137. Die teure Zeit.

An der neuen Chaussee von Eutin nach Oldenburg, dreiviertel Meilen von ersterer Stadt, an einem hügeligen Orte liegt eine kesselförmige Vertiefung, deren Wasser der Abfluß fehlt. Sie heißt die teure Zeit. Denn für den Kornhandel sagt sie ganz untrüglich die Preise vorher. Vor vierzig Jahren kamen am Maitagmorgen die Hamburger Kornkaufleute noch da zusammen und sahen nach, wie es stand. War viel Wasser darin, gab es hohe Preise; war aber nur wenig oder fallendes da, dagegen niedrige.

Auch in einem Gehölz bei Preetz ist eine Grube, aus der man für den Sommer prophezeit: viel Wasser im Frühjahr macht ihn trocken, wenig Wasser naß. Eine eben solche Grube findet man im Gute Gaarz im Lande Oldenburg.

Durch Herrn Bruhns in Eutin. Die »teure Zeit« liegt bei Stendorf. – Solche Quellen heißen sonst in Deutschland Hungerbrunnen. Vgl. Bechstein, Fränkische Sagen S. 174. 265. Grimm, Deutsche Sagen Nr. 104. Thiele, Danm. Folkes. II, 14.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Zweites Buch. 137. Die teure Zeit. 137. Die teure Zeit. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4B99-0