213. Der Frauenschuh im Stein.

Im Dingholze, ungefähr in der Mitte zwischen Flensburg und Kappeln, liegt an der Seite des Weges ein Stein, in dem die Form eines Frauenschuhs [147] abgedrückt ist, wie diese nämlich in alter Zeit getragen wurden, lang und spitz, mit hohem Absatz. Man erzählt davon dieses:

Auf einęm adligen Gute im östlichen Angeln sollte ein Leibeigener eines Vergehens wegen hart bestraft werden. Seine Frau bat die Herrschaft um Schonung oder um Milderung der Strafe, doch lange umsonst. Endlich aber sagte der Herr, ihr Mann solle frei werden, wenn sie noch vor Sonnenuntergang die Hälfte des Weges zwischen Flensburg und Kappeln abmessen und bezeichnen könnte. Das schien unmöglich, doch die arme Frau machte sich rüstig ans Werk und eilte auf Flensburg zu. Aber schon im Dingholze setzte sie sich ermüdet nieder, um auszuruhen, und als sie wieder aufstehen wollte, saß ihr Schuh in dem Steine, der da an der Stelle lag, fest. Da aber ahnte sie, hier müsse die Hälfte des Weges sein. Und das war ganz genau richtig. So aber hatte sie ihren Mann gerettet.

Durch Herrn Landmesser Nissen in Löstrup. Vgl. Nr. 252.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Müllenhoff, Karl. Märchen und Sagen. Sagen, Märchen und Lieder. Zweites Buch. 213. Der Frauenschuh im Stein. 213. Der Frauenschuh im Stein. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-4930-C