[209] Ein lermen vff schlagen.

Hört, hort ietz iederman:
Wer mit dem luther wil daran,
Der greiff die sachen dapffer an
Vnd kum her in die ordnung stan.
Schlag vff, schlag vff mit beiden trumen,
Laß durch alle berg vnd deler brumen,
Vff das wir al zůsamen kumen,
[210]
Wir sein weg starck der gantzen welt.
Wem vnser buntschů nit gefelt,
Den wöllen wir mit gewalt bezwingen,
Biß wir in in den bunt her bringen.
Wir künnen doch nichtz daran verlieren,
Wan wir schon an ein stock verfieren,
Das es dem keiser nit wolt gefallen,
Den stetten vnd den fürsten allen.
So hon wir vffenthalt gnůg,
Zůsamen kumen gůten fůg,
Da vnß al keiser vnd al füsten
Nimerme angreiffen dürsten.
Wir wöllen wol daryn beharren,
Schlieff ieder in den grosen narren;
Wa er vor beruß kumen ist,
Da schlieff er wider yn mit list.
Die in dem bauch gesessen sind,
Die schlieffen wider drein geschwind,
Die andern schlieffen in die oren,
Die vor auch din gesessen woren.
Doch nem das keiner in den sin,
Das er zům hindern schlieff hinin,
Dan vnser karsthanß ghört dahin,
Der ist vor hin auch dyn gesessen.
Darnach lůgt, das ir nit vergessen,
Wer nit ein besundern sitz möcht han,
Der mag wol in den buntschů gan,
Der sitz enthalt wol iederman.
Den stiffel nem auch niemans ein,
Dan brůder stiflin gehört darein.
Vnser münchlin můß rum han,
Vff das es büchlin schreiben kan,
Buntschů büchlin / stiffel büchlin mit;
Darumb solt ir in irren nit.
Der nar ist wol so groß mit geferden,
[211]
Das wir al din verborgen werden,
Darin sůcht vnß kein mensch vff erden.
Es nimpt noch tusent menschen wunder,
Vorab die weisen al besunder,
Das man ein solch groß vffrůr macht,
Damit die oberkeit veracht,
Keiser / fürsten / babst verlacht.
Sie wöllen ein concilium han
Vnd hon kein blatz zů zögen an,
Berieffen dannocht iederman
Vnd wissen selber nit wa hin,
Wa mittel / end / wa vß / wa in.
Sie rieffen aller welt zůsamen
Vnd gen der legerstat kein namen;
Vnd hon nit me dan ein gůt schloß:
Das ist der liebe nar so groß,
Vnd hon sunst weder stock noch huß,
Das sie behülffen sich daruß,
Mit trumen alle welt berieffen,
In den grosen narren zů schlieffen;
Ich förcht, sie werden sich verdieffen.
Sie raten münchen vnd den nunnen
Also dorecht vnbesunnen,
Vß den klöstern zůlauffen gar,
Vnd sagen nit wa hin, wa har.
Wan sie dan vß den klöstern kumen,
Bewegt vß den lutherischen trumen,
Vnd fragen nach dem grosen hauffen,
Dem sie erweckt zů wöllen lauffen:
So lauffen sie al vberzwerg,
Biß das sie kumen gen wittenberg
Zů irem hauptman, der da stot.
Hon sie gelt, so gibt er brot
Vnd sitzt der wirt da vor dem huß;
Hon sie nit gelt, so treibt er sie vß.
[212]
So kumen sie dan heim vnd weinen
Mit den schwachen, mieden beinen
Vnd sagen, wie sie sein betrogen,
Es sei ein dant vnd als erlogen,
Was man von dem luther seit,
Von seiner ler vnd geistlicheit,
Er trag ein guldin kragen hembd,
Vnd wie er auch tag vnd nacht schlempt,
Seins ordens halt auch kein statuten,
Kün zwicken baß vff seiner luten,
Darzů ein tenor darin singen
Gar schon in ewangelischen dingen.
Noch lassen sie die trumen schlagen,
Mit luter stim dem babst zůsagen,
Das er den bebstenlichen stant,
Den die tüffel erdichtet hant,
Schnel vnd ylens sol verlon
Vnd auch zů in in narren ston,
Zertretten sein dreifaltig kron.
Des gleich die münch vnd auch die pfaffen,
Die sollen wercken vnd auch schaffen,
Verlassen priesterschafft vnd ampt;
Des gleich die bischöff allesampt;
Vnd reitzen darzů alle gemein,
Das sie der herren achten kein.
Sie wöln machen reformation,
Die ewig mög in werden ston;
Dan was in fünfftzehen hundert ioren
Ie gesatz gemachet woren,
Das hon gethon die narren, doren.
Sie wissen ietz den rechten brant,
Wie man regieren sol die lant
Vnd den cristenlichen stant.
Sie wissen ietz die rechten griff,
Wa ieder sitz im narrenschiff
[213]
Vnd die rechten strassen find,
Ob schon einer wer blind,
Das er es dannocht het am griff,
Wa ieder in den narren schliff.

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Rechtsinhaber*in
TextGrid

Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Murner, Thomas. Satirische Dichtung. Von dem großen lutherischen Narren. Ein lermen vff schlagen. Ein lermen vff schlagen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-5CB6-1