wie die brutlaufft mit freiden gehalten ward.

Luther.

Nvn, lieber murner, gůter frindt
Vnd dochterman meins lieben kind,
Ich wünsch dir glück vnd selikeit!
Got wöl euch behüten alle beid
Vor allem vnfal vnd vor leid!
Der behüt euch beid in allen sachen,
Das ir vil hübscher kinder machen
Vnd sehen euwere kinder furt
Lange zeit in die fierd geburt!
So du nun auch bist lutherisch worden
Vnd vnserm vnd eelichen orden,
Vnd wir die ee warlich nit hent
[250]
Noch halten für ein sacrament –
Dan sie von got kein zeichen hat
Vnß gegeben oder gnadt,
Vnd auch die heiden eelich sind,
Des gleich von anfang ich find,
Ja diser welt al menschen hant
Gebaret in eelichem stant;
[251]
Darumb im nüwen testament
Es nit mag sein ein sacrament –
Dörfft ir auch nit zů kirchen gon
Oder euch einweihen lon.
Got weicht ee lüt, der pfaff thůtz nit.
Bereiten hochzeit die damit,
Das wir zů disch mit freiden essen
Vnd alles vnsers leids vergessen.
Ich hab al pfaffen frawen geladen,
Die werden kumen vnß on schaden.
Darzů die pfaffen werden kumen,
Die da hon weiber genumen,
Her Andres auch von karlestat,
Der auch ein weib genumen hat.
Die halt im glauben, hör ich sagen,
Wie langer pfeffer döwt im magen,
Sie seh nöt vmbsich, vberzwerg;
Doch vff der schůl zů wittenberg,
Ob sie sehe ein studenten an,
Lieber vff dem marckt vmb gan
Dan den andern, was ligt dran?
Es ist dem leyen nit vergessen.
Ja würden sie auch mit vnß essen,
Als wir villeicht in auch hon thon,
So ist vnß erst bezalt der lon.
Auch alle beginen lad ich her,
Dan ir regel ist in zů schwer;
Al klosterfrawen auch damit,
Die in den klöstern bleiben nit
Vnd wöllen sich auch bucken lon,
Die lad ich al hieher zů ston,
Darzů mit aller geistlicheit,
Die von in werffen ires kleit.
Darumb, mein liebster dochterman,
Du würst ein grose wirtschafft han,
Koch nur gnůg, richt dapffer an.
[252] Murner.

Sein mir got wilkum her, ir frumen,
Al die mir zů eren sein kumen!
Sein noch ein mal got wilkum schon,
Das ir mich haben nit verlon
Vnd sein mir kumen zů den freiden!
Wir wöllen nit von hinnen scheiden,
Dan halten vor ein gůten můt,
Als man dan vff der hochzeit thůt.
Trincken dapffer, schencken ein!
Hie sol kein mangel sein an wein.
Kost vnd was man essen sol,
Ist vberfluß vnd alles vol.
Got seis gelobt, freuwt euch darab,
Das ich die stund erlebet hab,
Das wir nunnen / münch vnd pfaffen
Das fürtůch mögen vbergaffen;
Ich mein das selbig fürtůch schon,
Das alle ding macht vndergon
Vnd kans darzů wider vff richten,
Als verwurren wider richten.
Mir dorfftens vor nit sehen an,
Wie wol wir ietz selb spinnen dran.
Juh heya ho, wir münch vnd nunnen
Hon das fürtůch schon gewunnen
Vnd dörffen ietz auch weiber nemen,
Des wir vorhin vnß můsten schemen.
Jetz ists aber zů den eren,
Nun danck got meins schwehers leren,
Der dise sach hat gefangen an,
Das widerbracht vnß vff den plan,
Vnd wir eefrawen mögen han.
Der krufftloß babst Calixtas,
Der vnß beraubt vor mal das,
[253]
Hat vnß genumen grose freid,
Die gretlin vnder dem fürtůch treit.
Was nůtzt vnß die ful küscheit?
Vil besser ists zů bet bereit.
Nun eßt vnd trincken, lieben frindt,
Zů freiden hie des luthers kindt,
Zůn eren die der edlen kron!
Es můß als sampt mit freid zergon,
Ich wil euch hie kein mangel lon.
Eßt den pfeffer, er ist gůt;
Macht schmutzig finger! verdenblůt!
Es ist nit schlecht gewůrtz fůrwar,
Von calicuten kam sie har.
Luther.

Ach lieber sun, alle ding ston wol,
Wie das vff einer brutlaufft sol.
Es nimpt sie aber alle wunder
Von dem schwartzen pfeffer besunder,
Das er also ist verdeckt,
Vnd wissen nit, was dinen steckt.
Wan sie das beissen / hon im sin,
So hangt es in den zenen din,
Vnd mögens weder brechen, beissen,
Noch mit den zenen auch zerreissen.
Es ist doch weder fleisch noch krut;
Ich halt, es sei ein tüffels hut.
Es ist wol also zeh im mund,
Das niemans das zerküwen kund.
Sie hons, wie storcken, gschluckt hinab,
Das ich ein wunder hab darab.
[254] Murner.

Ha ha! habt ir versůcht die speiß,
Ein brüch verschluckt in mandelreiß?
So bin ich ietz gerochen wol,
Das ir vff disem grosen mol
Die selbig brůch gefressen hant,
Die ir mir doch in allem lant
Vff ein bůch hon trucken lon
Vnd zůn henden geben schon.
Der pfeffer sol mich rüwen nit,
Noch das gewürtz als sampt damit,
Das nur die brůch gefressen ist,
Dan sie ist billich zů gerist
Diser gemein vnd diser rot,
Die mit der brůch mich hon verspot.
Ich wüßt wol, ich würds nit vergessen,
Ir müsten brůch vnd bendel fressen.

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TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. wie die brutlaufft mit freiden gehalten ward. wie die brutlaufft mit freiden gehalten ward. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5CDB-F