[15] Das Königskind

Ich ging an träumenden Teichen
vorüber in mondiger Nacht;
in den flüsternden Kronen der Eichen
spielten die Winde so sacht ...
Da umspann mich der Zauber der Stunde,
daß ich hemmte den einsamen Gang –
nur die Nixen sangen im Grunde,
tief im Grunde,
ihren leisen, dunklen Gesang.
Ihr Antlitz tauchten die Sterne
ins schauernde Wellenmeer,
aus duftverschleierter Ferne
grüßten die Berge her.
Kein Laut in schweigender Runde –
keines Vögleins verspäteter Klang –
nur die Nixen sangen im Grunde,
tief im Grunde,
ihren leisen, dunklen Gesang.
Da war mir, es käme gezogen
ein Nachen im leichten Wind
und trüge über die Wogen
ein strahlendes Königskind ...
Und ich rief mit bittendem Munde –
doch keine Antwort klang –
[16]
nur die Nixen sangen im Grunde,
tief im Grunde,
ihren leisen, dunklen Gesang.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Gedichte. Ich und die Welt. Das Königskind. Das Königskind. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3E85-1