht verbothen. Darumb pfleget man biß dahero noch im Pabstthumb mit Weyrauch zu räuchern / von welchen ein Sprüchwort entstanden / daß mancher für ein Ding sich fürchte / als der Teuffel vorm Weyrauch / sintemahl GOTT solche Krafft und Wirckung in die natürliche Dinge geleget hat /daß sie dem bösen Feind zu wider seyn müssen: Derowegen mögen solche angefochtene Leute ohne Aberglauben Pæonien Wurtzel / dessen wir / auch Corallen und Agtstein-Körner stets am Halse tragen. Kan also berührter Alp / bißweilen ein Gespenst /bißweilen eine Kranckheit seyn. Wenn es nun eine Kranckheit ist / so hat sie ihren Sitz umb die Brust und Zwergfell / welches damit eingenommen wird: denn der Athem und Stimme wird verhalten. So kan auch leichtlich das Gehirn / in dem es mit leidet / von den auffrauchenden [228] Dünsten / verletzet werden / weil der Mensch ihm seltzame Dinge einbildet / und sich dadurch der Bewegung beraubet. Indem nun der Mensch sich also ängstiget und quälet / so erhitzet er das Geblüth / welches hernach die schweren Dünste hertreibet. Die natürliche Ursach solcher Beschwerung rühret gemeiniglich von schweren Melancholischen Geblüthe her. Welche derhalben mit solchen und dergleichen Gebrechen beladen seyn / die wollen zu Abends / wenn sie zu Bette gehen / nebenst fleissiger GOttes Befehlung / von meinem erwärmenden Haupt- und erwärmenden Hertz-Elixir von ieden 10. Tropffen / in Melissen- und Johannis Kraut Wasser gebrauchen / und darmit eine zeitlang anhalten. Was die Jungen Witben betrifft / so kan ihnen solch Übel von Verstopffung der Blumen / oder Fäulung des Saamens / leichtlichen begegnen / welche dann / wenn sie das rechte Mittel des Mannes erlangen / am besten in vorige [229] Gesundheit wieder restituiret werden: Im Fall aber mögen Junge Witben / und verlebte Jungfrauen /do sie des Mannes Mittel nicht haben / noch wieder erlangen / das erwärmende Haupt-erwärmende Mutter- und erwärmende Hertz-Ellixier, von ieden 8. Tropffen zugleich unter einander vermischt / des Abends eine zeitlang in Melissen / Beyfuß- und Johanniskraut Wasser gebrauchen. Sonsten wenn bey ihnen viel übrig Blut vorhanden / sollen sie zur Ader /oder ihnen Köpffe setzen lassen. Speisen und Geträncke / welche grob Geblüthe machen / so wohl auch dumpffichte Gemächer und Schlaffkammern / denen das Secret oder heimlich Gemach nahe ist / sollen vermieden werden. Geräuchert Fleisch und Fisch / ingleichen was eingesaltzen / und sonsten schwer zuverdauen ist; Alle junge oder sonst starcke und wohlgehöpffte Biere und schwefflichte Weine: Item alle mühsame Geschäffte unn schwere Gedancken / sonderlich des Abends / sol [230] man meiden und hindan setzen / auch sonsten keine traurige Spectacul ansehen / oder unfreundliche Historien lesen. In Summa / wer diese Kranckheit recht curiren wil / der muß vor allen Dingen die rechte und eigendliche Ursache derselben recht erkennen und in acht nehmen. Ist denn der Mensch von Natur schwermütig / so sol man / wie billich / nach dem jenigen trachten / was ihn ermuntern / und zur Fröligkeit anreitzen kan / utzd denselben / es sey zu Tag oder Nacht / nicht alleine lassen /sondern vielmehr mit ihme freundlich umbgehen / und wo dieses noch nicht helffen wil / die Music und allerley Kurtzweil zu Hülffe nehmen. Hierzu gehöret / was voriger Autor d.l. in Appendice beyfüget. Als pag. 32. etc. da dieses stehet: Gewiß ists / daß die Action des Magens und Miltzens groß unn mächtig / und an stat des Hertzens ist / auch desselben Ambt verrichtet. Denn der Miltz hat in solchen Krümmen / lebhafft und reiche Zahl der Puls-Adern seine [231] Conceptus nicht umbsonst / sondern so offt er seine Conceptus mit der Lust eines andern Alimenti ergreiffet / so ruhet es /und macht nemlich stillstehend den Schlaff. Wer /wenn es nicht vollkommen / oder durch Aengstigung des Magens verwirret wird / so machet er auch verwirrete Träume / wie denn diß dato dafür gehalten wird / daß das Drucken des Alps von den Præcordiis komme. Denn er kömt gemeiniglich / wenn man etwas zu viel harte Speisen auff den Abend gessen /oder der Magen sonst kranck ist. Und solches geschicht nicht denen / die auff der rechten Seiten / sondern die auff den Rücken oder lincken Seiten liegen. Wenn sie nun fast genug geschlaffen haben / so fühlen sie gar sachte / machen sich Gedancken und meynen / sie tasten was mit den Händen / und sehens mit den Augen / können sich aber doch nicht rühren. Und diß ist nemlich der beschwerte und überfüllete Magen / und dessen noch nicht vollbrachte Würckung / darumb [232] wiederfährets denen / die auff der lincken Seiten / dahin sich der Magen-Mund kehret / liegen. Daher sonderlich zusehen / daß der Magen über die Bewegung herrsche / und sonderlich darinnen den Schlaff /Träume und die Bewegung regiere. Denn die Träume des Incubi und Alps sind fast allezeit einerley / wie auch die Ohnmacht sich zu bewegen / so lange der Magen mit dem Schlaffe also beschweret / auffgehalten wird. Von etlichen wird sonst der Alp also beschrieben / als weren es dicke Vapores, die sich in das Marck des Rückgrads zögen / weil wir aber in der Hermetischen Physicâ keine dicke Humores haben oder finden können / so lassen wir solche Meynung billich fahren. Und damit ich auch etwas von mir bezeuge / so bin ich offters / vielmehr vor diesen als ietzo / ehe sich die Hæmorrhoides bey mir geöffnt /mit dieser Plage beleget gewesen. Denn ich bin ein Melancholicus, und also vor diesem mit dem Malo Hypochondriato mehr [233] geplaget gewesen / als Gottlob ietzunder / denn in meinem Themate ist Saturnus derDominus Genituræ, nebenst der Sonnen und Venere, bin derentwegen bewogen worden / unterschiedlicheAutores auffzuschlagen / und wenn mir solches in der Nacht begegnet / habe ich in solchen Drücken gar eben die Autores observiret, war einer und der andere davon statuiret. Möchte mancher wol lachen und sagen / was ist das / und wie räumet sich denn dieses hieher? Antwort / es ist umb Darthuung willen geschehen. Und ist wahr / wie ich auch gar eigendlich empfunden / daß Paracelsus de morbis Ament. fol. 494. A. die Sache am besten beschrieben habe.

Rübezahl macht Mäuse aus Ducaten

Rübezahl macht Mäuse aus Ducaten.

Vor vielen Jahren sol ein Handelsmann mit vielem Tuche auffs Gebürge gekommen seyn / solches loß zuschlagen / und denen zuverkauffen / die es begehren [234] würden. Wie er unterwegens mit solchen Gedancken schwanger gegangen / und auff seinen Profit gedacht /denn er flugs draus machen wolte / so ferne sich nur ein Kauffmann ereignete: Siehe / da kömt gleich der unerkante Rübezahl / und fraget was er zu kauffe habe? Wie ihme die Antwort aber wird / daß es Gewandt sey / und den Preiß vernimt / läst er ihme 50. Ellen abmessen / und zahlt auch auff der Stelle dafür /bey anderthalb hundert Thaler an lauter Ducaten: welche der Handelsmann in seinen mit sich genommenen Kober streichet / und seines Weges förder reiset: Sich glückseelig preisende / daß er auff der Landstrassen so eine herrliche Messe gehalten / als er vielleicht auff keinem Jahrmarckte thun möchte. Aber solches Frolocken war zur Traurigkeit endlich hinauß gelauffen /wie er nach Hause gekommen / seinen Kober eröffnet / und das Geld zu seinem Schatz hat legen wollen: Denn da hat er keine Ducaten [235] gefunden / sondern es waren lauter Mäuse darauß gelauffen / daß der Kerl dafür erschrocken / über laut geschrien / und davon gelauffen ist. Aber / du magst sagen / wie / zum Veltens Kranckt! sind denn die Mäuse in den Kober gekommen? Wenn ich hierauff antworten sol / so gestehe ich / daß ich gleichesfalls so wenig davon wisse /als von folgender Mäuse Historien: Nemlich / es erzahlte mir etwan vor vier Jahren ein vornehmer Magister, bey Königsberg her / allhier mein sehr guter Freund / daß in seinem Patriâ auff einer breiten und grossen See die Fischer ihre Netze ins Wasser stellen sollen: Zu welchen sie hernach etwan umb den andern oder dritten Tag sich erstlich wieder hin machen / und zusehen / was sie abwesend gefangen haben. Bey solchen ihren Netzen aber / die sie / oder ihre etliche /hin und wieder in der See verstellen / sol ein ieglicher eine hohe Stange stecken / die weit aus dem Wasser hervor gucket / oben aber auff der [236] Stange sol man Strohwippen oder Wische stecken und knüpffen /damit man solche Zeichen desto eher in der ferne erblicken möge. Wenn nun aber solche Fischer nach Verlauff etlicher Tage zu ihren Netzen hinan gefahren / so sollen sie oben im angehefften Stroh offte viel kleine Mäußlein finden. Wie zum Guckguck! kommen allhier die Mäuse her? Kommen sie etwa aus der See? Wie man denn lieset beym Unzero de Sale, Bancirillo seu Comment. Salmuthiano, und andern Naturkündigern / daß Mäuse in den Schiffen / drinnen Saltz gefahren wird / oder welche auff dem saltzigen Meer fahren / sollen gezeuget werden? Aber was hat jene Bewandnüß hiermit zuthun? Indeme dieses Wasser süß und nicht saltzig ist. Daß die Mäuse zwar Spiesse können hinauff klettern / ob sie gleich nicht rauch / sondern glatt seynd / ist ausser allem Zweiffel / indeme mans zum öfftern erfahren hat: Aber hiemit ist noch erstlich die Bekümmernüß [237] weiter fort zusetzen / wie und woher die Mäuse unten an solche Spiesse erstlich ankommen mögen. Schwimmen sie etwa vom Ufer oder Lande über das Wasser hin? Welches gleichfalls von dem Ungezieffer kan verrichtet werden / indeme ich es selber mit Verwunderung gesehen habe / zu Netzlingen aufm uralten Schlosse / da eine Mauß gantz über den Graben schwam: Aber so sind dieses erstlich nicht grosse und erwachsene Mäuse /welche die Fischer im Stroh ertappen sollen / sondern eine junge Bucht / und kleines schwaches Zeug: Zum andern so scheinet es auch unmüglich zu seyn / wenn es auch gleich grosse Mäuse weren / in deme solche Stangen sehr weit ins Wasser hinein vom Ufer eingestecket werden: Also daß es unvermuthlich scheinet /daß den weiten Weg hin solch junges Mäusewerck schwimmen solte oder könte. Doch wil ich mit diesem Grunde jene Historia nicht umgestossen haben / da zu Mayntz über den [238] breiten Rheinstrom die Mäuse Hauffenweise zum Bischoff Hattonem hinüber geschwommen seyn / und ihn im Thurme auffgefressen haben: Sintemal solches ein Wunderwerck GOttes gewesen /ungeachtet / ob es gleich der Jesuit Serarius nicht für warhafftig erkennen wollen / sondern vielmehr aus berührtem fundamento, unter andern verworffen. Aber gesetzt / doch nicht zugegeben / daß die Mäußgen da hinan schwimmen: So frage ich drauff / was sie allda machten oder verlohrn hetten? Schauen sie sich etwa umb / wie die Corizæi ob andere grosse Mäuse nachkommen / die sie dahin getrieben? Oder steigen sie auff dergleichen Speculas und Warthen /gleichsam triumphierende / daß sie entweder den Katzen entkommen: Oder daß sie nunmehr die Helffte ihres Weges fast verrichtet: Oder suchen sie / nach erlittener Mütigkeit / Außruhung auff den Stangen / wie von den Störchen und andern [239] Vögeln geschwatzet wird / daß sie in grosser Menge auff die Schiffe fallen sollen / drüber sie nach dem Außgange des Sommers gegen dem Herbste von uns zu fliegen / gesonnen seyn / wenn sie sich ins warme Land begeben wollen. Doch was hievon zu halten sey / sol der begierige Leser häuffig und gründlich zu erwarten haben / in einem besondern Tractat, welchen ich nenne: Des Storchs unn Schwalben Winter-Qvartier. Oder klettert das Lumpenzeug derentwegen die Spiesse hinauff /damit es gleichsam als auff einem Mast-Baum / frisch Land erkundigen möge / dahin es weiter schwimmen wolte? Aber solche Muthmassungen sind alle vergeblich / wenn man auch gleich zugeben wolte / daß solche Mäußgen im selbigen Wasser veneriret würden: Sintemahl es gar zu klein ist / und gäntzlich keine Kräffte hat / an solchen Spieß hinauff zukommen / ich geschweige in der See weiter zuschwimmen. Aber[240] gleichwol wo kömt denn endlich das Geschmeisse her / möchte ich wohl wissen? nehmen etwa die Fischer solches Stroh auff den Scheunen und Ställen / drinnen die Mause vorher gehecket / und drauff ihre Brüt verlassen / welche hernach vollends von der Sonnen Wärme hervor kömt / und absolviret wird? aber so fehlet dieser Grund auch: sintemal die Leute frisch Stroh zu solchen Wischen gebrauchen. Und gesatzt /daß es alt Stroh were / so müsten auff solche Weise allenthalben auch auff dem Lande überflüssig und zusehend Mäuse gezeuget werden / welches doch nicht erfahren worden. Oder kommen sie etwan aus dem Spiesse / wie jener Philosophus erweisen wolte / daß aus dem Spieß ein Soldat / und wiederumb aus den Soldaten ein Spieß könte werden. Sed ex qvovis ligno non fit Mercurius. Oder regen sie etwa vom Himmel /wie man Meteorologicis von den Fröschen [241] lieset /daß solche mannichsmahl gar klein im Regen herunter gefallen? Aber solches wil die Zeit nicht zugeben: Sintemahl berichtet wird / daß solche Mäuselein bey gutem Wetter / da gar keine Nässe vorgefallen / generiret werden. Woher kommen sie aber gleichwohl /einmahl sind sie richtig da? Da siehe du zu: so antworte ich billich mit Herrn D. Luthero nach dem Beschlusse des unergründeten Worts Dudaim. Vielleicht steigen sonderliche Dünste aus dem Wasser in die Höhe / welche sich oben im Stroh setzen / und dasselbe zur Mäuse Zucht beqvemen / wenn die Sonne starck hinein würcket.

Rübezahl macht Hahnebutten zu Gold

Rübezahl macht Hahnebutten zu Gold.

Ein ander armes Weib sol in gleichen Gedancken vor diesem auffs Gebürge gangen seyn; Vorhabende eine ziemliche [242] Anzahl der Hanbutten oder Rosenknöpffe zupflücken: Und solche hernach für ihren Magen zugebrauchen. Wie es denn auch geschehen; daß sie des Zeuges nicht wenig angetroffen; welches sie nach Hause geschleppet / und biß zur reiffen Zeit beygeleget gehabt. Aber wie sie endlich gedencket / daß es mehr oder mürbe genug seyn möchte / war sie hinzugegangen / und hatte von den Hanebutten etliche kosten wollen: Aber hatte sie vermercket / daß es lauter güldene Knöpffe gewesen: Die sie hernach gar theuer ausgebracht: Wie sie ihren Armuth in Reichthumb versetzet. Das heisset die Zeit bringt Rosen: Oder vielmehr die Rosen bringen eine güldene Zeit. Ergo, Durabo, & memet rebus servabo secundis. Wer weiß wo Hase laufft; Und ich meine güldene Knöpffe noch auch einmahl mit GOttes Hülffe breche.

Rübezahl machet aus Hollunder gediegen Gold

[243] Rübezahl machet aus Hollunder gediegen Gold.

Eine andere Kräuter Frau sol sich auff dem Gebürge nach Schüpgen beworben haben; Unter welchen bemühen sie denn auch einen grossen Tragekorb voll davon gebracht: Daraus sie gedacht Muß zusieden /und solches hernach andern Leuten zuverkauffen. Indeme sie aber damit zu kehre gehet; Ja es schier ins Werck gestellet gehabt; drauff sie das caput mortuum, oder daß hinterstellige unnütze Zeig wollen wegwerffen; da sol sie gewahr geworden seyn / daß die Körner lauter gülden Grüß gewesen: Die sie hundertmahl theurer loß geworden; als den Safft / welchen sie darneben draus gemachet.

Rübezahl bildet einem Rauppen ein

[244] Rübezahl bildet einem Rauppen ein.

Ein reicher Mann sol vorweilen einen grossen Garten gehabt haben / drinnen trefflich viel Obst-Bäume gestanden. Von welchen er Jährlich viel Thaler zuerwarten gehabt / wenn er das Obst abgenommen / und andern verschachert gehabt: Drüber er auch trefflich hochtrabend und stoltz mit der Zeit geworden; daß schier kein Mensch füglich mit ihme mehr hat umbgehen können: Wie dieses der Rübezahl gemercket, soll er unzehlich viel Raupen gleichsam an allen Bäumen gemachet haben: Wenn der reiche Schinder in seinen Garten kommen: Also / daß der Kerl endlich drüber in desperation gefallen / und Leid anthun wollen / wenn der Gärtner nicht drüber solte zu masse gekommen seyn / die Ursache erfraget / [245] ihn getröstet / und berichtet hette daß er ja die geringste Rauppe nicht an den Bäumen finde / welche er ihme schlechter dinges einbildete: Welches denn der desperate Wucherer kaum glauben wollen; wenn ihm sein Gärtner nicht mit Gewalt in den Garten auffs neue geschleppet / und die reinen Bäume gezeiget hette. Wie aber dem Juden nunmehr die Augen recht wiederumb geöffnet gewesen / sol er in sich geschlagen haben / und den Hochmuth hinfahren lassen.

Rübezahl machet Ducaten aus Mist-Käfer

Rübezahl machet Ducaten aus Mist-Käfer.

Ein Wurtzelmann sol einst ungefehr ein trefflich Hauffen Käfer im Kühe-Mist angetroffen haben / so viel er sein Lebelang noch nicht bey einander gesehen. Weil er aber einen grossen Kober bey sich gehabt / sol er solche Käfer daselbsten [246] hinein gescharret haben / damit er sie seinem Apothecker mitbringen können weil er vorher etwan einmahl ungefehr gehöret gehabt / daß man Wasser aus solchem Ungezieffer destillire, welches sehr köstlich wider die Schwindsucht sey. Und also war er mit den Dreck Krebsen fort gewandert / die anfangs ein grausen Wesen im Kober gemachet hatten / wie er ihn auff seinem Buckel gehabt: Endlich aber war das Zeug immer stiller und stiller geworden / daß er nichts mehr gehöret / da es doch vorher sehr gerauschet gehabt. Derentwegen er sich denn verwundert / wie er nunmehr nach Hause gekommen / den Kober eröffnet hat / da er im geringsten keinen Käfer mehr angetroffen / sondern lauter Stein-Kohlen / und 20. Ducaten drunter / welche er ohn einige Destillation, zu seiner Schwindsucht gebraucht / indeme er dieselben in wenig Wochen verschwendet und durchgebracht hat; Doch damit ich mein vorig [247] gesagtes corrigire, so hat er solches Geld auch per inferiorem gutturum destilliret, und ein aurum potabile für die Schweine draus gemachet.

Rübezahl verwandelt Blätter in Ducaten

Rübezahl verwandelt Blätter in Ducaten.

Es hat mir dieses Stücke unn nachfolgende mit einander gar viel richtige Geschichte selber erzehlet Anno 1662. den 6. und 7. Junii in Leipzig ein sehr glaubwürdiger und kunstreicher Apotecker von Hirschberg / (nach dem er seine Reise hierdurch hatte / und mich / um vorhabendes Werck zur Vollkommenheit in etwas besser zubefördern / großgünstig auff meinem Lesamente in Paulinô Collegiô, auf Juncker Caspar Barthes [248] sel. gewesene Stube / zusprach / und wacker aus der Erfahrung unn langwierige Erkundigung discurrireten,) ein fast ältiger Mann / und selber aus Schlesiē in obgemeldter Stadt / so nur 2. Meilen von des Rübezahls Residentz gelegen bürtig / nemlich es sol vor wenig Jahren eine arme Kräuter-Fraue / sambt ihren zweyen kleinen Kindern auffs Gebürge getragen seyn / mit sich führende einen Korb drinnen sie gedacht Wurtzeln zu graben / und solche hernach zuverhandeln / oder an die Apotecker zubringen / drauff sol sie auch eine grosse Hucke feiner Wurtzeln zu wege gebracht haben / aber sie war drüber aus dem rechten Wege gerathen / [249] da sie denn nicht gewust / wo auß oder ein / biß ihr gleichsam ein Bauersmann erscheinete / und ohngefehr (es war aber der Rübezahl gewesen / im Irrthume zu sie kömt / sprechende! Frau was sucht ihr so ängstiglich / und wo wollet ihr hinaus? Sie antwortet / ach ich bin ein armes Weib / und habe weder zubeissen noch zubrechen / derentwegen ich bin genöthiget worden herauß zuwandern / unn etwas Wurtzeln zu graben / unn mich und meine hungerige Kinder zu erhalten / und nun bin ich aus dem Wege gerathen / und kan mich nicht wieder zu rechte finden: Ach hertzet Mann / erbarmet euch doch / und führet mich aus dem Gebüsche auff die [250] richtige Strasse / daß ich fortkommen kan. Der Rübezahl antwortet: Frau /seyd zu frieden / ich wil euch schon den Weg zeigen. Aber was macht ihr mit den Wurtzeln / damit werdet ihr ihr wenig verdienen / schüttet das Zeug aus / und pflücket euch von diesem Baume so viel Blätter ab als ihr wollet / daß der Korb gantz voll werde / das wird euch besser bekommen. Resp. Auch wer wolte mir davor einen Pfennig geben / es ist ja nur gemeines Laub / das nichts tüchtig ist. Resp. Ey Frau / lasset euch sagen / und schüttet eure Lumpen Wurtzeln auß und folget mir / etc. Allein es hat der Rübezahl diese Vermahnung so vielmals vergeblich repetiret, [251] daß er selber fast müde drüber geworden / weil sich die Frau nicht hat wollen einreden lassen / biß er selber zugreiffen muß / und mit Gewalt die vorigen Wurtzeln herauß stürtzet / dafür aber ein Hauffen Laub / von einem nahe dabey stehenden Busche hinein streiffet /die Frau damit davon zugehen befiehlet / und sie auff den rechten Weg bringet / drauff die Frau mit ihren Kindern unn belaubtem Korbe (zwar wider Willen /) eine weite fort gemarchiret / biß sie abermahl schöne Wurtzeln im gehen ansichtig geworden / da sie neue Lust zu graben / und selbige mit sich zu nehmen bekömt / weil ihr war eine Hoffnung in die Achsel gefahren / sie würde hiemit [252] mit was mehrers erhalten /als am nichtigen Laube: Drauff sie den Korb umbstürtzet / und den vermeinten Qvarck heraus geust /und ihn wiederumb mit Wurtzeln besacket / damit sie nach ihrer Behausung / Kyrschdorff / gewandert ist /und alda die außgegrabene Wurtzeln vō noch anklebender Erde gesaubert / zusammen gebunden / unn vor allen Dingen aus dem Korbe heraus geschüttet hat / drüber sie etwas flinckern siehet / und dannenhero Anlaß nimt fleissiger darnach zusehen / was es gewesen / wie solches geschiehet / sihe / da findet sie etliche Ducaten unten im Korbe stecken / welche übrig geblieben waren von dem Laube / so sie auff dem Gebürge / [253] so unbedachtsam / und nicht reine heraus geschüttet gehabt / drüber sie theils über die Massen erfreuet wird / theils auch sich betrübet / daß sie das Laub nicht alles behalten / dannenhero sie denn auch wieder zu rücke läufft / und Nachsuchung thut / aber vergebens / denn es war alles verschwunden gewesen. Doch gnug.

Rübezahl straffet seinen Lästerer

Rübezahl straffet seinen Lästerer.

Eben vorgedachter Meister der gelahrten Kücke / erzehlete mir auch / wie einer mit Namen Michael Hehrhold / der noch ietzund am Leben ist / und zu Bautzen sich auffhält / (welcher auch allhier aus Leipzig seine Frau geheyrathet [254] hat / etc.) Vor Jahren mit andern Burschen aus Schmiedeberg auff dem Gebürge gewesen sey / sich droben lustig gemachet / und guter Dinge gewesen / theils weils die Compagnie so mit sich gebracht / theils auch / weil das schöne und beständige Wetter nichts anders hat wollen zulassen: Drüber obgedachter benanter kurtzweiliger Mann so nichtig und verwegen geworden / daß / wie er nunmehr vom Berge ohne Anfechtung herunter gewesen /und schier zu Kirßdorff mit den Seinen angelanget / er in diese Wort heraus gebrochen: Nun / du Rübezahl /ich habe mein Lebtage viel von dir gehöret / daß du treffliche Possen könnest machen: Aber ich habe es noch allbereit von dir nicht erleben können / daß ich auch etwas von dir gesehen hette; darumb scheu dich heraus / [255] du Schelm / du Dieb / du Hundsfutt / und lecke mich hie im Arsche! Drüber er denn seine Hosen vom Fetzer herunter gezogen / und den blossen Hindern zum Berge hinauff geweiset. Aber höre wie es ihme belohnet wird; kaum hatte er seine Hosen wieder mögen hinauff ziehen / da war ein ungeheures Wetter erfolget / mit solchem Donner / Blitzen / Krachen / und Platzregen / daß sie nicht anders gedacht haben / es würde der Jüngste Tag kommen: Ja er sol noch GOtt mit den übrigen gedancket haben / daß sie dem Ungewitter lebendig entronnen sey / und in eine Beherbergung gerathen. Das heisset / man sol den Henger nicht an die Wand mahlen / er kömpt wohl selber. O wie vielen hat der Lufft-Fürste also abgegeben / die ihn geäffet haben! Denn [256] niemand ist ungerochen sonderlich davon gekommen / der ihn in seiner Nähe / bey und auff seiner Clause / beschimpffet hat; Wie solches häuffige Eventus und Außgange gnugsam bezeugen. Doch gnug.


ENDE.

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TextGrid Repository (2012). Praetorius, Johannes. Prosa. Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-7D08-3