[92] 4.

Und da ich nun so frei wie nur ein Mensch,
von Schönheit übervoll und hell an Geist,
so weiß ich nicht, was ich nicht zwingen sollte
in meiner Kunst gefügig Alphabet.
Frei, frei! du schönstes Wort der neuen Welt,
Paß aller Unersättlichen und Glück!
Wer ermaß schon deinen Wert?
Höher, heitrer wölbst du des Helden Stirn,
stolzer stößt ihm das Herz,
wuchtiger wirken die Lungen ihm,
und seine Schritte
tragen geflügelt ihn über die Erde.
Keines Gottes rächender Blitz
schreckt,
wer selber von Flammen ein Schoß.
Lächelnd löst er den Blitz
seiner Hand –:
Mein ist er, war er von je!
Ich gab ihn dir,
ihm dich,
dich mir! ...
Frei! ruf ich, frei! ...
Und sieh, kein Echo wirft den Ruf zurück –
ins Grenzenlose warf ich ihn.
[93]
Fliege, mein Adler, schieße, mein Stern!
Und erst die Stunde, die mein Auge bricht,
wird dich den Kopf zerschelln und enden sehn –
am Echoschild des Tods.

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). Morgenstern, Christian. Gedichte. Ich und die Welt. Ein fünfzehnter Oktober. 4. [Und da ich nun so frei wie nur ein Mensch]. 4. [Und da ich nun so frei wie nur ein Mensch]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3DA3-9