Hinauf – hinab

Hinauf zu dir will ich nur immer denken,
Hinauf zu dir, der ewig mein gedenkt.
Zu dir, will meinen Flügelschlag ich lenken,
Zu dir, der all mein Sehnen zu sich lenkt.
Es sind nicht stolze Höhen zu ersteigen
Es ist kein Flug, wie der Phantast ihn liebt,
Und doch gilt es, das Höchste zu erreichen,
Was es auf Erden für den Himmel giebt.
Hinab in mich will ich nur immer denken,
Wo es so falsch, so irrig für mich denkt.
In mich hinab will meine Kraft ich senken,
Der andern nach, die sich dorthin gesenkt.
Es sind nicht graus'ge Tiefen zu ergründen,
So weit hinab wie vorher himmelan,
Und dennoch ist der Abgrund unsrer Sünden
Das grausig Tiefste, was es geben kann.
[38]
Hinauf, hinab will ich nur immer denken,
So wie man dort ja meiner stets gedenkt;
Dann werd ich mir das Allerhöchste schenken,
Nachdem ich mir das Tiefste, mich, geschenkt.
Es ist nicht schwerer Rätsel Sinn zu lösen;
Es stürzt kein Himmel, keine Erde ein;
Nur möchte ich mich reinigen vom Bösen
Und gern ein Mensch nach Gottes Willen sein.
[39]

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Zitationsvorschlag für dieses Objekt
TextGrid Repository (2012). May, Karl. Gedichte. Himmelsgedanken. Hinauf - hinab. Hinauf - hinab. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0004-3127-E