[235] Weltlauf
Der Kälte zeih'st du mein Gemüth?
Nicht immer ist es kalt gewesen!
Wie fromm, wie tief es einst geglüht,
In meinen Liedern magst du's lesen.
Du nennst mich hart wie strenges Erz?
Daß Härte mir war stets nicht eigen
Mag dir die Runenschrift, vom Schmerz
In meine Brust gegraben, zeigen!
Und scheine ich dir jetzo kalt,
So magst du drob mit Jenen hadern,
Die grausam in Vampyrsgestalt
Das Blut gesaugt aus meinen Adern.
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Und bin ich hart, wie du es meinst,
Mag sich die Einsicht dir gesellen:
Dieß Herz trug tiefe Wunden einst
Und fühllos werden Narbenstellen. –
Mir aber zürne nicht, daß dein
Die Ernte jener bösen Saaten,
Und daß du, selber treu und rein,
Nun büßen mußt für Andrer Thaten.
Es ist der alte Lauf der Welt:
Ein Herz, das, fern hinausgetrieben,
An fremder Felsenbrust zerschellt,
Rächt sich an Jenen, die es lieben!