8. 25
Vom Mertzen redet folgendes Philippus Camerarius Cent. 1. Hor. subcis. c. 73. also. Es hat mir ein gar glaubwürdiger Mann erzehlet / welcher lang in Egypten und andern Orten in Asien gewesen / auch es selbst etliche mahl angesehen hat. Nemlich daß er gesehen habe nit einmahl an einem Ort bey die Pyramides in Egypten (dahin eine grosse Menge Volcks auff einem gewissen Tag im Martio sich finden solle / die Aufferstehung deß Fleisches / wie sie es nennen / anzuschauen) unterschiedliche Leichnam auß den Gräbern almählich herfür ragen / nicht zwar in völligerStatur, sondern nur bißweilen eine Hand / bißweilen die Füß / bißweilē der grösseste Theil deß Leibs: Welches miteinander sich unter die Erde / hernach wiederum verstecket und hinein kreucht. 26 Wie dieses Ding den meisten verwunderlich und frembd vorkam / und ich es auch gerne gewisser erfahren wolte; So habe ich mich weiter bey meinem Schwager einē vornehmen Mann etc. (welcher an den Ortern zugleich mit dem Alexandro Schulenburg verreiset gewesen) befraget / ob er dasselbe / was wir nunmehr erzehlet /auch selber erfahren habe / oder von andern gehöret? Derselbe hat mir darauff geantwortet / er habe es zwar selber mit Augen nicht angesehen / dennoch habe er es von gar vielen gehöret / daß sich die Sach nicht anders verhalten solle. Also daß es in der grossen Stadt Cair / [518] und andern Egyptischen Oertern gar kein Fabelwerck / sondern als eine sehr wol bekante und gewöhnliche Sach gehalten werde. Im übrigen damit mir dieser Freund dē gefastē Zweiffel gäntzlich benehmen möchte / zeigete er mir ein Italiänisch Buch / so vor vielen Jahren zu Venedig außgegangē / in welchem unterschiedene Reise Beschreibungen vieler Venedischē Abgesanden / so in die Asiatische / Scythische /Æthiopische und andere Gräntzen verreiset gewesen /beschrieben waren. Under andern war auch drinnen /folgende Reiß-Beschreibung / dessen Tittul ist:
Utaggio di Messeo Alvigi di Giouanni di Alessandria nelle indie.
Woselbsten zu Außgang diese von mir verdolmetschte Rede stund: Dann vom 25. Martii im Jahr Christi 1540. sind viel von den Christen / nachdem sie etliche Soldaten von den Janizarn zur Salvaguardiâ zu sich genommen / nach Cair gereiset / zu einem Berg / welcher 2. Meilen von dem Fluß Nilo gelegen / da vor Zeiten die Begräbnüß der Alten gewesen / wie solches heutiges Tages bey uns von dem heiligen Felge könte gesprochen werden. An diesem Ort aber pfleget jährlich eine überauß grosse Mēge Volcks sich versamlē /damit sie die begrabene Leichnam gleichsā auß den Gräbern wiederum aufferstehē sehē. Dieses Spectakel hebet sich an am Donnerstag gegē dē Abend / unn weret / biß zū Sontag: Alßdann verschwindet alles wiederum. [519] Man kan aber um vorgedachte Zeit sehē etliche Leichnam / und zwar wie sie vor alters in ihre Sterbküttel sind eingewickelt wordē. Man siehet sie aber nicht / daß sie sich solten auffrichten / vielweniger herum gehen. Sondern man trifft da eins und das andere Glied an; da man bald einen Arm kan anrühren / bald ein hervorragendes Bein oder Fuß / oder ein ander Theil deß Leibes mag antasten. Hernach spatziret man etwas weiters fort / und so man wiederum umkehret zu das vorige / so findet man solchen Arm /Bein etc. noch mehr auß dem Sand herauß stehend /und wann man abermahl weggehet / und sich anders wohin wendet / und wiederum zurück gehet / so siehet man allezeit Augenscheinlich wie immer, mehr und mehr von solchem Glied herfür wachset. Um obgemelte Zeit trifft man auch viel Gezelte um den Berg herum an; Dann es haben die Kranckē sowol als die Gesunde solchen Wahn / in dem sie hauffen weiß hinzu kommen / daß wer in dem benachbarten oder nahe anliegenden Wasser oder Pfütze / unn zwar in ebē der Nacht / welche vor dem Freytag hergehet /sich wasche und bade / seiner Gesundheit trefflich zu Hülff komme. Aber ich habe dieses Wunderwerck nit gesehen. Bißhieher vorige Reiß-Beschreibung. Es thut aber noch ferner Erwehnung von dieser Sach derFelix Ulmensis Dominicus, welcher an selbigen Orten gewesen / und [520] seine Walfahrt / die er ins Gelobte-Land und Egypten gehabt / selber in seiner Mutter-Sprach beschrieben / und in Druck befördert hat. Ob nun aber dieses Wunderwerck / wie die albern Leut (dann Egypten ist vor diesem unn auch noch anitzo trefflich vol Aberglauben / und gleichsam eine Mutter der Abgötterey) ihne einbilden / eine Anzeigung und Bekräfftigung / der Aufferstehung deß Fleisches / und deß künfftigen Lebens / oder ein Teuffels-Betrug sey / welches nur ein Wahn und nicht in der Warheit bestehe / (quod accidat ex Phantasmate & Phantasia), wie die meisten urtheilen; Solches lasse ich an seinem Ort gestelt seyn / indem ich es hier nicht vorgenommen habe zu bekräfftigen oder zu schwächen. Es mag ein jedweder dafür halten / was ihm gut deuchtet. Lambertus Danæus zwar / da er handelt von guten unn bösen Engeln / macht diesen Unterscheid Phantasma und Phantasiam, daß jenes sey / wann uns von bösen Geistern ein Ding vorgebracht wird / das wir niemahls gesehen haben / nach dem Zeugnüß deß Augustini: Dieses aber / wann uns solches für Augen gestellet wird / das wir vorhin schon gesehen haben. Confer Hondorff. promt. Exempl. part. 1. ad. præcept. 2. fol. 293. ex Bernhardo von Breytenbach. Item Kornmann. de Miraculis mortuorum part. 2. cap. 38.
Bißhieher / wie ich dafür haltē wil / werden [521] wir nunmehr wohl gnug fürgebracht haben von unterschiedlichen fürnehmen Jahrs-Zeiten und Festen /drinnen der Teuffel sich mit seiner Kunst verführung geschäfftig bezeiget / unn erzeiget. Es ist aber eigentlich unser Vorhaben / von der Brocks-Bergischen Hexerey zu reden / welche sich den ersten May begiebet. 27 Wie über alle vorige Authores auch dieses bekräftiget VVolffgangus Heiderus Vol. 2. Orat. pag. 1212. 1213. wann er folgender massen redet: In Sylva Hercynia summus est Mons Bructerus, quem tamen Saxoniæ non invideums, & quia gentis vetustissimæ nomen & memoriam servat, à doctis viris meritò & à Thuringis mediterraneis, quibus vertices suos semper ostendit, suspicitur & mango in pretio habetur. Ejus in fastigio quotannis illa nocte, quæ ferias Walpurgis antecedit, convolare dicuntur Magæ & Veneficæ, incantatrices & Sagæ scopis ac furcellis inequitantes & choreas ducere, suoque principi novum sacramentum dare. Dessen Verdolmetschung hat der günstige Leser zu finden oben angeführet im erstē Theil im 2. Capittel.
Und also ist nunmehr zur Gnüge gehöret worden von der Hexenfahrt um den ersten May / das τὸ ὅτι oder daß es geschehe / es sey gleich auff was Art es wolle. Hierauff folget [522] nun billich das τὸ διότι, das ist / warumb der böse Feind auff solchen Tag eigentlich sein Spiel haben und behalten wolle. 28 Weil mā ja solches von langer Zeit her unverruckt höret. Hierauff antworte ich / nach meinen Gedancken und bedüncken / daß auß folgenden Ursachen zweiffels ohne etwas dahinder stecken müsse: Nemlich ich bin deß Sinnes / daß die Hexenfahrt auff den ersten May geschehe entweder wegen
() 1. P hilippi, Iacobi oder Walpurgis Tag oder Fest.
() 2. R ettung der Walpurgis von Bezauberung.
() 3. O pfferung der Römer den Laribus und Præstitibus.
() 4. G eilheit der Weiber / die sich alßdann erreget.
() 5. B lühende lustige Zeit / so alßdann anfänget.
() 6. E xorcismum / oder Verbannung der Geister von Philippo geschehen.
() 7. R ömische Floralia oder Majumæ, so alßdann vorgangen.
() 8. G antz sonderbare unn rare Jahrszeit
() 9. A bzehlūg deß Israelitischē Volcks.
Was die erste Ursach betrifft / so ist bekant / dz auf dē ersten May unterschiedliche Heiligē zu feyern / oder ihre Tag zu begehen vorfallen. 29 [523] Nemlich man celebriret alßdann das Fest Philippi, Iacobi, undVValpurgis, drey Heilige zugleich / wie solche verzeichnet sind von Paulo Ebero in seinem Calendario Historico pag. m. 178. wiewohl etliche diesen Tag alleine dem Philippo und Iacobo; etliche der Walpurgen alleine zuschantzen / wie dieses gleichsam insinuiret Barthol. Schönborn in Comput. Astron. p.m. 52. da er von dem ersten Maji saget / daß er sey Philippi und Iacobi, nach andern aber Walpurgis-Tag. 30 Noch ferner findē sich auch etliche Andere / welche die Walpurgen auff den vorhergehenden Tag / oderdreyssigsten und letzten April verlegen. Philippo und Iacobo aber dē erstē Maji überlassen. Wie solches gethan hat Christophorus Richter in seinem Schreib-Kalender deß 1661sten Jahrs. Welches auch vielleicht gemeinet hat Baptista Mantuanus in Fastis l.c. wann er saget:
Majetuas faciunt celebres duo Festa Calendas,
Atque simul veniunt lucem duo gaudia in unam.
Und nach etlichen Versen:
Ista dies Iacobe tibi, tibi Sacra Philippe,
Hæc nemorum vobis damus ornamenta comantum.
Weil nun also drey / oder doch aufs wenigste [524] zwey heilige Leut und Apostel an diesem Tag von alters her sind feyerlich gehalten worden; als welche Heiligen es auch sehr wohl um die Christliche Kirch verdienet haben / daß Ihr Gedächtnüß theils noch jetzund /theils bey unsern Vorfahren insonderheit ist hoch gehalten und begangen worden: Wie dann gedachterMantuanus was den Iacobum betrifft / sehr herrliche ruhmwürdige Sachen anführet / in folgenden:
Tu Christi Sobrinus eras, Iacobe, vocabant
Te Domini fratrem comites, quia vultus utrique
Unus erat, Solymis pastor tu primus in oris,
Mystica supremæ referens convivia cœnæ.
Tu primus Cyatho, primus tu pane litasti;
Tu justus, Tu Sanctus eras, cognomina turbæ
Hæc tibi tradiderant. Christi post funera fama est,
Te tolerasse famem, donec redivivus ab umbris
Exiit, & mensæ jussit te accumbere Christus.
Denique tu celso templi de culmine præceps
Missus est, atque odio Christi percussus acuto
[525]Stipite, & excusso translatus in astra cerebro.
Hanc putat ob noxam Iosephon, qui patria bella
Texuit, Hebræorum urbem cecidisse superbam
Fataq; Iudaicæ venisse novissima genti. 31 Was deß Philippi Verdienste belanget / so sol dz seinige schon unterwerts füglig angeführet werden. Ist also an beyden gar nicht zu zweiffeln / daß sie es uns nicht solten verdienet haben / wann wir jährlich mit den Altvättern ihr Andencken feyerlich begehen. Weil nun also solches vorlängst billich geschehen / und man zwar allebeyde wol verdiente Apostel auff einen Tag rühmlich helt: Dannenhero das Fest verdoppelt /und grösser gemacht wird. So mag es nach meinem Wahn dem bösen Feinde flugs von Anbegin der Christl. Kirchen im N. Testament (da dieses Festivum conjugium Sanctorum gestifftet ist) verdrossen und verschnupffet haben. Und ist vielleicht flugs nach seinem tausent künstlichen und listigen durchtriebenē Drachen. Kopf dahinder hergewischt / damit er den Göttlichen Sachen möchte Abbruch thun / (weil eben diese Apostel vorher ihm sehr zu wider gewesen / da sie insonderheit deß Teuffels Reich zuverstören grossen Fleiß angewant haben) und den Feyertag verschmelern / hat alsobald seine Capel an deß liebenGOTTES Kirche gezimmmert / und ist darauff[526] auff als ein schlauer Vocativus oder Vocans auff allen Gassen herum gangen / die Menschē zu seiner angeordneten Kirchweyh zu nothigē. Vnd nachdem es ihm gelungen / hat er solche Meß und Messes immer multipliciret / und bißhieher continuiret.
Ferner kan auch wohl die Walpurgis selbst Ur sach seyn / daß der Teuffel auf ihren Tag solch Wesen führet; Indem sie / wie sie noch am Leben gewesen / durch ihre Heiligkeit dem Teuffel sich gewaltig zuwider gesetzet / und für andere Weiber bestürmet hat. 32 Hierdurch mag der Teuffel etwann Anlaß genommen haben / ihren Feyertag mit seinen Burschen zu schimpffieren / und durch alle Jahr dafür Abrechnung halten. Ja da sie sonst nach ihrem Namen / (da sie Nieder-Sächsisch Wolborg genennet wird)wol eine gute Burg ist / so machet jetzund der verschmitzte Satan auß ihrem Namen Walborgs gleichsam per Anagrāma Brogs-Wal anzudeuten / daß er stets auff Walpurgis Tag wolle auf dē Brogs-Bergwallen oder Walfahrt halten.
Doch kan hierzu auch wohl Ursache seyn / das Heidnische Götzen-Opffer / da die Haußgötzen und Kobolte so die Römer Lares und Præstites genennet haben / vor diesen auff den ersten May sind angebetet und geehret wordē / nach dē Ovidium, welcher beymPaulo Ebero in Cal. Hist. p. 178. also redet:
[527]Præstitibus Majæ Laribus videre Calendæ
Aram constitui, parvaque signa Deûm. 33 Solches Fest mag er vielleicht noch heute continuiren / und nachdem man ihn nunmehr (GOtt sey dafür gedancket) in Häusern keine Ehr anthut / eine andere Gelegenheit flugs nach Caroli M. Zeiten / als deß ersten Idolomachi gesuchet haben / seine Opffer in gegenwertigen Stand bey uns in Teutschland auff dem Brockels-Berg zu erhalten / und von seinen Bedienten nebenst der Huldigung anzunehmen.
Noch ferner kan die Zeit auch selbsten verdächtig seyn / indem die Weibs-Bilder / die grösseste Lust und Geilheit im Majo befinden sollen / wie hernach auß den Floralibus wir abnehmen können. 34
Oder wil man sagen / daß der Teuffel auch so weit GOttes Geschöpffe mißbrauchen wolle / indem er dasschönelustige Wetter und die blühende Zeit vor andern theilē deß Jahr zu seinem Sabbath nimt / so kan ich es auch leicht geschehen lassen. 35 Was zwar das sonderlich erfreuliche Wetter belanget / so ist es nicht ohne / daß man nicht mit aller Billichkeit ja auch sagen könne / Omnia nunc florent, nunc formosissimus annus. Ja es haben die Alten [528] auch nicht unbillich dannenhero den Florianum selbsten seinem Namen gemäß zu diesem Monat gebracht / und ihm den 4. May / nach dem Computo Astr. Schönborns eingeräumet; An welchem auch zum sonderbaren Andencke alhier zu Leipzig mein hochgeehrter Herr Beförderer Hr. D. Beer p.m. Professor Botanices seine jährliche Kräuterschul in spectatissimo horto Medico angehoben hat Ja es sind wol gar etliche / welche diesen Monat Majum von solcher Begrünung her deriviren wollen / nemlich von Mäyen / das ist grünen Zweigen / wie in solcher Opinion begriffen gewesen Iohannes Goropius Becanus. Doch wollen etliche anders sinnes seyn / unn damit ich alle Meinungen data occasione zugleich in einen Augenschein anführe / das Wort Majus May hernemen entweder von
1. B elaubten Zweigen.
2. R eisefahrts-Traum-Trancke.
3. O bacht der Mägdlein.
4. C onjugio oder Freyhen.
5. K ahn-Spielen / so Majumæ genant worden.
6. E delheit oder Majestate
7. L ust und Begierde.
8. S upernaturalibus Magis.
9. B efeuchtung.
10. E ltesten.
11. R egen.
12. G öttin Maja.
[529] 1. Was das erste betrifft / daß Majus von Mayen herkomme / ist schon geschlichtet im 6. Cap. () 10. wie auch †. 4. †. 5. 36
2. Was den Tranck anlangt / so kan hiervon gelesen werden / was D. Iacobus Tappius schreibet: Usus ejus primum excogitatus dicitur, ut Duces exercituum, qui perpetuis curis & vigihis vexantur omni labore & solicitudine liberati, eo somnum sibi concilient. Quam ob causā Magnus Sultanus Badur, ut Garcias tradit, Martino Alfonso de Sousa, Consiliario Regio, quem plurimum dilexit, eiq; consilia secretiora credidit, dicere solitus est, quod si in somnis Lusitaniā, Brasiliam, Asiam minorem, Arabiam & Persiam adire vellet, se pauxillum, Bangue Saccharo. conditum, & paulo ante enarratis aromatibus commistum, patrioque idiomate Majus vocatū, devorare. Wann man diesen ein wenig weiter nachsinnet / so solte man fast der Meinung werden / als wann Majus ein Türckisch Wort were / und von benanten Schlafftrunck den Namen habe: Als welchen /od' dergleichen Tranck der Bösewicht den verführten Weibern vielleichte beybringet / wie ihrer viel dafür haltē / dadurch die betrogene Teuffelsbälge in einē tieffē Schlaff gebracht werden / unn drinnen solche Phantasey bekommen / da sie hernach auffwachend nit anders meinen als weren sie weit über Feld gewesen / und hetten sich sond'lich mit ihren vermeinten Fahrts-Genossen trefflich lustig gemacht. 37
[530] 3. Es ist bekant / daß die Mägdlein und Jungfern auch in diesem Monat nicht schlechte Lust haben /indem sie ihres Hertzens Freude an den Blumen empfinden / nach folgenden Versen / darinnen der duodecim mensium effecta begriffen:
Pocula Janus amat: Februarius algeo clamat:
Martius arva fodit: Aprilis florida prodit
Lilia: Majus habet teneris pergrata puellis:
Dat Junius fœna: Julio resecatur avena:
Augustus spicas: September colligit uvas.
Seminat October; spoliat virgulta November:
Ipse solet semper porcum mactare December.
Doch wie komt aber Majus von den Mägden her?Resp. Wie von Magdeburg erstlich herkomt Megedeburg / wie Cranzius schreibet / lib. 3. Sax. p. 37. und endlich Meydenburg / wie Bertius schreibet pag. 601. davon es drunten in Sachsen fast immer Meyborg genennet wird / und freylich herkomt vom Wort Magd /i e. virgo s. puella. Es mag nun solche die Venus mit ihren dreyen Hold-Göttinnen oder Charites seyn / wie Cranzius vermeinet: oder [531] Editha Ottonis I. Gemahl deß Königs Ethmundi in Engeland Tochter / welche es habe loco dotalitii bekommen / wie andere meinen / dahero solches Magdeburg auch genennet wird Urbs virginaria beym Nomessemio in seinem Parnasso, oder παρθενοπὴ, παρθενόῶολις, Lateinisch Parthenopyrgus. Κουρὀπολις beym Matthia Schneidero Anno 1638. Dresdæ in prodigio Sangu. etc. Eben auff diese Art kan auch der Monat Majus anfänglich geheissen habē Magdius i.e. puellaris s. virgineus Jungfer Monat / hernach Megdius unn endlich Meydius, und zu letzt Mejus oder Majus. Wer es nicht glauben wil / der mag es bleiben lassen.
4. Was betrifft / daß der Monat Majus oder May von Frey-Sachen herkomme / ist schon oben vorgebracht im VI. Cap. †. 6.
5. Daß noch weiter Majus von Andern hergeführet werde von den alten Schiff- und Kahn-Spielen Majumæ genant / als welche in diesen Monaten sind vorgangen (besiehe weitleufftig D. Bachmann. in Dissert. de Majumis) ist unlaugbar. Wiewol es Andere vielmehr umkehren wollen / welche dennoch vonBachm. d.l.c. 1. umgestossen werden.
6. Weil dieser Monat vor allen andern der prächtigste ist / möchte man auch wol meinen / daß er von der Majestät herkomme; Majus quasi Majestas.
7. Ein ander aber könte vermeinen / als wan [532] Majus herkomme von μαιμαίο cupio, desidero, oder ich bin begierig / od' trage ein Verlangen. Nemlich in dieses Jahres Zeit sol man billich aller freudigen SachenErasmus und Desiderius seyn / nach den gemeinen Reimen / welche auff diesen Monat gemacht sind /und gelesen werden beym Christoph. Reichelden inCalend. Biblico:
Jetzt reit ich frölich in das Gras /
Zu beitzen / jagen thu ich das /
Ich bad und wil zur Leber lahn /
Warme Kleider wil ich weg than.
Hieher gehöret auch das alte beschmutzte Lied.
Im Mayen / im Mayen ists lieblich unn sein /
Da singet so manches Vögelein etc.
8. Weil aber / wie wir gnugsam und fast zu Eckel vernommen haben / die Hexen und Magi sonderlich in diesem Majo ihre Feste halten (welches zweiffels ohne von vielen hundert Jahren kan her seyn /) als möchte ein ander / der ein bißgen reimen wolte /sagen / Majus kombt her von Magus.
9. Da sind noch andere welche schreiben / daßMajus sey qs. Madius oder Madidus, wie zu lesen bey Herrn M. Mengering in seiner gehaltenen Disp. de Rore Majali thes. 8. da er meldet / daß gesundē werden / welche das Wort May hermachen von dem alten Cymbrischen Worte Mai oder Mei / dadurch angedeutet wird die Krafft und Würckung der Kräuter /wie es dann auch scheinet / als wann die vornemste[533] Stadt in der Lombardey Meyland daher benennet sey /weil sie in einem schönen lustigen Gefilde lieget. Ungeacht andere den Monat lieber nennen wollen Madium oder Madidum, darum weil es zu der Zeit fruchtbar / naß und feuchte warm Wetter ist / dahin auch mag gezogē werdē / was sonstē ins gemein gesagt wird:
Ros & frons nemorum Maio sunt fomes amorum.
10. Noch andere meinen / der May sey von Majoribus genennet / wie solches mit vorbringet Christian. Bechmann. in Orig. Lat. Ling. p.m. 479. auß demMacrob. lib. 1. Saturn. c. 12. Fulvius nobilior in Fastis Romulum dicit, postquam Populum in Majores minoresque seu juniores divisit, ut altera pars consiliis, altera armis Remp. tueretur: In honorem utriusque partis hunc Majum, sequentem Iunium mensem vocasse. Ovidius 1. Fastor.
Tertius à senibus, Iuvenum de nominee quartus
Id Hinc sua maiores tribuêre vocabula Maio:
Iunius à iuvenum nomine dictus adest.
Deutsch hat es auff folgende Art gegeben und übersetzet Christoph. Reichelden in Calend. Bibl. perp. Es sagen etliche / der Majus habe seinen Namen von den Majoribus, oder Alten / dann weil vor Zeiten alle betagte / erfahrne / und gelehrte Leut bey den Römern nach deß Romuli Satzungen auf der Rathstuben sassen / und mit guten Rath die Stadt und das Römische Reich regiereten: Die junge Mannschaft aber in der Rüstung stecken / und grosse [534] schwere Krieg führen mustē / ist das gantze Römische Volck in zwey Theil abgetheilet worden / das eine Theil hat man Majores, die Alten genennet / und denen zu Ehren hat Romulus dē Majo seinen Namen gegebē / das andere Volck aber hat man Iuniores oder die Jungen genennet / wie solches bey den altē Scribenten nach der Länge zu lesē ist. Macr. l. 1. Saturn. c. 8.
11. Endlich finden sich noch andere / welche vom Regenwasser den May benennen wollen: Nemlich von dem Syrischen Wort אימ Maja das ist Wasser / davon auch Majuma die alten Mayspiele sollen entstanden seyn / nach Bachmann. de Majumis c. 2. §. 3. wiewol mediatè, wie auß folgenden abzunehmen ist. In Syria conjecerunt requirenda esse Majumæ incunabula, cum apud S. Hieronymum in vita Hilarionis (cujus corpus eò delatum esset) reperissent Majumam, ubiGazæ illam emporium vocavit. Sicut & Epistol. ejusd. XXVII. ad Eustach. Virginem, quod Paula mater propter ferventissimos æstus de Pelusio navigatione pervenisset Majumam. Præterea quoque apud Nicephorum Calistum, impium quendam Severum in sedem Antiochenam constitutum legissent, qui ante Monachus fuerat in monasterio Schismaticorum juxta Majumam Gazæ. Atque ejus insuper loci tanquā celebris & frequentissimæ alicujus Academiæ memoria extaret apud Sozomenū lib. 7. [535] c. 27. Hist. Eccles. quod eo tempore (Theodosii Imperat.) clari etiam fuerint Zenon & Ajax fratres, qui philosophati quondam erant, non in solitudinibus, sed in Gaza maritima, quam etiā Majumam vocarent. Nobilem ergo hunc portum & navale Gazæorum in littore Palæstino derivant ab ejus gentis voce, qua םימMajim Hebræis ferantur aquæ; Sicuti Syris quoque אימ Maja. Ab his ergò Syrorum aquis proxime deducunt Majumam, cum sit vel locus vel jocus ac ludus in aquis. Atq; sic ad L. unicam C. XI. tit. toties dicto 45. Hotomannus, Enimundus Bonæfidius, Gothofredus ICti Maymā Syriacè scribunt aquā significare. Sicuti quoq; Cl. Zechendorffius orientalis literaturæ, si quis, gnarissimus etiamnum testatur, Majumoth Rabbinis aquas esse, eosque & olim Palæstinæ insedisse. Cujus rei nobis judicium dedit Collega illius nec minus doctus, nec minus nobis amicus. Chr Daumius, qui & ipse cum Bonæfidio facit. Ab hac maritima civitate Majuma Synonymam quoq; in aquis celebritatem deducit & priorem antea prolatam quasi revocavit opinionem Lilius Greg. Gyraldus. Nam cum Syntagm. XVII. Histor. Deor. p. 476.scriptum reliquisset: Fuit & Majuma celebritas apud antiquos, quæ (ut vox ipsa declarat) mense Majo peragebatur. Quidam recentiorū ICtorum eā celebritatē esse tradit, qua etiā non nulli hodie utuntur, dum in principio Mensis Maji, qui sine fronde [536] aliqua virente incedunt, madefiunt, vel postibus affigunt frondes & ramos. Suidas verò Majumas non Majuma vocat, aitque celebritatem Romæ fuisse, qua apud hostiam sese aqua marina invicem madefaciebant etc. At in Dialog. V. de Poët. Instit. dicit Cosmann, Hierosolymitanum άγιοπολίτην inde cognominatum Poëtam Episcopum fuisse Majuma, quod & μαιουμᾶς celebritas & urbs fuisset. Cui όμόψηφος est Cæsar Baronius Annal. Ecclesiast. Tom. V. ad Annum Christi CCCIC. num 30. ubi pariter Majumæ spectaculum dictum opinatur à cognomine civitate in littore Palæstino maritima, quod erat navale Gazæ. Nec abscedit Ludovicus de Lacerda in Advers. Sacr. c. 20. nisi quod non portum solummodo Gazæorum Majumam, sed in hoc ipso Venerem æquivocarn cultam esse credidit, quasi & ipsam ex unda spumaque maris ortā, cui hæc ipsa fuerit consecrata festivitas. Bißhieher Bachmannus, auß welchē man etlicher massen erweisen möchte / daß wie gedacht / der Majus vom Wasser oder Regen seinen Namen habe: Weil es offtermahlen nicht daran fehlet; Da er auß dem vorhergehenden April etliche Reliquias noch an sich hengend hat / oder den folgenden Monat Iunio mit Regen oder Nässe den Anfang gibt: Ja an sich selbst ins gemein feuchte unn kühle Wetter hat / nach der Regel so Schwur in Calendar. Oecon. p. 177. auß den Mänlern der Bauren mit vorbringet:
[537]Der May kühl / der Brachmonat naß /
Füllet Böden und die Faß
It. p. 170. Ein kühler May bringt gut Geschrey
Wiewol wann es (drinnen) am Pfingsten regnen thut
So hält man es nicht gar für gut.
It. p. 173. Wann die Laubfröschlein knarren
Magst du auff einen Regen harren.
Oder wolte man ja den Regen nicht zugeben / so fehlet es doch niemahlen am Thau / welcher ebenmässig Wasser ist.
12. Zu letztezu bringen noch Andere den Majum her von Maja deß Mercurii Mutter / wie Becmannus es noch anführet d.l.p. 479.
Dieses sind also alle und jede Etymologiæ Maji, welche wir zufälliger Weiß alhier haben mit vorbringen wollen / indem wir etwann sonderlich durch eineEtymologische Ration oder Allusion sind auf die Spring gebracht wordē / da wir gedachtē / wie der Teuffel vielleicht könte Anlaß genommen haben / und sonderlich den 1. Tag zu seinen Possen zu mißbrauchen / wegen der lustigen und grünenden mit einfallender Zeit / von welcher in genere nochmahls anzuhören ist was Georgius Bertholdus Pontanus à Breitenberg P.L. in Calendario Poëtico davon singet p.m. 20.
De Majo.
Cernitur in Majo, quæ cornu copia Maji,
Majus præ reliquis mensibus unus erat.
[538]Dispereat glacialis hyems, & frigora dura,
Nam rediit veris gratia summa novi.
Et Bachi & Cereris producit munera Majus
Omnia jam passim culta per arva nitent.
Tempora passiva abscedunt, activa sequuntur:
Plurima quam dicam commoda Majus habet.
Frons & Flos nemorum Majo sunt fomes amorum;
Cantu delicias undique præbet avis.
Colles mane petas, sub noctu fluminis undas,
Ire juvat per agros, per nemora umbrifera.
Flora suos hortos, camposque exornat amicos,
Invitatq; omnes floribus omnigenis.
Ad thermas alii properant, pars altera sylvis,
Venatū excurrat, pars spatietur agris.
Pars purget corpus, venam pars altera scindat,
Altera se crapulis & speciebus alat.
Pocula tuta facit tibi Salvia cum Benedicta
Absinthîque esto potio grata tibi.
[539]Ne vinum vendas proprium, nisi Majus abibit,
Ventosus Majut recreat agricolas.
Iucundum Majum qui curat segniter ille
Saxeus, aut morti proximus, aut Stoicus.
O pulchrum tempus, ô jucundissime Maji,
Nulla tuas laudes, dicere lingua potest.
Doch möchte dieses ein ander nicht sowol zugeben / als daß es vielmehr um den Apostel Philippum geschehe / welches Gedächtnüß / wie bewust / auff den ersten May mit einfält / und welcher heiliger Mann auch den Gespenstern und teuffelischen Larven in den Nordischen Oertern sich zu seiner Zeit sehr opponiret hat / wie zu sehen ist auß folgender Beschreibung deß Mantuani d.l. 38
Te verò qua voce canam, quo carmine dicam,
Passe tot insidias lemurumque hominumque Philippe?
Tu Christum invulgans, Cronii petit æquoris oram,
Barbara gens totas hyemes ubi ducit in umbris,
Et sine sole dies semestri in nocte sepultos,
Sol ubi transacto factus jam mitior æstu,
[540]Transiit in libram, donec cum vere resurgat
Principium signorum Aries in vellere fulvo,
Ad statuam Martis tractus sub mole labentem
Marmorea fecisti atrum prodire Draconem,
Cujus ut astantes spirando hausere venenum,
Pestiferamque animam vel decessere repente,
Vel morbo jacuere gravi, Marte inde remoto
Fixisti pro Marte crucem, quæ protinus ægros
Restituit, vita functos revocavit ab Orco
Arctico ab Oceano, remeans per inhospita montis
Venisti juga Rhiphæi per Sauromatarum
Littora, per Ianaim per Thermodontica rura,
Per Pontum, per Cappadoces, Bebrycis ad oras
Ad Phryges antiquæ steterant ubi mœnia Trojæ.
Hic tibi meta fuit tandem vitæ, atque laborum,
Hic grave supplicium crucis, & crudelia passo
[541]Vulnera, stelliferi patuit tibi limen Olympi,
Tunc te per varios casus per multa secute
Regna tuæ doctæ fari præsagia natæ
In Phrygia tecum passæ, tecumque sepultæ.
Divi quorum hodie laudes exaggerat omnis
Mundus ad Italiæ pacē convertitecurā.
Wie nun schon damahln / der verdrießliche Beelzebub dem guten Philippo (für die Verfolgung / so er von ihm erlitten) auffsätzig gewesen ist; So hat es ihme vielleicht beliebet / solches noch immer fort zusetzen / und zwar (damit der Verdruß noch desto grösser wurde) auf seinen eigenen Tag. Vielleicht hat auch der Satan wol sein Absehen auff die Verzuckung und Versetzung deß Apostels Philippi zum Kämmerer auß dem Morenland / davon zu lesen ist in der Apostel Geschicht am 8. Cap.
Doch wie diesem allen / so könte fast besser bekräfftiget werdē / daß dieses teuffelische Iubilæū und Kräntzgen / so er mit seinen Hexen auf den ersten May helt / sich entspinne von den Römischen Floralibus; 39 welche auch dergleichen verteuffelte / üppige Huren-Jagten gewesen sind / und sich auff den ersten May geendiget haben / nachdem sie sich / unsers Kalenders / den 28. April angehoben haben / unn zu Rom auß den Sibyllinischen Büchern im Jahr nach Erbauung der Stadt 516. sind angestellet worden /nach [542] Eberum in Calendar. Histor. p. 174. nit so wol / ut omina deflorescerent, nach dē Plinium lib. 18. c. 29. quam ut virgines deflorarent, wie solches sonderlich zuersehen beym Bachmanno de Majumis, und sonderlich cap. 4. §. 15. dessen Lateinische Wort umb gewisser Ursachen wir lieber / als deren teutschen Verstand anhero setzen wollen; Es lauten aber dieselben also: Cum primis vero quartus & ultimus dies Floralium colophonem etiam supremum lascivissimis ludis imponebat, de quo capiendus Iuvenalis Sat. XI. in fine.
facere hoc non possis quinq; diebus
Continuis, quia sunt talis quoq; tędia vitę. De eodē Cic. in Philipp. 2. Divina dixit: Nescis heri quartum in circo diem ludorum Romanorum fuisse? te autem ipsum ad populum tulisse: ut quintus præterea dies Cæsari tribueretur. Quasi illo præcedenti quarto die summa festivitas jam dum fuisset, quando ipsis Calendis Maji in Floralibus ludi Circenses & theatrales nudarum mulierum variè exexercitatarū spectabantur, à quibus nō multum recedebat Majuma, ceu pariter populare sacrum. Deillis Alex. ab Alex. l. 6. Gen. Dier. c. 8. His ludis fœminas, quæ vulgato corpore quæstum faciebant, denudari & pudendis obscoenisque invelatis per luxum & lasciviā discurrere & impudicos jocos agere moris erat: quibus etiam Ædiles, cicer, fabas & alia [543] missilia plebi spargere, leporesque & capreas aliaq; mitia animalia ludis admittere sueverant, noctuq; accensis facibus cūmulta obscænitate verborū per urbē discurrebāt. Quæ omnia ex Nason. l. V. Fast. suxit, ubi ita scripsit.
Mater ad es Florū ludis celebranda jocosis,
Convenit in laudes mensis & illa tuas.
Circus in hunc 40 exit clamataque palma theatris, etc. It. Qauærere conabare quare lascivia major
His foret in ludis liberiorque jocus.
Sed mihi succurrit. Numē non esse severū,
Aptaque deliciis munera ferre Deum.
Scena levis decer hanc, non est, mihi credite, non est
Illa cothurnatas inter habenda Deas.
Turba quidem cur hos celebret meretricia
Non ex difficili cognita causa fuit.
Nō est de tetricis, nō est de magna professis, ludos
Vult sua plebeio sacra patere choro.
Et monet ætatis specie, dum floreat, uti,
Sic est hæc cultu versicolore nitens.
His quia deliciis nocturna licentia cōfert,
Lumina sunt Floræ visa decere dies.
Curq; ibi pro Libycis claudantur rete Leęnis
Imbelles capreę, sollicitusq; lepus.
Non sibi respōdit, silvas cessisse, sed hortos
Arvaq; pugnaci non adeunda feræ.
Gratissimi v. hi ludi impudici populo & plebi fuere, ut T. Anchario, T.F. Pal. Prisco, cui primo Duumviro biga posita ob eximias liberalitates [544] & abundantissimas sine exemplo largitiones, & quod ex indulgentia Aug. octies spectaculum Gladiator ediderit, amplius Ludos Florales, ob hæc merita plebs urbana ei statuam dedicavit. Vide Romanum marmor in Gruteri Inscript. pag. 352. Optimè vero, ut solet, Floralia descripsit Vetus Iuvenalis Scholiastes Sat. 6. v. 249. Florali tuba] qua committuntur ludi floreales, in quibus meretrices nudatis corporibus per varias artes ludendo discurrunt, & armis certant gladiatoriis atque pugnant. Hi ludi à Flora meretrice instituti sunt, in honorem Floræ Deæ quæ floribus praæest; ludi sunt impudici. Qua de re Statius lib. 1. Silv. ult.
Hos inter fremitus novosque luxus
Spectandi levis effugit voluptas,
Stat sexus rudis insciusq; ferri,
Et pugnos capit improbus viriles.
Huc refert Dempsterus Addit. pag. 136. quas Suetonius in Domitiano capite quarto adstruxit venationes, gladiatoresque & noctibus ad lychnuchos non virorum modo pugnas, sed & fœminarum. Quodque in Floralibus meretrices apertis pudendis producerentur cursuræ & saltaturæ Lactant. 1. Institution. cap. 20. & Mart. l. 1. Epigram. 36. monstravit.
[545]Quis Floralia vestit & stolatum,
Permittit meretricibus pudorem?
Fuerunt autem ut in Theatro, sic & in Circo plurima prost ibula. Lampridius in Vero: Omnes de Theatro, de Circo de Stadio & omnibus vicis & balneis meretrices collegit. Et vetus Poeta:
Deliciæ populi, magno notissima Circo Quintia.
Quare quomodo de his ludis omnibus participarit, inde conflata Majuma nunc dicetur:
Von den
Floralibus redet auch
Ovven. 41 also
De Flora Romana ad Grammaticos:
Placabant Floram pro Frugum floribus olim
Romani, & Floram constituere Deam.
Corporis atq; bonæ nimiū quæ prodiga famæ
Dicitur ad Frugem non rediisse bonam.
Sed se prostituens, in primo flore juventæ,
Cum fructu florem, perdidit ipsa suam.
Vorzeiten hat das Rom die Floram außgesühnt
Und sie geehrt als Gott / ümb das / was blüht und grühnt /
Die ihren Leib und Ehr / wil achten nichts auff Erden /
Auß dieser / spricht man / wird kein gutes Früchtlein werden:
[546]Die aber in der Blüht der Jugend sich versucht /
Dieselbe wird gewiß verderben Blüth und Frucht.
Besiehe auch denselben zurück / Epigram. 100.
Endlich kan auch Satan wol diesen ersten Mäytag darum ihme zugeeignet haben / weil es trefflich viel rare Sachen darinne setzet / oder weil Walpurgis (wie des Schnurren Wörter lauten d.l.p. 172. 173.) oder Philippi Iacobi gar ein verdächtiger Tag ist. Alle rare Sachen aber / so sich drauff begeben sollen /oder auch theils vor diesem drauf geschehen sind /seynd folgende / wenn nemlich auff den ersten May vorfället:
†. 1. B eyder Apostel / ja auch Walpurgis Tag / davon schon oben:
†. 2. R ömer Fest / als Floralia. Lemuria. etc.
†. 3. O bservation der Wachtel
†. 4. K älte.
†. 5. K rebse.
†. 6. E insammelung der Mäywürmer.
†. 7. L ügen des Weins.
†. 8. E rzehlung der Historien.
†. 9. S ommers Anfang.
†. 10. B esamung.
†. 11. E intrit der Sonnē in die Zwillinge.
†. 12. R os Majalis oder Mäyen-Thau.
†. 13. G abelreuterey.
†. 1. Was die verdoppelten Feste betrifft / [547] so möchte hieselbsten eins und das andere vorgebracht werden von des Pabsts Hagiolatria oder Heiligen Anbetung /wie er nemlich in seinem Larario und Calender so viel habe / daß er sie auch nicht einmal alle hat können in die 365 Tage des Jahrs vertheilen / sondern hat auch müssen mannigmahl / als auff diesen Tag geschehen / 2. gar 3. einquartiren. Es könte sich hier auch erörtern lassen / warümb so eben Philippus und Jacobus zusammen auff diesen Tag geworffen / und die gute Walpurgis noch zum Uberfluß darzu? Doch mag dieses ein ander vor mir schlichten. Noch weiter könte auch wol dieses mit einschleiffen / unn zur Frage gerathen. 42 Ob der Teuffel sich nach unsern Julianischen / oder nach des Pabsts Gregorianischen Calender richte / wennn er auff Pphilippi und Jacobi oder den ersten Mäy / die Hexen auff seinem Puckel zum Brocksberge hin versetzet? ℞. Bey uns Lutheranern ists (leyder!) der Wahn / wie auch die hiesigen Unholdē bekennen / daß es nach unsern Allmanach geschehe. Bey dē Catholickē aber ist die Rede / dz es nach ihrer Practike gepracticiret werde: Wenn solches war ist / so muß traun der Teuffel dieselbe Kutscherey zweymal nach einander verrichten / bey den Papisten zehen Tage vorher / bey uns (leyder!) zehen Tage hernach Und mag der leidige Satan nicht allerdings so gar gut zu sprechen seyn auff den Anstifter [548] des Päbstischen Calenders / als auf den Gregorium, weil er ihm doppelte Mühe gemacht /und er nur immer resolviret ist / solche seine Hexenfahrt zu vollenziehen / wenn der erste Mäy vorfället /er mag denn nun zwey oder dreymal im Jahr vorkommen. Es hette also der gute Gregorius den armen Schelme der Mühe wol können überhoben haben /wenn er nur die Umbschmiedung des kahlen Calenders vermeydet hette / und das Ding bey den alten Löchern bleiben lassen. Er wird es in der Hellen schlechten Danck bekommen haben / Ist also närrisch / daß jener sagte / man könne auß des Teuffels Spiel die rechte Zeit erkennen / und den richtigsten Calender ertappen / als welcher unsere oder der also genandte Julianische were / indem nach solchem die Sage vorginge / daß der Teuffel zu jederzeit seine Hexen-Jagt auff den ersten May habe / wie es denn auch geschehe Respondco. 43 Zu erst / ist er im Pabsthum nicht gewest / oder hat gehöret / was aldapassiret. Zum andern / ist die Probe einerley Ahrt /mit der Weynachten-Probe / da alle Wasser mitten in der Nacht sollen zu Wein werden: oder mit derOster-Probe / da die Sonne sol tantzen / und drey Lufft-Sprünge thun. etc. Der Teuffel ist allezeit geschäfftig in den Kindern des Vnglaubens. Gleichfals irret der Autor [549] L.M.S.L. de occulta Magico: Magnetica mortuorum curatione pag. m. 50. da er etliche Proben der Christnacht setzet / als daß eine Ahrt Apffel-Baums in dieser Nacht zu blühen pflege; Die Kraut-Häupter / so man im Keller über Winter im Sande zusammen gehalten / etliche Körnlein rechtes Kap-Saamens bekommen sollen etc. Item vom Grünen-Donnerstage / daß die Eyer / so darinne geleget werden / und hernach den Hünern außzubrüten untergeleget werden / Hüner außbringen sollen / so alle Jahr neue Farbe an Federn im Mausen bekommen. Noch ferner könte hier auch einer zweyffeln / ob das Hexen-Fest auff Philippi und Iacobi fürgehe / sintemal solcher Tag hernach erstlich folget / als auff welchem sie etliche Kurtzweilige / wenn sie zusammen kommen / vexiren und sagen: Waren wir nicht wacker lustig nächten auff dem Blocksberge: Wie konten wir doch herumb springen. etc. du kamest zu späte / derowegen mustest du Hacke-Block seyn. etc. Mir daucht / ich habe dich auch auff der Offengabel hinfahren gesehen etc. und das Gespücke ist vorige Nachtpassiret. Bey uns Teutschen ists gar kein Zweiffel /sintemal insgemein alle gemeine Läyen nit allein die Nacht / sondern auch den Abend zum folgenden Tage rechnen / wenn sie nicht alleine sagen / es sey Feyrabend / das ist / es seye der Abend [550] kommen / welcher zum folgenden Feyertage gehöret / sondern auch solchen Feyrabend einleuten. Ja es ist dieses bey uns Teutschen gar ein altes / sintemal solches vor vielen hundert Jahren unsere Vorfahren gethan haben / wieCornelius Tacitus berichtet / daß nemlich die alten Teutschen die Tage und die Nächte nicht so annehmen und eintheilen wie die Römer / sondern daß bey ihnen die Nacht den Tag nach sich führe. 44 Nox ducere diem videtur. Besihe auch Goropium Becanū, welcher solches auß dem Iulio Cæsare hervor suchet /und solche Meynung behauptet / theils auß der Schrifft / da die Finsternüß vor dem Tage hergegangen / theils auß dem Aristotele, bey welchem chaos gleichsam als ein Analogicum quid noctis vor alles hergehet. Und Alex. ab Alex. 45 meldet daß die Frantzosen (Galli) und Teutschen den Tag also haben abgemessen / daß sie die Zeiten nicht nach der Tage Zahl / sondern nach Abwechselung der Nächte rechneten / und die Nacht dem Tage vorzogen / denn sie haben darfür gehalten / als wenn die Nacht dem Tage vorginge. Confer Crusium de nocte, & alios Autores de umbra.
†. 2. Von der Römer Feste bedarff es hier weiter nichts.
†. 3. Von der Wachtel ist zugedencken / was Joh. Mäyer in seinem Calender zum Majum setzet / Coturnix die Wachtel kommet [551] im Majo wieder zu uns /& lætitiam veris introducit, am Ende des Augusti verlieret sie sich wieder / und verkündiget uns den Herbst.
†. 4. Es wird auch an solchem Tage der Frost und Kälte wol in acht genommē / nach den Wörtern des Schnurrs: Walpurgis ist gar ein verdächtiger Tag / an welchem offt und viel durch das Gefröst und Reiffen /dem Wein und Geträyde grosser Schade geschehen ist: aber
Gott hat alle Tag in Händen /
Kan es / wie er wil / wol wenden.
46Hieher gehöret auch ein ander Calendariographus
Wenn lieblich Wetter ist / so laß das Ader-Blut;
Die Bäum beschneide nicht / Philipp Iacobus setzet
Kornähren in das Feld; der Frost ist auch nit gut /
Es werden Kirschen / Flachs / und Wein alsbald verletzet.
It. Joh. Meyer im Calender 1660. Walpurgis Frost /ist nicht gute Post: bringet Wein und Korn keinen Frommen / und bald hernach die Käffer kommen. JaMantuanus hat gar die beyden Aposteln dessentwegen also angeredet und gebeten;
Custodite novas glaciali à grandine fruges,
Atq; salutarem pulsis date febribus annum,
Vestra ope terrigenis sint ōnia læta colonis,
Et veniens nobis bona sit mortalibus æstas. 47 [552] †. 5. Ferner ist zu beobachten / daß auch in dem ersten May die Krebse anfangen gut zu werden / unangesehen / daß erstlich fünff Wochen hernach die Sonne in den Krebs trit / wie Schnurr berichtet:
Wenn ein Monat nicht hat ein R /
So iß den Krebs und seine Scheer.
48Denn in solchem Monat sind die Krebse guth und vollkommen / sonderlich im zunehmenden Monden /und bleiben also biß auff den Herbst-Monat. Was noch mehr zu verwundern ist / so nimt hingegen eben diese Zeit der köstliche Broyhan ab / welcher beymLansio in folgendem disticho gepriesen wird. 49
Grandia si fierent tota convivia cœlo,
Broihanum Superis Iupiter ipse daret-
Verstehe aber alhier den Hannoverischen Broihan 50 / als welcher ohne das der beste ist / nach demDepositorischen Veß;
Ad Galli ripas coquitur puls optima galli.
Zu Hann-Ofer wird der beste Brey-Han gebrauet. Nach folgenden Knüttelhartischen Reimen:
Mensibus erratis, cancrum ô Mensæ fugiatis,
Mensibus erratis, chara Bruhana sapis.
Bruhan cum crescis, cancrorum cauda vilescis;
Cancros dum haut capis: En chara Bruhana sapis.
Was die Krebse betrifft / so weiß ich nicht / ob etwan die Griechen mit ihren Nahmen / so [553] sie den grossen Krebsen gegeben / nicht solten ein Absehen gehabt haben / auff unsern Majum, denn also lieset man bey dem Budæo in Lexic. Μαῖα maximum genus cancrorum apud Aristotelem Gaza Majam reddit.
†. 6 Auff diesen Tag sol man auch den Anfang machen (nach Schnurren am angezogegenem Orte p. 170) Mäyen-Würmer einzusamlen / welche schwartz sind / und keine Flügel und ein gelbes Fett haben: und in Honig legen / so wird ein Oel drauß /welches dem Vieh sehr gut ist.
†. 7. Weiter ist zumercken / daß auch der Wein in diesem Monat sonderlich Lügen lerne / wie zuersehen ist auß Schnurren p. 171. von Walpurgis: Auff diese Zeit geben die Wein-Händeler gute Achtung /wenn sie mercken / daß der Wein erfroren / so steigern sie den Kauff bald / und tragen viel Wasser in die Keller / oder muß der Wein die gemeinen Reime lernen:
Landwein kanstu schweigen
Ins Reinfaß soltu steigen /
Wiltu mich nicht melden /
Vier Groschen soltn gelden.
51Ferner gehöret auch hieher was er pag. 173. hat. Wenn der Wein im vollen Scheine blühet / so bringen hernacher die Trauben auch fein völlige Beer / die den Mund und Fasse füllen.
[554] It. Man sol auff dieses gute Achtung geben / wenn der Wein blühet / so verkehren sich die Wein in den Fassen.
Eine Höcker-Regel:
Wer mit Wein handeln wil / der muß auff den gantzen Mäymonat gute Achtung geben / nach dem Verßlein:
Hastu Wein / und wilt ihn verkauffen /
So laß zum End den Mäyen lauffen.
Was die Historien belanget / so mögen derselben zwar eine ziemliche Menge furhanden seyn / welche zu diesem Tage gehörten; Weil aber Schnurr in seinem Diariolo Histor. Majano nur eine hat / so wollen wir es auch damit bewenden lassen. Es ist aber solche Geschicht die folgende. Anno 1476. ist Stephanus Bathorius auß Siebenbürgen zum Könige in Pohlē gekrönet wordē / das Jahr hernach hat er die Stadt Dantzig belagert / unn eine zeitlang gestürmet / unn nach beschehenē etlichen Treffen ist ein Friede gemacht worden. Anno 1580. hat er die Stadt Polatzki belagert / unn am 19. Tage nach der Belägerung dieselbe eingenommen / unn also die Stad dem Königreich Pohlen wieder zugewand. Vieleicht gehöret auch noch hieher / was Camerarius erzehlet auß dem Pandulpho Collenucio, daß neml. in Apuleia im Jahr Christi 1060. zur Zeit Roberti Cuiscardi Hertzogen unn Fürsten in Calabriē / Apulejē / und der benachbartē Insulen / eine Marmelsteinerne [555] Seule oder Bild sey gefunden worden / so eben ümb den Kopff einen ehren Reiff gehabt mit dieser Vberschrifft: CALENDIS MAII ORIENTE SOLE AUREUM CAPUT HABERO. Auff den ersten May / wenn die Sonne auffgehet /werde ich ein gülden Haupt haben. 52 Als nun niemand war / der solches deuten und außlegen konte /ist endlich ein gefangener Türck oder Saracener herfür getretē (was vor Kunst er gebraucht ist mir unwissend) und gebeten man wolte ihn loßgeben / wenn er würde anzeigen / was diese Vberschrifft bedeutete. Als nun Robertus ihme solches versprochen und zugesaget / hat er am ersten May-Tag in acht genommen / wo der Schatten von dem Reiffe oben an der Seule hingefallen / und alda graben lassen. Da solches geschehen / hat man einen grossen Schatz gefunden an dem Orte / den der Schatten bezeichnet / und ist derselbe dem Roberto wol zustatten kommen / seine Kriege damit zu führen. Und darauff hat er diesen gefangenen Menschen herrlich unn Fürstlich beschencket / und auß seiner Dienstbarkeit loß gelassen / welches er auch eintzig und allein begehrete.
†. 9. Daß der Sommer sich auch jetzt anheben sol / haben wir oben gehöret auß dem Mantuano l. 5.Fast. Sacr.
†. 10. Was anlanget die Beseeung / so nit [556] allein durch den gantzen Monat in acht zunehmen / sondern fürnemlich den ersten Tag zubeobachten für fället; So hat solcher sein Absehen entweder auff
1. B eseeung insgemein /
2. L insen.
3. O mnivaria rapa oder Rüben.
4. C œpas oder Zwiebeln.
5. B
6. E rbsen oder Wicken.
7. R ocken.
8. G etreide.
1. Von der Beseeung ins gemein redet also Schnurr p. 176. was im abnehmenden Monden geseet wird / das wächst unter sich / in die Wurtzel / als Rüben / Möhrr üben / Zwiebeln / etc. die werden denn groß. Was aber im zunehmenden Monden geseet wird / das wächst über sich ins Kraut oder Stengel /als Kohl / Kraut / Stroh etc.
2. Von Linsen / und 6. Wicken redet Reicheld inCal. Bibl. also: Linsen und Wicken see Philippi. Anonymus im Wetterbüchl.
See Korn Ægidii, Gersten / Hafern Benedicti,
See Erbes Gregorii, Linsen / Wicken Philippi.
3. Von Rüben ist vorher schon vorgefallen / folget also
4. Zwiebeln: davon Schnurr p. 176. Wenn [557] du Zwiebeln seen wilst / so thu den Saamen zuvor in Mistlachen / oder in Wasser auß einer Mistpfützen genommen / laß ihn drinnen keimen / darnach nim ihn wieder herauß / und laß ihn nur ein wenig im Winde trucken werden / und see ihn / so wächst es alles wol.
7. Von Rocken redet Schnurr pag. 173. also: Wenn der Rocken vor Walpurgis schosset / und vor Pfingsten blühet / so wird er vor Iacobi nit reiff.
8. Vom Getreide kan auch zuletzt des Schnurrens Sententz p. 174. angehöret werdē / da er schreibet. Um diese Zeit des Mäyens mag man das Getreide auf dē Bödē die Woche 2mal wenden / und fein dünne legē / daß es nit muchtzend werde. Item: wil man das Getreide so haben / daß es im Sommer wol liegen könne / so sol man es wol durch die Fegen lauffen lassen / daß der Staub davon komme / so wird es nicht muchtzend. Aber gnug von den Rastris, darauff folget ein wenig von den Astris.
Nemlich daß †. 11. Die Sonne jetzt in die Zwillinge tretten sol / davon haben wir schon oben gehöret.
†. 12. Es ist auch sonderlich in acht zunehmē / daß jetzt der Thau am allerbesten sey / und viel herrlicher als sonsten der Thau seyn mag jemals im Jahre /als welcher nit leichte verdirbet / unn sehr lange kan gehalten werden / unn daß daher / [558] weil in diesem Monat die Frülingslust sehr wol temperirt rein und sauber ist. 53 Wie solches auch bekräfftiget Georg. Berthold. Pontanus a Breitenberg P.L. in Calend. Poet. p. 21.
Ros matutinus prodest ad multa Philippi;
Atq; suis meritis festa Philippus habet.
Doch ist zumercken / was Schnurr hierbey erinnert /wenn er schreibet: Im Anfang des Mäyens fallen die gifftigen Thau / davon die bösen Würme / als Natern /Schlangen unn dergleichē ihre Nahrung und Stärcke haben / welcher Thau sonstē wed' Menschen noch Vieh gesund ist / darumb man im Anfang des Mäyens das Vieh nit alzufrüh außtreiben sol / damit es nit mit dē vergifteten Thau den vergifteten Strich auch auffange / sonderlich im ersten Viertheil. 54 NOTA. Man sol die Kräuter / so man zum Gemüse und Speise nehmen wil / nicht ungewaschen brauchen / denn solcher giftiger Thau verursachet an Menschen und Viehe Würme im Leibe unn andere böse Zufälle zum Tode. 55 Vō vollen Monden an / fangen an zufallen die rechten und gesunden und balsamirten Himmels- Thau (welche etliche auß dem Paradieß herzurühren vermeynen) die sol mā / wenn die Nacht zuvor klar und helle gewesen / in subtilen Tüchern oder Leinwad auffangen / besonderlich auf den guten Kräutern und Getreidig oder Weitzen / weil es im Schossen noch stehet / daß man die Tücher drüber herziehe / und in irdene oder [559] gläserne Gefäß außwinde / welche über das Jahr zu behalten sind / dieser Thau ist unsers Landes Manna, das in vielen Kranckheiten sehr heilsam und zuträglig ist / und mag man das Zugemüse damit erfrischen / und das Fleisch damit einnetzen.
Bißhieher in genere: Folget darauff in specie zwar mit wenigen (denn sonsten hat man gantze Bücher vom Mayen-Thau zulesen / wie also Mengering thes. ult. oder 31. seine Disput. damit schleust) Worzu der Mäyen-Thau sonderlich gebraucht werde? Es wird gesaget daß er dienlich sey den
1. P erlen.
2. R ecreation der Kräuter.
3. U niversali medicinæ.
4. K rätze.
5. S chmincke.
6. B ienen.
7. E yer-Auffsteigung.
8. R einigung der Augen.
9. G eschmeidigkeit.
1. Daß d' Mäythau zur Zeigung der Perlē dienlich sey / behauptet Plinius mit folgenden Worten: Has ubi genitalis anni stimulaverit hora, pādētes sese quadā oscitatione impleri roscido conceptu tradunt, gravidas postea eniti; parrumque concharum esse margaritas, pro qualita teroris accepti. 56 Si purus influxerit,
[560] candorem conspici; si vero turbidus fœtum sordescere, eundem pallere cœlo minante conceptum etc. ist zu teutsch so viel gesaget: Wann die Zeit im Jahre kombt / daß die Perlen-Muschel empfahen sollen / so thun sie ihre Schalen weit von einander / legen sich also des Morgens an das Ufer / und empfahen den frischen Himmelsthau / darauß dann folgends Perlen werden / nach Art und Eygenschafft des Thaues; so dann derselbe hell / klar und sauber ins Muschelhäußlein kömbt / so giebt er schöne weisse Perlen / ist er aber unlauter und trüb / so werden die Perlen auch heßlich und bleich. So die Perlemutter zeitlich vom Thau überschüttet wird / bringet sie desto grössere vollkomblichere Perlen; Ists aber Sach / daß es donnert / dieweil sie also unter dem Thau lieget / so klemmet sie ihre Schalen vor der Zeit zu / und davon werden die Perlen desto kleiner und etwas breit / auch gantz unvollkommen und untüchtig / welche man Perlenbastert nennet. (concharum abortus.)
2. Es sollen auch alle Kräuter und Blumen /wann sie von der Sonnen fast verwelcket seyn und schier erstorben / vom Meyenthau erquicket werden: Nach Mengeringen d.l. th. 30. §. 1. da er denVirgilium anziehet l. 2. Georg.
Et quantum longis carpent armeta diebus,
Exigua tantum gelidus ros nocte reponit.
3. Es soll auch solcher Thau / was das allermeiste ist / eine Medicinam Universalem geben / [561] allen Kräutern neue Krafft und Safft ertheilen / in allen Thiern die Lebens-Geister durch das Athem holen unvermerckter Weise gleichsam erneuern / und wird darauß eine allgemeine Artzeney verfertiget. Wie solches darthut Mengering am angezogenem Orte / auß demNolio Phys Hermet. l. 7. c. 4. und setzet weiter: Ego in rore vidi salia diversa, Spiritum dulcissimum, quod solo odore suo labescentem hominem mirabiliter erigere potest. Ex Joh. Wolff. Dienheim. ap. Alsted. Encyclop. l. 27. ex Heinrico Paschasio in Antil. contra Assuer. ex Rhumelii compend. Hermet. de Aqua Pontic. Ex Laurenberg. Synops. Angel. Sal. Qu. 6. Hieher gehöret auch vielleicht Schmuck in Thes. Secret. Natur. p. 56. da er saget / daß die Meyen thau / so vor der Sonnen Auffgang gesamblet wird / gut sey ad comparandam quintam essentiam Elementorum. Davon er trefflich auffschneidet.
4. Noch ferner soll der Meyenthau auch gut seyn für die Krätze / davon Mengering d.l. th. 3. §. 5.Corpora hominum tingit atque polit. Calendis enim Maji puellæ & mulieres rorem colligi curant. Hinc præter illam cosmeticam facultatem nonnulli & consolidantem eidem adscribunt, quod in scabritie, & in petigine cutis vel leviter allitus insignem præstet usum. Teutsch hat solches Schnurr also gegeben: Man saget / daß der Meyenthau den grindichten und schebichten Leuten gesund sey / wann sie sich zu frü [562] entweder nackend drinne weltzen / oder sonst damit waschen und bestreichen. Besiehe auch Coleri Calender.
5. Daß solcher Thau auch zur Schmincke behülfflich sey / darff keines Beweisens / weil es die stätige Erfahrung bekräfftiget.
6. Daß auch die Bienen nicht auß fleischlicher Vermischung und Beywohnung / wie andere Thiere; noch auß der Fäule und Verwesung wie die Fliegen und Mücken; sondern auß dem Thau welchen sie in den Bienen-Stock in ihre Häußlein tragen / gezeuget werden / kan über den Mengering d.l.th. 30. §. 2. gelesen werden der Plinius lib. 11. c. 16
7. Wie man machen könne mit dem Meyenthau /daß ein Ey einen Spieß auffsteige / weiset Pedemontanus: Nim Meyenthau / thu es in ein leer Ey /welches vorher außgefüllet worden / also daß die Eyerschale gantz mit Thau gefüllet werde / vermache es mit Wachs daß nichts herauß lauffe / stelle es im Mittage an die Sonne an einen Spieß oder Bret / so steiget es über sich.
8. Es soll der Meyenthau auch dienlich seyn zuReinigung der Augen.
9. Wie letzlich dieser Thau auch zur Geschmeidigkeit helffe / lehrer H. Mengering d.l.th. 30. §. 3.Rores Majales corpulentiam cosumunt: propterea fœminæ crassulæ rore se lavant, aut etiam bibunt ad gracilitatem. Unde Theocritus in Thyrside de Vitula macra:
Μὴ πριοκὰς σιτίζεται, ὅσπερ ὅ τέττιξ.
[563] Bißhero haben wir nunmehr abgehandelt / was fürnemblich vom Meyenthau zu gedencken gewesen /so ferne solcher nicht allein zum gantzen Monat hinzu referiren / sondern absonderlich auch zum ersten Meytage / als welchen er ebenmässig nebenst andern hilfft verwunderlich machen. Hieher könte zwar sonsten noch wohl eines und das ander mit angehenget werden / von Würckung Maji in andern Sachen: Doch weil es möchte zu weitläufftig werden / wollen wir es nur berühren. Nemblich / es fallen auch im Mey vor zu attendiren
P urgationes, oder Purgierungen / welche im Majo von den Medicis geschehen pflegen / die Gesundheit zu erhalten durch Meyenträncke / oder potiones Majales. Vide Petr. Laurenberg. in Portic. Æsculap. c. 13. p.m. 74.
R adix Majana, oder Meyenwurtz / sonsten Squamaria oder Schupenwurtz genant / weil sie lauter Schuppen hat / und sich nur im Meyen sehen lässet / und wann der Mey vergehet / wiederum verschwindet. Besiehe Johann Pappen im Kräuterbuch p.m. 403.
O bsonia Majana. Da man alle Kräuter / so man zum Zugemüse und Speise nehmen will / nicht ungewaschen brauchen soll: weil der erste gifftige Meyenthau an Vieh und Menschen Würme im Leibe verursachet / [564] und andere böse Zufälle zum Tode. Besiehe Schmurn in Calend. Oecon. p. 175.
helidonium oder Schwalbenstein / welcher in dem Magen der jungen Schwalben (wiewohl unter hunderten kaum eine zu finden / die ihn hat) ehe sie die Erde berühren / muß gesuchet werden / solcher soll zum Gesichte gut seyn. Schnur d.l.p. 177.
B utyrum Majanum, oder Meyenbutter / welche für allen Gift soll gut seyn. Schnur d.l.p. 177.
E schlauchwasser / welches in diesem Monat zu brennen am besten ist / und hernach dienen soll wider die Colica, oder Bauchgrimmen. Schnurd.l.p. 175. 176.
R osa oder Erysipelas, die Rose / welche soll können vertrieben werden / wenn man ein leinen Tüchlein nimbt / und solches in Hasenblut duncket / in diesem Monat / da der Hase muß flugs lebendig vorher auffgeschnitten seyn / und nicht mit Wasser besprenget / oder sonsten außgetrucknet. Vide Wolffg. Waldung. in Lagograph. p. 70.
G allinarum pulli oder junge Hünerlein / wann der Rocken blühet / so sterben sie gemeiniglich / dann lege ihnen Quendel oder Poley ins Trincken / das erhält sie.
Von diesen allen mag auff diesesmahl auch gnug seyn / und wollen hiemit beschliessen Rorem [565] Majalem oder Meyenthau / so fern er etwas sonderliches und rares sey / und dannenhero den 1. Mey helffe verwunderlich machen.
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Hierauf folget † 13. und schließlich die Gabelreuterey oder Hexenfahrt / so fern sie gleichesfalls auff den 1. Mey geschicht / umb die Zeit / da die Sonne bald in die Zwilling tritt. Wo dieses zur Verwunderung noch zu gedencken vorfället / daß der böse Feind solch sein Fest nicht vielmehr in Martio verrichte / als wann die Sonne in Arietem oder Widder / oder wann sie in Capricornum und Steinbock tritt / sintemahl solche Zeichen / der äusserlichen Gestalt nach / ihme viel ähnlicher wären / indem er sich / wie wir flugs im Anfange behauptet haben / zum öfftern in Bocks oder Ziegen Gestalt præsentiret. Darauf geantwortet wird /daß er umb selbige Zeit nicht minder seine Gauckeleyen habe / wie wir auß dem Goldasto bezeuget: Anjetzo aber seine Beliebung habe seine Hexen in das Grüne zu führen / umb vorige weitläufftig-angeführten Ursachen / derer wir achte gehabt haben / darauff folget nun die allerletzte und
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Neundte / da gesaget wird / daß der böse Feind hierinne gleichsamb GOttes Befehl spotte / wann er durch Mosen und Aaron / nach dem Außgange auß Egypten / im andern Jahre das Volck hat zählen lassen / und befunden worden / daß in Bereitschafft gewesen 603550. Männer / [566] welche alle auffs wenigste ihr 20ste Jahr erreichet / ungeachtet der Leviten deren 22000. gewesen. Welche gantze Menge hernach in der Wüsten ist umbkommen / wegen deß Ungehorsams und der Undanckbarkeit / und nicht mehr davon als nur 2. nemblich Josua und Caleb in das gelobte Land kommen. Num. 1. und 3. Diese Musterung aber soll den ersten Mey geschehen seyn / wie Paulus Eberus vermeinet / oder nach den Hebräern am ersten Tage des andem Monats. 58 Diese Lustration mag villeicht der Satan jährlich verhönen / und in ebenmässige Zeit seine Randevo mit den Hexen auff dem Brockelsberge halten / und das Homagium verneuren. Was die Præsides betrifft / so sind solche zwar den vorigen Mosi und Aaroni sehr ungleich / oder vielmehr mit dem lieben GOtte nicht zu compariren / weil Christus und Belial nicht miteinander stallen. Was aber die Subditos oder Underthanen belanget / so wird es freylich mit ihnen wol leyder! so ergehen / daß sie mit den Gottlosen Israeliten alle werden umkommen. * * *
Biß hieher ist nunmehr auch nicht allein die letzterarität Calendarum Majanarum auff die Bahn gebracht / sondern auch erwehnet / umb was Ursachen der höllische Volant oder Meister Hemmerling den ersten Tag un Meyen seine Kurtzweile mit den Hexen treibe. Was dieses Dings τὸ ὃτι betrift / so redet davon zum Schlusse über alle vorige citirte Autores Christoph. Reicheld in Cal. Biblico:
[567]Walpurgis zeucht auß der arme Hauff
Creutzwochē hebt man die Gerichte auff etc.
Ingleichen auch Melchior Goldast im Rechtlichen Bedencken von Confiscat. der Hexengüter §. 21. p. 64. Wo er solches auch mit unter die Zauberwercke rechnet / wann an dem Meyabend die Auffrichtung der Meyen vorfället / darauß endlich pfleget dasHexische Hennberg- und Venus-berg-fahren erfolgen. Mercke was gedachter Goldast p. 66. annotiret: In c. non licet, 13. cas. 26. quæst. 7. Martin. Braccarens. in Collect Canon. cap. 74. Burchard. Wormat. l. 10. cap. 15. Ivon. Carnotens. in Decret. part. 11. cap. 42. Horum namque Canones de Kalendis Majis non autem Januariis, ut interpretes malè acceperunt, debent intelligi. Videatur Benardin de Bustis in Rosar. Sermon. prædicabil. part. 1. Serm. 16. lit. N. fol. 109. col. 1. in fin. De Superstitiosa Maji observatione adhuc apud Polonos durante, narrat Gagninus in Descript. Regum Pol. & ex eo Beyerlinck in Theatro vitæ human. Tom. 7. lib. 17. fol. 422. B.C. De Remuria seu Lemuria Majali apud Romanos festo, Ovid. lib. 5. Fastor. Biß hieher Goldastus. Und also haben wir nun auch das VII. Capitel absolviret / und weitläufftig und außfürlich gnug gehandelt von der Zeit /zu welcher und wann die Hexin ihre Blocksbergische Fahrt anzustellen pflegen.