[149] 7.
Lied der Bauern

Erst waren wir nur Banden,
Die sich zusammenfanden
Im Wald und auf der Höh'.
Doch ändern sich die Lose!
Wir sind nunmehr die große
Katholische Armee!
Erst fehlt' es uns an Waffen!
Doch, wie die zu beschaffen,
Sich keiner lang besann.
Da mochte Ein's nur frommen:
Dem Feind sie abgenommen
Im Kampf Mann gegen Mann! –
Wenn draußen Schüsse knallen,
Wird in den Kirchen allen
Um Sieg für uns gefleht!
Es feiet uns're Leiber
Der Greise, Kinder, Weiber
Inbrünstiges Gebet!
Und Führer, ohne gleichen
In aller Herren Reichen,
Die wurden uns zu teil!
Wenn sie voran uns schreiten,
Zur Lust wird dann das Streiten,
Kein Weg dünkt uns zu steil!
Da steht in erster Reihe
Herr von Bonchamp! die Weihe
Des Ruhm's empfing er lang,
Als er, noch jung an Jahren,
Mit grimmig wilden Scharen
Im Morgenlande rang!
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Ungläub'gem Heidenvolke
War er die Wetterwolke,
Daraus der Blitzstrahl bricht!
Jetzt geht mit schlimmern Heiden,
Die selbst vom Heil sich scheiden,
Er strafend in's Gericht!
Ihm ist, der unsrem Kreise
Entsproß, der gute, weise
Cathelineau gesellt.
Als Bauernkind geboren,
Führt er, von Gott erkoren,
Jetzt Heere in das Feld!
Des Amt's weiß er zu walten!
Weiß jedem Treu' zu halten,
Der Schutz von ihm erhofft!
Mit seinem Leibe deckte,
Wenn unser Zorn sie schreckte,
Er die Gefang'nen oft! –
Wie Gold, erprobt im Feuer,
So wert ist uns, so teuer,
Lescure, der edle Graf!
Es schmerzet keine Wunde,
Hört man aus seinem Munde
Das Lob: »Ihr kämpftet brav!«
Sein Herz ist ohne Listen,
Das Herz des echten Christen,
Dem Furcht und Sünde fremd.
Scharf seines Degens Schneide!
Doch unter seinem Kleide
Trägt er ein här'nes Hemd. –
Wer aber ist's, daß Nähe
Den Sieg verbürgt, noch ehe
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Sein Arm ihn uns verlieh?
Wer ist's, für den das Leben
Wir alle freudig gäben?
Es ist Monsieur Henri!
Mit seinen blonden Haaren,
Mit seinen zwanzig Jahren,
Scheint er noch halb ein Kind.
Doch seht sein Antlitz glühen,
Seht seine Augen sprühen,
Wenn das Gefecht beginnt!
Kein Kind, ein Mann und Ritter,
Schlägt zürnend er in Splitter
Die finstre Höllenmacht!
Wer, der im Schlachtentosen
Ihn sah, hat nicht des großen
Sankt Michael gedacht?! –
Der Graf Montrey, an Treue
Und kühnem Mut ein Leue,
Der tapfre Herr d'Elbée,
Die Starken, die Gerechten,
Sind in des Unglücks Nächten
Die Sterne der Vendée!
Von manchen andern Helden
Wüßt' ich wohl noch zu melden,
Doch sei's für heut genug!
Schon formen sich die Reihen,
»Macht fertig!« hör' ich schreien, –
Nach Nantes geht unser Zug!
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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Paoli, Betty. Gedichte. Neueste Gedichte. Bilder aus der Vendée. 7. Lied der Bauern. 7. Lied der Bauern. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-688E-F